Schwarz | Maddrax 656 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 656, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Schwarz Maddrax 656

Enklave der Männer
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7840-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Enklave der Männer

E-Book, Deutsch, Band 656, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-7517-7840-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Auf der letzten Etappe zu 'Queen Haaley' überfliegen die Gefährten mit dem Gleiter das kleine Eiland Bornholm, das beim Volk der Dreizehn Inseln abfällig 'Insel der Männer' genannt wird, seit einige Abtrünnige dort eine Siedlung errichtet haben. Da fängt Aruulas Lauschsinn unvermittelt telepathische Signale auf, die von ihren Schwestern stammen müssen. Gibt es Ärger dort mit den Männern? Sind Kriegerinnen in Gefahr? Aruula drängt darauf, zu landen und nachzusehen. Eine schlechte Entscheidung!

Schwarz Maddrax 656 jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Enklave der Männer von Christian Schwarz 2516, auf den Dreizehn Inseln Ich heiße Snorrje. Zu jener Zeit war ich acht Sommer alt. Niemals hätte ich geglaubt, dass es Entsetzlicheres gäbe, als Gefangener der Nordmänner zu sein und einem Leben in Elend und Sklaverei entgegenzusehen. Es gab Entsetzlicheres. Jedenfalls für mich. Ich lag angebunden im Bauch eines Raddampfers der Nordmänner. Und in meinem Kopf versammelten sich die Gefühle derer, die um mich herum waren. Verzweiflung, Furcht, Hass, Triumph, der unbedingte Wille zu töten ... All das erlauschte ich. Dabei hätte dies niemals sein dürfen. Denn wie jeder wusste, war dieses Geschenk der Götter nur Frauen vorbehalten. Nur ihnen war die Gabe des Lauschsinns gegeben. Doch ich war doch Junge! Dieses Mysterium verstärkte meine Furcht ins Unermessliche. Trieb Orguudoo ein böses Spiel mit mir? Ich saß auf den Holzbrettern und steckte den Kopf zwischen die angezogenen Knie. Mit meinen Händen wollte ich die fremden Gedanken und Gefühle aus meinem Kopf herauspressen, denn ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Weil es nicht funktionierte, versuchte ich sie nun herauszuschütteln. Dabei schrie ich wie am Spieß. Wikka, der neben mir saß, überlagerte mit seinem Zorn für einen Moment alle anderen Gefühle in meinem Kopf. Er schubste mich so stark, dass ich zur Seite fiel und mir unsanft die Stirn anschlug. In diesem Moment war ich wieder alleine in meinem Kopf, alle anderen blieben draußen. »Was soll das, Snorrje?«, zischte Wikka mich an. »Mach es nicht schlimmer, als es schon ist. Willst du, dass die Wachen das Gleiche mit dir machen wie mit Bruunhild? Oder mit uns anderen?« »N-nein«, murmelte ich und krabbelte langsam wieder hoch. Eine derartige Erleichterung hatte ich nie zuvor gespürt. »Entschuldige«, antwortete ich kläglich. »Ich ... ich ...« Wikka winkte ab. »Die Faulnase hat uns gesagt, dass wir so still sein sollen wie eine verdammte Crooch«, fügte er noch hinzu. Mit seinen neun Sommern war er bereits einen Kopf höher gewachsen als ich. Ihn schien nichts erschüttern zu können. Zudem war er stolz und schlau. Wikka wäre einmal ein großer Krieger geworden. Aber Wudan hatte ein anderes Schicksal für ihn auserkoren, vielleicht auch Orguudoo. Ihm würde es sicher am schwersten fallen, den Nordmännern als Sklave dienen zu müssen. Ohne zu überlegen, konzentrierte ich meine Gedanken für einen Moment auf Wikka. Denn auf diese Art lauschten die Frauen. So hatte es mir meine Mutter, die vor einigen Tagen im Kampf gegen die Nordmänner gefallen war, immer erzählt. Bevor ich über mein eigenes Tun erschrecken konnte, war es bereits zu spät. Ein Blitz wie aus den Kanonen der Nordmänner explodierte in meinem Kopf. Und Wikkas Gefühle überströmten mich wie eine Woge, wenn die See schwer war und an den Strand der Eselinsel rollte. Was ich spürte, war pure Todesangst. Und eiserne Selbstbeherrschung, die versuchte, diese Todesangst im Zaum zu halten. Mein Entsetzen war größer als beim ersten Mal. Ich sah den schwarzen Schatten Orguudoos, des Dämons der finsteren Tiefe, der nach mir griff und versuchte, mich in sein schreckliches Reich zu ziehen. Schlagartig verebbte die Woge, die Wikkas Gefühle getragen hatte. Denn ich hatte mich auf etwas anderes konzentriert. Genau dies musste ich tun, damit die Gefühle der anderen wieder aus meinem Kopf flohen. Ich schluckte schwer und versuchte wieder einen Sitz zu finden, denn alles tat mir weh. Meine Blicke wanderten durch den schmutzigen Bretterverschlag, in den sie uns eingesperrt hatten. Verstohlen musterte ich Bruunhild, die mit ausgestreckten Armen an einem Balken hing. Mit ihren vierzehn Sommern war sie bereits eine junge Frau. Nachdem sie vor Angst geschrien hatte, war die Faulnase, die statt einer Nase einen feuchten, manchmal tropfenden Hautlappen im Gesicht trug, erschienen, hatte sie angebrüllt, dann geschlagen und ihr alle Kleider vom Leib gerissen. Während er sie an den Balken gefesselt hatte, der sich über die Decke