Schwarz | Professor Zamorra - Folge 1020 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1020, 64 Seiten

Reihe: Professor Zamorra

Schwarz Professor Zamorra - Folge 1020

Croatoan
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-4910-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Croatoan

E-Book, Deutsch, Band 1020, 64 Seiten

Reihe: Professor Zamorra

ISBN: 978-3-8387-4910-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Madame Claire schob ihr Fahrrad auf die Zugbrücke von Château Montagne zu. Hundert Meter noch, dann hatte sie es geschafft. Ein ungewohntes Geräusch drang durch das Keuchen an ihr Ohr und veranlasste sie, nach oben zu schauen. Erstaunt blieb die Köchin stehen. Auf dem Nordturm, zwischen zwei Zinnen, stand jemand. Ein Mann wohl. Er schaute, leicht nach vorne gebeugt, herunter und sprach anscheinend mit jemandem, der sich hinter ihm befand. Plötzlich sprang er! Madame Claire schrie entsetzt, als der Mann mit rudernden Armen und Beinen in die Tiefe stürzte - und sich im Flug entzündete! Wie ein flammender Komet fiel er dem Boden entgegen. Und schlug auf. Das Feuer erlosch. Madame Claire warf das Fahrrad hin und hastete zu dem Selbstmörder hin ...

