Stein | Chasing Fame | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 448 Seiten

Reihe: Montana Arts College

Stein Chasing Fame

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-492-99967-0
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 448 Seiten

Reihe: Montana Arts College

ISBN: 978-3-492-99967-0
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Auf dieser Bühne fliegen die Funken! Mit ihrer explosiven Chemie haben Hazel und Landon schon vor der Aufnahmeprüfung ins Schauspielprogramm die Glühbirnen zum Durchbrennen gebracht - jetzt sollen sie auf der Bühne ein Liebespaar spielen, obwohl sie sich nicht leiden können! Für Hazel steht alles auf dem Spiel, sie muss den Schritt zu einer professionellen Schauspielkarriere schaffen. Doch Landon fällt als ehemaliger TV-Kinderstar eher durch Skandale und sein unmögliches Verhalten bei den Proben auf. Trotzdem müssen die beiden auf der Bühne ein überzeugendes Paar abgeben. Und die Spannung zwischen ihnen wird immer greifbarer ... »Julia K. Stein hat dieses einzigartige Talent, mich gleichzeitig zum Lachen, Fluchen und Weinen zu bringen. Intelligent, voller Gefühl und mit so viel originellem Witz schreibt sie sich mit jedem neuen Buch in mein Leserherz!« Spiegel-Bestsellerautorin Stella Tack Das Zentrum der Reihe bildet das Montana Arts College, ein prestigeträchtiges College mit Schwerpunkt in den darstellenden Künsten. In der Abgeschiedenheit Montanas sollen die Studenten sich auf die Ausbildung ihrer Talente in Tanz, Schauspiel, Film und Kreativem Schreiben konzentrieren. Doch die Natur am Rande der Rocky Mountains ist gewaltiger, die Gefühle intensiver - und das führt nicht nur zu ausdrucksstarker Kunst, sondern auch zu intensivem Funkenflug zwischen den Studenten ... Perfekte Lektüre für alle LeserInnen von Sarah Sprinz, Ava Reed und Sophie Bichon. Julia K. Stein stammte aus dem Ruhrgebiet und studierte in Bonn, Berkeley und an der amerikanischen Ostküste, erwarb einen Magister der Philosophie und promovierte über Literatur. Viele Jahre schrieb sie erfolgreich Bücher für Jugendliche und Erwachsene, arbeitete als Dozentin, moderierte Branchenveranstaltungen und sprach und schrieb auf YouTube und Instagram (@julia.k.stein) über das kreative Leben. Sie verstarb im August 2024.

Julia K. Stein stammte aus dem Ruhrgebiet und studierte in Bonn, Berkeley und an der amerikanischen Ostküste, erwarb einen Magister der Philosophie und promovierte über Literatur. Viele Jahre schrieb sie erfolgreich Bücher für Jugendliche und Erwachsene, arbeitete als Dozentin, moderierte Branchenveranstaltungen und sprach und schrieb auf YouTube und Instagram (@julia.k.stein) über das kreative Leben. Sie verstarb im August 2024.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Eins


Hazel


Ein Jahr vor Studienbeginn, New York


Meine Eltern haben mich gewarnt, aber von dem, was hier gerade passiert, haben sie keinerlei Vorstellung. Sonst hätten sie mich nicht gewarnt, sondern gefesselt und mit zweijährigem Hausarrest belegt. Hätte ich vorher gewusst, dass ich hier nach ein paar Minuten meinen Hintern an einem blonden Schönling reiben würde, der selbstbewusst um meinen Oberkörper herumgreift, um seine Hand auf meinen Busen zu legen, hätte ich mich freiwillig für den Hausarrest entschieden. So aber halte ich die Luft an und warte, bis er fertig ist. Auch wenn er inzwischen vor allem bemerkt haben muss, dass dieser C-Körbchen-Busen hauptsächlich aus einem Synthetikpolster von Victoria’s Secret besteht.

Immerhin bin ich nicht die gewesen, die gerade mit einem improvisierten Sextoy, bestehend aus einem Kaffeebecher, vorgeführt hat, wie man sich selbst befriedigt. Es ist so überzeugend gewesen, dass beim Zuschauen der Verdacht in mir hochgestiegen ist, dass ich frigide bin. So gut hat sich das bei mir noch nie angefühlt, wenn ich ihrem ekstatischen Gesichtsausdruck Glauben schenken darf. Vielleicht habe ich bisher noch gar nicht verstanden, was ein Orgasmus eigentlich ist? Die Erkenntnis wirft mich aus der Bahn.

