Sixt / Wilde | Der transparente Mann | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

Sixt / Wilde Der transparente Mann


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-942822-18-3
Verlag: HEY Publishing GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

ISBN: 978-3-942822-18-3
Verlag: HEY Publishing GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine schwungvolle Beziehungskomödie mit frechen Sprüchen und viel Herz

Die eigenwillige Johanna arbeitet erfolgreich als Installateurin auf einer Baustelle. Das verrät sie aber nicht, als sie den schöngeistigen Galeristen Konstantin kennen lernt: Weil sie das Gefühl hat, dass Konstantin mit der Handwerkerzunft nicht allzu viel anzufangen weiß, gibt sie sich als Architekturstudentin aus. Als die Lüge auffliegt, stellt sich heraus, dass Johanna sich die Mühe umsonst gemacht hat, denn Konstantin hat absolut kein Problem mit ihrem Beruf. Sie kann ja auch nicht ahnen, dass Konstantin ebenfalls ein sorgfältig gehütetes Geheimnis mit sich herumträgt …

Sixt / Wilde Der transparente Mann jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Eins
Ein schnittiger Porsche, so blank poliert, dass er in der Morgensonne glänzte, schoss auf den einzigen Parkplatz weit und breit zu, den Joe längst anvisiert hatte. »Vergiss es!« Spontan drückte Joe das Gaspedal ihres alten Kastenwagens durch, den auch eine weitere Beule nicht verunstalten konnte. Ein paar Sekunden lang schien es, als wollte der junge Typ im Luxusschlitten dagegenhalten, bevor er wenige Zentimeter vor ihrem Kotflügel abrupt bremste. Na bitte. Männer lieben eben ihre Autos. Joe schmunzelte, kurbelte das Seitenfenster hinunter und streckte den Kopf hinaus. »Notfall!«, rief sie geschäftig. Sie mochte solch spielerische Manöver. Zum Trost schenkte Joe ihm ihr schönstes Strahlen und deutete entschuldigend auf den Schriftzug ihres Autos: Firma Benk – Meisterbetrieb für Sanitär und Heizung. Darunter stand die gebührenfreie Nummer für den Vierundzwanzig-Stunden-Notservice. Der überraschte Blick, mit dem der Porschefahrer wieder weiterfuhr, amüsierte Joe. Lange blonde Haare widersprachen offensichtlich seinem Bild von einem Klempner. Erleichtert dachte Joe, dass ihr Notfall-Telefon bald nie mehr nachts klingeln würde, weil wieder irgendein Schlaumeier mit heißem Fett oder Kerzenwachs die Abwasserleitung verstopft hatte. Nicht, dass sie sexistische Vorurteile hätte! Es war vielmehr die Erfahrung, die Joe gelehrt hatte, dass die Idee, einen Kerzenständer im heißen Wasserbad zu säubern und das flüssige Wachs mittels Wasserspülung zu entsorgen, meist einem männlichen Gehirn entsprang, das sich auch mal häuslich betätigen wollte. Nachdem sie eingeparkt hatte, schritt Joe in dem berauschenden Gefühl, endlich ein neues Leben zu beginnen, die breiten Stufen zum imposanten Portal der Universität hoch und reihte sich in die Schlange der Wartenden vor dem Immatrikulationsbüro ein. Dabei fiel ihr Blick auf ein Plakat, das für heute den Gastvortrag eines Galeristen ankündigte. Nicht, dass Joe sich brennend für Kunst interessierte. Vielmehr war es das Lächeln dieses Mannes, das sie magisch anzog. Sie starrte auf sein klassisch schönes Gesicht in Schwarz-Weiß. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie seit Monaten Männer nur im Arbeitsoverall erlebt hatte, seit fast zwei Jahren keinen Freund mehr hatte und ihr Bett nur mit ihrem alten Stoffhasen, einem Relikt aus Kinderzeiten, teilte. »Der Nächste bitte!