E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Schrank / Perlitz / Wiltinger Internationales Finanzmanagement
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86496-937-9
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Grundlagen der internationalen Unternehmensfinanzierung
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
ISBN: 978-3-86496-937-9
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Trotz des anhaltend niedrigen Zinsniveaus in der Weltwirtschaft hat die Bedeutung eines international ausgerichteten Finanzmanagement keinesfalls an Bedeutung verloren. Die zentrale ZielSetzung besteht in der Liquiditätssicherung und damit der Sicherung der Unternehmensexistenz. Aus diesem Grund müssen sich Finanzmanager in internationalen Unternehmen darüber Gedanken machen, wie sie Kapital und Zahlungsströme vor dem Hintergrund einer rendite- oder wertorientierten UnternehmenszielSetzung optimieren können.
Der Autor zeigt verständlich die Grundlagen, Prozess und Instrumente des Internationalen Finanzmanagements auf. Mit den Themen Mergers & Acquisitions sowie der Private Equity Finanzierung spricht er auch zwei Sonderprobleme an, die in diesem Umfeld eine besondere Rolle spielen. Zur Veranschaulichung enthält der Band Praxisbeispiele und eine ausführliche Fallstudie.
Das Buch richtet sich an Praktiker, die einen schnellen Einstieg in das internationale Finanzmanagement suchen sowie an Studierende, die ein praktisches Verständnis für das Thema erlangen möchten.
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1 Grundlagen des internationalen Finanzmanagements
Die zentrale Zielsetzung des internationalen Finanzmanagements besteht in der Liquiditätssicherung – und damit der Sicherung der Unternehmensexistenz – unter der sehr bedeutsamen Nebenbedingung der Rentabilität. Konkret bedeutet dies, dass sich das Finanzmanagement im internationalen Unternehmen damit befasst, wie in einem globalisierten Unternehmensumfeld Kapital- und Zahlungsströme vor dem Hintergrund einer rendite- oder wertorientierten Unternehmenszielsetzung zu optimieren sind. Abbildung 1 zeigt vereinfacht die Stellung des Finanzmanagements zwischen den Investoren und dem operativen Geschäft des Unternehmens sowie den typischen Entscheidungsrahmen des Finanzmanagements. Die Pfeile in Abbildung 1 stehen dabei für typische Aufgaben und Entscheidungsfelder des Finanzmanagements: Abbildung 1: Entscheidungen des Finanzmanagements
Quelle: Brealey, R.A./Myers, S.C./Allen, F., 2013 Das Unternehmen generiert einen Zufluss an liquiden Mittel (Cash), z.B. durch den Verkauf von Aktien oder Anleihen, das Unternehmen investiert in sein operatives Geschäft, z.B. durch den Aufbau neuer Produktionsanlagen im Ausland, das Unternehmen generiert liquide Mittel aus seinem operativen Geschäft (operativer Cashflow), insbesondere durch den Verkauf seiner Produkte oder Leistungen, das Unternehmen reinvestiert den operativen Cashflow in sein operatives Geschäft, das Unternehmen schüttet liquide Mittel an die Investoren aus, z.B. über Dividenden, Zinszahlungen, Tilgungen, Kapitalherabsetzungen oder auch Aktienrückkäufe. Auf einer übergeordneten Ebene stehen daher folgende Aufgabenbereiche im Fokus des Finanzmanagements (Brealey, R.A./Myers, S.C./Allen, F., 2013; Bieg, H./Kußmaul, H., 2009): Kapitalbeschaffung (= Finanzierung im engeren Sinn), Kapitalverwendung (= Investition) und Kapitalverwaltung (= Zahlungsverkehr). Ergänzt werden die drei Kernaufgaben, über die sich die Literatur im Wesentlichen einig ist, um folgende weitere Aufgabenbereiche (Rehkugler, H., 2009): Management finanzieller Risiken, Gestaltung