Schenk | Wegbereiter der Emanzipation? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 39, 757 Seiten, Gewicht: 1 g

Reihe: Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte

Schenk Wegbereiter der Emanzipation?

Studien zur Judenpolitik des "Aufgeklärten Absolutismus" in Preußen (1763 - 1812).
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-428-53090-8
Verlag: Duncker & Humblot
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Studien zur Judenpolitik des "Aufgeklärten Absolutismus" in Preußen (1763 - 1812).

E-Book, Deutsch, Band 39, 757 Seiten, Gewicht: 1 g

Reihe: Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte

ISBN: 978-3-428-53090-8
Verlag: Duncker & Humblot
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehrten sich die Anzeichen für einen grundlegenden Wandel im Verhältnis zwischen christlicher Mehrheitsgesellschaft und jüdischer Minderheit. Diese vielbeachtete Entwicklung verdichtete sich in der preußischen Hauptstadt Berlin im Kreis um den jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn und den Beamten Christian Wilhelm von Dohm.

Zu gleicher Zeit jedoch strebte der von antijüdischen Ressentiments beherrschte preußische König Friedrich II. eine Reduzierung der Judenschaft auf wenige, möglichst finanzkräftige Familien an. Welche sozialen und demographischen Wirkungen diese über Jahrzehnte hinweg betriebene Politik auf die davon betroffenen Juden zwischen Kleve und Königsberg entfaltete, untersucht Tobias Schenk in der vorliegenden Studie erstmals auf breiter empirischer Grundlage.

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Inhaltsübersicht: A. Einleitung - B. Zur brandenburgisch-preußischen Judenpolitik von 1671 bis 1740 - C. Zur Judenpolitik Friedrichs des Großen von 1740 bis 1763 - D. Die zweiten Kinder und ihr jährlicher Manufakturwarenexport von 1763 bis um 1800 - E. Die Templiner Strumpf- und Mützenmanufaktur. Teil 1 (1765 - 1786) - F. Zur Porzellanherstellung in Preußen und ihren Problemen - G. Der Porcellaineexportationszwang, Teil 1 (1769 - 1779) - H. Der Porcellaineexportationszwang, Teil 2 (1779 - 1786) - I. Ein neuer König in Preußen. Friedrich Wilhelm II. und die gescheiterte Reform des Judenwesens - J. Aufhebung und Nachleben des Porcellaineexportationszwangs - K. Die Templiner Strumpf- und Mützenmanufaktur. Teil 2 (1786 - 1812) - L. Fazit - M. Anhang - Personen-, Orts- und Sachregister


J. Aufhebung und Nachleben des Porcellaineexportationszwangs (S. 514-515)

I. Eine „verhältnismäßigere“ Einrichtung des Exportzwangs? Friedrich Wilhelm II. und das Judenporzellan bis zum Frühjahr 1787

Angesichts der jahrzehntelangen Bemühungen Friedrichs des Großen um das Gedeihen seiner Porzellanmanufaktur spricht aus dem Nachruf Grieningers sicher mehr als eine hagiographische P?ichtübung: Welch höchst betrübter Tag! Schon seit vielen Monaten waren alle Einwohner der Königlich-Preuß.en Staaten zwischen beständiger Furcht und Hofnung über das nicht hoch genug zu schätzende theuerste Leben ihres allgeliebtesten höchst gefährlich krank darnieder liegenden Monarchen, und heute Vormittag zwischen 7. und 8. Uhr kam von Potsdam die höchst trauerige Nachricht nach Berlin von seinem auf die schmertzhafteste Krankheit an diesem Morgen gegen 3. Uhr erfolgtem Tode.

Mein Gott! Welche düstere Stille! Ueberall nichts als Seufzer und Thränen. Und welcher Anblik! So viele unter den Waffen grau gewordene tapfere Krieger ihren geliebtesten Friederich, unter dessen Befehlen sie so oft gesieget haben, beweinen sehen. Niemals ist wohl ein König von seinem Heere und von seinem Volke so wehmütig beklaget und betrauert worden. Er war ia auch der Einzige.

Wie es nun mit der Manufaktur weitergehen sollte, war dabei nicht nur eine Frage, die Grieninger beschäftigt haben dürfte. Für zahlreiche preußische Juden war der Name „KPM“ insbesondere in den Jahren nach 1779 nahezu gleichbedeutend mit der wohl verheerendsten Sonderabgabe, unter der sie zu leiden hatten. Ende 1787, gut ein Jahr nach Friedrichs Tod, als die Kommission zur Reform des Judenwesens ihre mit großen Hoffnungen erwartete Arbeit aufnahm, näherten sich die Verhandlungen zur Aufhebung des Exportzwangs bereits ihrem Abschluß. Daraus jedoch zu schließen, diese Aufhebung sei problemlos verlaufen, wie es in der Literatur meist geschieht, ist unzulässig.

Denn tatsächlich deutete nach dem Thronwechsel zunächst kaum etwas darauf hin, daß sich am bisherigen Verfahren grundsätzlich etwas ändern würde. Vielmehr verteidigte die aus Grieninger und Klipfel bestehende KPM-Direktion das offenbar liebgewonnene Privileg mit Zähnen und Klauen und war eifrig darum bemüht, auch den neuen Monarchen von der Notwendigkeit einer kompromißlosen Fortführung des Exportzwangs zu überzeugen. Nachdem Klipfel von FriedrichWilhelm II. mündlich den Befehl erhalten hatte, eine schriftliche Ausarbeitung seiner Vorschläge zur künftigen Absatzsteigerung einzureichen, schlug er in seinem Gutachten vom 5. September 1786 unter anderem die Gründung neuer Verkaufsniederlassungen in St. Petersburg, Riga, Mitau, Libau, Lübeck, Bremen, den Haag, Amsterdam, Genua und Frankfurt am Main vor.


Die größten Hoffnungen setzte Klipfel jedoch weiterhin auf Zwangsmaßnahmen gegenüber der Lotteriegesellschaft und insbesondere der Judenschaft, indem diese „ernstlich angehalten“ werden müßte, die immer noch auf 78.865 Rt. bezifferten Rückstände aus der Zeit vor 1779 „ohne längern Aufschub“ zu berichtigen.2 Doch offenbar hegte der neue König vor dem Hintergrund der seit Jahren andauernden Bemühungen zur Eintreibung dieser Rückstände Zweifel daran, ob diese in der von Klipfel vorgeschlagenen Größenordnung überhaupt noch realistisch sei.


Tobias Schenk studierte Neuere und Neueste Geschichte, Mittlere Geschichte und Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und promovierte mit einer Studie über friderizianische Judenpolitik. 2006/07 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission für Westfalen tätig und absolvierte anschließend ein zweijähriges Referendariat im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Seit 2009 arbeitet er für die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen an der Erschließung der Akten des kaiserlichen Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien.



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