E-Book, Deutsch, Band 349, 512 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
Stevens / Winters / Baker Romana Exklusiv Band 349
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1078-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 349, 512 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
ISBN: 978-3-7515-1078-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Danielle Stevens liebt London, wo sie und ihr Ehemann gern Zeit bei ausgedehnten Spaziergängen im Hyde Park oder beim Shopping auf der Regent Street verbringt. Doch auch überall sonst auf der Welt fühlt sie sich zu Hause. So haben ihre Reisen sie unter anderem bereits nach Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien geführt. Und da das Fernweh sie niemals wirklich loslässt, begleitet sie - wenn sie gerade einmal nicht verreisen kann - die Heldinnen und Helden ihrer Romane an die schönsten und romantischsten Schauplätze dieser Welt.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Sie wusste es, ohne sich umzudrehen. Die Hitze, die plötzlich durch ihren Körper pulsierte, ihren Herzschlag rasen und ihre Atmung schneller werden ließ, signalisierte Sheryl Baker überdeutlich, dass die Person, die soeben vor dem Casa la Monta vorfuhr, nicht irgendwer war. Weder eine Freundin oder ein Bekannter noch einer der Arbeiter und auch kein potenzieller Kunde. Sondern der Mann, den sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Der Mann, der sich einfach von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben geschlichen und sie damit nicht nur beinahe um ihre Existenz gebracht, sondern ihr auch das Herz gebrochen hatte. Ihr Ehemann. Sheryl war gerade dabei, den Zaun, der das Gestüt umgab, abzuschmirgeln, um ihn für eine frische weiße Lackierung vorzubereiten – eine Aufgabe, die reichlich anstrengend war, zumal die Sonne hoch am Himmel stand und kaum ein Lüftchen wehte. Für Hilfskräfte fehlten Sheryl die Mittel, und so hockte sie selbst auf dem Boden und versuchte, so schnell wie möglich voranzukommen, während ihr der Schweiß in Strömen übers Gesicht lief. Als der Wagen hinter ihr vorfuhr, hielt sie inne. Die Versuchung, sich umzudrehen, war groß, doch sie erlag ihr nicht, und daran sollte sich auch nichts ändern. Wenn Jeremy etwas von ihr wollte, sollte er gefälligst um sie herum kommen oder sie zumindest ansprechen. Sein Besuch kam nicht gänzlich unerwartet. Seit zwei Tagen wusste Sheryl, dass er sie sehen wollte. Vor zwei Tagen hatte sie nämlich erfahren, dass ihr Mann endlich aufgespürt worden war. Dass er überhaupt noch lebte. Und nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, ohne dass man seine Leiche jemals gefunden hatte. Genau solche schrecklichen Szenarien waren Sheryl in den vergangenen zwei Jahren immer und immer wieder durch den Kopf gegangen. Tagsüber hatten sie sich in ihre Gedanken geschlichen, nachts in schreckliche Albträume. Tief in ihrem Herzen hatte sie sich nicht vorstellen können, dass der Mann, den sie so gut zu kennen glaubte, sie tatsächlich einfach verlassen hatte. Dass sie sich geirrt und er genau das getan hatte, war ihr schließlich klar geworden, als die Privatdetektivin, die in Sheryls Auftrag seit fast zwei Jahren nach Jeremy suchte, sich plötzlich bei ihr meldete und verkündete, dass ihr Mann aufgetaucht sei und sie sehen wolle. Allerdings war die Rede von morgen gewesen und nicht von heute. Was bildet er sich eigentlich