»Hazel – Hazel Mackintosh. Nehmen Sie den Kaffeebecher oder den Barhocker?«

Ich brauche eine Sekunde, um wieder zurück in die Gegenwart zu kommen. Eigentlich wollte ich den Kaffeebecher nehmen, ich habe mir eine Szene in einer Kaffeehauskette ausgedacht, aber als die rothaarige Bombshell mir nach ihrem Super-Orgasmus den Becher in die Hand drückt, fühle ich mich auf lähmende Weise unkreativ und meine ohnehin krankhafte Aufregung nimmt noch mal zu. O nein, bitte nicht jetzt. Gerade hatte ich alles noch unter Kontrolle, jetzt beginnt mein Herz zu rasen und meine Zunge klebt schwer am Gaumen. Meine Handflächen werden feucht. Ich greife nach dem Barhocker und versuche das Zittern in meinen Händen zu unterdrücken.

»Dann legen Sie mal los«, sagt der Prüfer, ein älterer Mann, Dreitagebart, ganz in Schwarz mit einer eitlen roten Hornbrille. Er setzt sich zu den anderen zwei Prüfern mit ihren Klemmbrettern an einen Holztisch. Die Gruppe wirkt ermüdet von den Gefühlsexplosionen des Vormittags, einer emotionalen Achterbahnfahrt im Fünfminutentakt.

Ich schlucke, versuche das Adrenalin, das durch meinen Körper rauscht und meinen Kopf federleicht und leer hinterlässt, irgendwie zu unterdrücken. Die Stärke meines Lampenfiebers ist jedes Mal ein Glücksspiel, was einige Aufnahmeprüfungen beendet hat, bevor sie richtig gestartet sind. Aber nach einer Minute bezwinge ich es mühsam und führe meine harmlose kleine Szene vor, die ich von einem Kaffeehaus in eine Hotelbar verlege, aber nicht wirklich überraschenderweise bin ich nach dieser Runde rausgeflogen. Die New York Academy of Dramatic Arts wird es auch nicht werden, das ist jetzt klar. Mein New-York-Traum, auf den ich jahrelang hingefiebert habe, ist so jäh beendet, als wäre er unter das Fallbeil einer Guillotine geraten. Die Rothaarige ist natürlich weiter und hat mir zum Abschied ein mitleidiges Lächeln zugeworfen, als ich sie auf dem Flur beim Rauchen erwischt habe. Der blonde Schönling, der mich als Partner für seine Improvisation benutzt hat, ist ebenfalls rausgeflogen. Als ich hinter ihm auf die Metalltür mit den weiß aufgedruckten Buchstaben »AUSGANG« zulaufe, dreht er sich zu mir um und versucht mich mit Blicken zu erdolchen. Dieser Ausdruck gelingt ihm so gut, dass ich beschließe, die Gegend vor Anbruch der Dunkelheit zu verlassen.

Drei Monate vor Studienbeginn, Montana


»Jeder Rückschlag ist ein Geschenk«, sagt meine Oma immer. »Du findest darin den Schlüssel, um den nächsten Schritt nach vorn zu machen. Du musst dir nur überlegen: Was will mir das Universum mitteilen?« Das sind die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, als ich Monate später zu meiner allerallerletzten Chance fahre. Ich habe bisher nur Absagen bekommen, ironischerweise bin ich an der University of Ohio im Business-Programm angenommen. Und dann hat das MCPA mich im Nachrückverfahren zu einem Vorsprechen eingeladen. Entweder wird es im Herbst Business, der Deal mit meinen Eltern, oder eben doch Schauspiel. Ich wage kaum zu denken, dass es doch noch alles klappen könnte, während ich mit dem weißen Mercury Grand Marquis in Richtung Idaho fahre – oder eher schleiche. Ich bin wahrscheinlich die einzige Person unter achtzig, die einen weißen Grand Marquis fährt, und sogar sexhungrige Lastwagenfahrer sparen sich den Blick ins Wageninnere. Auch für das Auto bin ich meiner Großmutter dankbar, denn das Montana College of Performing Arts, kurz MCPA, liegt so abgelegen, dass es ohne Auto ziemlich mühselig zu erreichen ist. Auf dem ewig geraden Highway durch eine wegen der anhaltenden Dürre gelb-braune Landschaft fahre ich dieser allerletzten Chance entgegen, in ein Schauspielprogramm aufgenommen zu werden. Ich habe das Fenster heruntergekurbelt und lasse den heißen Wind meine Haare durcheinanderwirbeln. Ja, was will mir das Universum eigentlich mitteilen? Dass ich nach sieben Ablehnungen offensichtlich kein Talent für eine Schauspielkarriere habe? Dass ich mir besser keine Hoffnung machen soll, weil ich mein Lampenfieber einfach nicht in den Griff bekomme?

Recht schönen Dank auch, und was ist dann mit den ganzen »If you can dream it you can do it«-Zitaten auf Instagram? Du meinst, dass die Coaches mit dem Panzerknackerlächeln tatsächlich nur Mist erzählen, liebes Universum? Okay, ich muss aufhören, Selbstgespräche zu führen, wenn ich nicht durchdrehen will, bevor ich den Campus überhaupt erreicht habe, und mich daran festhalten, dass ich im Nachrückverfahren bin. Vielleicht will das Universum mir einfach eine Chance geben und ist besser gelaunt als gedacht.

