Schumann / Schulz | Ressourcenorientierte Konzepte in der Altenhilfe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

Schumann / Schulz Ressourcenorientierte Konzepte in der Altenhilfe

Ein Lern- und Arbeitsbuch für die Aktivierend-therapeutische Pflege
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-17-042208-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Lern- und Arbeitsbuch für die Aktivierend-therapeutische Pflege

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

ISBN: 978-3-17-042208-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Buch befasst sich mit dem ressourcenorientierten Pflegekonzept der Aktivierend-therapeutischen Pflege, das geriatrische Patientinnen und Patienten bei ihrer Alltags- und Lebensgestaltung unterstützt. Als pflegerische Anforderung nimmt der ressourcenorientierte Pflegeprozess Interventionen in den Blick, die ältere Menschen in ihrer Selbstständigkeit und Selbstbestimmung fördern. Dabei werden unter anderem die Handlungsschwerpunkte Beziehungsgestaltung, Bewegung und Mobilität sowie Selbstpflege thematisiert sowie der Fokus auf Lernen als Basis der Aktivierend-therapeutischen Pflege gelegt. Arbeits- und Lernaufgaben unterstützen die Leser und Leserinnen bei ihrem Wissens- und Kompetenzerwerb.

Der Band eignet sich besonders als ständige Begleitung für Weiterbildungsteilnehmende im geriatrischen Bereich und ist gut zur Prüfungsvorbereitung geeignet.