spannte, hatte er schlimme Dinge mit ihr gemacht, über die ich nicht sprechen will. Nun hing sie nackt und bloß da und kam mit den Sohlen kaum auf den Boden. Möglicherweise hatte sie das Bewusstsein verloren, denn sie wimmerte schon seit einiger Zeit nicht mehr. Neben mir zählte ich noch dreiundzwanzig weitere Kinder, die in die Hände der Nordmänner gefallen waren. Nur Wikka und Bruunhild kannte ich, denn sie stammten wie ich von der Eselinsel. Die anderen Kinder hatte ich nie zuvor gesehen, sie kamen von den anderen Inseln. Vor sieben Sommern hatten die Schrecklichen meine Heimat überfallen und die Dreizehn Inseln besetzt. Fortan hatten sie jedes Jahr vierzehn Mädchen als Tribut gefordert und in die Lokiraaburg bei Malmee verschleppt, wo sie hausten und wo wir alle auch bald landen würden. Diesen Sommer waren die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln jedoch gegen das Joch der Nordmänner aufgestanden und hatten ihnen schwere Kämpfe geliefert. Seither verschleppten die Nordmänner, die die Rebellion bisher nicht wieder in den Griff bekommen hatten, alle Kinder, derer sie habhaft werden konnten, auch Jungen. Die Erwachsenen hingegen töteten sie, wo sie sie fanden; auch die Wehrlosen konnten keine Gnade erwarten. Vereinzelt setzte der Kanonendonner wieder ein, während das Schiff leicht schaukelte. Ich konnte ihn leise hören, fast wie einen verwehenden Hauch. Und ich wusste nur zu genau, was er bedeutete. Die Nordmänner starteten einen neuen Angriff auf den Königinnenpalast, den sie belagerten und in dem sich gut siebenhundert Kriegerinnen und Krieger um Königin Lusaana verschanzt hatten, um den Nordmännern einen verzweifelten Abwehrkampf zu liefern. Es würde allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie endgültig unterlagen. Dann würde es das Volk der Dreizehn Inseln nicht mehr geben. Der Raddampfer der Nordmänner, in dem wir gefangen waren, ankerte mit drei anderen zusammen direkt vor der Küste der Königinneninsel, was uns zu Ohrenzeugen des endgültigen Untergangs werden ließ. Ich schaute zu einem großen blonden Jungen, der auf einer Kiste saß und nun den Kopf hob. Auch er schien den Kanonendonner zu vernehmen. »Sie greifen wieder an«, murmelte er leise. Dann senkte er erneut den Kopf. Neben ihm, auf einer Taurolle, saßen zwei Mädchen. Das größere schlang seinen Arm um das kleinere und drückte es fest an sich. Die Kleine schien die Wärme zu genießen und kuschelte sich ein. Das weckte für einen Moment eine unglaubliche Sehnsucht nach meiner Mutter Isbeela, in deren starken Armen ich nur zu gerne Schutz gesucht hätte. Das Schwert eines Nordmanns hatte sie auf direktem Weg an Wudans Festtafel befördert. Sie war gestorben, weil sie mich hatte beschützen wollen. Auch wenn ich Orguudoos Tun keinen Vorschub mehr leisten wollte, konnte ich doch nicht anders. Ich konzentrierte meinen Geist auf die Faulnase, die ich hinter der Tür vermutete. Tatsächlich schwammen seine Gefühle zu mir herein, wenn auch nicht so klar und deutlich, wie ich die von Wikka erfasst hatte. Ich spürte Gemeinheit, Mordlust und Wut, weil er hier ausharren musste, während die anderen die Festung angriffen und abschlachten durften, wer immer ihnen in den Weg kam. Irgendwann hörte ich ein seltsames Geräusch, wie ich es noch nie zuvor vernommen hatte. Es klang wie ein beständiges Hämmern, das zuerst leise war und immer lauter wurde. Wütendes Kanonenfeuer mischte sich in das Hämmern. Die Nordmänner erhöhten den Salventakt um das Drei- bis Vierfache. »Was ist das?«, murmelte Wikka so leise, dass die Faulnase es nicht hören konnte. Auch ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Das Hämmern verschwand gleich darauf wieder, auch der Salventakt wurde wieder normal. »Vielleicht kommt uns ja Wudan persönlich zu Hilfe und schlägt alle Disuuslachter tot«, flüsterte der blonde Junge. Er nannte die Nordmänner bei dem Namen, den sie sich selbst gaben: Götterschlächter. »Wenn, dann war es eher sein Bote Sigwaan auf seinem Göttervogel«, erwiderte Wikka ebenso flüsternd. »Dann war er auf jeden Fall nicht sehr erfolgreich«, mischte sich ein weiterer Junge ein, dessen Namen ich nicht kannte. »Die Nordmänner feuern ihre Kanonen weiter ab.« Aber erst nach einer ganzen Weile machten die Nordmänner ernst. An ihrem Kriegsgebrüll, das so laut war, dass es ebenfalls bis hierher ins Schiffsinnere drang, erkannte ich, dass der Angriff nun startete. Gleichzeitig feuerten sie all ihre Kanonen ab. Doch plötzlich mischten sich andere Knallgeräusche in den ohrenbetäubenden Lärm der Kanonen. Sie waren leiser, dafür aber zahlreicher als die Kanonenschüsse. Auch diese Geräusche hatte ich noch nie zuvor gehört. Was ging da bei der Festung vor? Setzten die Nordmänner eine neue Art von Waffen ein? Wieder lauschte ich, ich konnte nicht anders. Und wollte es einfach nicht glauben, was da auf mich einströmte. Denn es waren die Todesangst und die blanke Wut der Nordmänner, gemischt mit dem Triumph der...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.