Schulz | Schulz, Athen und Sparta | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: Geschichte kompakt

Schulz Schulz, Athen und Sparta


5. bibliographisch aktualisierte Auflage 2016
ISBN: 978-3-534-74098-7
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: Geschichte kompakt

ISBN: 978-3-534-74098-7
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Spannungen zwischen Athen und Sparta, den beiden Großmächten Griechenlands im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr., führten schließlich zum Peloponnesischen Krieg (431-404), einem Wendepunkt der griechischen Geschichte. Raimund Schulz erläutert zunächst die außenpolitischen Voraussetzungen, die Athen die Herrschaft über das Meer einbrachten. Er beleuchtet dabei auch die inneren Entwicklungen in den beiden Stadtstaaten. In Athen entstanden die direkte Demokratie und ihre Kultur, in Sparta kam es zur weiteren Disziplinierung von Staat und Gesellschaft. Der Peloponnesische Krieg zog in seinem Verlauf die gesamte griechische Welt in seinen Bann. Entschieden wurde er durch das Eingreifen der Perser, die den Spartanern den Aufbau einer Kriegsflotte ermöglichtenf: Athen musste kapitulieren. Doch die eigentlichen Gewinner waren die Perser, die im 'Königsfrieden' 386 v. Chr. ihren Einfluss sicherten.

Prof. Dr. Raimund Schulz ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Seefahrt, Krieg, Herrschaft und Völkerrecht in der Antike. 2017 erhielt er für sein Buch 'Abenteurer der Ferne. Die großen Entdeckungsfahrten und das Weltwissen der Antike' den Forschungspreis Geographie und Geschichte der Frithjof-Voss-Stiftung.

Schulz Schulz, Athen und Sparta jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