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6       Der ressourcenorientierte Pflegeprozess
Überall da, wo Rehabilitation stattfindet, sind ressourcenorientierte pflegerische Ansätze vertreten. Ziel von Rehabilitation ist die Förderung der Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Teilhabe. Werden alte Menschen dahingehend befähigt und ermächtigt, kann Pflegebedürftigkeit gelindert oder vermieden werden. Aus der Perspektive der Pflegewissenschaft sind die Ursachen von Pflegebedürftigkeit noch nicht ausreichend erforscht. Gründe dafür sind die noch junge Forschungsdisziplin Pflege und die Komplexität der Lebenssituation Pflegebedürftigkeit. Fehlende Forschungsergebnisse machen dennoch pflegerisches Handeln erforderlich. Dazu sollte die systematische Förderung der Ressourcen und Kompetenzen älterer Menschen im Zentrum von Pflege stehen. Damit umfasst Pflege nicht nur die Kompensation von Einschränkungen in den Alltagskompetenzen, sondern auch den gezielten Ausbau von alltäglicher Handlungskompetenz. Ein ressourcenorientierter pflegerischer Ansatz ist die Aktivierend-therapeutische Pflege. Das Pflegekonzept wurde zunächst für die geriatrische Frührehabilitation entwickelt, kann aber auch in anderen pflegerischen Bereichen angewendet werden. Eine Frage zur Selbstreflexion
Welche Vorstellungen haben Sie bis jetzt von der Aktivierend-therapeutischen Pflege? Noch fehlende Wirksamkeitsbelege der Aktivierend-therapeutischen Pflege sollten nicht von ihrer Einführung in die pflegerische Praxis abhalten (vgl. Lübke, 2015). Das Konzept der Aktivierend-therapeutischen Pflege repräsentiert pflege- und rehabilitationswissenschaftliche Erkenntnisse. Um diese für ein praxisorientiertes Pflegekonzept zu nutzen, wurden die Erkenntnisse stark verdichtet. Es kommen Motive aus der Rehabilitation, wie die Frage nach dem Rehabilitationsziel, sowie die Formulierung von Handlungsschwerpunkten zur Priorisierung von Förderungs- und Pflegebedarf zum Tragen. Die (Weiter-)Entwicklung trägt dazu bei, ressourcenorientierte pflegerische Konzepte von den in der Praxis weit verbreiteten defizitorientierten Ansätzen abzugrenzen. Pflegende sind aufgrund ihrer Ausbildung mit einem defizitorientierten pflegerischen Vorgehen vertraut, sodass die Umsetzung eines konsequent ressourcenorientierten Ansatzes eingehende Reflexion der gesamten pflegerischen Praxis bedarf. 6.1       Einführung in die Grundlagen der Rehabilitation und Frührehabilitation
Das Rehabilitationsangebot in der Bundesrepublik Deutschland umfasst zahlreiche Angebote. Zu nennen wären hier Angebote der medizinischen Rehabilitation bei ausgewählten medizinischen Diagnosen (z. B. bösartige Erkrankungen) oder die Wiedereingliederung in das Arbeits- und Berufsleben (z. B. nach einem Arbeits- oder Wegeunfall). Ein weiteres Angebot, das sich speziell an ältere Menschen richtet, ist die sogenannte geriatrische Frührehabilitation (z. B. bei einer vorliegenden Multimorbidität). Neben unterschiedlichen Indikationen für spezielle Rehabilitationsangebote übernehmen verschiedene Kostenträger, z. B. die Krankenversicherung, die Unfallversicherung oder die Rentenversicherung, die Behandlungskosten. Definition Der Begriff Rehabilitation bezeichnet ein Angebot zur Wiedereingliederung einer kranken, körperlich oder geistig behinderten oder von Behinderung/Pflegebedürftigkeit bedrohten Person in das berufliche und gesellschaftliche Leben. Die Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben setzt eine weitgehende Selbstständigkeit im Alltag voraus. Genau diesen Schwerpunkt macht sich die geriatrische Frührehabilitation zu eigen. Ziel aller rehabilitativer Leistungen für geriatrische Patient*innen ist die Vermeidung oder Linderung von Behinderung und Pflegebedürftigkeit und deren Folgen (vgl. BAR, 2021). Allgemeines Ziel der Leistungen zur medizinischen Rehabilitation ist, eine drohende oder bereits manifeste Behinderung oder Pflegebedürftigkeit abzuwenden, eine Verschlimmerung zu vermeiden oder ihre Folgen zu mildern. Definition Der Begriff der geriatrischen Frührehabilitation beschreibt strukturierte, interdisziplinäre und rehabilitative Maßnahmen und ist in die stationäre Akutbehandlung (stationär und tagesklinisch) der geriatrischen Patient*innen integriert. Ziel der geriatrischen (Früh-)Rehabilitation ist die Wiederherstellung der individuellen Selbstständigkeit in der Alltagsgestaltung zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit nach einer schweren Erkrankung oder im Umgang mit Multimorbidität. 6.2       Grundlagen der (Früh-)Rehabilitation
Das Angebot der geriatrischen Frührehabilitation richtet sich an geriatrische Patient*innen. Sie leiden an gesundheitlichen und krankheitsbedingten Problemen, die sich in funktionellen, kognitiven, psychischen und sozialen Einschränkungen äußern. Darunter ist das Vorliegen mehrerer chronischer und akuter Erkrankungen zu verstehen, die sich durch eine Chronifizierung verschlechtern können. Deshalb sind geriatrische Patient*innen auch stets von Pflegebedürftigkeit bedroht, welche es zu verhindern gilt. Die besondere Situation von geriatrischen Patient*innen ist geprägt vom Umgang mit chronischen Erkrankungen, einer neuerworbenen akuten Erkrankung und der Bewältigung des Alternsprozesses. Parallel zur Bewältigung der chronischen und akuten Erkrankungen kommt ein Lern- und Entwicklungsprozess in Form einer Rehabilitation hinzu. Der Rehabilitationsprozess kann aus diesem Grund auch als ein Lern- und Trainingsprozess verstanden werden. Beim Training handelt es sich um eine praktische Lernmöglichkeit und die Gelegenheit zur Selbsterfahrung. Dabei können sowohl positive als auch negative Erfahrungen gesammelt werden, die für das Alltagsleben der geriatrischen Patient*innen von Bedeutung sind. Aufgrund dessen sind die übergeordneten Ziele von Rehabilitation wie folgt definiert: 1.  die Verringerung der funktionellen Einschränkungen, 2.  eine Verschlechterung der funktionellen Einschränkungen zu vermeiden und 3.  die Stabilisierung oder Verbesserung des gegenwärtigen Zustands in der Ausführung der Alltagskompetenzen. Weitere Ziele von Rehabilitation lauten: •  die Verlangsamung des Fortschreitens einer chronischen Erkrankung, •  die Linderung von Beschwerden, •  die Adaption an einen bestehenden instabilen Zustand, •  die Vermeidung der Adaption an nicht physiologische Bewegungs- oder Verhaltensmuster, die eine Komplikation nach sich ziehen könnten, •  das Lernen und Trainieren von neuen Bewegungsabläufen oder Verhalten zur Kompensation einer Funktionseinschränkung, •  die Gestaltung eines Lebensumfeldes, in der die geriatrischen Patient*innen auch mit bestehenden Funktionseinschränkungen leben können, sowie •  die Förderung eines sozialen Netzwerkes, an dem sie auch mit bestehenden Funktionseinschränkungen teilhaben können (vgl. BAR, 2021). Um diese Ansätze zu verfolgen, richten sich alle rehabilitativen Angebote an den persönlichen Zielen der geriatrischen Patient*innen aus. Rehabilitation erfüllt zahlreiche Funktionen, die individuell auf den Einzelfall abgestimmt werden sollten. Damit kann eine Über-, aber auch eine Unterforderung mit einer verpassten Zielerreichung vermieden werden. Die gemeinsame Planung des Rehabilitationsprozesses kann am besten gelingen, wenn die individuelle Perspektive der geriatrischen Patient*innen bekannt ist. Der Verstehensprozess beginnt deshalb gleich zu Beginn der (Früh-)Rehabilitation mit der Frage nach dem persönlichen Rehabilitationsziel, der Durchführung des geriatrischen Basis-Assessments, der Festlegung erster (Pflege-)Diagnosen und dem Ermitteln der person-orientierten Perspektive zu einzelnen Ressourcen. Für die Pflegenden im therapeutischen Team sind folgende Aufgaben elementar: •  die Erhebung des Barthel-Index zur Einschätzung der vorhandenen Selbstständigkeit, •  die Einschätzung pflegerelevanter Ressourcen und Risiken, •  die Erstellung zutreffender Pflegediagnosen, •  die anschließende Aufklärung der geriatrischen Person, •  gefolgt vom Treffen gemeinsamer Entscheidungen über die folgenden aktivierend-therapeutischen Interventionen. Der Kommunikations- und Verstehensprozess endet mit der wöchentlichen interdisziplinären Würdigung des gesamten Rehabilitationsverlaufs und ggf. mit einer Zielanpassung. Erkundungsaufgaben
1.  Fragen Sie bitte zwei geriatrische Patient*innen nach ihrem Ziel,...


Dr. Susette Schumann, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Präsidentin der DGATP e. V. Anja Schulz, Altenpflegerin, pflegerische Bereichsleitung im Ev. Geriatriezentrum Berlin gGmbH, Dozentin für ATP-G, Mitglied in der DGATP e. V.



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