der Finanzmarktbeziehungen (bzw. Investor Relation) sowie organisatorische Gestaltung des Finanzbereiches. Im Hinblick auf die besonderen Fragestellungen des internationalen Finanzmanagements werden im Folgenden die Herausforderungen der Kapitalbeschaffung im globalisierten Umfeld betrachtet. Die Kapitalverwendung, das Management finanzieller Risiken und das Finanzmarketing sind hingegen nicht Schwerpunkt des vorliegenden Buches. Für eine vertiefte Beschäftigung mit diesen Fragestellungen sei auf die weiterführende Literatur zum Finanzmanagement verwiesen (Kruschwitz, L./Husmann, S., 2012; Zantow, R./ Dinauer, J. 2011; Rehkugler, H., 2009; Perridon, L./Steiner, M./Rathgeber, A.W., 2012). Die Hauptunterschiede zwischen einem nationalen und einem internationalen Finanzmanagement liegen in dem Erfordernis, die Anforderungen internationaler, heterogener Unternehmensstrukturen mit vielfältig divergenten politischen, ökonomischen, sozialen und technologischen lokalen Rahmenbedingungen im Finanzmanagement zu berücksichtigen. Wenn man die Aufgabenstellung von Finanzmanagern in nationalen Unternehmen mit denen von internationalen oder globalen Unternehmen vergleicht, wird man feststellen, dass in internationalen Unternehmen eine Vielzahl von Fragestellungen hinzukommt, die es so in national agierenden Unternehmen nicht gibt. Dies sind insbesondere die folgenden: die Berücksichtigung von Fremdwährung, Wechselkursen und währungsbezogenen Ausfallrisiken, die Berücksichtigung von divergierenden Inflationsrisiken, die Berücksichtigung von lokalen Beschränkungen hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeiten, die Berücksichtigung von heterogenen Marktgegebenheiten im Bereich der Geld- und Kapitalmärkte (Eun, C.E./Resnick, B.G, 2014). Dabei bergen diese Faktoren nicht nur Risiken, sondern auch vielfältige Chancen wie den erweiterten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, die nationalen Unternehmen nicht offenstehen. Einige Beispiele können dies transparenter machen. Im Vergleich zum nationalen muss das internationale Finanzmanagement bei seiner Tätigkeit also ein wesentlich heterogeneres Umfeld berücksichtigen. Daraus ergeben sich zusätzliche Chancen bzw. Risiken und damit verbunden die Notwendigkeit, die angestrebte internationale Finanzpolitik an die länderspezifischen Gegebenheiten anzupassen. Insbesondere die wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern üben einen beträchtlichen Einfluss auf das Finanzmanagement von Unternehmen aus. Ausländische Tochtergesellschaften eines internationalen Unternehmens unterliegen der besonderen Rechts- und Wirtschaftsordnung ihres lokalen Standortes. Das jeweilige Gesellschaftsrecht beeinflusst z.B. die Eigenkapitalausstattung, die Rechnungslegung, die Gewinnausschüttung und die Rechte der Aktionäre. Durch die Steuergesetzgebung und Kapitalverkehrsbeschränkungen einzelner Länder werden Gewinnverwendung und Kapitaltransfer des internationalen Unternehmens beeinflusst. Daneben muss das internationale Finanzmanagement die unterschiedlichen lokalen Finanzierungsvorschriften und die Leistungsfähigkeit der lokalen Kapitalmärkte bei der Kapitalbeschaffung berücksichtigen. Dabei ist zum Beispiel festzustellen, dass die Bedeutung der verschiedenen Finanzierungsarten historisch sehr unterschiedlich ist und erst in den letzten Jahren im Rahmen der Globalisierung angenähert hat. Abbildung 2 zeigt, dass in den USA traditionell die Finanzierung auf Kapitalmärkten, insbesondere durch Aktien, aber auch durch Anleihen eine große Rolle spielt, während die Unternehmen in Japan und Deutschland eher kreditfinanziert waren. Dies hat sich aber in beiden Ländern in den letzten zehn bzw. 20 Jahren maßgeblich geändert. Abbildung 2: Finanzstruktur (Finanzierungsarten in Prozent der Gesamtfinanzierung, 1970 bis 2008) des Unternehmenssektors in den USA, Deutschland und Japan
