E-Book, Deutsch, Band 022025, 144 Seiten
Reihe: Julia
Shepherd Gewagter Deal mit dem besten Freund
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3458-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 022025, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7515-3458-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kandy Shepherd liebte das Schreiben schon immer. Um ihrer Leidenschaft auch beruflich nachzukommen, wandte sie sich dem Journalismus zu, arbeitete für angesehene Frauenmagazine und machte sich in dieser Branche als Redakteurin schnell einen Namen. Sie mochte ihren Job - doch noch lieber wollte sie Geschichten schreiben! Also ließ sie den Journalismus hinter sich und konzentrierte sich vollkommen auf ihre Romane. Bis heute schreibt Kandy so viel sie kann. Sie selbst sagt, es war wohl unvermeidlich, dass sie zur Schriftstellerin wurde. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren geliebten Tieren auf einer idyllischen kleinen Farm in den Blue Mountains bei Sydney.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Melbourne, Dezember, Sommeranfang Sechs Monate waren seit der dramatischen Verlesung des Testaments ihres Vaters vergangen. Und in weiteren sechs Monaten würde die Frist ablaufen, innerhalb deren alle vier Schwestern heiraten mussten, um ihr Erbe zu sichern. Leider war Ana mit ihrem Plan, einen Mann zum Heiraten zu finden, keinen Schritt weitergekommen. Sie hatte es versucht, wirklich versucht, nur um dabei immer wieder in einer Sackgasse zu landen. In all den Monaten hatte sie keinen einzigen Mann getroffen, mit dem sie sich auch nur im Entferntesten vorstellen konnte, dauerhaft ihr Leben zu teilen. Sie und ihre neu gewonnenen Schwestern hatten extrem viel zu verlieren, wenn Ana keinen Ehemann fand. Matilda hatte schon vor längerer Zeit die Bombe platzen lassen, dass sie bereits heimlich verheiratet war – und das auch noch mit einem europäischen Prinzen! Im August hatten Matilda und Henri dann eine offizielle königliche Hochzeitsfeier in seiner Heimat Chaleur abgehalten. Und im November hatte Eve Nate, den Sohn von George Harrington, geheiratet. Die taffe Rose war zwar immer noch ledig, aber Ana hatte keinen Zweifel daran, dass sie bis zum Ende des Jahres verheiratet sein würde, auch wenn es noch keine Anwärter zu geben schien. Ana selbst wurde von ihren Halbschwestern aufrichtig geliebt und war in die Familie aufgenommen worden. Auf keinen Fall durfte sie diejenige sein, die alle enttäuschte, indem sie unverheiratet blieb! Unter diesem immensen Druck, begleitet von der Trauer über den Verlust ihres Vaters, hatte sie deutlich an Gewicht verloren. An manchen Tagen traf sie der Schmerz hart und unerwartet: Holt war fort und würde sie nie wieder in Melbourne besuchen. Doch zur Trauer gesellte sich auch Wut. Warum hatte Apa ihr nie einen Hinweis auf dieses verrückte Testament gegeben? Und hätte sie nicht wenigstens nach dem Tod seiner Frau Rosamund ihre Schwestern kennenlernen können? Es machte sie traurig, dass sie fünfundzwanzig Jahre lang nicht gewusst hatte, welch wunderbare Frauen sie geworden waren. Nicht, dass ihre Verbindung zu Holt Waverly jetzt weniger geheim wäre, als sie es ihr ganzes Leben lang gewesen war. Sie und ihre Schwestern waren übereingekommen, dass sowohl die Testamentsbedingungen als auch ihre neue Rolle in der Familie geheim bleiben sollten, bis sie alle sicher