Senghaas-Knobloch | Wohin driftet die Arbeitswelt? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten, eBook

Senghaas-Knobloch Wohin driftet die Arbeitswelt?


1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-90939-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 272 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-90939-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Statt weitsichtiger Gestaltung steht gegenwärtig die bloße Anpassung an eine globalisierungsbedingte Wirtschaftsdynamik im Vordergrund politischer Debatten. Und doch spielen Wünsche, persönliche Ziele und subjektive Strategien zur Bewältigung konfliktiver Anforderungen im Arbeitsalltag gerade in postfordistischen Strukturen eine wichtige Rolle. Der versammelt dazu theoretische Reflexionen und empirische Analysen der Arbeitsforschung.

Dr. Eva Senghaas-Knobloch ist Professorin für Arbeitswissenschaft mit dem Schwerpunkt sozialwissenschaftliche Humanisierungsforschung im Fachbereich Human- und Gesund-heitswissenschaften an der Universität Bremen und im interdisziplinären Forschungszentrum Nachhaltigkeit (artec).

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1;Inhalt;7
2;Zur Einführung;9
3;Teil I Wohin driftet die postfordistische Arbeitswelt?;13
3.1;Eine veränderte Welt der Erwerbsarbeit – Entwicklungen, Zumutungen, Aufgaben;15
3.1.1;1. Arbeit und Würde;15
3.1.2;2. Gesellschaftliche Entwicklungen, die in die Welt der Erwerbsarbeit reichen;18
3.1.3;3. Trends in der Welt der Erwerbsarbeit;27
3.1.4;4. Zwischenresümee: Gegensätzliche Tendenzen und zunehmende Vielfalt im Erwerbsarbeitsleben;43
3.1.5;5. Neue Anforderungen an die Einzelnen in der Welt der Erwerbsarbeit;45
3.1.6;6. Wohin driftet die Welt der Erwerbsarbeit?;55
3.1.7;Literatur;58
4;Teil II Subjektivität und betriebliche Arbeitskulturen;68
4.1;Subjektivität und Sozialität in ihrer Bedeutung für eine menschengerechte Gestaltung von Arbeit und Technik;69
4.1.1;1. Subjektivität;71
4.1.2;2. Sozialität;82
4.1.3;3. Bedeutung von Subjektivität und Sozialität für die Humanisierungspolitik;94
4.1.4;Literatur;96
4.2;Autonomie und Authentizität im postfordistischen Erwerbsarbeitsleben;101
4.2.1;1. Wie passen Zielsetzungen von Individuen und Organisationen zusammen?;101
4.2.2;2. Einpassung durch Hierarchie;103
4.2.3;3. Einpassung durch organisationsinterne Vermarktlichung;109
4.2.4;4. Berufliche Arbeitsrolle als Schutzmantel für Subjektivität;115
4.2.5;Ausblick;122
4.2.6;Literatur;123
4.3;Widerständigkeit von Arbeitskulturen – am Beispiel der Einführung von Gruppenarbeit für Meister in der industriellen Produktion;131
4.3.1;1. Bedürfnisse nach Anerkennung und Würde und ihrer Bedeutung für Arbeitskulturen;134
4.3.2;2. Strategien der Abwehr gegen arbeitskulturelle Veränderungen. Ein Beispiel bei der Einführung von Gruppenarbeit;137
4.3.3;3. Arbeitskulturen in intendierten Veränderungsprozessen;145
4.3.4;Literatur;148
4.3.5;Anhang;151
4.4;Fairness und Fürsorglichkeit – Praxis und Wünsche an die Qualität sozialer Beziehungen in Familie und Betrieb;153
4.4.1;1. Familie und Betrieb – zwei soziale Orte, zwei Praxiserfahrungen;153
4.4.2;2. Was heißt guter Umgang miteinander in Familie und Betrieb?;158
4.4.3;3. Gerechtigkeit als Fairness und Fürsorglichkeit;167
4.4.4;Literatur;171
5;Teil III Fürsorgliche Praxis in einer Tätigkeitsgesellschaft;175
5.1;Fürsorgliche Praxis und die Debatte um einen erweiterten Arbeitsbegriff;177
5.1.1;1. Zur Trennung von Berufswelt und Familienwelt;179
5.1.2;2. Merkantilisierung der Arbeitskraft und das Schicksal fürsorglicher Praxis;183
5.1.3;3. Dienstleistungsgesellschaft und ihr spezifisches Vereinbarkeitsdilemma – ein Ausblick;189
5.1.4;Literatur;193
5.2;Grenzverwischungen in der postfordistischen Arbeitswelt als Herausforderung für das feministische politische Projekt;199
5.2.1;1. Phänomene postfordistischer Entstandardisierung und Grenzverwischungen;203
5.2.2;2. Konzeptionen zur gesellschaftlichen Neubewertung von Tätigkeiten;209
5.2.3;3. Die Bedeutung von Erwerbsarbeit im feministischen Projekt;215
5.2.4;4. Handeln im öffentlichen Raum und das politische Projekt feministischen Denkens;222
5.2.5;Literatur;229
6;Teil IV Zur Methodik empirischer Arbeitsforschung;236
6.1;Die analytische und die kommunikative Aufgabe der arbeitsbezogenen Sozialforschung;237
6.1.1;1. Theorieinteresse und Gestaltungsauftrag;237
6.1.2;2. Forschungspraxis und Kommunikatives Handeln;242
6.1.3;3. Arbeitsforschung als Unterstützung von professioneller Selbstbesinnung und als interdisziplinärer Dialog im öffentlichen Diskurs;248
6.1.4;4. Sozialforschung als Unterstützung organisationsinterner Verständigungsprozesse;262
6.1.5;5. Ausblick: Sozialforschung angesichts neuer Rationalisierungs- und Beteiligungskonzepte;273
6.1.6;Literatur;275
7;Quellenverzeichnis;279

