E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Sheridan Achtsamkeit und Mitgefühl in der Pflege
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-456-95982-5
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Praxisbuch für achtsame und selbstmitfühlende Pflegende
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-456-95982-5
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Der Pflegenotstand und Fachkräftemangel bringen Pflegende immer stärker an organisatorische und persönliche Leistungsgrenzen und überfordern zahlreiche Pflegefachpersonen. Die Zahlen psychischer Erkrankungen bei Pflegenden, wie Erschöpfungsdepression und Burnout nehmen stark zu. - Neben (berufs-)politischen und institutionellen Gegenmaßnahmen bieten sich Pflegenden individuelle Möglichkeiten zur persönlichen Entlastung und Entspannung durch einen achtsamen und selbstmitfühlenden Umgang mit sich selbst sowie den Kolleginnen und Kollegen. Die Psychotherapeutin und Supervisorin Carmel Sheridan, die seit über 25 Jahren mit Pflegefachpersonen zusammenarbeitet, hat ein praxisorientiertes Fachbuch für Pflegende zum Thema Achtsamkeit und Selbstmitgefühl geschrieben. Die Autorin
-zeigt, wie man für andere sorgen kann, ohne sich selbst dabei zu erschöpfen und auszubeuten
-beschreibt Wege und Übungen, um Erschöpfung und Burnout in den Pflegeberufen zu entgehen
-reduziert das Gefühl von Frustration und Überlastung im Pflegeberuf
-verringert alltägliche Pflegefehler durch achtsamen Umgang mit den eigenen Willenskräften sowie der eigenen Konzentrations- und Leistungsfähigkeit
-lehrt, wie man gekonnt mit Krisen umgeht
-belebt die Begeisterung für den Pflegeberuf
-beschreibt konkret über 40 Übungen zum Erlernen eines achtsamen, selbstmitfühlenden Umgangs mit sich selbst.
Aus dem Inhalt
Achtsam werden
Achtsamkeit und der Körper
Mitgefühl - das Herzstück der Achtsamkeit
Mehr Erfolg mit Achtsamkeit
Anhang
Zielgruppe
Pflegeauszubildende, Pflegestudierende, Pflegefachpersonen, Pflegelehrende, Pflegeleitende
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Ausbildung in der Pflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Krankenpflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Pflegeforschung, Pflegemanagement
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis, Widmung, Vorwort;7
2;Einfu?hrung;19
3;1 Achtsamkeit – was ist das?;25
3.1;1.1 Den „Affen fesseln“;26
3.2;1.2 Achtsamkeit definieren;28
3.3;1.3 Wie achtsam sind Sie?;29
3.4;1.4 Achtsame Augenblicke;31
3.5;1.5 Achtsamkeit, Mitgefu?hl und Forschung;32
3.6;1.6 Achtsamkeit entwickeln: zwei Formen der Praxis;33
3.7;1.7 Achtsames Atmen;33
3.8;1.8 Ein hektischer Tag;35
3.9;1.9 Täglich u?ben;35
3.10;1.10 Informelle Praxis: Achtsamkeit im Alltag;36
3.11;1.11 Trainingsprogramm;36
4;2 Tun und Sein;37
4.1;2.1 Autopilot;39
4.2;2.2 Achtsame Präsenz;40
4.3;2.3 Tun und Sein im Gleichgewicht;41
4.4;2.4 Vom Tun ins Sein wechseln;41
4.5;2.5 Im Alltag Sein;42
4.6;2.6 Vom Tun ins Sein;43
4.7;2.7 Trainingsprogramm;44
5;3 Achtsamkeit im Alltag;45
5.1;3.1 Den Anfang machen;47
5.2;3.2 Achtsam Auto fahren;47
5.3;3.3 Am Arbeitsplatz ankommen;48
5.4;3.4 Achtsam essen;48
