Schumacher | Für immer unter einem Himmel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 396 Seiten

Schumacher Für immer unter einem Himmel


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-03880-077-4
Verlag: Arctis ein Imprint der Atrium Verlag AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 396 Seiten

ISBN: 978-3-03880-077-4
Verlag: Arctis ein Imprint der Atrium Verlag AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine Lovestory wie ein Lieblingslied: Bittersüß komponiert aus Liebe, Herzschmerz und wunderschönen Tönen voller Poesie! Obwohl Anna James das Saxofonspielen erst spät für sich entdeckt hat, träumt sie davon, Musikerin zu werden. Als sie in der Marchingband ihrer Schule mit Weston Ryan für ein Duett eingeteilt wird, ist ihr klar, dass sie von dem erfahrenen Mellophon-Spieler viel lernen kann - und möchte. Dabei stellt sie schnell fest, dass Weston, dem jeder aus der Kleinstadt einen Bad-Boy-Stempel aufdrücken will, einfach nur in seinem eigenen Takt marschiert. Ungeachtet der Vorbehalte von Annas Eltern, stürzen sich die beiden in eine intensive Hals-über-Kopf-Liebesgeschichte. Zwischen Bandproben, Gute-Nacht-Nachrichten und heimlichen Treffen werden Anna und Weston zu einer perfekten Komposition. Doch was passiert, wenn plötzlich eine Hälfte des Duetts fehlt. Von der Autorin des großen Community-Lieblings Amelia. Alle Seiten des Lebens : eine mitreißende Hals-über-Kopf-Jugendliebe aus zwei Perspektiven mit magisch schönen Worten zum Highlighten und Festhalten.

Ashley Schumacher hat einen Abschluss in Kreativem Schreiben von der University of North Texas. Wenn sie nicht gerade liest oder schreibt, findet man sie beim Disney- oder Broadway-Lieder Singen, Snacks vor ihrem gierigen Golden Retriever Beschützen, Sticken oder Mario Kart-Spielen. Sie lebt Dallas, Texas, mit ihrem ungeselligen, aber liebenswerten Ehemann und mehr Büchern als genaugenommen notwendig sind. Ihr Debütroman Amelia, Alle Seiten des Lebens erschien im Frühjahr 2022 im Arctis Verlag.