« Die weibliche Stimme war kühl und unpersönlich und riss Joe aus ihren Überlegungen. Sie betrat das Büro und zog leise die Tür hinter sich zu. Als sie nach wenigen Minuten von den Uni-Mitarbeitern wieder entlassen wurde, schien es ihr, als würde sie den Zugang zu ihrem alten Leben verschließen und den zu einem neuen öffnen. Jetzt war sie nicht mehr die kleine Klempnerin in der Firma ihres Vaters, sondern eine ganz offiziell immatrikulierte Architekturstudentin, wenn auch mit achtundzwanzig Jahren viel älter als die anderen Jungs und Mädchen mit ihren piepsenden Handys und bauchfreien Tops, die mit ihr in der Schlange gewartet hatten. Nur noch ein paar Monate bis zum Semesterbeginn. Dann würde ihr Leben – und da war Joe sich ganz sicher – endlich so sein, wie sie es sich immer erträumt hatte. Die »Joe vom Bau« würde dann nicht mehr existieren, auch wenn sie zugeben musste, dass sie sich an die neue Johanna selbst erst noch würde gewöhnen müssen. Lächelnd hüpfte sie die Treppen hinunter. Dabei trällerte sie den alten Hit von SimplyRed, den sie an diesem Morgen im Radio gehört hatte: »Ifyoudon'tknowmebynow, you will nevergettoknowme.« Wieder fiel ihr Blick auf das Plakat, und spontan blieb Joe erneut stehen. Sie musste einfach ergründen, ob die Augen des Mannes hell oder dunkel waren. »Schade. Singen Sie doch weiter.« Die Stimme hinter ihrem Rücken klang äußerst männlich. Schmunzelnd drehte Joe sich um. Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Ungläubig starrte sie den Mann vom Plakat an, der auf wundersame Weise direkt in ihr Leben katapultiert worden war. Sie war so verwirrt, dass plötzlich alle coolen Sprüche aus ihrem Gedächtnis ausradiert waren. »Waren Sie auch bei meinem Vortrag?« Leibhaftig vor ihr stehend, wirkte dieser Mann noch tausendmal anziehender. Joe lächelte, weil ein Lächeln auch immer eine Antwort war. Er schien ihre Irritation nicht zu bemerken, sondern setzte den Vortrag fort, den er wohl gerade im großen Hörsaal beendet hatte. Sehr ernsthaft erläuterte er, dass es nicht so wichtig sei, was der Künstler mit seinem Werk ausdrücken wollte, sondern was der Betrachter in ihm sah. Joe verstand exakt, was er meinte. Denn sie sah so vieles in diesem fremden Mann. Besonders in seinen Augen. Blaugrün waren sie, geheimnisvoll, vielversprechend, sexy und intelligent. Und sie hielten Joe fest in ihrem Bann. Ihr Schweigen deutete der Galerist als Aufforderung für weitere Ausführungen über Kunst. Glühend erzählte er von seiner neuen Ausstellung, die gerade in Planung war, und dass er ihr, falls sie Interesse hätte, gern eine Einladung zukommen lassen würde. »Verstehen Sie das bitte nicht falsch«, betonte er mit einem jungenhaften Lächeln, »aber ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr mich früher so ein Event interessiert hat.« »Ja, schon, doch ich war ja gar nicht bei Ihrem Vortrag«, platzte Joe heraus. Mist! Jetzt hatte sie alles vermasselt. »Oh. Entschuldigen Sie. Ich dachte …« Er gab ihr die Hand und stellte sich mit einem kräftigen Druck als Konstantin Wastian vor. »Ja, ja, ist mir schon klar.« Nervös zuckte Joe mit den Schultern und deutete dorthin, wo er so imposant an der Wand hing. Wie eine Idiotin kam sie sich vor. Ihr Kopf war leer bis auf die Erkenntnis, dass er der attraktivste Mann war, den sie seit Jahren getroffen hatte. Schätzungsweise Ende dreißig. Ob er wohl verheiratet war? »Wenn es Sie interessiert, kann ich Ihnen trotzdem eine Einladung schicken lassen. Dann müssten Sie mir allerdings Ihre Adresse geben.« »Solche Tricks kenne ich schon«, entfuhr es Joe. Dafür hätte sie sich am liebsten geohrfeigt. Konnte sie nicht einmal das Richtige sagen? Konstantin Wastian lachte schallend. Offensichtlich gefiel sie ihm trotzdem, und er gefiel ihr sowieso. »Nein«, versuchte Joe, den Schaden schnell zu begrenzen. »Natürlich schreibe ich Ihnen meine Adresse auf.