|32| II. Athen und Sparta in der Mitte des 5. Jahrhunderts
ca. 463 Hiketiden des Aischylos 458 Orestie des Aischylos 458/7 Zeugiten erhalten Zugang zu den obersten Beamtenstellen (Archontat) nach 462 Einführung der Richterdiäten 451/50 Bürgerrechtsgesetz des Perikles 450–443 Debatte über die Baupolitik des Perikles 447–432 Bau des Parthenon 443 Ostrakismos des Thukydides Melesiou 441 (?) Antigone des Sophokles 437–432 Neubau der Propyläen 436 oder 425 Ödipus Tyrannus des Sophokles 1. Demokratie, Wirtschaft und Kultur der Athener
a) Einführung Vierzig Jahre nach der Abwehr der Perser war Athen trotz der Rückschläge des 1. Peloponnesischen Krieges die mächtigste, schönste und ungewöhnlichste Polis Griechenlands. Kaufleute aus der ganzen Welt strömten in die Stadt, Verbündete brachten Tribute und bezeugten ihre Reverenz. Wenn sie den Blick über die Festungsanlagen der Stadt schweifen ließen, dann sahen sie auf der Akropolis die goldene Lanze der Athenastatue, eingerahmt von ihrem riesigen Tempel und anderen Prachtbauten, wie es sie in ganz Griechenland kein zweites Mal gab. Und sie gewahrten Menschenmengen in rastloser Betriebsamkeit: die einen auf dem Weg zu den öffentlichen Gerichten, die anderen zur Pnyx, dem Versammlungsplatz des Volkes, wieder andere kamen aus dem Sitzungssaal des Rates oder geleiteten Gesandtschaften vor das versammelte Volk. Tagelöhner und Handwerker wirkten als Beamte ihrer Polis. Einige Adlige führten als Redner das große Wort, andere mussten sich vor den Volksgerichten verteidigen. Der Begriff der Demokratie Die Athener nannten diese Staatsform seit den 430er Jahren „Demokratie“ = „Herrschaft des Volkes“ (der Begriff taucht erstmals bei Herodot auf), gängiger waren die Begriffe isonomia und isegoria, die beide die Gleichheit (vor dem Gesetz bzw. des Rederechtes) als Prinzip des Bürgerstatus betonen. Die Forschung verwendet meist die Bezeichnung „vollendete“ oder „radikale Demokratie“. „Vollendung“ suggeriert jedoch einen geplanten, zielgerichteten Prozess, „radikal“ besitzt negative Konnotationen. Tatsächlich handelte es sich um die Entwicklung zu einer Staatsform, die in den 450er Jahren ein Stadium erreicht hatte, das von den Athenern als die ihnen eigentümliche Verfassung und Lebensform begriffen wurde. Rolle des Perikles Traditionell verbindet man diese Entwicklung mit dem Wirken des Perikles, der dem Demos in den 450er Jahren weitere Beteiligungsmöglichkeiten an der Politik eröffnete und alles tat, um die Demokratie in das öffentliche Bewusstsein der Stadt zu verankern. Dabei konnte er sich selbst eine |33|herausragende Machtstellung sichern. Man hat deshalb diese Zeit als „Zeitalter“ oder „Ära des Perikles“ bezeichnet. Die jüngere Forschung tendiert jedoch dazu, die in den Quellen vielfach überzeichnete Rolle des Perikles sowie den (angeblichen) Einschnitt, den Athens Innen- und Außenpolitik durch ihn erfahren habe, zu relativieren. Vielfach nahm er Entwicklungen auf, die bereits in der Zeit des wirtschaftlichen und machtpolitischen Aufschwunges unmittelbar nach den Perserkriegen zum Tragen kamen. Dementsprechend sucht man konsequenter nach strukturellen Gründen für den politischen Wandel und die Stabilität der Demokratie in der Mitte des 5. Jahrhunderts. Insbesondere interessiert dabei die Frage, wie es gelang, die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und ihre Ansprüche in die Demokratie zu integrieren, ohne dass es zu größeren sozialen Verwerfungen und politischen Zerreißproben kam. Eine wichtige Rolle dürfte hierbei neben der Form der öffentlichen Kommunikation der Aufschwung von Kunst und Kultur gespielt haben. Sie erlebten in der Mitte des Jahrhunderts einen Höhepunkt, der seit dem 19. Jahrhundert mit dem Begriff der „Klassik“ verbunden wird. Die Berechtigung dieser Wertschätzung ist heute umstritten. Erklärungsbedürftig bleibt dennoch der Zusammenhang zwischen kultureller Blüte insbesondere im Bereich der Architektur sowie des dramatischen Schauspiels (Tragödie) und dem Ausbau der Verfassung, der sich markant von der spartanischen Entwicklung unterscheidet. E
Perikles (ca. 495–429 v. Chr.)
