Schipper | Geschichte Israels in der Antike | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2887, 130 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Schipper Geschichte Israels in der Antike


2. Auflage 2023
ISBN: 978-3-406-78956-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2887, 130 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-78956-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
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Ob Mose, David, Salomo oder das Babylonische Exil – die Geschichte Israels stellt sich heute völlig anders dar als noch vor einigen Jahren. Bernd U. Schipper rekonstruiert auf der Grundlage von außerbiblischen Quellen und archäologischen Funden die Geschichte des antiken Israel neu. So geraten Städte, Ereignisse, Tempel und Kulte Israels in den Blick, von denen die Bibel nichts weiß. Ein «Muss» für alle, die sich auf dem neuesten Forschungsstand über die Geschichte hinter den biblischen Geschichten informieren wollen.

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Einleitung
In kaum einem anderen Gebiet der Erforschung des Alten Orients hat es in den letzten zwanzig Jahren so einschneidende Veränderungen gegeben wie in der Geschichte Israels. Glaubte man früher, dem biblischen Bild weitgehend folgen zu können, so besteht mittlerweile kein Zweifel mehr daran, dass die Bücher des Alten Testaments nur einen Ausschnitt der historischen Abläufe bieten – und an vielen Stellen noch nicht einmal das. Es sind theologische Texte, die unter Verweis auf die Vergangenheit die Gegenwart erklären und für die Zukunft Orientierung geben wollen. Es ist ein Kuriosum der Forschungsgeschichte, dass ausgerechnet jene Forscher zu dieser Erkenntnis beigetragen haben, die eigentlich die historische Wahrheit der Bibel beweisen wollten. Von den Anfängen der archäologischen Erforschung des antiken Israel im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart waren es oftmals strenggläubige Gelehrte, die mit der Bibel unter dem Arm Ausgrabungen durchführten – nur um dann ernüchtert festzustellen, dass das, was die Archäologie zutage förderte, dem biblischen Bild wenig bis gar nicht entsprach. In der hier vorgelegten Darstellung geht es weder um den Glauben von Wissenschaftlern noch um die politische Dimension der Archäologie Palästinas/Israels. Vielmehr steht eine kritische Rekonstruktion der Geschichte des antiken Israel im Mittelpunkt, wie sie sich anhand außerbiblischer und biblischer Quellen erschließen lässt. So will dieses Buch Grundlinien entfalten, die durch das Dickicht von Funden, Texten und Objekten führen können. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet in den einzelnen Kapiteln kurze Hinweise auf altorientalische Textsammlungen wie das Historische Textbuch zum Alten Testament (HTAT) und am Ende des Buches weiterführende Literatur. Antikes und biblisches Israel
Jede Darstellung der Geschichte Israels beginnt mit einer grundlegenden Unterscheidung. Die Geschichte, die das Alte Testament erzählt, entspricht oftmals nicht dem, was sich anhand von Archäologie und außerbiblischen Texten rekonstruieren lässt. Wer sich einmal mit der Literatur des Alten Orients befasst hat, den verwundert dies nicht. Altorientalische Königsinschriften enthalten eine politische Theologie, die «Geschichte» unter einem bestimmten Blickwinkel erzählt. Bestes Beispiel dafür ist die berühmte Schlacht bei Qadesch im Jahr 1274 zwischen Ramses II. und dem Hethiterkönig Muwatalli II. Wer die ägyptischen Texte über die militärische Auseinandersetzung rund 25 Kilometer südwestlich des heutigen Homs (Syrien) liest, der bekommt das Bild eines glänzenden Sieges vermittelt (HTAT 78). Der Pharao höchstpersönlich hat die Feinde in die Flucht geschlagen. Die hethitischen Quellen zeichnen jedoch ein völlig anderes Bild. Nicht Ramses II. hat gewonnen, sondern Muwatalli II. Der Grund für die unterschiedliche Darstellung liegt nicht etwa in einer bewussten Geschichtsfälschung, sondern im altorientalischen Weltbild: Der König war der Garant der Ordnung (in Ägypten: Ma?at) und hat von der Gottheit die Insignien der Macht erhalten, um den Bestand der Welt zu sichern. Täte er es nicht, würde die Welt im Chaos versinken. In einer ägyptischen Darstellung muss der Pharao als Sieger aus der Schlacht hervorgehen, weil die Feinde als Repräsentanten des Chaos galten. Auch wenn sich die alttestamentlichen Texte in manchem von der altorientalischen Literatur unterscheiden, gibt es doch eine grundlegende Gemeinsamkeit. Es handelt sich um religiöse Literatur, die auf eine Ebene jenseits der politischen Ereignisse abzielt. Da der Wert der Bibel als historische Quelle begrenzt ist, wird in dieser Darstellung nur auf ausgewählte alttestamentliche Texte Bezug genommen. Dazu gehören die «Tagebücher» der Könige Israels und Judas, auf die in den