Stein | Chasing Dreams | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten

Reihe: Montana Arts College

Stein Chasing Dreams

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-492-99966-3
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten

Reihe: Montana Arts College

ISBN: 978-3-492-99966-3
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein College voller junger Künstler und jede Menge Herzklopfen - New Adult aus deutscher Feder Schon früh musste die Tänzerin Yuna lernen, mit ihrer Andersartigkeit umzugehen. Sie ist athletischer als andere Mädchen, weniger zierlich, und fühlt sich mehreren Kulturen zugehörig. Nur beim Tanzen ist sie vollkommen frei. Am Montana Arts College für künstlerisch Begabte verfolgt Yuna deshalb ihren Traum vom klassischen Ballett - ihre modernen Choreografien behält sie vorerst für sich. Im Campuscafé lernt sie den verschlossenen Barista Miles kennen, der sofort von Yunas Ausstrahlung, ihren kontrollierten, eleganten Bewegungen fasziniert ist. Beide sind auf ihre Weise Außenseiter, denn Miles hat jahrelang unter dem Pflegesystem gelitten, seine Gefühle in Bildern verarbeitet. Miteinander können sie endlich sie selbst sein. Wäre da nicht Miles? Vergangenheit, die sie einzuholen droht. »Julia K. Stein hat dieses einzigartige Talent, mich gleichzeitig zum Lachen, Fluchen und Weinen zu bringen. Intelligent, voller Gefühl und mit so viel originellem Witz schreibt sie sich mit jedem neuen Buch in mein Leserherz!« Spiegel-Bestsellerautorin Stella Tack Das Zentrum der Reihe bildet das Montana Arts College, ein prestigeträchtiges College mit Schwerpunkt in den darstellenden Künsten. In der Abgeschiedenheit Montanas sollen die Studenten sich auf die Ausbildung ihrer Talente in Tanz, Schauspiel, Film und Kreativem Schreiben konzentrieren. Doch die Natur am Rande der Rocky Mountains ist gewaltiger, die Gefühle intensiver - und das führt nicht nur zu ausdrucksstarker Kunst, sondern auch zu intensivem Funkenflug zwischen den Studenten ... Perfekte Lektüre für alle LeserInnen von Sarah Sprinz, Ava Reed und Sophie Bichon. Julia K. Stein stammte aus dem Ruhrgebiet und studierte in Bonn, Berkeley und an der amerikanischen Ostküste, erwarb einen Magister der Philosophie und promovierte über Literatur. Viele Jahre schrieb sie erfolgreich Bücher für Jugendliche und Erwachsene, arbeitete als Dozentin, moderierte Branchenveranstaltungen und sprach und schrieb auf YouTube und Instagram (@julia.k.stein) über das kreative Leben. Sie verstarb im August 2024.

Julia K. Stein stammte aus dem Ruhrgebiet und studierte in Bonn, Berkeley und an der amerikanischen Ostküste, erwarb einen Magister der Philosophie und promovierte über Literatur. Viele Jahre schrieb sie erfolgreich Bücher für Jugendliche und Erwachsene, arbeitete als Dozentin, moderierte Branchenveranstaltungen und sprach und schrieb auf YouTube und Instagram (@julia.k.stein) über das kreative Leben. Sie verstarb im August 2024.