Perikles stammte aus der aristokratischen Familie der Alkmäoniden und wurde in der Mitte des 5. Jahrhunderts zum bedeutendsten Staatsmann Athens. Sein politischer Aufstieg begann 462 mit den Reformen des Ephialtes, den er unterstützte. Eine politische Ausnahmestellung errang er in der Folgezeit als Redner in der Volksversammlung und dadurch, dass er 15-mal hintereinander zum Strategen gewählt wurde. In den 450er Jahren wirkte er am Ausbau des kulturellen Lebens seiner Heimatstadt mit, vergaß jedoch nicht, die Macht Athens nach Außen hin zu demonstrieren. In dieser Zeit scheint sich bei ihm allmählich die Überzeugung verfestigt zu haben, dass die labile Konkurrenzsituation des Seebundes zu Sparta nur durch einen großen Krieg zu lösen sei. Deshalb hat er maßgeblich am Ausbruch des Peloponnesischen Krieges mitgewirkt. Seine territorial defensive Kriegstaktik erwies sich zunächst als erfolgreich, doch kurz nach 429 erlag er den Folgen der großen Seuche in Athen. b) Der Wandel von Gesellschaft und Wirtschaft Im Zuge des maritimen Machtaufstieges vollzogen sich in Athen folgenreiche soziale und wirtschaftliche Veränderungen. Theten Die Zahl der Theten war seit den Perserkriegen ständig gestiegen. Athen und der Piräus boten insbesondere Söhnen kleinerer Bauern lukrativere Verdienstmöglichkeiten als das karge väterliche Landgut vor der Stadt. Viele suchten Arbeit in den Docks, mieteten einen kleinen Laden und heuerten als Ruderer in der Flotte an. Langjähriger Ruderdienst ermöglichte den Aufstieg in die Zeugitenklasse, und nach einer gewissen Zeit konnte man sich als Landbesitzer in den Kleruchien (s.S. 26f.) niederlassen. Im Zuge der Wanderung vom Land in die Stadt und dem Dienst in der Flotte |34|nahmen die Theten eine urbane und selbstbewusste Lebenseinstellung an, die durch die Partizipation an der Demokratie stetig verstärkt wurde. Kleinbauern und Handwerker Oberhalb der Thetenschicht rangierte die ca. 7000–8000 Bürger umfassende Gruppe der Kleinbauern und Handwerker aus der Zeugitenklasse; sie besaßen ein Vermögen von ca. 2000 Drachmen, betrieben mit ihrer Familie und (in der Erntesaison) ein oder zwei Tagelöhnern Höfe von kaum mehr als 20 Hektar und bauten in Mischwirtschaft Getreide und Oliven an. Die Erträge reichten zur eigenen Ernährung gerade aus, selten brachten sie Überschüsse auf den Markt. Bei dieser Gelegenheit besuchten sie auch die Volksversammlung und nahmen an den politischen Entscheidungen ihrer Polis teil. Adlige Großgrundbesitzer Aus der Masse der Bauern ragte eine kaum mehr als 1200–2000 Bürger (ca. 1,5 % der Bevölkerung) zählende Schicht adliger Grundbesitzer heraus, die ein Vermögen von mindestens einem Talent (6000 Drachmen) besaßen. Entscheidend für die Zugehörigkeit zum Adel waren neben der edlen Abkunft individuelle Eigenschaften und materieller Besitz: Nur der Besitzer eines reichen Hauses (oikos) und umfangreicher Güter wurde als vollwertiger Adliger angesehen. Besitz und Reichtum erlaubten der adligen Elite ein Leben in Müßiggang, sie wird deshalb auch als „leisure class“ bezeichnet. Innerhalb dieser Schicht gab es etwa 300–400 Großgrundbesitzer, die mit einem Vermögen von mehr als 3–4 Talenten die mit Abstand reichsten Athener waren (einige sollen es auf über 200 Talente gebracht haben). Ihre Güter lagen über die fruchtbaren Ebenen von Attika verstreut und wurden zunehmend von Pächtern verwaltet. Der adlige Herr konnte so zwischen seinem Landsitz und der Stadtvilla pendeln und permanent Einfluss auf die Politik nehmen. Aus den Reihen des wohlhabenden Adels kamen die meisten (bedeutenden) Redner und Feldherren; der große Krieg mit Sparta hat dann verstärkt Neureiche nach oben gebracht, die von den Rüstungen und der Abwesenheit der Adligen im Feld profitierten. Jeder von Ihnen hatte ab einem bestimmten Vermögen für ein Jahr die Ausrüstung und Instandsetzung jeweils einer Triere sowie die Ausbildung der Mannschaft zu übernehmen (Trierarchie), ein Drama zu finanzieren und aufführen zu lassen (Choregie) oder sonstige öffentliche Aufgaben sowie deren Organisation zu übernehmen. Man nannte diese Leistungen Leiturgien....


Schulz, Raimund
Prof. Dr. Raimund Schulz ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Seefahrt, Krieg, Herrschaft und Völkerrecht in der Antike. 2017 erhielt er für sein Buch „Abenteurer der Ferne. Die großen Entdeckungsfahrten und das Weltwissen der Antike“ den Forschungspreis Geographie und Geschichte der Frithjof-Voss-Stiftung.

Prof. Dr. Raimund Schulz ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Seefahrt, Krieg, Herrschaft und Völkerrecht in der Antike. 2017 erhielt er für sein Buch "Abenteurer der Ferne. Die großen Entdeckungsfahrten und das Weltwissen der Antike" den Forschungspreis Geographie und Geschichte der Frithjof-Voss-Stiftung.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.