Buch, Deutsch, 334 Seiten, Format (B × H): 171 mm x 254 mm, Gewicht: 786 g
Herausgegeben von Susanne Fischer
Buch, Deutsch, 334 Seiten, Format (B × H): 171 mm x 254 mm, Gewicht: 786 g
Reihe: Edition der Arno Schmidt Stiftung
ISBN: 978-3-518-80220-5
Verlag: Suhrkamp
In diesem Band findet sich eine kommentierte Transkription des Tagebuchs, das Alice Schmidt, geborene Murawski, im Jahre 1954 geführt hat. Es ist nicht selbstverständlich, es zu veröffentlichen. Der bloße Umstand, daß es sich um das Tagebuch der Ehefrau eines der großen deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts handelt, könnte als Begründung ausreichen, aber eine solche Begründung, die der Literaturgeschichte gibt, was nach Meinung vieler der Literaturgeschichte zusteht, und alle auch noch möglichen Fragen und Rücksichten ignoriert, reicht vielleicht doch nicht aus.
In einem Cartoon der Peanuts-Serie kommt eine der Hauptfiguren nachdenklich aus der Schule: sie hätten im Religionsunterricht die Briefe des Apostels Paulus durchgenommen, und man fühle sich doch immer ein wenig unbehaglich, wenn man anderer Leute Post lese. Der Witz wäre noch lustiger, wenn das Diskretionsgebot sich, von denen des Apostels abgesehen, tatsächlich auf alle Arten von Briefen berühmter Personen bezöge. Aber das tut es nicht, und die Veröffentlichung von Schriftstellerbriefen bedarf keiner speziellen Rechtfertigung, auch dann nicht, wenn sie keine unmittelbaren Informationen zum Werk enthalten.
Weitere Infos & Material
Vor fünfzig Jahren, im Sommer 1954, brachen Arno Schmidt und seine Frau Alice von ihrem Wohnort Kastel an der Saar zu einer Reise auf, die sie nach Ahlden an der Aller und nach Ostberlin führte. Auf Ferienreise und Verwandtenbesuch zugleich war Arno Schmidt in West- und Ostdeutschland unterwegs, an seiner Seite seine Ehefrau, die ihre Beobachtungen in ihrem Tagebuch festhielt.
Diese Aufzeichnungen sind also das Realienbuch zu Arno Schmidts 1956 erschienenem Buch Das steinerne Herz. Historischer Roman aus dem Jahre 1954. In ihm mietet sich der Büchernarr Walter Eggers im niedersächsischen Ahlden bei der Familie Thumann ein und reist anschließend mit Karl Thumann nach Ostberlin.
Doch nicht nur die Erlebnisse in Bibliotheken, Archiven und in der Berliner Laubenkolonie, die später zu Schauplätzen des Romans werden sollten, gewinnen in diesen Aufzeichnungen Gestalt. Auch die Atmosphäre der Adenauer-Republik wird eingefangen - und die Situation des Schriftstellers in ihr: der oft schwierige Alltag des Autors und seiner Gefährtin in einer dörflichen Umgebung, ihre zähen Verhandlungen mit Verlagen und ihre unablässige Geldnot. Alice Schmidts Aufzeichnungen gewähren darüber hinaus in ihrem direkten Ton einen lebendigen Einblick in die "Selfmadeworld" des Ehepaars. Beigegeben sind dem Text Schwarzweißfotografien, die Arno und Alice Schmidt in Ahlden aufgenommen haben. Viele davon werden in diesem Band erstmals veröffentlicht.