ein, jetzt schon hier aufzukreuzen? Wäre er morgen gekommen, hätte ich mich zurechtmachen können und … Sie unterdrückte einen Fluch. Was sollte das denn jetzt? Warum, um alles in der Welt, wollte sie sich für den Mann zurechtmachen, der ihr so viel Leid zugefügt hatte? Sollte er ruhig sehen, was er angerichtet hatte! Wie hart sie schuften musste, seit er einfach von jetzt auf gleich verschwunden war. Sheryl versuchte verbissen, sich weiter auf ihre Arbeit zu konzentrieren und sich nicht umzudrehen. Doch der Versuchung weiterhin zu widerstehen, war nicht leicht. Sie musste sich förmlich zwingen. Aber war das ein Wunder? Immerhin handelte es sich bei dem Menschen, der ganz offensichtlich zögerte, aus dem Wagen zu steigen, noch immer um ihren Ehemann. Egal, was geschehen sein mochte – sie waren verheiratet. Sheryl stand kurz davor, ihren Vorsatz zu brechen und sich doch umzublicken, als sie hörte, wie die Wagentür geöffnet und nur wenige Sekunden später wieder zugeschlagen wurde. Gleich darauf fuhr das Auto weiter. Jeremy war also nicht selbst gefahren, sondern mit einem Taxi gekommen. Sie hielt inne, als erst Schritte erklangen, dann ein Räuspern. „Sheryl?“ Sie schloss die Augen und spannte all ihre Muskeln an. Das Erste, was ihr auffiel, war, dass Jeremys Stimme noch genauso klang wie früher. Dunkel, ein wenig rau, sehr männlich. Gleichzeitig ungeheuer aufregend. Doch irgendetwas fehlte. Sheryl runzelte die Stirn. Es war die Autorität, die Jeremy früher mit jedem gesprochenen Wort ausgestrahlt hatte und die jetzt nicht mehr in seiner Stimme lag. Stattdessen klang er unsicher. Unsicher und … ja, fast ein wenig schüchtern. Sie erwiderte nichts, konnte dem Drang, aufzustehen und sich umzudrehen, aber nicht länger widerstehen und wandte sich um. Und als sie ihren Ehemann jetzt zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder sah, war es nicht nur ihre Nervosität, die ihre Knie zittern ließ. Er ist noch immer genauso sexy wie früher … Am liebsten hätte sie sich für diesen Gedanken geohrfeigt. Sie sollte alles tun – auf Jeremy zustürmen und auf ihn einschlagen, ihn wüst beschimpfen oder sich zumindest in seine Arme werfen und hemmungslos weinen, weil die Gefühle sie einfach übermannten. Auf keinen Fall aber sollte sie ihn bewundern. Wofür auch? Dafür, dass er sie im Stich gelassen hatte? Nein, ein solcher Mann verdiente keinerlei Bewunderung. Und doch konnte sie nicht anders. Denn als er ihr jetzt gegenüberstand, wusste sie wieder, warum sie sich damals in ihn verliebt hatte. Er war groß, gut zwei Köpfe größer als sie selbst. Sein Haar trug er ein wenig länger als früher, doch es war offensichtlich, dass er noch immer nicht recht wusste, was er mit seinen unbändigen dunklen Locken anfangen sollte. Sie wirkten stets ein wenig zerzaust und unordentlich, doch das ließ ihn nicht etwa nachlässig oder ungepflegt wirken. Nein, ganz im Gegenteil. Es machte einen großen Teil seines verwegenen Charmes aus, wie Sheryl fand. Und dann diese Augen … Sie waren weder grau noch blau oder grün, sondern wiesen eine ganz eigentümliche Mischung aus diesen drei Farben auf. Je nachdem, in welchem Licht man sie betrachtete, schienen sie eine andere Schattierung anzunehmen, und Sheryl war sicher, darin auch schon goldene Glanzlichter entdeckt zu haben. Früher hatte sie stundenlang einfach nur dasitzen und ihm in die Augen schauen können. Die Frage war nur, wie er es nach allem, was vorgefallen war, noch wagen konnte, ihr in die Augen zu blicken … Sie räusperte sich. Ihre Kehle war ganz rau. Das lag bestimmt an der Arbeit in der trockenen Hitze. Natürlich, woran auch sonst? „Wie geht es dir?