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, online, 2012 Internationale Unternehmen können Probleme, die durch fehlende oder nur unzureichend ausgestattete Kapitalmärkte im Ausland entstehen, gegebenenfalls durch ein internationales Finanzmanagement ausgleichen. Zudem bietet die Internationalität des Finanzmanagements in einem globalen Umfeld die Chance, Risiken zu streuen, Währungs- und Zinsgefälle zu nutzen sowie Steuervorteile und Subventionen wahrzunehmen. 1.1 Ziele des internationalen Finanzmanagements Wie bereits eingangs dargestellt, gelten für nationale Unternehmungen ebenso wie für international tätige Unternehmen als oberste finanzwirtschaftliche Ziele die Erreichung einer möglichst hohen Rentabilität, die Sicherung der Liquidität und der Unabhängigkeit sowie die Begrenzung spezifischer Risiken (Bieg, H./Kußmaul, H., 2009; Rehkugler, H., 2009; Perridon, L./Steiner, M., 2004). Das internationale Finanzmanagement muss seine Struktur und seine Aktivitäten nach diesen Zielen ausrichten. Dazu sind Entscheidungen darüber notwendig, in welchem Umfang für die derzeitige und zukünftige Geschäftstätigkeit finanzielle Mittel benötigt werden. Des Weiteren muss beschlossen werden, wie eventuell entstehende Lücken durch eine möglichst günstige Beschaffung von Kapital geschlossen und wie nicht benötigte Mittel möglichst effizient eingesetzt werden können. Im Hinblick auf das Rentabilitätsziel muss das internationale Finanzmanagement die in den jeweiligen Tochtergesellschaften benötigten Mittel zu möglichst geringen Kapitalkosten beschaffen und die unternehmensinternen Finanzströme so lenken, dass die Rendite des Gesamtunternehmens optimiert wird. Dabei kann ein Konzern anders agieren als ein national alleinstehendes Unternehmen, da nationale Unterschiede ausgenutzt werden können. Andererseits hat das Rentabilitätsziel durch die Entwicklung des wertorientierten Managements deutlich an Bedeutung gewonnen. War das Rentabilitätsziel früher eine Nebenbedingung des internationalen Finanzmanagements, steht es heute häufig im Mittelpunkt. Internationale Unternehmen stehen im globalen Wettbewerb um Investoren und müssen daher mindestens ihre marktadäquaten Kapitalkosten verdienen. So verlangte beispielsweise der VW-Konzern im Jahr 2014 insgesamt eine Rendite von 8,3%, geschäfts- und länderspezifisch wurden aber erhebliche Zuschläge verlangt (VW, 2015, online). Abbildung 3 zeigt schematisch die Berechnung der Kapitalkosten für eine fiktive internationale Landesgesellschaft des VW-Konzerns. Abbildung 3: Beispielhafte Berechnung der Kapitalkosten einer Landesgesellschaft.
Quelle: VW, 2014, online Das Liquiditätsziel wurde historisch als wichtigstes Ziel des Finanzmanagements angesehen. Es ist dann erreicht, wenn das Unternehmen in der Muttergesellschaft und allen Tochtergesellschaften die laufenden Ein- und Auszahlungen so steuert, dass die Zahlungsfähigkeit jederzeit erhalten bleibt. Es ist tatsächlich auch so, dass in den meisten Ländern die Zahlungsunfähigkeit das Ende jedes Unternehmens bedeutet. Allerdings wird die Illiquidität heute eher als Symptom gesehen, die mangelnde Rentabilität als die dahinterliegende Ursache. Das Ziel der Erhaltung der Unabhängigkeit besagt, dass die Muttergesellschaft nicht von zu starken Einflüssen externer Kapitalgeber in einem Land abhängig werden darf. Das wird insbesondere durch eine...