5.5;3.5 Anker-Aktivität;49
5.6;3.6 Mit allen Sinnen achtsam sein;50
5.7;3.7 Den Arbeitstag hinter sich lassen;53
5.8;3.8 Trainingsprogramm;53
6;4 Achtsamkeit praktizieren – was wir dabei gewinnen;55
6.1;4.1 Täglich u?ben!;56
6.2;4.2 Achtsamer werden – wozu?;57
6.3;4.3 Stressige Zeiten;58
6.4;4.4 Akzeptanz kultivieren;59
6.5;4.5 Der 3-Minuten-Atemraum;60
6.6;4.6 Trainingsprogramm;62
7;5 Achtsame Selbstfu?rsorge;65
7.1;5.1 Achtsam arbeiten;67
7.2;5.2 Zur Ruhe finden;68
7.3;5.3 Ins Gleichgewicht kommen;69
7.4;5.4 Kraft schöpfen;69
7.5;5.5 Die Fu?ße pflegen;70
7.6;5.6 Wasser trinken, Wasserlassen und Harnwegsinfekte;71
7.7;5.7 Achtsamer Schlaf;72
7.8;5.8 Fu?r sich sorgen;73
7.9;5.9 Trainingsprogramm;73
8;6 Im Körper zuhause;75
8.1;6.1 In Kontakt mit dem Körper;76
8.2;6.2 Achtsame Hände;77
8.3;6.3 Body Scan;78
8.4;6.4 Wann ist der kurze Body Scan passend?;81
8.5;6.5 Geräusche beachten;81
8.6;6.6 Gehmeditation;83
8.7;6.7 Formelle Gehmeditation;84
8.8;6.8 Embodiment: Spannungen und verkörperte Gefu?hle wahrnehmen;84
8.9;6.9 Trainingsprogramm;86
9;7 Verletzungen vorbeugen;87
9.1;7.1 Weshalb sind Pflegekräfte verletzungsgefährdet?;88
9.2;7.2 Schmerzen und Beschwerden ignorieren;89
9.3;7.3 Achtsamkeit beugt Verletzungen vor;89
9.4;7.4 Achtsame Körperhaltung;90
9.5;7.5 Achtsames Heben;91
9.6;7.6 Unfallverletzungen und Erkrankungen;91
9.7;7.7 Trainingsprogramm;92
10;8 Achtsamer Umgang mit Schmerzen;95
10.1;8.1 Schmerz, was ist das?;97
10.2;8.2 Achtsamkeit bei Schmerzen;98
10.3;8.3 Zwei Arten von Schmerzen;98
10.4;8.4 Trainingsprogramm;99
11;9 Stress achtsam bewältigen;101
11.1;9.1 Wie gestresst sind Sie?;103
11.2;9.2 Stress verstehen;106
11.3;9.3 Auf Stress reagieren vs. auf Stress antworten;108
11.4;9.4 Die körperliche Stressreaktion erkennen;111
11.5;9.5 Trainingsprogramm;111
12;10 Achtsame Bewegung;113
12.1;10.1 Die eigenen Grenzen erkunden;115
12.2;10.2 Dehn- und Strecku?bungen im Sitzen;116
12.3;10.3 Achtsame Bewegung am Arbeitsplatz;120
12.4;10.4 Trainingsprogramm;121
13;11 Mitgefu?hl verstehen;125
13.1;11.1 Was Mitgefu?hl bewirkt;127
13.2;11.2 Achtsamkeit und Mitgefu?hl;129
13.3;11.3 Mitgefu?hl – die Bausteine;129
13.4;11.4 Mitgefu?hl – die sechs Attribute;129
13.5;11.5 Wie Mitgefu?hl entsteht;130
13.6;11.6 Mitgefu?hl kultivieren und trainieren;131
13.7;11.7 Mitfu?hlender werden;132
13.8;11.8 Trainingsprogramm;133
14;12 Helfende Berufe: Mitgefu?hlserschöpfung;135
14.1;12.1 Mitgefu?hlserschöpfung definieren;136
14.2;12.2 Ausgebrannt oder leergeliebt?;137
14.3;12.3 Mitgefu?hlserschöpfung – eine Selbsteinschätzung;137
14.4;12.4 Empathieermu?dung oder Mitgefu?hlserschöpfung?;138
14.5;12.5 Achtsamkeit und Mitgefu?hl praktizieren;140
14.6;12.6 Mitgefu?hlserschöpfung erkennen;140
14.7;12.7 Prävention;141
14.8;12.8 Trainingsprogramm;142
15;13 Selbstmitgefu?hl entwickeln;143
15.1;13.1 Selbstverurteilungen unterlassen;145
15.2;13.2 Selbstmitgefu?hl lindert schmerzliche Emotionen;146
15.3;13.3 Wie selbstmitfu?hlend Sie?;146
15.4;13.4 Selbstmitgefu?hl definieren;148
15.5;13.5 Selbstmitgefu?hl heilt und hilft;148
15.6;13.6 Selbstmitgefu?hl – Schritt fu?r Schritt;149
15.7;13.7 Innehalten und Selbstmitgefu?hl praktizieren;149