Nach dem New-York-Debakel und all den anderen Absagen haben meine Eltern sogar Mitleid gehabt und mich zu trösten versucht. Aber das haben sie natürlich vor allem getan, weil sie sich da noch sicher waren, dass ich meinen Studienplatz an der University of Ohio im Pre-Business-Programm bald antreten werde. Das ist unser Deal, wenn mich kein »ordentliches« Schauspielprogramm unter den Top Ten des Landes aufnimmt. Und dann kam diese letzte Gelegenheit, das Nachrückverfahren. Die Leiterin der Theatergruppe meiner Highschool war so überzeugt von mir. Ich hoffe einfach, dass sie irgendwie recht hatte. Nie habe ich ihr Urteil so angezweifelt wie in den letzten Monaten. Aber sogar wenn nicht, irgendwie gibt es keine Alternative für mich, nichts, das sich richtiger anfühlt. Ich werde alles geben.

Ich trinke Kaffee, der seiner Bitterkeit nach zu urteilen schon seit letzter Woche auf der Wärmeplatte der Tankstelle gestanden hat, an der ich vorhin gestoppt habe. Hält wach. Es ist schon spätnachmittags und trotz der weißen Farbe des Autos ziemlich heiß. Ich höre einen Podcast über Method Acting, darüber, wie Robert De Niro oder Natalie Portman monatelang ihre Rollen leben, um sie dann überzeugend zu spielen und ihre Charaktere bis in die Fingerspitzen zu spüren, ihre Gefühle zu erleben, ihre Gedanken zu denken. Was hatte James, der Prüfer mit der roten Brille, mir beim Abschied gesagt, als er mich zur Seite genommen hatte? »Wir geben normalerweise keine Gründe für unsere Entscheidung. Du warst natürlich extrem aufgeregt, doch daran kann man arbeiten. Aber du warst gut, außer … du musst loslassen. Du hast an einem Punkt total dichtgemacht. Du musst deinen eigenen Körper bewohnen, bevor du einen anderen bewohnen kannst. Du hast das gespielt. Es geht jedoch nicht darum zu spielen, es geht darum zu fühlen. In dich hineinfühlen und deine eigenen Erfahrungen mit ins Spiel bringen. Ich hätte sonst für dich gestimmt.« Seine Worte kreisen in meinem Kopf. Das Lampenfieber, nun ja, das kann ich nicht wirklich steuern, und den Tag, wo es begonnen hat, wohl nie vergessen. Aber der Rest muss doch zu schaffen sein. Loslassen. Locker werden. Wie kann ich lockerer werden, wenn alle anderen auf einem völlig anderen Level sind – in jeder Beziehung? Ich habe in drittklassigen Theatergruppen in unserem Kaff gespielt und keinen einzigen echten Schauspielkurs absolviert, während Leute wie die Rothaarige schon auf ihrer New Yorker Highschool regelmäßig Kinderrollen am Broadway gespielt haben. Abgesehen von der Lebenserfahrung, dem »emotionalen Register«, das sie sich zugelegt haben. Wenn sie wüssten, dass ich mich verwegen fühle, nur weil ich an der Tankstelle zusätzlich eine Packung Zigaretten gekauft habe und den Rauch inzwischen ziemlich professionell aus dem Wagenfenster blasen kann, würden sie laut losprusten. Ich habe noch nicht mal an einem Joint gezogen, die anderen Studenten bei diesen Aufnahmeprüfungen haben wahrscheinlich schon mal Crack geraucht und der ganzen Theatergruppe einen Blowjob verpasst, um die eigenen Grenzen auszutesten. In jedem zweiten Satz haben sie das Wort Fuck untergebracht. Meine Güte, die Rothaarige hat mit ihrem Kaffeebecher einen besseren Orgasmus hinbekommen als ich je mit Marc – was natürlich kein Maßstab ist – oder allein. Mein Leben erscheint mir unendlich farblos und grau. Marc. Okay. Noch eine schlechte Erinnerung. Wenn er wenigstens mein emotionales Erfahrungsregister wirklich erweitert hätte, aber die Erinnerung an ihn ist schlicht unangenehm. Es war weder dramatisch, noch sonderlich emotional. Es war einfach … überflüssig.

Mein theoretisches Wissen über Schauspielerei habe ich von Podcasts und YouTube. Ich führe sogar ein Buch mit Notizen über diese Podcasts, wie andere das bei Chemie-Vorlesungen machen. Ich muss lockerer sein und mich mehr mit mir selbst »connecten«. Natürlich. Das Problem...



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