E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Reihe: Band 2
Schmid Die List des Arminius
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-89950-731-7
Verlag: edition fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der überlebende Legionär Gaius Flaminius berichtet. Roman.
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Reihe: Band 2
ISBN: 978-3-89950-731-7
Verlag: edition fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gaius Flaminius ist als einer der wenigen Überlebenden der römischen Truppen aus der Varusschlacht heimgekehrt. Noch zweimal muss er zu einem Einsatz außerhalb Roms. Mit Germanicus, dem Thronfolger, kämpft er drei Jahre lang in Germanien, anschließend begleitet er Germanicus nach Syrien. Nach dessen Tod kehrt er zurück und lebt seitdem zurückgezogen mit seiner Familie südöstlich von Rom in den Albaner Bergen. Nun droht seinen Verwandten und Freunden Ungemach, denn eines Tages werden sie wegen des Verdachts auf Spionage und Verschwörung gegen Kaiser Tiberius verhaftet und eingekerkert. Wer steckt hinter diesen Machenschaften? Noch weiß Gaius nicht, dass er Verbündete im Kaiserhaus hat.
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1. Kapitel
Gaius Flaminius lebte mit Thusnelda, deren Sohn Thumelicus aus der Ehe mit Arminius sowie ihrem gemeinsamen Sohn Cornelius schon ein Jahr in den Albaner Bergen, als sein Freund Lucius Asprenas mit seiner Frau Irmentrud und der gemeinsamen kleinen Tochter Lucia auftauchte. Nach dem Kauf und der Einrichtung des Hauses des Stiefvaters Gaius’ durch Asprenas entstand eine gute Nachbarschaft, die Kinder gediehen prächtig und das Getümmel, die Intrigen, Verleumdungen und das Denunziantentum Roms, besonders des Kaiserhauses, waren weit weg. Nur bei gelegentlichen Besuchen seiner Schwester Antonia, seines Schwagers Cornelius, den Kindern der beiden sowie seiner beiden Söhne, die als Soldaten auf dem Marsfeld lebten, bekamen Gaius Flaminius und Lucius Asprenas mit, was in Rom so vor sich ging. Antonia hatte mit Cornelius zwei Kinder, die inzwischen dreijährige Lavinia und den sechs Monate alten Fabius. Gaius’ Tochter Claudia lebte auf ihren eigenen Wunsch hin als Vestalin. Eines schönen Morgens, wenige Wochen nach dem Einzug des Lucius mit seiner Familie in das Haus des Stiefvaters Gaius’, stand der Arzt Petronius, einer der wenigen Freunde, die Gaius noch hatte, mit gehetztem Gesichtsausdruck vor Gaius’ Haus. Wenige Tage zuvor saß Valerius Genucius, ein kleiner, dicker Mann mit Glatze, hochrotem Gesicht und verkniffenem Mund im Bordell »Zum bunten Hund«; dieses Bordell war gleichzeitig eine Schenke und sein Stammlokal. Vier Soldaten betraten das Bordell. »Ist hier ein Valerius Genucius?«, fragte der Anführer der Soldaten. Valerius wurde es ungemütlich. Was wollten die Soldaten von ihm? Wieso kamen sie hierher? Sie wussten also nicht, wo er mit seiner Frau und seiner Tochter wohnte, das empfand er als vorteilhaft. Menschen wie er, die in solchen Armenvierteln wohnten, zogen normalerweise nicht das Interesse des Militärs und somit der Herrschenden auf sich. Die Leute, die in diesen Vierteln wohnten, lebten wie auf einem anderen Planeten und kamen mit den Reichen und Herrschenden nicht in Berührung. Er hatte weder Ahnung, was die Soldaten von ihm wollten, noch wer sie geschickt hatte. Niemand gab zunächst eine Antwort und dem Anführer der Soldaten kam dieses Schweigen zu lang vor: »Wir wissen, dass sich Valerius Genucius zumeist hier aufhält«, kam es barsch und drohend. »Ich bin Valerius Genucius«, gab Valerius endlich zu. »Was wollt ihr von mir?« »Wir sollen dich in den Palast bringen«, gab der Anführer zur Antwort. Die Gedanken jagten in Valerius’ Kopf: »Was will man im Palast von mir? Geht es etwa um diese Geschichte mit der Vestalin, von der ich behauptete, sie sei meine Geliebte? Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen, warum ich in den Palast gebracht werden soll. Aber was kümmert das den Palast? Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen und nach Verhaftung sieht das nicht aus! Da wird man nicht in den Palast gebracht, sondern in den Kerker.« Die Freunde des Valerius wurden schweigsam und Valerius gab sich gezwungen leutselig: »Warum soll ich in den Palast gebracht werden? Wer im Palast will etwas von mir? Ich bin sicher bald wieder da«, lachte er. »Das wirst du schon sehen, wer die Person ist, die etwas von dir will«, antwortete der Anführer kurz und nicht sehr freundlich. Valerius und die vier Soldaten machten sich auf den Weg in den Palast. Er staunte, die Mehrzahl der Bevölkerung hatte keine Ahnung, wie es im Palast aussah, und durch mehrere Gänge wurde er in ein Gemach geführt. Eine hübsche, schlanke, dunkelbraunhaarige Frau erwartete ihn in dem Gemach. Ohne die harten, herrischen Gesichtszüge wäre die Frau noch hübscher gewesen. Valerius zog es vor, nichts zu sagen. Die Frau lächelte: »Ich bin Livilla, Gemahlin des Drusus, Schwiegertochter des Tiberius und künftige Kaiserin Roms«, gab sie dem Valerius selbstbewusst zu verstehen. Dieser verstand immer weniger. »Und was willst du von mir?