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Weitere Infos & Material


Eins
Yuna
Die neuesten TikTok-Charts dröhnen mir in den Ohren. Studierende aller Jahrgänge mit roten Plastikbechern drängeln sich vorbei und checken sich gegenseitig ab. Wenn ich den Bechern zu nahe komme, zieht mir ein penetrantes Kirscharoma in die Nase. Wahrscheinlich soll der zuckrige Duft Alkohol vertuschen, aber so intensiv, wie die Bowle riecht, könnte er problemlos Zyankali überdecken. Schreiend unterhalten sich alle Neuankömmlinge über die Musik hinweg, aufgeregt, glücklich, dass sie hier sind. Auffällige Klamotten, sexy Tops und aufgedrehte Stimmen. Kurz: Alles weist darauf hin, dass ich hier nichts verloren habe. In meiner natürlichen Umgebung befindet sich normalerweise mindestens eine Ballettstange. Musik gibt es zwar auch, sogar »live«, allerdings meist von einer älteren Dame aus der Slowakei am Klavier vorgetragen. Und hinter den Fenstern sind keine Berge oder Wiesen zu sehen wie hier, sondern – zumindest vom Ballettstudio aus – der Central Park, der jetzt ungefähr eintausendachthundert Meilen östlich liegen dürfte. Ich stehe zusammengequetscht in einer Ecke mit Hazel, dem Mädchen aus dem Schauspielprogramm, das bei der Anmeldung hinter mir stand. Mit einer Mischung aus Flehen und Drohen hat sie mich weichgeklopft mitzukommen: »Die ›New-Game-Fresher-Party‹ ist der Auftakt zu allem. Es gibt niemanden, der nicht kommt. Lass mich nicht allein, du bist die Einzige, die ich hier kenne!« Das beruhte zu dem Zeitpunkt auf Gegenseitigkeit, wir waren ja erst eine Stunde vorher angekommen, später als die meisten anderen. Also hatte ich vorhin meine Sachen in den kleinen Schrank geräumt und mein Bett bezogen, ein paar anderen, die schon in »meinem Haus« eingezogen waren, kurz zugewunken, bevor ich wieder aufgebrochen bin. Und jetzt vibriert mein Magen so stark von den aggressiven Beats, die aus den extrapotenten Lautsprechern dringen, dass ich befürchte, gleich seekrank zu werden. Es ist ungefähr achtzig Grad, und einige zeigen ähnlich viel Haut wie in der Sauna. Ich tippe auf Tänzer, die sind natürlich stolz auf ihre Körper, in die sie so viel Arbeit gesteckt haben. Aber Personen mit exhibitionistischer Veranlagung gibt es auf einem College für darstellende Künste natürlich einige. Ich streife meine Lieblingsstrickjacke von der Schulter, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hat, und stopfe sie in meine Umhängetasche. Der Raum ist voll, was wohl das Zeichen einer guten Party ist, aber es drängen tatsächlich immer noch mehr Leute herein. Der DJ, ein Student, der mit Kopfhörern hinter einem altmodischen Mischpult steht und betont busy herumwirbelt, wechselt das Tempo und blendet kurz in ein anderes Lied. Jetzt wird der Beat zusätzlich von gerappten Schimpfwörtern begleitet, die direkt aus der South Bronx stammen könnten. Ich glaube, ich bin allerdings die Einzige hier, die jemals dort war. Die Studenten kommen von überallher, einige sogar aus Europa oder Asien, aber gewiss nicht aus der South Bronx. Normalerweise habe ich nichts gegen laute Musik, aber ich vermute, hier soll vor allem das Vernunftzentrum im Gehirn ausgeschaltet werden, um das Stammhirn ans Steuer zu lassen. »Get the fuck out of my way, you fucking dirty puss, he cummed all on my gown«, singt der DJ noch mal laut ins Mikro mit. »So viele Schimpfwörter in einem einzigen Satz muss man erst mal schaffen«, bemerke ich. »Solche Lieder waren an meiner Highschool komplett verboten«, schreit Hazel schmerzhaft laut zurück in mein Ohr. »Cool. Sollen wir uns was zu trinken besorgen?« »Klar«, brülle ich zurück. »Willst du was holen? Ich warte hier und halte den Platz frei?«, schlage ich vor. Wobei nicht ganz klar ist, welchen »Platz« ich genau frei halte, aber sich durch die Menge zu drängeln erscheint mir noch weniger erstrebenswert, und jeder Quadratmeter muss definitiv verteidigt werden. Für einen Moment sehe ich Nervosität in Hazels Blick. Dann scheint sie sich zu sammeln. Sie nickt. »Was möchtest du denn?« »Irgendetwas«, erwidere ich und lächele ihr beruhigend zu. Sie wirkt aufgeregter als ich, bevor ich auf die Bühne muss. Vielleicht ist sie von Natur aus immer hibbelig. »Möchtest du was von dieser Willkommensbowle?«, fragt sie und zupft ihren Jeansrock weiter nach unten. »Du siehst gut aus, wirklich. Der Rock ist nicht zu kurz«, bestätige ich ihr. »Er verdeckt deinen Po, was hier nicht selbstverständlich ist.« Ich deute auf ein Mädchen neben uns, dessen Shorts komplett unter ihrem T-Shirt verschwindet, sodass nicht klar ist, ob sie überhaupt eine Hose trägt. »Ist er zu lang?«, fragt sie und sieht noch verunsicherter aus. »Er ist perfekt«, sage ich. Sie blickt mich dankbar an. »Also Bowle?« »Die Bowle, die sie allen direkt am Eingang andrehen wollen?