15.8;13.8 Selbstmitgefu?hl ist gesund!;150
15.9;13.9 Trainingsprogramm;150
16;14 Mitfu?hlender werden;153
16.1;14.1 Liebende-Gu?te-Meditation;155
16.2;14.2 Liebende-Gu?te-Meditation fu?r professionell Pflegende;157
16.3;14.3 Selbst Mini-Übungen wirken!;157
16.4;14.4 Liebende-Gu?te-Meditation bei Ru?ckenschmerzen;158
16.5;14.5 Mitgefu?hl kultivieren;159
16.6;14.6 So wie ich;159
16.7;14.7 Tonglen-vor-Ort;161
16.8;14.8 Liebende-Gu?te-Meditation und Mitgefu?hl im Alltag;162
16.9;14.9 Mitfu?hlend fu?hren und leiten;163
16.10;14.10 Trainingsprogramm;164
17;15 Der achtsame Umgang mit Gedanken;167
17.1;15.1 Achtsames Denken;168
17.2;15.2 Gedankenbeobachtung;169
17.3;15.3 Maladaptive Denkstile;172
17.4;15.4 Gedanken sind nur Gedanken;173
17.5;15.5 Trainingsprogramm;174
18;16 Achtsame Teamarbeit;175
18.1;16.1 Achtsame Teamplayer;176
18.2;16.2 Teamkonflikte;177
18.3;16.3 Die eigene Rolle im Team;178
18.4;16.4 Geru?chte und Gerede;179
18.5;16.5 Trainingsprogramm;180
19;17 Achtsame Kommunikation;181
19.1;17.1 Mitfu?hlende Kommunikation in der Pflege;183
19.2;17.2 Achtsam zuhören;183
19.3;17.3 Achtsames Zuhören hat viele Vorzu?ge;183
19.4;17.4 Fragen, ohne zu urteilen;186
19.5;17.5 Trainingsprogramm;187
20;18 Ablenkungen und Fehler vermeiden;189
20.1;18.1 Im Autopilot-Modus gefangen;191
20.2;18.2 Konzentration bei der Medikation;191
20.3;18.3 Wichtige Punkte;192
20.4;18.4 Ablenkungen meistern;193
20.5;18.5 Pflegedokumentation;195
20.6;18.6 Stress lenkt ab;196
20.7;18.7 In Notfallsituationen konzentriert bleiben;196
20.8;18.8 Trainingsprogramm;198
21;19 Achtsame Dienstu?bergabe;199
21.1;19.1 Achtsam kommunizieren;201
21.2;19.2 Richtlinien fu?r den Übergabebericht;202
21.3;19.3 Überlegungen beim Erhalt des Übergabeberichts;203
21.4;19.4 Trainingsprogramm;205
22;20 Der technische Fortschritt als Herausforderung;207
22.1;20.1 Patientenzentriert dokumentieren;209
22.2;20.2 Die Patienten in die Versorgung einbinden;210
22.3;20.3 Den Menschen behandeln, nicht die Maschine;211
22.4;20.4 Alarmmu?digkeit;212
22.5;20.5 Trainingsprogramm;213
23;21 Achtsamkeit und Mitgefu?hl in Ihre Gesundheitseinrichtung bringen;215
23.1;21.1 Achtsamkeit und Mitgefu?hl am Arbeitsplatz;217
23.2;21.2 Achtsamkeit am Arbeitsplatz – andere dafu?r gewinnen;217
23.3;21.3 Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion am Arbeitsplatz;218
23.4;21.4 MBSR – die Grundlagen;218
23.5;21.5 Schwerpunkte und Ziele des MBSR-Programms;219
23.6;21.6 Zielgruppe;219
23.7;21.7 Evaluation;219
23.8;21.8 Eine Trainerin oder einen Trainer rekrutieren;219
23.9;21.9 Teilnehmer und Teilnehmerinnen rekrutieren;220
23.10;21.10 Ku?rzere Achtsamkeitsprogramme;221
23.11;21.11 Achtsamkeit fu?r Patientinnen und Patienten;221
23.12;21.12 Mehr Mitgefu?hl und Anteilnahme am Arbeitsplatz;222
23.13;21.13 Das Compassion Cultivation-Training;223
23.14;21.14 Weitere Trainingsprogramme fu?r Mitgefu?hl;223
23.15;21.15 Trainingsprogramm;224
24;Anhang;225
24.1;Achtsam weiterschreiten;227
24.2;Anmerkungen;229
24.3;Literatur;233
24.4;Anhang A: Liste der Übungen;241
24.5;Anhang B: ProQOL;243
24.6;Über die Autorin;249
24.7;Übersetzung;250
24.8;Pressestimmen;251