verheiratet waren. Sonst würden sich die Medien auf die Geschichte stürzen und ihnen das Leben zur Hölle machen. Das war einer der Gründe, warum sie keinem potenziellen Heiratskandidaten von dem Erbe erzählt hatte, das ihre Ehe mit sich bringen würde. Außerdem wollte sie aus den richtigen Gründen heiraten und nicht bloß eine Vernunftehe auf Zeit eingehen. Aber je mehr sie sich bemühte, den richtigen Mann zu finden, desto gestresster fühlte sie sich. Ihre Mutter Lili hatte deswegen schon eine Familienversammlung einberufen. Sie war ebenso fassungslos wie Ana über die Bestimmungen in Holts Testament, jedoch auch wegen der Tatsache, dass ihre Tochter endlich ihren Schwestern gleichgestellt war. „Er hat dich geliebt, das hat er wirklich“, hatte sie Ana unter Tränen gesagt. Anas Großeltern hingegen hatten Holt weder gemocht noch gebilligt und konnten nicht verstehen, warum ein Erbe im einundzwanzigsten Jahrhundert eine so archaische Heiratsklausel beinhalten durfte. Zwei Stunden vor der offiziellen Öffnungszeit des ungarischen Restaurants in St. Kilda, das ihre Großeltern in der Nähe vom Strand betrieben, saßen Ana, Lili und ihre Großeltern Dori und Zoltan an einem runden Tisch, während in der Küche zwei Köche mit den Vorbereitungen beschäftigt waren. Früher hatten ihre Großeltern die ganze Arbeit selbst gemacht. Jetzt, da sie älter wurden, ließen sie es etwas ruhiger angehen. Und natürlich hatte Ana versprochen, ihnen finanziell unter die Arme zu greifen, sollte sie ihr Erbe tatsächlich antreten können. Nachdem die beiden vor vielen Jahren aus Ungarn geflohen waren, hatten sie es in ihrer neuen Heimat anfangs nicht leicht gehabt. Das Restaurant war schon immer Anas Lieblingsort gewesen. Sie liebte die kreativ zusammengewürfelte Einrichtung mit den polierten Holzböden, den rustikalen Holzstühlen, den Kunstdrucken aus dem alten Budapest, die Aromen der köstlichen ungarischen Speisen und die Atmosphäre der Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Als Kind hatte sie oft an einem dieser Tische gesessen und ihre Hausaufgaben gemacht, bis ihre Mutter nach der Arbeit vorbeikam, um sie abzuholen. Und oft war Connor dabei gewesen. Ihr Großvater eröffnete die Familiensitzung. „Anastasia, wir können nicht riskieren, dass du deinen Anteil an den Milliarden deines Vaters verlierst, weil du zu wählerisch bist.“ Ihre Mutter blickte ihn an und wies ihn zurecht. „Sei nicht zu hart mit der Kleinen!“ „Ich habe nachgedacht“, fuhr der alte Mann unbeirrt fort. „Vielleicht müssen wir das Netz für die Suche nach einem Ehemann etwas weiter spinnen.“ „Das Netz spinnen?“ Ana verzog das Gesicht. „Das klingt ja furchtbar. Als wäre ich auf der Jagd. Habt ihr mal darüber nachgedacht, dass ich die Männer vielleicht abschrecke, weil ich zu sehr auf eine Beziehung aus bin? Und zu bedürftig wirke?“ Es war schon auffällig, wie wenig die Männer auf ein zweites Date drängten. „Oder die, die ernsthafte Absichten haben, spüren, dass du nicht wirklich heiraten willst“, wandte ihre Mutter ein. „Möglich“, gab Ana zu und rutschte voller Unbehagen auf ihrem Stuhl hin und her. Sie hatte geglaubt, die Ehe würde noch in weiter Ferne liegen. Mit ihren fünfundzwanzig Jahren wollte sie unabhängig sein und ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen leben, nicht nach denen eines anderen. Der Reichtum, der ihr durch das Erbe zuteilwerden könnte, würde ihr