Zur Einführung.- Zur Einführung.- Wohin driftet die postfordistische Arbeitswelt?.- Eine veränderte Welt der Erwerbsarbeit — Entwicklungen, Zumutungen, Aufgaben.- Subjektivität und betriebliche Arbeitskulturen.- Subjektivität und Sozialität in ihrer Bedeutung für eine menschengerechte Gestaltung von Arbeit und Technik.- Autonomie und Authentizität im postfordistischen Erwerbsarbeitsleben.- Widerständigkeit von Arbeitskulturen — am Beispiel der Einführung von Gruppenarbeit für Meister in der industriellen Produktion.- Fairness und Fürsorglichkeit — Praxis und Wünsche an die Qualität sozialer Beziehungen in Familie und Betrieb.- Fürsorgliche Praxis in einer Tätigkeitsgesellschaft.- Fürsorgliche Praxis und die Debatte um einen erweiterten Arbeitsbegriff.- Grenzverwischungen in der postfordistischen Arbeitswelt als Herausforderung für das feministische politische Projekt.- Zur Methodik empirischer Arbeitsforschung.- Die analytische und die kommunikative Aufgabe der arbeitsbezogenen Sozialforschung.


Eine veränderte Welt der Erwerbsarbeit – Entwicklungen, Zumutungen, Aufgaben (S. 15)

1. Arbeit und Würde

Die Überzeugung, „dass die Arbeit eine fundamentale Dimension der Existenz des Menschen auf Erden darstellt" (Laborem Exercenc, 1981, S. 9), teilt die katholische Kirche seit der päpstlichen Enzyklika „Rerum Novarum" von 1891 mit der Arbeiterbewegung, die sich im Kampf um Würde und Recht der Lohnarbeitenden konstituierte. Im Protestantismus – ob lutherischer oder reformierter Prägung – wird der Arbeit im menschlichen Dasein eine grundlegende Bedeutung zuerkannt.