“, fragte sie und bemühte sich, keinerlei Emotion in ihre Stimme zu legen – ein Versuch, der kläglich misslang. Er sah sie an. Unwillkürlich versuchte Sheryl, seinen Blick zu deuten, während er sie von oben bis unten musterte. Sofort schämte sie sich dafür, ihm so gegenüberzustehen. Sicher wirkte sie alles andere als anziehend auf ihn. Sie trug alte, abgeschnittene Jeans und ein weißes ärmelloses Shirt, das vor Schmutz starrte. Ihr Gesicht war ungeschminkt, zudem schweißüberströmt, und das blonde, schulterlange Haar vollkommen zerzaust und zu einem lockeren Zopf im Nacken zusammengefasst. Wieder ärgerte sie sich über ihre eigenen Gedanken. Wie konnte sie auch nur auf die Idee kommen, sich Jeremy gegenüber für irgendetwas zu schämen? Er war es, der sich zu schämen hatte, nicht sie! „Das wollte ich eigentlich dich fragen“, erwiderte er nun und stellte seinen Koffer, den er die ganze Zeit über festgehalten hatte, neben sich ab. „Also: Wie geht es dir, Sheryl? Bist du zurechtgekommen in den letzten Monaten?“ Einen Moment lang konnte sie ihn nur fassungslos anstarren. Doch ihm in die Augen zu schauen, ließ ein Gefühl des Unbehagens in ihr aufsteigen, und so sah sie an ihm vorbei. Der Anblick der Natur hinter ihm half ihr ein wenig dabei, sich zu beruhigen. Die hohen Hügel, auf denen saftig grünes Gras wuchs, Oliven- und Mandelbäume, deren Blüten einen angenehmen, süßlichen Duft verbreiteten, und im Hintergrund die Berge der Sierra Morena. Über allem spannte sich der azurblaue, wolkenlose Himmel, und die strahlende Sonne tauchte dieses wundervolle Stück Natur in einen herrlichen Glanz. Immer wenn Sheryl diesen bezaubernden Anblick genoss, erinnerte sie sich daran, wie glücklich sie hier einst gewesen waren. Sicher, es hatte Probleme gegeben. Sheryls Unfähigkeit, Menschen zu vertrauen, zum Beispiel. Oder Jeremys bohrende Eifersucht. Dennoch – damit, dass er sie einfach ohne ein Wort verlassen könnte, hätte sie niemals gerechnet. Jeremy hatte doch genau gewusst, wie schwer ihr das alles gefallen war. Ihm zu vertrauen. Ihn zu heiraten. Mit ihm hierher in die Fremde zu kommen … Nachdem sie zuvor in ihrem Leben immer nur enttäuscht und nie geliebt worden war … Wie hatte er nur so etwas Abscheuliches tun können? Er hat dich nicht geliebt, nicht wirklich. Sonst wäre er gar nicht imstande gewesen, dich so zu behandeln! „Wie ich zurechtgekommen bin?“ Aus wütend zusammengekniffenen Augen funkelte sie ihn an. „Wie kannst du es wagen, mir eine solche Frage zu stellen, dich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen, nachdem du dich einfach ohne ein Wort des Abschieds oder der Erklärung aus dem Staub gemacht und dich danach nie mehr gemeldet hast? Was glaubst du denn, wie es mir da gegangen ist?“ Er schien regelrecht unter ihren Worten zusammenzuzucken, wie Sheryl verwundert feststellte. Wie konnte ihn das, was sie sagte, so hart treffen? Er musste doch wissen, welchen Schmerz er ihr zugefügt hatte. „Habe ich das denn wirklich?“, fragte er leise, und hinter seiner Stirn schien es angestrengt zu arbeiten. „Ich meine, bin ich tatsächlich einfach auf und davon?“ Sie riss die Augen auf. „Da fragst du noch? Ich fasse es ja nicht! Du...