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Das Herz der beleibten älteren Frau schlug wie rasend. So ein Schreck in dieser frühen Morgenstunde, in der es noch dunkel war! Tausend Gedanken gleichzeitig schossen ihr durch den Kopf. Der Mann war ihr irgendwie bekannt vorgekommen – ohne dass sie ihn wegen der großen Höhe wirklich erkannt hätte. Was war da nur mit ihm passiert? Sie hatte schon Artikel über diese geheimnisvollen Selbstentzündungen gelesen. War sie gerade Zeugin einer solchen geworden? Oder war das etwa ein Dämon gewesen, den der Professor vernichtet hatte? Unmöglich, die M-Abwehr hätte jedem Schwarzblütigen längst vorher den Garaus gemacht. Oder hatte der Professor mal wieder magisch experimentiert und deswegen den Abwehrschirm außer Kraft gesetzt? Von derart verantwortungslosem Tun hatte ihr William schon einige Male berichtet! Madame Claire bekam kaum noch Luft, so schnell rannte sie auf den Verletzten zu. Als ihr schlagartig klar wurde, dass es, im Falle eines Dämons, äußerst gefährlich war, sich diesem zu nähern, stoppte sie abrupt. Im selben Moment erkannte sie den Mann. Dylan McMour! Nein, korrigierte sie, als sich der Kerl stöhnend aus dem Gras erhob. Es musste sich um eine zufällige Ähnlichkeit handeln. Der Mann, der gerade auf den Hosenboden zurückfiel, sich mit den Armen nach hinten abstützte und den Kopf schüttelte, sah wie ein Junkie aus. Totenbleich, ungewaschen, unrasiert, die Augen tief in den Höhlen, von dunklen Ringen umgeben, die so tief wie die die Schluchten von Les Baux wirkten. Immerhin besaß die Gestalt die gleichen Strubbelhaare wie Dylan McMour, aber sonst hatte sie nichts mit dem smarten Schotten gemein; dem Sunnyboy, der sie mit seiner lockeren Art immer so begeistert hatte, mit seinen nicht ganz hasenreinen Kraftausdrücken, dank denen er bestens in ihr Dorf gepasst hätte. Aber irgendetwas sagte ihr, dass er es doch war. Madame Claire ging ein paar weitere zögerliche Schritte auf ihn zu. Der Mann beugte den Oberkörper nach vorne, stöhnte und presste die Handflächen gegen die Schläfen. Dadurch rutschten die Ärmel des schwarzen Seidenhemds, das sie schon mal in des Professors Kleiderschrank zu sehen geglaubt hatte, hoch. Madame Claire erschrak. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Der linke Unterarm McMours war tiefschwarz. Hautfarbene Schlieren trieben auf oder in der Schwärze, das konnte sie nicht so genau erkennen. Dass diese Schlierenmuster aufgeregt waren, hingegen schon. Sie wusste einfach, dass es so war. Möglicherweise hing es damit zusammen, dass die Schwärze leuchtete. McMours rechter Unterarm schien sich zum linken spiegelbildlich zu verhalten. Hier gab es schwarze Muster auf hautfarbenem Untergrund. Nicht, dass das angenehmer ausgesehen hätte. Beide – Dinger? Tattoos? Oder wie das hieß - wirkten extrem bedrohlich, ja gefährlich. Erst jetzt wurde es der Köchin bewusst, dass der Mann ja eigentlich am ganzen Körper schwarz verbrannt hätte sein müssen. Sie blieb erneut stehen. Nur noch rund zehn Meter war sie von ihm entfernt. Jetzt schien er sie zu bemerkten. Sein Kopf ruckte hoch. Die Augen, die sie von unten herauf anstarrten, wirkten derart gemein und tückisch, dass sie sicher war, ihr Herz werde umgehend stehen bleiben. Gleichzeitig glaubte sie, Wahnsinn in ihnen glänzen zu sehen. McMour begann zu röcheln, verdrehte die Augen und drückte die Handballen erneut gegen die Schläfen. Dabei bewegte er den Kopf hin und her. Mit einem Ächzen schien er sich zu entspannen. Seine Augen wirkten nun, als sei er wieder in diese Welt zurückgekehrt. »Madame Claire«, krächzte er. »Kommen Sie bloß nicht näher. Das könnte gefährlich werden. Noch besser, hauen Sie ab, so schnell Sie können.« »Monsieur McMour, ich …« »Hast du nicht verstanden? Hau ab, solange du’s noch kannst!«, brüllte er. Um im nächsten Moment leise schluchzend in sich zusammenzufallen. Sein ganzer Körper bebte, als er die Hände vors Gesicht schlug. Madame Claire fühlte sich vollkommen überfordert. Es kam ihr wie ein Geschenk des Himmels vor, dass in diesem Moment Geräusche im Château-Innenhof laut wurden. Professor Zamorra und Nicole Duval erschienen und rannten über die geöffnete Zugbrücke direkt auf sie zu! Der Professor im Morgenmantel, Mademoiselle Duval im Jogging-Anzug. Der Meister des Übersinnlichen ging neben seinem ehemaligen Dämonenjäger-Lehrling in die Knie, während Mademoiselle zehn weitere Meter auf sich nahm und sich um Madame Claire kümmerte – wofür ihr die Köchin im Übrigen äußerst dankbar war. »Madame Claire«, sagte Mademoiselle und sah sie so besorgt an, dass es der Köchin ganz warm ums Herz wurde. Umso mehr, als Mademoiselle auch noch fürsorglich den Arm um sie legte. »Haben Sie das alles mit angesehen? Was ist passiert?