Welche Tätigkeiten allerdings als Arbeit bezeichnet werden, und die Gegenstände, Formen und Wertschätzung der Arbeit, ihre Regulierung und die Orte, an denen sie verrichtet wird, veränderten sich im Zuge der epochalen Entwicklungsprozesse, in denen sich wirtschaftliche und politische Gemeinwesen herausbildeten. Seit der Epoche der industriellen und bürgerlichen Revolutionen in Westeuropa ist die menschliche Arbeit in den Mittelpunkt gesellschaftspolitischer Aufmerksamkeit gerückt. Besonderes Interesse genießt dabei das Zusammenspiel organisierter lebendiger Arbeit und in Technik vergegenständlichter Arbeit in gesellschaftlichen Austauschverhältnissen.

Es ist die in den gesellschaftlichen Austausch einbezogene Arbeit, die Erwerbsarbeit, die seit der bahnbrechenden Entdeckung von Adam Smith, dass Wohlstand durch Arbeitsteilung und Technik vermehrt wird, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Erst in jüngster Zeit gibt es eine Wiederbelebung von Debatten darüber, in welcher Weise auch die Tätigkeiten, die nicht in den gesellschaftlichen Austausch einbezogen sind (freiwillige Tätigkeiten, Ehrenämter, (Für-) Sorge um Angehörige) Anerkennung und Wertschätzung erfahren können.

Diese Debatte ist um so wichtiger, als die klassische industriegesellschaftliche Ökonomie die Wertschätzung und die Minderachtung bestimmter Tätigkeiten, besonders der Tätigkeiten fürsorglicher Praxis, bis heute stark geprägt hat. Mit dem Begriff der produktiven Arbeit ging die besondere Wertschätzung solcher Arbeit einher, die sich in Gegenständen manifestiert, für die auf dem Markt ein Tauschwert erzielt wird.

Sowohl die Entgegenständlichung vieler Erwerbstätigkeiten in den reifen Industriegesellschaften als auch Dienstleistungen im Kontext sehr vielfältiger informeller Wirtschaftstätigkeiten in der übrigen Welt machen eine solche Wertschätzung obsolet. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) in Genf, die 1919 im Zuge der Friedensverhandlungen nach dem ersten Weltkrieg gegründet worden ist, um weitere Kriege durch die Förderung sozialer Gerechtigkeit zu vermeiden, hat angesichts dieser weltweiten Lage im Arbeitsleben zur Jahrhundertwende das politische Leitziel der menschenwürdigen Arbeit (decent work) entwickelt.

Dieses Leitbild beruht auf der Auffassung, dass Menschen quer durch alle Kulturen und Entwicklungsniveaus eine faire Chance suchen, um durch eigene Anstrengungen ein gedeihliches Leben zu führen (International Labour Office 2001, S. 6)2. Menschenwürdige Arbeit ist in diesem Verständnis mit einer gewissen wirtschaftlichen Unabhängigkeit durch eigene Anstrengungen, mit sozialem Schutz zur Risikoabsicherung, mit gleichberechtigter Mitgliedschaft in der Gemeinschaft sowie mit Selbstbestätigung durch Anerkennung verbunden.

In welcher Weise Arbeit tatsächlich diese Ansprüche erfüllen kann, hängt von den Institutionen, Regeln und Gebräuchen in den verschiedenen Ländern ab. Die folgende Erzählung des Afrikanisten Elwert kann hilfreich sein, einige Denkgewohnheiten der eigenen Kultur zumindest in Frage zu stellen:

„Als ich im Februar 1999 in dem Ayizo-Dorf Ayou Bekannte begrüßte, fragten sie mich nach meiner Arbeit. Erstaunt fasste einer nach: ‚Was, bist du immer noch in demselben Beruf wie vor 20 Jahren?’ Sofort begannen die Umstehenden über meinen Kopf hinweg zu diskutieren.


Dr. Eva Senghaas-Knobloch ist Professorin für Arbeitswissenschaft mit dem Schwerpunkt sozialwissenschaftliche Humanisierungsforschung im Fachbereich Human- und Gesund-heitswissenschaften an der Universität Bremen und im interdisziplinären Forschungszentrum Nachhaltigkeit (artec).



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