Schuler | Bilder bewegen - Coaching mit Metaphern | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Schuler Bilder bewegen - Coaching mit Metaphern


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7495-0446-6
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-7495-0446-6
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Metaphern wirken wie konzentriertes Storytelling Oft untermalen Klient:innen im Coaching ihre Problemthematisierung mit aussagestarken Sprachbildern. Wenn man als Coach mit diesen Metaphern arbeitet, kommt meist Bewegung in den Prozess. Die Metapher wirkt hierbei wie konzentriertes Storytelling; sie bildet die Essenz der Wirklichkeitskonstruktion der Erzählenden ab. Dieses Buch ist ein Plädoyer für den kreativen Umgang mit Sprache in Coaching und Beratung: Es beschreibt Möglichkeiten und Auswirkungen eines metaphernsensiblen Beratungsstils. Das schöpferische Potenzial von Sprache und die Wirkmacht von Metaphern für Veränderungsprozesse nutzbar zu machen, ist das Anliegen der Autorin. Das Buch … - beschreibt die Potenziale von metaphernsensiblem Coaching, - gleicht diese mit den aktuellen Erkenntnissen der Neurobiologie ab und - bietet durch Praxisbeispiele Anregungen für eine wirkungsvolle Umsetzung in unterschiedlichen Formaten.

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3. Beratungsanlässe zwischen Veränderungswunsch und Krise
Warum nutzen Menschen Mediation, Supervision oder Coaching? – „Etwas“ soll anders werden. Beratungsanlässe sind komplex und entziehen sich in dieser Komplexität immer wieder der Kategorisierung. Hinter so manchem Thema wird im Lauf des Coachings ein anderes – das eigentliche Thema – sichtbar. Manchmal sind mehrere Anliegen miteinander verwoben oder greifen ineinander. Mir ist bewusst: Jede Kategorisierung ist eine Bewertung. Ich kategorisiere, und damit bestimmt mein Fokus über das zentrale Motiv der Beratung. Mir ist auch bewusst, dass andere Perspektiven (mehr als) berechtigt sind. Dennoch habe ich, der Übersichtlichkeit halber, einen Versuch unternommen, die in diesem Buch beschriebenen Beratungsanlässe zu kategorisieren. Die von mir im Folgenden exemplarisch dokumentierten Beratungsformate verbindet, dass Klient*innen ihre Selbst- oder Problemthematisierung mit aussagestarken (Sprach-)Bildern untermalen. Sie verwenden Metaphern, um sich oder ihre berufliche Situation zu beschreiben. Die Fallbeispiele zeigen, dass die Problembeschreibung den Weg zur Lösung bereits in sich trägt. Wenn Klient*innen ihre Anliegen im Erstgespräch beschreiben, verwenden sie selten nur eine einzige Metapher. Oft nutzen sie aber unwillkürlich eine ganze Reihe von verblassten, schmückenden oder auch absoluten Metaphern. Als Coachs haben wir in diesem Fall die Aufgabe, kontextsensibel die Metapher(n) zielorientiert handlungsleitend einzusetzen, die für das von den Klient*innen formulierte Anliegen hilfreich ist bzw. sind. Neben einer ausgeprägten Metaphernsensibilität und -affinität erfordert dies vom Coach eine weitere Kompetenz: Kontextpräzision. Aus Gründen der Fokussierung beschreibe ich keine vollständigen Beratungsprozesse, sondern lediglich Momentaufnahmen, innerhalb derer auf unterschiedliche Weise mit Metaphern gearbeitet wird. Alle personenbezogenen Daten sowie die Kontexte der jeweiligen Metaphern wurden verändert. Die Beispiele sind wahr in Bezug auf die Entwicklung, die sie beschreiben. Und gleichzeitig haben sie sich so, wie sie beschrieben werden, nie zugetragen. Die ausgewählten „Szenen einer Beratung“ zeigen: Sprachlich vermittelte Bildlichkeit bringt Bewegung in den Prozess. Beratung beutetet in diesem Kontext immer, die narrativen Kompetenzen der Klient*innen zu fordern und zu fördern. Im Idealfall lassen sich auf diese Weise Glaubenssätze verändern. In Sternstunden kann es gelingen, die möglicherweise entwicklungsverhindernden Bilder im biografischen Narrativ – und damit letztlich auch das Narrativ selbst – metaphorisch kreativ zu verändern. 3.1 Beratungsanlass (Neu-)Orientierung