«, fragte er forsch. »Nun, mir ist zu Ohren gekommen, dass du ein Verhältnis mit einer Vestalin namens Claudia haben sollst«, gab Livilla zu verstehen. Valerius wurde es ungemütlich. Was wollte diese Livilla nur von ihm? Seit wann kümmerte sich die Schwiegertochter des Kaisers und künftige Kaiserin um die Liebschaften ihrer Untertanen mit Vestalinnen? Er wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Livilla bemerkte seine Unsicherheit und lächelte erneut: »Ich will gar nicht wissen, ob du wirklich ein Verhältnis mit dieser Vestalin hast. Ich biete dir 200 Sesterzen, dass du diese Geschichte aufrechterhältst und weiterhin in der Öffentlichkeit erzählst, diese Vestalin sei deine Geliebte.« Valerius verstand gar nichts mehr: »Warum das denn? Was hast du davon, wenn ich das erzähle, und dann zahlst du mir auch noch so viel Geld dafür?« Livilla wurde etwas ungehalten, fing sich aber gleich wieder: »Über die Gründe meines Verhaltens brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Du sollst aber niemandem sagen, dass ich dir Geld gegeben habe. Du kennst mich nicht, du bist zwar im Palast, aber nicht bei mir gewesen und jetzt kannst du gehen.« Der letzte Satz war ein Rausschmiss und sie rief noch einen der Soldaten, die Valerius zu ihr gebracht hatten. Der Soldat brachte Valerius vor den Palast und Valerius begab sich sofort wieder in das Bordell, um mit seinen Freunden zu feiern. Sie bestürmten ihn, ihnen zu erzählen, warum er im Palast und schon wieder hier war. Er lächelte nur süffisant und gab sich sehr großzügig, er hatte ja so viel Geld bekommen. Doch damit war sein Weg in den Untergang besiegelt. »Als die Soldaten dich geholt haben, hattest du noch nicht so viel Geld bei dir und du wurdest in den Palast gebracht. Also musst du es von jemandem mit Einfluss oder gar von einem Mitglied der kaiserlichen Familie bekommen haben«, meinte einer seiner Freunde. Valerius zuckte zusammen und meinte barsch: »Was geht das dich an? Ich halte euch frei und da braucht ihr nicht zu fragen, woher ich das Geld habe. Es ist alles ganz harmlos.« Daraufhin hielten sie alle betreten den Mund. »Aus dem Palast gibt niemand so viel Geld nur einfach so und weil es harmlos ist. Wer weiß, wer die Person war. Die Soldaten handelten sicher nach Anweisung, keinen Namen zu nennen, und wer weiß, wie viel er bekommen hat und was dahintersteckt. Womöglich folgt für Valerius großes Unglück«, dachte der, der ihn angesprochen hatte, nicht ganz unberechtigt; nicht nur er hatte das Zucken und die Unsicherheit des Valerius bemerkt. Und die Klügeren im Freundeskreis des Valerius ahnten, worum es sich bei dieser Geldzahlung handelte, und sie sollten bald ihre Ahnungen bestätigt bekommen. Petronius war zu einem Patienten gerufen worden und befand sich auf dem Heimweg. Er sah Soldaten in sein Haus eindringen und konnte sich gerade noch in einem Hauseingang verstecken, bevor sie ihn entdeckt hatten. Er hatte sofort gewusst, dass er verhaftet werden sollte, wenn er auch keine Ahnung hatte, warum. Nach Hause konnte er nicht, so machte er auf dem Absatz kehrt, begab sich zum Forum Romanum und stürzte sich dort in die Menschenmenge. Er musste sehr vorsichtig sein, aber er wollte erfahren, was es mit seiner geplanten Verhaftung auf sich hatte. Er hielt sich an den Ständen auf, tat interessiert an den Waren und spitzte die Ohren. Er schnappte trotz Getuschel einiges auf und es hatte sich schnell herumgesprochen: Die Verwandten seiner Freunde Gaius und Cornelius waren verhaftet worden. Das Gesinde der Antonia und der Geschwister des Cornelius erschrak zu Tode, wurde aber nicht behelligt und erfuhr auch die Gründe der Verhaftungen nicht. Den Verhafteten selbst wurden erst auf dem Weg zum Kerker die Gründe genannt. Hinter diesen Verhaftungen steckte Livilla. Sie hatte zum Rundumschlag gegen die Flaminius- und Livius-Familie sowie gegen den Arzt Petronius, der als enger Freund Gaius’ galt, ausgeholt und ihre Leute hatten gleichzeitig gegen sie und ihn losgeschlagen. Petronius hatte genügend Geld dabei und so besorgte er sich schnellstens einen Wagen, um zu Gaius zu fahren. Er hatte einen gewissen Zeitvorsprung, denn Livillas Leute wussten nichts von seiner Flucht. Sollten sie ruhig der Meinung sein, er sei bei einem Patienten. Sicher warteten sie in seinem Haus auf ihn und bis sie mitbekamen, dass er nicht mehr kommen würde, war er schon über alle Berge und sie wüssten nicht einmal, wo sie ihn suchen sollten. Hoffentlich ließen sie Kassandra, seine Haushälterin, in Ruhe. Inzwischen wurde Kassandra vom Anführer der Soldaten barsch angegangen: »Wo ist Petronius?« Kassandra, eine hübsche junge Frau, war wie Petronius aus Griechenland und kam als Sklavin zu ihm, aber Petronius gab ihr die Freiheit und er ahnte nichts von der Liebe, die sie zu ihm hegte. »Bei einem Arztbesuch«, brachte sie hervor. »Wie heißt der Patient und wo wohnt er?«, kam es wiederum barsch. »Das hat er mir nicht gesagt«, gab sie...