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Eins
Weston
Gerade übe ich ein neues Stück auf dem Klavier ein, da tritt sie auf. So fühlt sie sich an: wie ein eigener Auftritt. In einem Moment schwimme ich in einem Meer von Noten, im nächsten schwingt die Tür zum Musikraum auf, prallt mit einem dumpfen Knall gegen den Stopper, und da ist sie; ihr Saxophon baumelt an dem Gurt um ihren Hals. Die letzte Note, die ich gespielt habe, verklingt, wartet auf den nachfolgenden Lauf, als Anna James um die Bank herumgeht, mich mit ihren braunen Augen flehentlich anschaut und die Wörter wie eine Sturzflut aus ihr hervorbrechen. »Hör zu«, sagt sie, »ich will ganz offen und ehrlich sein, mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Wenn ich das hier vermassele, dann ist das buchstäblich das Ende der Welt. Meine Eltern werden traurig sein. Die Band wird traurig sein. Ich werde traurig sein. Versprich mir einfach«, sagt sie ganz ernst, »dass du, egal was Mr Brant auch sagt, einfach zustimmst.« Sie mag vielleicht ein eigener Auftritt sein, ein Wirbelsturm auf zwei Beinen, aber das sieht man ihr nicht an. Braune Haare, braune Augen, helle Haut, ein Shirt, das so aussieht, als könnte es sich nicht entscheiden, ob es ihre Kurven betonen oder verbergen soll und … Weihnachtssocken? Am ersten Schultag. Im August. Sie gucken unter ihrer Jeans hervor, ausgeblichene gelbe Bommeln auf geschmückten Tannen. »Weißt du überhaupt, wer ich bin?«, frage ich und starre die Socken an. Es ist eine Anschuldigung, eine Fangfrage. An einem Ort von der Größe Enfields kennt auf den Fluren der Highschool jeder jeden. Meistens ist dir die liebe Verwandtschaft deiner Mitschülerinnen und Mitschüler genauso vertraut wie deine eigene; dieselben Großeltern, Eltern, Tanten und Onkel erscheinen seit Kindertagen bei all unseren unfreiwilligen Konzert- und Theateraufführungen. Enfield gehört zu diesen absurd kleinen Orten mitten in Texas, wo alle vorgeben, christlich zu sein und an jeder Straßenecke eine Kirche steht. Nur dass die größte Kathedrale von allen das Footballfeld mitten im Zentrum ist. Von August bis Dezember versammelt man sich dort, um alles rund um das Spektakel anzubeten: das Schweinsleder, die Zuschauertribüne, die in Käsesoße erstarrten Nachos vom Imbissstand, an dem man nur bar bezahlen kann. Also kennt sie mich, wahrscheinlich sogar meinen vollständigen Namen und meinen Notendurchschnitt. Sie hat ganz bestimmt von dem »Skandal« gehört, von der Scheidung meiner Eltern und auch die »schockierende« Neuigkeit mitbekommen, dass ich deswegen nach Bloom abgehauen bin. Und ich kenne sie auch ein bisschen. Ich weiß, dass sie dieses Schuljahr mangels Alternative Registerführerin bei den Saxophonen ist. Ich weiß, dass sie nicht wie alle anderen in der fünften Klasse der Band beigetreten ist, sondern erst in der neunten – als ich in der zehnten war –, bevor ich nach Bloom gezogen bin. Ich weiß, dass ihre Eltern noch verheiratet sind, wie die meisten anderen in Enfield auch. Ich glaube, sie hat eine kleine Schwester. Aber das bedeutet gar nichts. Diese Art von Wissen. Vor zwei Wochen waren wir noch zusammen auf dem Band-Wochenende, um Himmels willen, und sie hat nicht ein einziges Mal mit mir gesprochen. Nicht, dass sie damit die Ausnahme war: Bis auf Ratio und ab und zu Jonathan – wenn ihm plötzlich einfiel, dass wir ja befreundet sind – hat praktisch keiner mit mir geredet, außer um aufdringlich nachzufragen, warum ich denn nach Bloom gezogen bin und warum ich denn wieder hier bin. Als wüssten sie das nicht. Als würden sie in ihrer heilen, perfekten Welt nur darauf warten, dass ich das Wort Scheidung laut ausspreche. Aber es stand keiner von ihnen viel zu nah neben mir im Musikraum. So wie Anna James jetzt. Sie sieht mich an, den Kopf zur Seite geneigt, während sie einen hämmernden Rhythmus auf die Klappen ihres Saxophons drückt – ein seltsamer Trommelwirbel von Kunststoff auf Metall. Sie schweigt, und ich fühle mich benommen und leer. Fürchte mich vor dem, was sie gleich sagen wird. Ach, schon gut. Ich habe dich mit jemandem verwechselt. Oder noch schlimmer: Klar, weiß ich, wer du bist. Du bist dieser Freak mit der schwarzen Lederjacke. Das sagt sie aber nicht. Als sie spricht, ist es fast ein Flüstern, und ich bekomme eine Gänsehaut. »Ich weiß, wer du bist, Weston Ryan.« Es ist lächerlich, denn fast nehme ich ihr das ab. Dass sie mich kennt und nicht die Version, die Eltern wie Lehrer seit Jahren hinter vorgehaltener Hand flüsternd von mir erschaffen. Sie sagen, ich sei »begabt, aber seltsam«, »musikalisch, jedoch nicht in der Lage sich anzupassen«. Fast könnte ich sogar so tun, als ob meine zwei besten und einzigen Freunde mich nicht schon immer als ihr soziales Mitleidsprojekt betrachten würden. Plötzlich frage ich mich, ob Anna das Gerücht mitbekommen hat, das nach einem Jahr noch immer die Runde macht, nämlich dass ich derjenige war, der die Axt in dieses dämliche Gedenkbaum-Denkmal gehackt hat. Bestimmt hat sie das. Man konnte von dem Vorfall sogar auf der Titelseite des Enfielder Wochenblattes lesen: »Baum der Hoffnung umgehauen«. Die örtliche Polizei suche nach dem Täter, stand in dem Artikel. Wörter wie heimtückisch, rachgierig und bösartig waren da zu lesen, Wörter, die das Wochenblatt nicht verwendet hat, seit der neunzigjährige Mr Summer sich am vergangenen Thanksgiving geweigert hat, beim Basketballspiel Schüler gegen Lehrer mitzumachen.   