Manchmal weckt eine äußere Veränderung im Leben das Bedürfnis nach einem Orientierungscoaching, manchmal ist die Erkenntnis, es sei an der Zeit, dass sich etwas ändere, der auslösende Faktor. Angeregt durch eine äußere oder innere Irritation suchen Klient*innen Orientierung. Sie möchten ihre Optionen ausloten und Klarheit über ihre Ziele gewinnen. Um eine Fehlentscheidung auszuschließen, reflektieren sie im Coaching mögliche Alternativen. Das Coaching soll sie darin unterstützen, das für sie „Richtige“ zu tun, und deshalb werden in einem Orientierungscoaching Hoffnungen und Träume, Werte und Potenziale sowie die individuelle Definition von Erfolg reflektiert. Die nachfolgend beschriebenen Orientierungscoachings zeigen vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten mit auf bewegende Weise vergleichbaren Motiven. Wer sich „auf die Reise begibt“, um „gute Momente zu erleben und sie anderen zu ermöglichen“, unterscheidet sich in seiner Sehnsucht kaum von derjenigen, die „Weichen neu stellt, um Heimat zu finden und Heimat zu sein“. Das zeigt ein weiteres Mal: Menschen sind unterschiedlich und einander ähnlich. Die Reisemetaphern der nun folgenden beiden Fallgeschichten entwickelten sich bereits im Erstgespräch. Erstgespräche dienen dazu, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen bzw. zu prüfen, ob und inwieweit dies gelingen kann. In jedem Fall wird der Einstieg in einer möglichst angenehmen Arbeitsatmosphäre gestaltet, die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit werden definiert, der Anlass der Beratung sowie die Erwartungen geklärt. Besondere Bedeutung kommt der Klärung des Anliegens zu. Hier lohnt es sich, genügend Zeit zu investieren und, falls erforderlich, auch mehrere Frage- und Formulierungs- bzw. Neuformulierungsrunden zu drehen, bis die Klient*innen nicht nur mit der Formulierung des Anliegens zufrieden sind, sondern die Berater*innen sicher sein können, genau verstanden zu haben, was mit exakt dieser Formulierung gemeint ist. Auf beiden Seiten – bei Coach und Klient*in – können Vorerfahrungen und eine emotional beeinflusste Bedeutungsgebung sehr unterschiedlich sein. Wenn man hier ganz selbstverständlich vom selben Sprachverständnis ausgeht, kann das im Verständigungsprozess sehr irritieren. Wir sind Meister*innen darin, innerhalb eines identischen Sprachsystems unterschiedliche Sprachen zu sprechen. Es genügt also nicht, die gleiche Sprache zu sprechen, es ist essenziell, die Wirklichkeit der Klient*innen nachvollziehen zu können. Paul Watzlawick formuliert es so: „Die Wirklichkeit des Klienten zu kennen, ist der Schlüssel in der Kommunikation“ (zit. nach Brüggemann, Ehret & Klütmann 2016, S. 48). Neben der Beziehungsgestaltung liegt der Fokus der Berater*innen im Erstgespräch darauf, Informationen zu sammeln. Je mehr zusammenkommen, desto vielfältigere Hypothesen sind den Berater*innen möglich, was sich wiederum auf die Offenheit des Beratungsprozesses und die Arbeitsatmosphäre – mehr oder weniger entspannt – auswirkt. Das geduldige Sammeln von Informationen sorgt für Entschleunigung. Dies ist umso wichtiger, da Klient*innen häufig unter einem subjektiv empfundenen Druck stehen, und das ist nicht nur Leidens-, sondern auch Zeitdruck, der durch die Interventionen der Berater*innen bereits zu Beginn gelindert wird. Gleichzeitig ermöglichen Berater*innen durch die Strukturierung des Prozesses den Klient*innen, sich umfassend sowie fokussiert und zielführend zu äußern. 3.1.1 Sich auf die Reise begeben und gute Momente erleben
