E-Book, Deutsch, Band 162023, 144 Seiten
Reihe: Julia
Taylor Im Wüstenpalast der verbotenen Träume
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-1872-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 162023, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7515-1872-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das falsche Spiel beginnt! Eine Woche lang wird Annie mit Kronprinz Karim in Zaafir residieren und seine Verlobte spielen, um seiner zukünftigen Regentschaft Stabilität zu verleihen. Er hält sie für ein Escort-Girl, das er fürstlich entlohnt. Dabei ist sie eine Sensationsreporterin, die einen entlarvenden Artikel über Karim schreiben muss! Doch unerwartet verliebt Annie sich in den Wüstenprinzen und er sich in sie. Zwischen ihnen wächst die Leidenschaft - und in Annies Herzen die Angst. Wie wird Karim reagieren, wenn er die Wahrheit über sie erfährt?
Anne Taylor hat schon früh ihre Liebe zum Schreiben entdeckt. Bereits als Kind hat sie sich Geschichten ausgedacht und zu Papier gebracht. Lesen und Schreiben ist für sie wie eine Reise in andere Zeiten und Länder. In der Wirklichkeit reist Anne Taylor vorzugsweise nach Bella Italia. Ihr Traumland ist allerdings Australien. Am liebsten verbringt die Autorin ihre Zeit mit ihrer Familie und ihren Haustieren, einer Katze und einem Meerschweinchen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Bring mir eine gute Story! Oder du bist raus! Die Worte des Chefredakteurs Derek Collins klangen ihr noch immer in den Ohren, als Annie zitternd die Tür der Toilettenkabine hinter sich schloss und tief durchatmete. So weit durfte es einfach nicht kommen. Sie brauchte diesen Job unbedingt! Sie brauchte das Geld, um das teure Leben in London von sich und Heather bezahlen zu können! Ihre Schwester vertraute doch auf sie. Sie durfte sie nicht im Stich lassen! Als freie Journalistin war sie allerdings darauf angewiesen, dass irgendeine Zeitung die Artikel, die sie geschrieben hatte, kaufen würde. In ihrem Fall war das in erster Linie der Newsflash, das billige Klatschblatt, dem sie die begehrte Einladung heute Abend zu verdanken hatte. Und es klang ja auch wirklich verlockend. Schließlich war die Eröffnung des Karim’s das gesellschaftliche Ereignis des Jahres! Londons neuestes und größtes Luxushotel hatte zu seiner Eröffnung alles geladen, was in der Stadt Rang und Namen hatte. Errichtet worden war der Prunkbau mit seiner beeindruckenden Glasfassade, die sich quer über die Themse zu neigen schien, von seinem Namensgeber, dem zaafirischen Kronprinzen Karim al Selim Aga Bey. Zaafir war ein kleines Königreich im Norden der Sahara, irgendwo zwischen Marokko und Algerien, soweit Annie wusste. Der Prinz, der sich als internationaler Investor betätigte, war sagenhaft reich und ließ offenbar keine Gelegenheit aus, sein Geld für sein Vergnügen und schöne Frauen zu verschwenden. Er war ein berüchtigter Playboy und Partylöwe. Eigentlich nicht ihr Typ, auch wenn Annie zugeben musste, dass er beeindruckend gut aussah, mit seinem ebenmäßigen Gesicht und den unergründlichen, rabenschwarzen Augen. Aber natürlich entsprachen Fotos im Internet nur selten der Wirklichkeit. Und bei der Rede, die er kurz auf einem Podest am anderen Ende des Ballsaals gehalten hatte, war sie zu weit entfernt gewesen, um Realität und geschönte Hochglanzwelt vergleichen zu können. Mit dem Karim’s hatte der Prinz sich wohl sein eigenes Denkmal erschaffen. Schon jetzt war der futuristische Bau eines der meistfotografierten Motive der Stadt, gleich nach dem Buckingham Palace, der Tower