« Keinesfalls wollte sie den Eindruck erwecken, an seiner Ausstellung nicht interessiert zu sein. Um von ihrer ungeschickten Äußerung abzulenken, wechselte sie das Thema und beantwortete endlich seine Eingangsfrage. »Ich singe schrecklich«, erklärte sie. »Deshalb lass ich es besser.« »Ich singe, wenn ich glücklich bin.« Joe hatte noch nie einen Mann getroffen, der einen so schlichten Satz mit einer so großen Selbstverständlichkeit so liebenswert zu ihr gesagt hatte. Wie weggeblasen war das Gefühl der Distanz. Sie erzählte, dass sie sich gerade für ihr Architekturstudium immatrikuliert hatte, und gab zu, genau wie er immer dann zu singen, wenn sie glücklich war. »Da haben wir ja die erste Gemeinsamkeit.« »Und die zweite?« Konstantin lachte. Joe war froh, dass sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Sie betrachtete seine weich geschwungenen, unwiderstehlichen Lippen. Auch mit vierzig Fieber würde sie sich zu seiner Ausstellung schleppen, ganz gleich, was da an seinen Wänden hing. Diesen Mann musste sie einfach wiedersehen! Eilig kramte sie in ihrer Tasche nach einem Kugelschreiber. Den Gedanken, ihm eine Visitenkarte der Firma in die Hand zu drücken, hatte sie sofort verworfen. Womöglich hätte er sie dann als Klempnerin engagiert, anstatt sie zur Vernissage zu bitten. Kaum war ihre Handtasche ein paar Sekunden offen, registrierte sie seinen irritierten Blick. Dann roch sie es auch. Ein intensiver Geruch strömte aus ihrem Lederbeutel. Am liebsten hätte Joe sich in ein Mauseloch verkrochen. »Leberkäse?« Joe nickte schwach. In diesem Augenblick hasste sie alle Leberkäse-Semmeln dieser Welt. Und dann auch nicht mehr, denn er fragte sie nun, ob er sie zum Mittagessen in ein bestimmtes vegetarisches Restaurant einladen dürfe, weil Leberkäse ernährungstechnisch bedenklich sei. Joe nickte, strahlte und verschwieg ihre Vorliebe für Schweinebraten, Gulasch und Rindsrouladen. Sie war einfach froh, dass er sie fragte und nicht all die anderen Frauen, die ihn bei seinem Vortrag eben ganz bestimmt angehimmelt hatten. Aber dann fiel ihr diese Brotzeit wieder ein. Um Souveränität bemüht, erklärte sie Konstantin: »Ich habe kurz etwas zu erledigen. Aber in ein paar Minuten komme ich nach.« »Kein Problem. Ich warte.« »Das müssen Sie nicht.« »Ich warte gern.« »Okay. Dann bis gleich«, gab Joe nach und steuerte auf die Herrentoilette zu, an der ein Schild verkündete: Wegen Reparatur geschlossen. »Halt! Da sind die Handwerker!« Joe tat so, als hätte sie nichts gehört, und ging trotzdem hinein. Verwundert blickte Konstantin ihr nach. Im Blaumann kniete Marc unter einem der Waschbecken, weil er den Wasserschaden reparieren musste, der eigentlich heute Joes Aufgabe gewesen wäre. Marc, als guter Freund und Monteur der Firma Benk, hatte aber sofort verstanden, dass Joe nicht von den Toiletten zum Immatrikulationsbüro hatte sprinten wollen. Wie immer hingen ihm die dunklen Locken wirr in die Stirn, während er schraubte und dabei zu der Musik aus seinen Kopfhörern summte. Zuerst bemerkte er Joes Riemchensandalen, dann Joe selbst. Überrascht richtete er sich auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und musterte sie von Kopf bis Fuß. »So ein...


Sixt, Andrea
Andrea Sixt ist in Regensburg geboren und aufgewachsen. Nach einem technischen Studium in München mit dem Abschluss als Diplomingenieurin arbeitete sie als geschäftsführende Gesellschafterin in einem Unternehmen für Haustechnik. Seit 1995 hat sie als freie Autorin eine Reihe von Drehbüchern geschrieben, darunter den Kinoerfolg "Workaholic“ und „Eine ganz heiße Nummer“. Foto: (c) privat

Wilde, Barbara
Barbara Wilde lebt in München, wo sie als Drehbuch- und Romanautorin arbeitet.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.