Die Fallgeschichte Omed Mansouri, Mitte 20, steht am Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Recht bald schon stellte sich die Frage, ob er mit der Tätigkeit, die er gerade ausübt, glücklich werden kann. Die Zweifel daran haben sich gemehrt, deshalb kommt er in die Beratung. Neben der Frage, was ein glückliches Leben ausmacht und ob der Berufsalltag ein immerwährendes Glücksgefühl sicherstellen kann und muss, bzw., ob Menschen überhaupt in der Lage sind, dauerhafte Hochgefühle auszuhalten, richtet sich unser Fokus auf Interessen, Bedürfnisse und Motivation(en) und die Frage, wie sie in der Berufswahl zum Ausdruck kommen. Omed Mansouri ist zunehmend davon überzeugt, die falsche Berufswahl getroffen zu haben. Sein Arbeitsalltag zermürbt ihn, kündigen möchte er jedoch erst, wenn er den für sich passenden Arbeitsplatz gefunden hat. Die Sorge, „wieder“ die falsche Entscheidung zu treffen, lähmt ihn. Es vermittelt sich der Eindruck: Je mehr Möglichkeiten vorhanden sind, desto stärker blockiert die Angst, durch eine Entscheidung die noch bessere Option zu versäumen. Es vermittelt sich der Eindruck: Je mehr Möglichkeiten vorhanden sind, sich für einen Beruf, eine Aufgabe, eine*n Partner*in zu entscheiden, desto stärker blockiert die Angst, durch eine Entscheidung die noch bessere Option zu versäumen. Je stärker Menschen sich selbst als Gestalter*innen ihres eigenen Glücks definieren, umso mehr fürchten sie, ihr Glück mit einer falschen Entscheidung zu verspielen. Dies führt im Zweifelsfall dazu, dass gar keine Entscheidung mehr getroffen wird. Jedenfalls keine definitive Entscheidung für eine Richtung, denn der limitierende Faktor jeder Entscheidung wird als Einschränkung für das eigene Selbst empfunden. Mittlerweise hat sich der Terminus „Decision Fatigue“ als Beschreibung für die lähmende Angst vor der Entscheidung etabliert, ein Phänomen, das durch (zu) viele Optionen gefördert wird. Die Reduktion auf das Wesentliche gilt als Befreiung, aber vor lauter Optionen kann das Wesentliche nicht mehr gesehen werden. Omed Mansouri träumt von einem Jahr Auszeit. Am Ende dieses Jahres möchte er geklärt haben, welche Ziele er für sein Leben hat und wie er sie erreichen kann. Leider reichen seine finanziellen Mittel nicht für ein selbstbestimmtes Sabbatical auf Reisen: „Wenn ich die finanziellen Möglichkeiten hätte, würde ich für ein Jahr auf Weltreise gehen, um meine Akkus aufzuladen und Ideen zu entwickeln. Aber ich muss Geld verdienen. Deshalb gehe ich jetzt zum Coaching. Vielleicht können Sie mir sagen, was meine Motivation aufrechterhält und was ich tun muss, damit mein Job mich glücklich macht. Oder Sie sagen mir, dass es normal ist, was ich in meinem Job erlebe, dass das Leben nun mal so ist. Vielleicht kann ich es dann akzeptieren und meine Energie in mein Privatleben investieren.“ All dies kann ich als systemische Beraterin nicht. Auch wenn sich einige Klient*innen wünschen, Coaching wäre ein Kaufladen, können sie keine Rezeptsammlung mit Gelinggarantie erwerben. Die Frage an die Klient*innen lautet dann, welchen Preis sie zu zahlen bereit sind, um das zu erhalten, was sie sich wünschen. Coaching ist harte Arbeit an sich selbst. Es bedeutet, Widerstände zu überwinden, die Komfortzone zu verlassen und Frustrationstoleranz zu üben. Nun befindet sich Herr Mansouri also im Coaching statt auf Weltreise. Ich lasse mich auf die Wortwahl des Klienten ein, greife sein...


Dr. Birgitta Schuler ist Mediatorin, Trainerin, Coach und Supervisorin. Studium der Germanistik, Philosophie, kath. Theologie, langjährige ehrenamtliche Mitarbeit bei der Telefonseelsorge.



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