Bridge und Big Ben. Es hieß, dass eine Nacht in einer der luxuriösen Suiten, die von orientalischer Kultur inspiriert waren, an die achttausend Pfund kostete. Für schmalere Geldbörsen waren auch schon Zimmer für gut ein Viertel zu haben, aber es waren immer noch stolze Preise, sodass die Reichen und Schönen weitgehend unter sich bleiben konnten. Zumindest ein Problem, mit dem Annie sich nicht herumzuschlagen hatte, auch wenn das ein schwacher Trost war. Was sie brauchte, war eine Story, wie ihr Chef es ihr eingebläut hatte. Irgendeinen saftigen Skandal oder zumindest eine Neuigkeit, die eine Schlagzeile hergeben würde. Aber obwohl der Ballsaal proppenvoll war mit jeder Menge Politikern, Promis und Möchtegern-Sternchen, war niemand dabei, der irgendeine sensationelle Enthüllung versprach. Und selbst wenn – die Konkurrenz war genauso begierig darauf wie sie! Es musste ein echter Knaller sein, etwas, womit kein anderer Journalist aufwarten konnte, sonst wäre Derek nicht interessiert. Nur, was sollte das bloß sein? Um Mitternacht war noch eine Showeinlage mit einem Überraschungsgast geplant. Gemunkelt wurde, dass es sich dabei um Adele oder Ed Sheeran handelte. Sollte sie so lange warten? Aber es würde ihr wohl kaum gelingen, ein Interview mit Ed Sheeran zu ergattern – geschweige denn, ihm irgendein pikantes Geheimnis zu entlocken. Tränen der Frustration und der Verzweiflung traten Annie in die Augen. Was sollte sie nur tun? Keine Story – kein Geld! Und ohne Geld würde sie bald auf der Straße landen. Sie hoffte, dass es ihr mit einem guten Artikel gelingen würde, eine Festanstellung beim Newsflash angeboten zu bekommen, und nicht mehr nur von sporadischen Aufträgen abhängig zu sein. Auch wenn diese Art der Berichterstattung nicht unbedingt das war, wovon sie in der Schule geträumt hatte. Damals hatte sie sich als ernsthafte Journalistin gesehen, die für die Times oder eine andere renommierte Zeitung schrieb. Aber wie so viele andere Träume ihrer Kindheit war auch dieser unerfüllt geblieben. Trotzdem würde sie nicht so rasch aufgeben, schon um Heathers willen nicht. Mit letzter Kraft versuchte Annie, ihren Kampfgeist zu wecken, auch wenn sie sich müde und ausgelaugt fühlte. Irgendetwas musste sich einfach auftun! Seufzend strich sie das Abendkleid glatt, das sie extra für diesen Abend in einem Second Hand-Laden erstanden hatte – es war aus schwerem rotem Satin mit einem tiefen Ausschnitt und so eng geschnitten, dass sie kaum atmen konnte. Aber eine andere Größe war nicht verfügbar gewesen. Ihr Haar, das kinnlang und in einem geraden Bob geschnitten war, hatte sie mit viel Gel nach hinten gekämmt, während Rouge und Smokey Eyes den Kristen-Stewart-Look komplett machten. Eigentlich war sie ganz zufrieden mit ihrem Aussehen gewesen, als sie sich auf den Weg zum Karim’s gemacht hatte. Sie wusste, dass sie keine klassische Schönheit war, aber sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die Männer ihr trotzdem gerne hinterhersahen. Dennoch war das Kleid eine Fehlinvestition gewesen, wenn es heute keine Story gab. Sie sah sich schon am Montag damit zurück in den Laden gehen, um es weiterzuverkaufen – natürlich mit Verlust. Was für eine Pleite! Annie spürte eine lähmende Angst in sich aufsteigen, die ihr beinahe die Kehle zuschnürte, aber sie kämpfte verzweifelt dagegen an. Nur nicht weinen! Sie würde schon irgendetwas finden, worüber sie schreiben konnte und das Derek, ihr Boss, drucken würde. Wenn nicht … Die Tür zum Waschraum flog auf, und lautes Kichern war zu hören. Annie verdrehte die Augen. Hatte man nicht einmal mehr auf der Toilette seine Ruhe? „Ich bin ja so aufgeregt! Ich bin ja so aufgeregt! Ich bin ja so aufgeregt!