Das Bäumchen, das von den Schülerinnen und Schülern auch liebevoll als Gedenkbaum-Denkmal bezeichnet wird, wurde erst vor einem Monat vom Schulparlament gepflanzt, nachdem der ursprüngliche Gedenkbaum im vergangenen Frühjahr vom Blitz getroffen wurde. Die Schüler*innen hatten das ganze Jahr über Kuchenbasare veranstaltet, um Geld für den neuen Baum und die Entfernung des Baumstumpfes zu sammeln, nicht ahnend, dass ihre ganze harte Arbeit in einer Tragödie enden würde. Der ursprüngliche Gedenkbaum hatte eine reiche Geschichte und beherrschte den Mittelpunkt des Schülerparkplatzes seit den Tagen, als dort noch Pferde angebunden wurden; dieses Gedenkbaum-Denkmal hat nicht einmal einen Monat dort gestanden.   Ich habe diesen verdammten Baum nicht einmal angefasst. Das denken nur alle, weil irgendjemand mitbekommen hat, wie ich zu Ratio gesagt habe, »den wären wir los«. Aber damit das klar ist: Das habe ich nur gesagt, weil dieser Ersatz-Baum so aussah, als würde er nicht einmal den milden texanischen Winter überleben. Ihn als Zweig zu bezeichnen, wäre schon zu hoch gegriffen. Bestimmt ist er eingeschrumpelt und vor lauter Scham buchstäblich im Boden versunken. Wie auch immer. Dass ich danach umgezogen bin, hat die Gerüchteküche jedenfalls erst recht angeheizt. Doch Anna sieht mich nicht so an, als würde sie mich für einen Baum-Mörder halten, der das Weite gesucht hat, nachdem er wichtige Vegetation vernichtet hat. Wenn Anna mich ansieht, dann kann ich fast, fast, fast glauben, dass sie das alles durchschaut – das Geflüster, die Baum-Vorwürfe, alles. Wir werden unterbrochen, weil die Tür aufgeht, viel sanfter als eben und der Direktor unserer Marching Band hereinkommt. Der winzige Raum ist nun übervoll – das Klavier, mein Mellophon-Koffer, mein Rucksack, Anna und ihr Saxophon und Mr Brant. »Weston Ryan«, begrüßt er mich. »Ich bin überrascht, dich hier nach Schulschluss zu finden.« Mit einer vagen Geste zeige ich auf die Noten auf dem Klavier. »Ich wollte ein wenig üben, Sir.« Ich wollte nicht in das leere Haus meiner Mutter, Sir. Mr Brant nickt, sein Blick huscht zwischen uns hin und her. »Gut. Anna hat mir erzählt, dass du ihr mit dem Duett helfen wirst, das ihr gemeinsam aufführen werdet. Ist das richtig?« Anna stellt sich schnell neben Mr Brant, und ich weiß nicht so recht, ob es jetzt schwerer oder leichter ist zu atmen, nun, da ein angemessener Abstand zwischen uns liegt. Ihre Augen flehen mich an, während sie mir gleichzeitig einen vielsagenden Blick zuwirft und ihr Saxophon im Würgegriff hält. Und die Art, wie sie mich ansieht – als wäre ich die Antwort auf all ihre Fragen – verändert etwas in mir. Ob diese Veränderung etwas Gutes oder Schlechtes ist – um das zu entscheiden, bleibt mir keine Zeit. »Natürlich.« Das Wort verlässt meinen Mund, ohne dass mein Gehirn mitbekommt, auf was ich mich da einlasse. Wenn ich bisher dachte, dass Anna glänzende Augen hat, dann nur, weil ich nicht wusste, wie sie aussehen können, wenn sie mich anlächelt. Strahlend. Als würde man zufällig über die ersten Glühwürmchen des Sommers stolpern. Fast will ich zurücklächeln. »Wunderbar. Ausgezeichnet«, sagt Mr Brant gerade. »Dann nichts wie ran. Und zwar schnell, verstanden? Sonst muss Ryland Annas Teil übernehmen. Und der braucht auch Zeit, um ihn bis zum Regionalwettbewerb einzuüben.« »Ja, Sir«, sagt Anna und versucht meinen Blick einzufangen. »Okay«, sage ich. Mr Brant hebt eine Augenbraue. »Ich weiß ja nicht, was die guten Leute von Bloom dir haben durchgehen lassen, Mr Ryan, aber niemand aus der Enfield Bearcat Marching Band spricht so mit mir in diesem Ton.« Bloom. Lange, lange Flure ohne Jonathan oder Ratio, Bandmitglieder in den falschen Farben, fremde Gesichter, die mich Speed Racer nennen, ein Zuhause mit nur einem einzigen Elternteil...


Schumacher, Ashley
Ashley Schumacher hat einen Abschluss in Kreativem Schreiben von der University of North Texas. Wenn sie nicht gerade liest oder schreibt, findet man sie beim Disney- oder Broadway-Lieder Singen, Snacks vor ihrem gierigen Golden Retriever Beschützen, Sticken oder Mario Kart-Spielen. Sie lebt Dallas, Texas, mit ihrem ungeselligen, aber liebenswerten Ehemann und mehr Büchern als genaugenommen notwendig sind. Ihr Debütroman Amelia, Alle Seiten des Lebens erschien im Frühjahr 2022 im Arctis Verlag.

König, Barbara
Barbara König, aufgewachsen in Asien, Irland und den USA, studierte Slavistik, Politik und Geschichte in Bonn und Moskau. Bücher begleiten sie schon ihr ganzes Leben lang, erst als Leserin, dann als Lektorin, Programmleiterin und Verlagsleiterin. Heute lebt sie als freie Literaturübersetzerin und Lektorin in Hamburg.



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