E-Book, Deutsch, 720 Seiten
Schädler / Kool / Lüthi Assessments in der Rehabilitation
aktualisierte und ergänzte Auflage 2021
ISBN: 978-3-456-75889-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Band 1: Neurologie. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
E-Book, Deutsch, 720 Seiten
ISBN: 978-3-456-75889-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Nach Band 2 (Bewegungsapparat) im vergangenen Jahr, ist nun auch der Band 1 (Neurologie) der Autorengruppe neu aufgelegt und macht die Serie der "Assessments in der Rehabilitation" wieder komplett. Die neue Auflage ist überarbeitet und mit acht neuen Assessments wie DEMMI oder der Mini-BESTest ergänzt. Gleich geblieben ist der Ansatz der Autoren, ausgewählte Assessments der Neurologie anhand wissenschaftlicher Kriterien zu beurteilen und zu beschreiben, ergänzt durch Empfehlungen zur Verwendung in den Bereichen Diagnose, Prognose und Behandlungsergebnis. Mit diesem Wissen im Rücken wählen die Physiotherapeuten für den jeweiligen Zweck die richtigen Assessments aus. Die Testergebnisse der Assessments erfassen die Behandlungsziele der Rehabilitation: den betroffenen Menschen eine bestmögliche Selbstständigkeit und Funktionsfähigkeit zu ermöglichen, im Dienste der sozialen Teilhabe. Inhalt und Einteilung des Buches richten sich auf die Praxis aus. Die Tests sind so beschrieben, dass der Leser sie sofort anwenden kann. Fragebögen sind möglichst in der deutschen validierten Form wiedergegeben. Die CD enthält die Manuale sowie die Erfassungsformulare und Fragebogen, die für den Einsatz in der täglichen Praxis direkt ausgedruckt werden können. Einige Assessments sind neu auf der CD als Instruktionsvideos zu finden.
Zielgruppe
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und alle Mitarbeitenden in den Gesundheitsberufen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Physiotherapie, Physikalische Therapie Ergotherapie, Kreativtherapie (z. B. Kunst, Musik, Theater)
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Physiotherapie, Physikalische Therapie Rehabilitation
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Logopädie, Sprech- & Sprachstörungen & Therapie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Logopädie, Sprachstörungen, Stimmtherapie
Weitere Infos & Material
|29|Bewusstseinszustand: Glasgow Coma Scale (GCS)
ICF-Klassifikation Körperfunktionen Bewusstsein b1100 Bewusstseinszustand Die ICF definiert die „Funktionen des Bewusstseins“ als allgemeine mentale Funktionen, die die bewusste Wahrnehmung und Wachheit, einschliesslich Klarheit und Kontinuität des Wachheitszustandes betreffen. Die GCS prüft zur Beurteilung des Bewusstseins die Schmerzempfindung (b280), Funktionen der motorischen Reflexe ausgelöst durch spezifische Stimuli (b750) und Funktionen der Kontrolle von Willkürbewegungen (b760) als Reaktion auf verbale Aufforderung (d310, Kommunizieren als Empfänger gesprochener Mitteilungen). Auch beobachtet werden die zeitliche und örtliche Orientierung (b114) und die verbalen Äusserungen (d330). Hintergrund
Die Glasgow Coma Scale (GCS) ist eine einfache Skala zur Einschätzung einer Bewusstseinsstörung. Diese weit verbreitete Skala zur Beschreibung der Bewusstseinslage resp. der Kommunikationsfähigkeit bei einer Bewusstseinsstörung nach einer Hirnverletzung wurde in Glasgow, Schottland, in den 70er-Jahren entwickelt (Teasdale et al., 1974). Heute wird die GCS auch bei Komata anderer Genese eingesetzt. Die Anwendungsbereiche erstrecken sich von der Notfall- und Intensivmedizin bis hin zur neurologischen Rehabilitation. Es werden dabei die Bereiche Augenöffnung, verbale Reaktion auf eine Ansprache und die motorischen Reaktionen getestet, wobei 15 die maximale und 3 die minimale zu erreichende Punktzahl ist. Parallel dazu werden meistens auch noch die Pupillen geprüft. Frühphase Praktikabilität