24.9;Deutschsprachige Literatur: Achtsamkeit und (Selbst-)Mitgefu?hl;255
24.10;Professionelle Selbstpflege im Hogrefe Verlag;257
25;Sachwortverzeichnis;259
Einführung
Unsere Gegenwart ist das kostbarste Geschenk, das wir anderen machen können. Wenn wir allen unseren Lieben mit Achtsamkeit begegnen, werden sie aufblühen wie Blumen. Thich Nhat Hanh Sie haben soeben die erste Schicht angetreten und den Übergabebericht bekommen. Schon klingeln viele Patienten und Patientinnen nach Ihnen, während Angehörige Fragen haben und Ihre Aufmerksamkeit gewinnen wollen. Es ist viel los auf der Station und Sie überlegen angestrengt, was zuerst zu erledigen ist. Sie entscheiden schnell, stürzen sich in die Arbeit, antworten auf eine Klingel und bringen eine Patientin zur Toilette. Als Sie zurückkommen, blinken über vier anderen Zimmertüren die Lichter, und der Stationsbetrieb ist noch hektischer. Sie stürzen sich wieder hinein, reagieren auf eine Klingel nach der anderen und geben sich große Mühe, alle Bedürfnisse der Kranken zu erfüllen. Während Sie die Medikamente austeilen, kommt eine Kollegin auf Sie zu und berichtet, dass der Blutdruck eines Patienten auf 220/110 mmHg gestiegen ist. Die Medikamente müssen warten. Sie eilen im Laufschritt über den Flur, machen sich ein Bild von der Lage und planen die angemessene Intervention. Es dauert Stunden, bis sich die Situation normalisiert. In der Zeit müssen Sie Ärzte verständigen und die Vitalzeichen messen, ganz zu schweigen von den Tausend anderen Dingen, die zu erledigen sind. Sie arbeiten und arbeiten – für Ihre eigenen Bedürfnisse bleibt keine Zeit. Am Dienstschluss sind Sie total erschöpft. Kennen Sie das? Als Pflegeperson sind sie ein zentral wichtiges Glied in der medizinischen Versorgungskette. Sie sind das Öl, das die große Medizinmaschinerie am Laufen hält. Sie koordinieren, kümmern sich und sind für alle die erste Ansprechperson. Zudem sind Sie – so die Erwartung – das menschliche Gesicht der Gesundheitsversorgung: unerschütterlich, engagiert und mit unerschöpflichen Reserven an Mitgefühl und Empathie ausgestattet. Die Schönheit des Pflegeberufs hat ihren Preis: Sie machen Überstunden, versuchen unerfüllbaren Ansprüchen gerecht zu werden und müssen mit einem hohen Stresslevel zurechtkommen. Viele Pflegekräfte wissen sehr wohl, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht ignorieren sollten, schieben Selbstfürsorge jedoch auf die lange Bank. Das ist das Normalverhalten professionell Pflegender im hektischen Klinikbetrieb von heute. Kommt Ihnen die Sache bekannt vor? Sie beraten Menschen bezüglich ihrer Essgewohnheiten und ihrer Bewegungsmuster, ihres Zigaretten- und Alkoholkonsums, ja sogar über Stressreduktion, und ignorieren dabei den eigenen ungesunden Lebensstil. Sie ignorieren Ihre brennenden Füße, das Ziehen im Rücken, den Spannungskopfschmerz. Sie treiben keinen Sport und futtern in den kurzen Kaffeepausen gern ungesundes Zeug. Schlimmer noch: Sie lassen die Mahlzeiten und Pausen ganz aus. Vielleicht gönnen Sie sich nach Dienstschluss sogar eine heimliche Zigarette oder trinken ein paar Gläser Wein zu viel. Der Pflegeberuf ist anspruchsvoll und anstrengend. Manchmal führt