Königebüchern regelmäßig verwiesen wird (1. Könige 14,19 bis 2. Könige 24,5). Aus dem Alten Orient ist bekannt, dass es am Königshof Annalen gab. Der ägyptischen Erzählung des Wenamun (11./10. Jh.) zufolge verfügte der Stadtkönig von Byblos über «Tagebücher seiner Väter», in denen etwa Geldzahlungen für Handelsware verzeichnet waren (HTAT 100, Z. 2,8f). Das Beispiel belegt die Existenz von Annalen mit historisch-archivarischem Interesse, allerdings wurden bislang keine direkten altorientalischen Parallelen für die alttestamentlichen Annalennotizen gefunden. Die babylonische Chronik aus dem 7. und 6. Jahrhundert nennt Regierungsdaten und wichtige Ereignisse, macht aber keine Angaben über das Alter des Königs bei Regierungsantritt und die Länge seiner Regierungszeit. In der Folge wird auf den Kern der Annalennotizen, die Abfolge der Könige Israels und Judas, Bezug genommen, von weiteren Schlussfolgerungen jedoch abgesehen. Denn die Annalennotizen bieten an manchen Stellen einen politisch-theologischen Blickwinkel, der nicht weit von der «deuteronomistischen» Geschichtsschreibung entfernt ist (S. 11) – streng auf Juda ausgerichtet und mit einem klaren Fokus auf Jerusalem (1. Könige 14,25–?27). Das Land und der Raum
Die Geschichte des antiken Israel erschließt sich vor dem Hintergrund der geographischen Verhältnisse. Das Land der Bibel, «Palästina/Israel», war ein Teil der südlichen Levante. Es umfasste ein Gebiet, das im Süden am Roten Meer beginnt, über das Tote Meer nach Norden verläuft und gut 45 Kilometer oberhalb des Sees Genezareth endet (Karte 1). Mit «Palästina» bzw. «palästinisch» wird eine antike Begrifflichkeit aufgenommen und keine moderne. Bei Herodot (Hist. I, 05) bezeichnet Palästina (von aramäisch pelišta?in) das Siedlungsgebiet der Philister. Im Jahr 135 n. Chr. ist «Palästina» als Bezeichnung der römischen Provinz syria palaestina belegt. Palästina/Israel war kein großes Land. Von Dan an der Nordgrenze Israels bis nach Jerusalem waren es nur rund 168 Kilometer, vom philistäischen Aschdod an der Mittelmeerküste nach Jerusalem rund 60 Kilometer und vom Südende des Sees Genezareth bis zum Toten Meer gerade mal 105 Kilometer. Bedenkt man, dass die durchschnittliche Tagesleistung eines Menschen in biblischer Zeit bei rund 30 Kilometern lag, dauerte die Reise von Jafo nach Bethlehem etwas mehr als zwei Tage. Man konnte das Land in recht kurzer Zeit bereisen. Palästina/Israel ist ein Land mit sehr unterschiedlichen Gesichtern: von der Wüste im Süden über das kleinräumige Bergland, in dem in jedem Tal eine eigene Welt liegt, bis hin zur fruchtbaren Jesreel-Ebene. Das Kernland der Bibel, Juda, in späterer Zeit auch Jehud oder Judäa genannt, war von den wichtigen Handelswegen und -zonen abgeschnitten. Es besaß keinen Zugang zum Meer; auf der Westseite lagen die Hügelketten der Schefela, und auf der Ostseite fiel das Land zur Wüste Juda ab (Karte 1). Im Norden lag das ephraimitisch-samarische Bergland, das ab der Spätbronzezeit eine eigene politische Einheit bildete. Hinzu kam der Bereich, dem in besonderem Maße die Aufmerksamkeit der altorientalischen Großreiche galt: die Küstenebene mit den philistäischen Städten im Süden und den phönizischen im Norden sowie dem wichtigen handelspolitischen Zentrum Megiddo am südwestlichen Rand der Jesreel-Ebene. Es ist geradezu eine Gesetzmäßigkeit der Geschichte Israels, dass die Könige von Samaria und Jerusalem nur dann von den Herrschern der altorientalischen Großreiche wahrgenommen wurden, wenn sie in geopolitisch wichtiges Gebiet vorstießen oder sich an politischen Koalitionen gegen die jeweilige Hegemonialmacht beteiligten. Diese zeigt sich bereits im 14. Jahrhundert bei dem Herrscher des spätbronzezeitlichen Stadtstaates Sichem und lässt sich bis ins 2. Jahrhundert verfolgen. Für die ägyptischen Pharaonen, die neuassyrischen und babylonischen Könige oder die ptolemäischen und seleukidischen Herrscher war das eigentliche Kernland Israels und Judas, das samarische und judäische Bergland, von geringer Bedeutung. Das Interesse der altorientalischen Großreiche galt der Kontrolle der Handelswege und der geopolitisch wichtigen Küstenebene. Geschichten und Geschichte
Ob in den Königebüchern, bei Esra und Nehemia oder in den Büchern der Chronik – das Alte Testament bietet höchst unterschiedliche Geschichtsentwürfe. In diesen geht es nicht darum, etwas «Wahres» oder «historisch Zuverlässiges» über die...


Bernd U. Schipper, Ägyptologe und Theologe, ist Professor für Altes Testament mit dem Schwerpunkt "Geschichte Israels in der altorientalischen Welt" an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war Gastprofessor an der Harvard University und wurde mit dem Advanced Grant des European Research Council, dem höchsten europäischen Forschungspreis, ausgezeichnet.



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