Am 27. Januar 1970 nutzte Dolf Sternberger in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung erstmals das Wort »Verfassungspatriotismus«. Die Wortschöpfung fand zunächst keine erkennbare Resonanz. Dies änderte sich erst mit einem weiteren Zeitungsbeitrag: Am 23. Mai 1979 gab Sternberger einem FAZ-Leitartikel aus Anlass des 30. Jahrestags der Grundgesetz-Verkündigung den kurzen und prägnanten Titel »Verfassungspatriotismus«. Drei Jahre später gelangte der Begriff dann endgültig zum Durchbruch: Sternberger hielt beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Tutzinger Akademie für Politische Bildung im Münchner Maximilianeum den Festvortrag. Wieder lautete der Titel »Verfassungspatriotismus«. Aber diesmal wurde Sternberger auch inhaltlich ausführlicher und präziser. Die produktivste Aufnahme fand der Begriff schließlich bei Jürgen Habermas. Doch mit dem über weite Teile der deutschen Öffentlichkeit geteilten Konsens war es damit alsbald vorbei. Der Terminus galt nicht mehr länger als geglückte Formel um das komplizierte Staatsverständnis der Bundesdeutschen partei- wie generationenübergreifend zu betiteln, sondern geriet zum Zankapfel in einer ideologisch und polemisch aufgeladenen Auseinandersetzung. Thomas Schölderle, Publikationsreferent der Akademie für Politische Bildung, spürt in seiner Analyse der Entstehung und Rezeption des Begriffs nach, der eng mit der Akademiegeschichte verbunden ist.
Schölderle
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