das ganze Chaos in die Erschöpfung, manchmal gar zum Burn-out, dem Karrierekiller schlechthin. Kein Wunder, dass viele Pflegekräfte aus dem Beruf ausscheiden: Sie sind körperlich und seelisch erschöpft. Sie können einfach nicht mehr. Ihnen muss das aber nicht passieren. Dieses Buch zeigt, wie Sie mit Achtsamkeit und Mitgefühl für andere sorgen, für sich sorgen und ein Burn-out vermeiden können. Was Sie erwartet Sie werden u.a. folgende Dinge lernen: Achtsamkeits- und Mitgefühlsübungen: Diese spezifischen Übungen helfen, Stress zu bewältigen, aufmerksam und mitfühlender zu sein. Zu den Übungen gehören der Body Scan sowie Ess-, Sitz-, Geh- und Liebevolle-Güte-Meditationen. Bewusstsein: Besser wahrnehmen, wenn der Verstand auf «Autopilot» schaltet und sich sanft wieder ins bewusste Tun zurückbringen. Ruhige Augenblicke: Möglichkeiten ausfindig machen, sich im Trubel des Pflegealltags kleine Inseln der Ruhe zu schaffen. Präsent werden: Sich auf andere einstimmen statt abschalten, aufmerksam zuhören und besser kommunizieren, um die Beziehungen zum Selbst, zu den Patienten und Patientinnen, zum Team und zu allen Mitmenschen zu stärken. Tun und Sein im Gleichgewicht halten: Eine gesunde Balance zwischen Tun und Sein entwickeln, um das persönliche Wohlbefinden verbessern und produktiver arbeiten zu können. Was Achtsamkeit bewirkt Stress und Pflegen mögen als untrennbar miteinander verbunden erscheinen, und doch ist es möglich, die Dinge zum Besseren zu wenden. Sie müssen dafür allerdings eine neue Technik erlernen, die einfacher erscheinen mag als eine kardiopulmonale Reanimation oder die korrekte Umlagerung einer Patientin oder eines Patienten. Sie müssen sich die Technik antrainieren, wie Sie sich auch andere Pflegetechniken antrainiert haben. Achtsamkeit ist der Name dieser Fertigkeit. Zum Glück ist sie eine Fertigkeit, die man lernen und kultivieren kann. Achtsamkeit ist ein Weg, ganz im Moment zu sein, Achtsamkeitspraxis vertieft das Bewusstsein. Sie ist zudem eine Übung der Selbstfürsorge, um nicht unversehens in die totale körperliche und seelische Erschöpfung zu schlittern, eine Übung, die hilft, das Tempo zu drosseln, sich zu konzentrieren und Prioritäten zu erkennen. Ihre zahlreichen gesundheitsfördernden Wirkungen sind wissenschaftlich belegt. Achtsamkeit verankert im Moment, bringt die Gedanken zur Ruhe und lenkt das Bewusstsein auf das Hier und Jetzt. Achtsamkeit zu entwickeln erfordert zwar Durchhaltewillen und Geduld, lohnt jedoch jede Mühe. Wer regelmäßig übt, merkt bald, wie sich die eigene Einstellung zur Arbeit und zu den Beziehungen, ja sogar der Lebensstil verändert. Achtsamkeit entwickeln ist ein Lernprozess, der eine neue Art des Seins in Ihr Leben bringt und Ihnen hilft, auch unter Druck gute Arbeit zu leisten – in Stresssituationen, die in der Pflege wahrlich nicht selten sind. Susan Bauer-Wu, die Leiterin der Compassionate Care Initiative der University of Virginia School of Nursing, geht davon aus, dass Pflegepersonen in Zukunft Achtsamkeitsübungen lernen werden, wie sie heute lernen, einen Venenzugang zu legen und Schmerzen einzuschätzen.1 Warum also auf die Zukunft warten, wenn