“, wiederholte eine hohe, quietschende Stimme immer wieder. „Ich konnte es einfach nicht glauben, als mich Madame Lin angerufen hat. Der Prinz!“ „O Mann, ich beneide dich so sehr!“, rief eine zweite weibliche Stimme. „Der Prinz!“ Annie hielt die Luft an. „Und Madame Lin hat gesagt, ich soll mir die ganze Woche freinehmen. Wir fliegen irgendwo hin. O Gott, ich hoffe, es ist St. Barth! Ich war noch nie auf St. Barth!“ „Du bist so ein Glückspilz“, erklärte die zweite Frau schwärmerisch. „Ein echter Prinz. O Mann, ich würde sonst was geben, um an deiner Stelle zu sein. Ich erwische immer nur Politiker, die alle schon jenseits der fünfzig sind. Das ist sooooo alt!“ „Und ich bekomme eine komplette neue Garderobe!“, quietschte die erste junge Frau weiter. „Ich hoffe nur, er will nichts Unanständiges von mir. So was mache ich nämlich nicht. Das habe ich auch Madame Lin gesagt. Aber sie meinte, es wäre rein geschäftlich. Vielleicht bekomme ich ja ein Diamantarmband! O Gott, ich hoffe, ich bekomme ein Diamantarmband!“ Beide kreischten vor Begeisterung um die Wette. Annie runzelte die Stirn. War der Prinz, von dem sie redeten, etwa …? „Aber ich darf eigentlich niemandem erzählen, dass ich mit Karim Bey unterwegs bin“, fügte die Auserwählte hinzu. „Es ist ein großes Geheimnis. Ich hoffe wirklich, dass ich ein Diamantarmband bekomme!“ Annie versuchte fieberhaft, die Bruchteile an Informationen zu kombinieren: Prinz Karim Bey, der Besitzer dieses Hotels, hatte das Mädchen vor ihrer Kabinentür zu sich geordert, vermittelt von einer gewissen Madame Lin. Das Ganze roch nach einem Callgirl-Ring oder Escort-Service. Annie hätte nicht gedacht, dass ein Playboy wie Karim Bey so etwas nötig hatte. Aber was wusste sie schon. Und vielleicht ergab sich ja dadurch eine Möglichkeit … „Ich soll mit der Einladung, die Madame Lin mir gegeben hat, in seine Penthouse-Suite kommen“, berichtete das Mädchen inzwischen weiter. „Ich wünschte wirklich, du könntest mitkommen. Das wäre sooooo cool. Aber es geht leider nicht. Der Prinz will nur mich sehen.“ „Bist du dem Prinzen denn schon mal begegnet?“, fragte ihre Freundin ehrfürchtig. „Noch nie. Ich hoffe, er sieht in Wirklichkeit so gut aus wie auf den Fotos. O Gott, ich bin ja so aufgeregt! Ich glaube, ich falle gleich um!“ Annie stand auf. Diese Begegnung auf der Toilette war ihre Chance, Prinz Karim Bey zu treffen und eine Story über ihn zu schreiben, egal was. Es war die einzige Chance, die sie im Moment sah, und sie würde sie nutzen. Es blieb ihr gar nichts anderes übrig. Entschlossen schob sie den goldglänzenden Riegel, der die Kabinentür geschlossen hielt, zurück und trat in den Waschraum. Mit einer raschen Bewegung hob sie ihren Presseausweis hoch und ließ ihn ebenso blitzschnell wieder sinken. „Metropolitan Police“, stellte sie sich den zwei Mädchen, die vor ihr standen, barsch vor. Beide waren etwa zwanzig Jahre alt, beide trugen fast identische silberschimmernde Pailletten-Minikleider und schwindelerregende High Heels. Und beide hatten lange blonde Haare, die hübsche, aber nichtssagende, perfekt geschminkte Gesichter umrahmten. Die Mädchen schrien auf, entweder, weil Annies plötzliches Auftauchen sie erschreckt hatte, oder weil sie tatsächlich Angst vor der Polizei hatten, wie Annie hoffte. „Wir veranstalten hier im Karim’s eine Razzia“, fuhr Annie ungerührt fort. „Ich habe eure Unterhaltung mit angehört und muss euch mit aufs Revier nehmen. Wenn mich nicht...