« »Monsieur McMour, er … er hat plötzlich gebrannt. In der Luft ist er angegangen. Und beim Aufschlag hat’s die Flammen plötzlich wieder ausgeblasen. Ich schwör’s, dass es so war.« »O Kacke, ja«, erwiderte McMour, der sich gerade mit Zamorras Hilfe erhob und dann etwas wackelig auf den Beinen stand. Als gehöre er nicht zu ihm, hielt er seinen linken Arm in die Luft und starrte das Tattoo an, dessen schwarzer Teil nun nicht mehr leuchtete. Auch die träge wandernden Schlieren, die fast psychedelische Gefühle in Madame Claire weckten, schienen nicht mehr aufgeregt zu sein. »Dieser verfluchte Feuerreif war das. Er hat meinen Tod verhindert.« Der junge Schotte biss sich fast die Unterlippe blutig. Zamorra legte väterlich den Arm um seine Schultern. »Du Vollidiot«, sagte er inbrünstig. »Seien wir dem Feuerreif alle dankbar, dass er dich gerettet hat. Glaub mir, wir finden eine Lösung, dass du die Dinger wieder loswirst.« »Das funktioniert nicht.« »Jetzt reiß dich zusammen, Dylan«, antwortete Zamorra scharf. »Los, schau mich an. In die Augen. Ich hab’s dir vorhin schon zu verklickern versucht, dass ich vielleicht eine Lösung habe. Aber du musstest ja unbedingt vom Turm springen.« »Ich glaub’s nicht, dass da was zu machen ist.« Trotzig starrte McMour zurück. »Verstehst du, Zamorra, ich spür’s einfach, zumindest der Schattenreif hatte achthundert Jahre lang Zeit, mit mir zu verwachsen. Und die Zeit hat er gründlich genutzt. Dass ich jetzt halbwegs normal mit dir reden kann, liegt wahrscheinlich daran, dass ich den Feuerreif noch nicht so lange trage. Aber wie auch immer – ich bin am Arsch. Aber so was von!« »Du hast mich ja noch nicht mal angehört. Und das wirst du jetzt gefälligst tun. Los, mein Lieber, wir gehen rein. Und dann leihst du uns mal für ein paar Minuten dein Ohr oder ich reiß dir den Arsch auf. Das schaffe ich trotz deines Feuerreifs spielend. Verstanden?« »Als ich auf dem Boden lag, da … da sind sie schon wieder gekommen, die Visionen, der Wahnsinn«, flüsterte Dylan so leise, dass die Köchin Mühe hatte, ihn zu verstehen. »Für einen Moment wollte ich Madame Claire umbringen, weil ich dachte, sie will mir Böses …« Madame Claire erschrak zutiefst. »Und jetzt?«, fragte Zamorra. »Im Moment ist es fast weg. Ich bin stärker. Aber ich weiß nicht, wie lange noch …« »Also, gehen wir rein. Komm.« »Ich muss erst noch mein Fahrrad holen«, intervenierte Madame Claire. »Sie sind mit dem Radl da?«, fragte Mademoiselle. »Das ist ja ganz neu. Wollen Sie die Tour de France gewinnen, Claire?« »Das wäre ja mal was«, erwiderte sie, als sie den unbefestigten Weg zurück zum Fahrrad gingen. »Aber nein. Ich lasse meinen Twingo jetzt öfters mal zu Hause stehen und nehme das Fahrrad, weil ich ein paar Mal solche komischen stechenden Schmerzen in der Brust hatte, wissen Sie. Und mein Arzt sagt, dass Übergewicht zum Herzinfarkt führen kann. Und da ich ja auch ein paar Pfund zu viel auf den Rippen habe und dann dieses Stechen, da dachte ich, tue ich mal was. Wissen Sie, ich will ja nicht durch Dämonenhand sterben, das hab ich mir fest vorgenommen, aber durch einen Herzinfarkt auch nicht!« Mademoiselle blieb stehen und sah sie forschend an. »Wie geht’s Ihnen im Moment, Claire? Alles klar? Ich meine, nach diesem Schreck in der Morgenstunde. Und ganz allgemein gesprochen: Brauchen Sie vielleicht mal Urlaub? Bekommen Sie, soviel Sie wollen.« »Nein, nein«, wehrte Madame Claire ab. »Ich nehme lieber ab. Profilektisch.« »Sie meinen prophylaktisch.« Mademoiselle lächelte. »Aber überanstrengen Sie sich nicht dabei. Sind Sie jetzt den ganzen Weg hoch gestrampelt?« »Nicht ganz.« Madame Claire spürte Verlegenheit in sich aufsteigen. Leichte Röte schoss in ihr Gesicht. »Ich hab’s vom Dorfrand bis zur alten Eiche geschafft.« Mademoiselles Lächeln verstärkte sich. »Das sind, lassen Sie mich mal schätzen, fünfhundert Meter? Na, immerhin.« »Nicht wahr?« Madame Claire strahlte. »Schon ganz gut für den Anfang. Ich versuche jetzt jedes Mal, hundert oder zweihundert Meter mehr zu fahren. Den Rest muss ich eben schieben. Aber spazieren ist ja auch gut.« »Bingo.« Mademoiselle hob das alte rostige Fahrrad für sie auf und runzelte die Stirn. »Auf dem fahren sie keinesfalls mehr, Claire. Das ist ja lebensgefährlich. So schnell, wie da die Kette runterspringt und Sie umfallen, kann ein Infarkt gar nicht sein. Sie bekommen hiermit ein brandneues Fahrrad von mir. Wir gehen es gleich heute Abend in Lyon...



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