Patientengruppe Schwer hirnverletzte, komatöse und wachkomatöse Patienten |30|Zeitaufwand 1 Minute Kosten Keine Ausbildung ½ Stunde Praktische Durchführung Die drei Bereiche werden einzeln mit den jeweiligen Reizen getestet. Augenöffnung (max. 4 Punkte): Durch Ansprechen resp. durch Setzen eines Schmerzreizes (durch Klemmen der Haut) wird das Augenöffnen geprüft. Motorische Antwort (max. 6 Punkte): Der Patient wird verbal resp. durch Setzen eines Schmerzreizes aufgefordert, eine Bewegung durchzuführen. Verbale Reaktion (max. 5 Punkte): Hier wird die bestmögliche verbale Kommunikation erfasst. Format Funktionelle Leistung Skalierung Ordinalskalierung je nach Bereich 1 bis 4 resp. 6 Punkte Maximal 15 Punkte, minimal 3 Punkte. 13–15 Punkte: leichtes Schädel-Hirn-Trauma 9–12 Punkte: mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma 3–8 Punkte: schweres Schädel-Hirn-Trauma Subskalen Keine Reliabilität (Zuverlässigkeit)
Teasdale et al. (1974) untersuchten in der Originalstudie die Reliabilität mittels einer dreistufigen Untersuchung bei Hirnverletzten, wobei die verschiedenen Disziplinen resp. die verschiedenen teilnehmenden Kliniken miteinander verglichen wurden. Das Resultat fiel schlecht aus, wobei die Population mit 12 Patienten sehr klein war. Bei einer Untersuchung von Stanczak et al. (1984) wurde die Test-Retest-Reliabilität der GCS und der Comprehensive Level of Consciousness Scale (CLOCS) bei neurochirurgischen Patienten verglichen, wobei die GCS (r = 0.85) leicht schlechter als die CLOCS (r = 0.89) abschnitt. Eine Untersuchung der Intertester-Reliabilität mit neurologischen Patienten in den USA, getestet durch das Pflegepersonal, zeigte sehr gute Werte (Juarez et al., 1995). Bei der Untersuchung der Intertester-Reliabilität bei Notfall-Ärzten bei 116 Patienten einer Notfallstation resultierte nur eine moderate Übereinstimmung (Spearmans Rho = 0.864, Spearmans Rho2 = 75?%), wobei vor allem die verbale Reaktion die grössten Probleme bereitete (Gill et al., 2004). Ebenfalls wurde die Intratester-Reliabilität mit 39 Patienten nach einer Vergiftung getestet und als sehr gut befunden (Heard et al., 2004). Eine Gruppe von Hirnverletzten wurde bei der Studie von Ingersoll et al. (1987) untersucht. Die Resultate der drei Bereiche schlossen alle gut ab, wobei der Bereich „Verbale Reaktion“ die geringste Übereinstimmung brachte. Neuere Untersuchungen auf einer Notfallstation in Australien beurteilen die Intertester-Reliabilität deutlich skeptischer (Kevric et al., 2011). Im Vergleich zur „Full Outline of Unresponsiveness (FOR) Scale“ schnitt die GCS schlechter ab (FOR: Kappa = 0.76, p 0.01, GCS: Kappa = 0.59, p 0.01). Validität (Gültigkeit)
Schon 1974 bis 1979 untersuchten Teasdale et al. (1979) die Validität mehrfach. Die Kriterienvalidität wurde hauptsächlich mit dem Outcome „überlebend – tot“ oder der Glasgow Outcome Scale GOS Kategorie 1 und 2 |31|untersucht, was ungenügend ist, da zuerst noch die psychometrischen Gütekriterien der GOS kritisch untersucht werden müssten. Konkurrente Validität Zur Testung der konkurrenten Validität des Clinical Neurologic Assessment CNA wurde die GCS als Standard benutzt und eine hohe Übereinstimmung festgestellt (Crosby et al., 1989). Kritischer stehen Segatore et al. (1992) zur GCS. Sie beschreiben, dass für die Einschätzung des Bewussteinszustandes heute mehrere Instrumente zur Verfügung stehen und raten dazu, ein anderes und besser validiertes Instrument als die GCS in der Klinik und in der Forschung anzuwenden. Prädiktive Validität Entsprechend den Literatur-Recherchen von Prasad (1996) ist die prädiktive Validität der GCS noch nicht genügend gut untersucht worden, damit sie in der Praxis zuverlässig eingesetzt werden kann. Dies bestätigten Waxman et al. (1991). Sacco et al. (1990) beschrieben, dass die Werte der GCS bei Ereigniseintritt von nicht-traumatischen Patienten ein reliabler Prediktor für den Zustand nach 2 Wochen sei. Der prognostische Wert der GCS für das Outcome nach Schädel-Hirn-Trauma ist jedoch noch immer nicht eindeutig geklärt (Heim et al., 2004). Nach wie vor problematisch ist die Beurteilung eines sedierten, relaxierten und/oder intubierten Patienten. Es fehlt „ein Konsensus für die in...