« So penetrant, wie die älteren Studenten, die diese Party organisiert haben, jedem Neuankömmling die Bowle einflößen wollen, bin ich mir sicher, dass jede Menge harter Alkohol drin ist. Dabei sind die meisten hier unter einundzwanzig, aber vielleicht schaut da in Montana niemand so genau hin. Ich schüttele den Kopf. »Bier?«, fragt sie eifrig und fährt dabei durch ihre feinen dunklen Haare, um sie neu zu arrangieren. Sie hält ihren Arm hoch, an dem ein dunkelrotes Band klebt, das bestätigt, dass sie Alkohol trinken darf, und zwinkert mir zu. »Das haben die eigentlich an alle verteilt.« Sie hat große Augen und auffallend gerade Augenbrauen. Sie ist hübsch mit einem fast puppenartigen Gesicht und kann bestimmt mit dreißig noch Teenager spielen, was in ihrem Beruf wahrscheinlich von Vorteil ist. Zudem ist sie ungefähr einen Kopf kleiner als ich. Auf ihrem T-Shirt steht: »Ich bin nicht verrückt, ich probe meinen Dialog.« Ich glaube, sie ist ziemlich stolz, hier zu sein. Ich nicke. »Klar. Bier ist gut.« Ich mag kein Bier, aber ich will es nicht unnötig kompliziert machen. »Ich warte hier«, füge ich auf ihren fragenden Blick hinzu. Sie dreht sich um und schiebt sich durch die Menge Richtung Bar. Sie kommt aus einer Kleinstadt in Ohio und hat mich schon zweimal gefragt, ob ihr Look nach Kleinstadt aussieht, als ich erzählt habe, dass ich aus New York komme. Dabei fühle ich mich definitiv nicht wie das coole Großstadtmädchen mit Fashion-Sense. New York kennt halt jeder, ihr Kuhdorf aus Ohio, wie sie es selbst genannt hat, nicht. Die Leute kommen an diesen verlassenen Ort an der Grenze von Montana zu Idaho, weil das Montana College of Performing Arts, auch Montana Arts College genannt oder kurz MCPA, einfach eines der besten Colleges ist, wenn man etwas in Tanz, Film oder Schauspiel erreichen will. Ich bin hier, weil man im Ballettprogramm des MCPA neben dem Collegeabschluss eine der besten Tanzausbildungen der USA bekommt. Aber vor allem, weil ich vor anderthalb Jahren, bei dem letzten Wettbewerb, an dem ich teilgenommen habe, ein Stipendium gewonnen habe, das ich nie eingelöst hätte, wenn alles normal verlaufen wäre. Ich hätte New York nie verlassen. Ich liebe New York. Und meine Eltern vermisse ich auch. Die Musik dröhnt, und links neben mir lacht sich eine Gruppe über einen Witz kaputt. Vielleicht demonstrieren sie auch nur, dass sie ihn verstanden haben. Ich fühle mich so unglaublich fehl am Platz. Und dann denke ich an New York, aber anders, als ich eigentlich wollte, ich denke daran, wie mein Gesicht zum letzten Mal an Maxwells Schulter gelegen hat, seine Hand unter meinem Shirt. Ich weiß noch genau, wie es war, wenn er mit seinen Fingern seitlich an meinem Busen entlanggefahren ist, unauffällig unter meiner dicken Jacke, schließlich saßen wir häufig auf einer öffentlichen Bank in der Nähe des Apple-Ladens an der Upper East Side, viele Subwaystationen weg von zu Hause. Sonst wären wir wieder weitergegangen, jedenfalls, wenn es nach mir gegangen wäre. Aber es war nie leicht gewesen, einen geeigneten Ort zu finden zwischen dem Training und der Schule. Anfangs hatte es ewig gedauert, bis Maxwell überhaupt bei meinem Busen angelangt war, und jede Sekunde davon hatte sich ziemlich gut angefühlt. Es gefiel uns beiden, als wir endlich weitergingen, nur hatte ich selten Zeit. Dann hatte er leise in meine Haare geflüstert. »Es tut mir so leid, aber ich glaube, das geht nicht mehr mit uns.« Was er meinte, war: Ich glaube, ich möchte hier lieber mit Seraphina sitzen und ihren Busen anfassen. Seraphina hatte immer Zeit und wohnte ebenfalls an der Upper East. Nur wusste ich das damals noch nicht, und ich weiß nicht, ob es deshalb mehr oder weniger wehgetan hat. Maxwell hatte einen passenden Zeitpunkt gewählt: genau zwei Wochen nach meiner Diagnose, auch wenn das »nichts damit zu tun hatte« und er mir lieber nicht den Grund erklären wollte, weil das »würde mich ohnehin nur verletzen«. Er war so rücksichtsvoll. Hazel ist in der Menge verschwunden. Vielleicht sucht sie nach jemandem mit ausgeprägterem Party-Vibe, weil sie spürt, dass ich hier nicht alt werde. Mit mir hat sie jemanden, zu dem sie zurückkommen kann, um nicht allein herumzustehen. Aber für ein paar Dinge waren die letzten anderthalb Jahre auch gut. Allein auf einer Party herumzustehen schreckt mich wirklich nicht mehr. Ich habe kein Problem damit, ihr Party-Anker zu sein, außer dass der Anker hier bald gelichtet wird und ich nach Hause gehen werde. Ich will morgen trainieren. Ich muss trainieren, denn meine alte Form habe ich noch nicht zurück. Ich bin erst heute angekommen, weil ich noch einen Arzttermin in New York hatte, und die sind seit anderthalb Jahren heilig. »Sie sind gesund«, hat der Arzt mir bestätigt. »Vergessen Sie einfach, dass Sie jemals krank waren.« Sehr lustig. Ein Vergessens-Serum hatte er nämlich nicht. Morgen wird das Training ohnehin schlimm, weil meine Beine sich erst mal wieder lockern müssen, nach...



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