andererseits erst die Chance dazu geben. Dann könnte sie ihren langweiligen Job als Buchhalterin bei der Versicherungsgesellschaft aufgeben und sich mehr auf ihr aufstrebendes Online-Schmuckgeschäft konzentrieren. Diese Klausel im Testament war einfach lächerlich und ungerecht. Evelyn hatte versucht, sie anzufechten, aber die Bedingung schien in Stein gemeißelt zu sein. Anas Großmutter schüttelte den Kopf. „Das Problem bist nicht du, Schätzchen. So hübsch und klug und freundlich, wie du bist. Du würdest dem richtigen Mann eine wundervolle Ehefrau sein. Es sind diese fürchterlichen Dating-Apps, auf die ihr jungen Leute euch verlasst. Das hast du doch gar nicht nötig!“ „Wie wär’s, wenn ich helfen würde?“, schaltete sich ihr Großvater ein. „Meine Freunde im ungarischen Klub geben ständig mit ihren Enkeln an. Ich könnte ja mal fragen, ob einer von ihnen …“ „Nein, bloß nicht!“, protestierte Ana. „Vielen Dank für eure Ideen, aber ihr müsst mich nicht verkuppeln.“ „Schatz, dir bleiben nur noch sechs Monate Zeit, um zu heiraten“, rief ihre Mutter ihr in Erinnerung. „Da solltest du für alle Möglichkeiten offen sein, oder?“ Ana zuckte mit den Schultern. „Vielleicht reicht eine Aktualisierung meiner Profile im Internet. Du weißt schon, um mich besser zu präsentieren. Ich dachte daran, Connor um Hilfe zu bitten.“ „Connor? Aber wohnt der nicht in Sydney?“, wunderte sich ihr Großvater. „Er ist wieder in Melbourne.“ Ana warf einen Blick auf die Uhr. „Und sollte eigentlich bald hier sein, um mich zu treffen.“ Kurz nach der Testamentseröffnung hatte er sich bei Ana gemeldet, um ihr etwas kleinlaut mitzuteilen, dass sie mit seiner Freundin recht behalten und er mit ihr Schluss gemacht hatte. Die Mienen ihrer Familienmitglieder hellten sich auf. Sie alle liebten Connor und kannten ihn schon ewig. In ihren Augen war er für Ana stets so etwas wie ein großer Bruder gewesen. Ihre Oma stand auf und scheuchte auch Zoltan hoch. „Los, wir müssen Gulyas für ihn vorbereiten! Das ist sein Lieblingsessen.“ Ana lachte. Nachdem ihre Großeltern in der Küche verschwunden waren, schwelgten sie und ihre Mutter in Erinnerungen daran, wie sehr Connor als Teenager immer darauf aus gewesen war, mit ihnen im Restaurant zu essen. Er war energiegeladen gewesen, extrem sportlich und schien immer hungrig zu sein. Später hatte er die Abende dann eher mit seinen Freunden als mit der Familie seiner Nachbarn verbracht. Gemeinsam mit seinen Eltern, beide Ärzte, hatte er genau neben Ana und ihrer Mutter gewohnt und im Herzen der Horvaths war stets ein Platz für ihn gewesen. Und in ihrem Herzen? Ana überlegte. Horchte in sich hinein. Connor war ein Freund. Rein platonisch. Das hatte er ihr sehr deutlich klargemacht, nachdem sie sich bei ihrem Abschlussball in der zehnten Klasse geküsst hatten. Er hatte gesagt, sie seien zu jung, um sich auf diese Weise zu binden, und es würde sich seltsam anfühlen. Als sie todesmutig und verwegen vorgeschlagen hatte, dass sie doch gemeinsam ihre Jungfräulichkeit verlieren sollten, war er ganz blass geworden und hatte erwidert: „Du weißt, dass du für mich wie eine Schwester bist, oder?“ Natürlich hat sie eilig einen Rückzieher gemacht und behauptet, es sei bloß ein dummer Scherz gewesen. Eine Lüge. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihre Schwärmerei für Connor begonnen hatte. Wahrscheinlich in der Pubertät, als der dünne, schlaksige...