Achtsamkeit Ihr Leben schon heute positiv verändern kann? Mitgefühl und Selbstmitgefühl Auch Mitgefühl ist eine wichtige Fähigkeit, die es in Gesundheitseinrichtungen zu kultivieren gilt. In der Gesundheitsversorgung ist Sozialkompetenz gefragt, die Gabe, gut mit Menschen umgehen zu können. Die freundlichen Worte einer Pflegeperson können tatsächlich eine große Hilfe sein und einem kranken Menschen das Gefühl vermitteln, unterstützt zu werden. Er wird sich daran erinnern, wie er sich auch an das Verhalten des Arztes oder der Ärztin am Krankenbett noch erinnern wird, wenn seine Krankheit längst geheilt und vergessen ist. Die Menschen halten nach diesen Eigenschaften Ausschau, weil sie im Krankheitsfall freundlich und mitfühlend behandelt werden wollen. Pflegepersonen sind zwar von Natur aus mit einer kräftigen „Mitgefühlsmuskulatur“ gesegnet, doch auch diese Muskeln können ermüden und verletzt werden. Ein herausforderndes Arbeitsumfeld, Personalmangel, höhere Patientenzahlen, schwerere Krankheitsbilder sowie der wiederkehrende Anblick leidender Menschen können ihre natürliche Veranlagung, Mitgefühl zu empfinden und zu zeigen, schwächen. Mitgefühlserschöpfung ist ein bekanntes Phänomen im Pflegeberuf. Betroffene entwickeln Symptome emotionaler Erschöpfung und arbeiten dann weniger effektiv. Werden die ersten Anzeichen einfach übergangen, können sich die Symptome schnell zu einer ausgeprägten Mitgefühlserschöpfung entwickeln und letztlich zum Burn-out führen. Wer Pflege als Beruf ausübt, leistet Schwerarbeit. Die Pflegekräfte sind es, die sicherstellen, dass sich die Patienten und Patientinnen und ihre Angehörigen gut versorgt und gut aufgehoben fühlen und dass sie die Hoffnung nicht verlieren. Sie kümmern sich tagein tagaus aktiv um Menschen in ihren verwundbarsten, ängstlichsten und schmerzlichsten Momenten. Angesichts der zahlreichen beruflichen Anforderungen neigen viele dazu, zugunsten der Arbeit die eigenen Bedürfnisse beiseite zu schieben. Überstunden und weitere Verpflichtungen, wie Haus- und Familienarbeit können dazu führen, dass sie sich ständig gehetzt und unter Druck fühlen. Der Tag hat einfach nicht genug Stunden! Dann löst jede Kleinigkeit – eine Ladung Schmutzwäsche beispielsweise oder eine verpasste Einladung zum Abendessen – heftige Selbstkritik aus. Unterläuft ihnen bei der Arbeit eine Verwechslung, die böse Folgen haben könnte, reagieren sie mit erhöhter Wachsamkeit, sodass sie selbst kleinste Fehler bemerken. Selbstbeschuldigungen machen die Sache nur noch schlimmer, andere zu beschuldigen ist auch kein Ausweg: Wer eine frische Wunde mit einem schmutzigen Verband versorgt, kann schließlich nicht erwarten, dass sie gut heilt! Mitgefühl bewusst einüben – das ist das Antidot, zu dem Pflegekräfte in solchen Situationen greifen sollen. Man kann sich Selbstmitgefühl als Antiseptikum und Antiphlogistikum vorstellen, geeignet, solche Situationen zu entschärfen. Mitgefühl für die eigene Vulnerabilität und das eigene Menschsein kann von toxischen Emotionen befreien und scharfe Selbstkritik eindämmen. Selbstmitgefühl ist die Fähigkeit, Selbstvorwürfe und Scham in Akzeptanz und Güte zu verwandeln,...