E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Bianca
Templeton Ein Gerüst aus Liebe und Hoffnung
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-3823-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Bianca
ISBN: 978-3-7337-3823-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zu Hause ist, wo das Herz heilt. Um sich nach einer Enttäuschung abzulenken, beschließt Roxie, den alten Familiensitz zu sanieren. Aber wieder droht Unruhe: Beim Arbeiten geht ihr Noah Garrett zur Hand - verboten sexy und leider mit ganz anderen Zielen im Leben als Roxie ...
Manche Menschen wissen, sie sind zum Schreiben geboren. Bei Karen Templeton ließ diese Erkenntnis ein wenig auf sich warten ... Davor hatte sie Gelegenheit, sehr viele verschiedene Dinge auszuprobieren, die ihr jetzt beim Schreiben zugutekommen. Und welche waren das? Zuerst, gleich nach der Schule, wollte sie Schauspielerin werden und schaffte tatsächlich die Aufnahmeprüfung in die Schauspielklasse der North Carolina School of Art. Eine Weile lang war das das Richtige, doch nach zwei Jahren merkte Karen Templeton, dass ihr diese Bretter doch nicht die Welt bedeuteten. Also wechselte sie zum Kostümdesign, und dort wurde ihr zweierlei klar: Erstens wollte sie nicht ihr Leben lang Kostüme nähen. Und zweitens hatte sie nicht vor, New York jemals wieder zu verlassen. Denn sie hatte hier die Liebe ihres Lebens getroffen! So blieb sie also im Big Apple und schlug sich mit unterschiedlichen kleinen Jobs durch. Zum Beispiel arbeitete sie im renommierten Kaufhaus Saks Fifth Avenue in der Abteilung für Brautkleider. Und dann war es auch für sie selbst so weit: Sie heiratete denn Mann ihres Lebens und bekam innerhalb der nächsten Jahre zwei Söhne. Die vier zogen nach Albuquerque, die Heimatstadt von Karens Mann, und dort kamen zwei weitere Söhne zur Welt. Es war Zeit für neue berufliche Herausforderungen! Karen Templeton gründete einen Versandhandel für Handarbeitsmaterial. Mit dieser Firma war Karen zehn Jahre lang erfolgreich, doch dann sollte sich durch zwei Dinge wieder alles ändern: Karens größter Werbeträger ging in Konkurs, und Familie Templeton schaffte ihren ersten Computer an. Einfach so, zum Ausprobieren, setzte sich Karen Templeton mal daran und schrieb drauf los: Eine Romance sollte es werden. Das Projekt gelang ganz gut, Karen machte weiter und schrieb insgesamt drei Romane. Einer davon wurde schließlich im März 1996 von einem Verlag gekauft. Und so konnte Karen Templeton bald hauptberuflich schreiben; sie war zu ihrer Passion gekommen, zu der Arbeit, die ihr wirklich richtig Spaß macht und bei der sie all ihre Erfahrungen einfließen lassen kann. Große Freude macht sie ihren Leserinnen besonders mit der Schilderung von Persönlichkeiten und vor allem Kindern, die nicht selten zu Tränen rühren.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL Hätte man Noah Garretts Mutter gebeten, ihren Sohn mit einem Wort zu beschreiben, hätte sie ihn ohne Zögern einen Teufelskerl genannt. Die heftigen Gewitterstürme in New Mexico, die seine älteren Brüder dazu trieben, sich ins Bett ihrer Eltern zu verkriechen, hatten ihn schon als Kleinkind in Entzücken versetzt. Während andere Kinder ängstlich zurückwichen oder sogar weinten, wenn ein Hund ihnen das Gesicht ableckte, hatte er vor Freude gejuchzt. In seiner Jugend war ihm kein Baum zu groß zum Hochklettern gewesen, kein Käfer zu hässlich zum Untersuchen, kein Keller zu gruselig zum Erforschen, keine Nacht zu dunkel zum Hinausschleichen. Und wehe dem Spielplatzschreck, der es gewagt hatte, sich mit ihm oder einem seiner Brüder anzulegen! Deshalb passte das flaue Gefühl im Magen, das ihn gerade beschlich, so gar nicht zu Noah, der in einem winzigen Büro seinem Vater gegenüberstand und beharrlich betonte: „Ich übernehme die Sache.“ Das Gefühl war auch deswegen beunruhigend, weil es nichts mit seinem Vater zu tun hatte, der ihn zwar regelmäßig nervte, jedoch nicht im Geringsten einschüchtern konnte. Durch die offene Tür zur Werkstatt dröhnte das Heulen von Motorsägen, das Klopfen von Hämmern, das Stimmengewirr der Arbeiter, die sich über den ständigen Lärm hinweg unterhielten. Sie waren sich ihrer Jobs sicherer als angebracht war. Doch abgesehen von seinem Vater war niemand so entschlossen wie Noah, ihnen dazu Anlass zu geben. Selbst wenn es bedeutete, dabei seine eigene Sicherheit zu riskieren. Gene Garrett rieb sich den dicken Bauch, ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen und kramte in der obersten Schublade. „Nett von dir, es anzubieten, aber Charley ist mein Freund. Er erwartet, dass ich den Kostenvoranschlag mache.“ „Abgesehen davon, dass Charley gar nicht da sein wird, steckst du bis über beide Ohren in Arbeit an dem Auftrag in Santa Fe.“ „Und du hast das Jensen-Projekt.“ „Das habe ich vor zwei Tagen fertiggestellt. Weitere Einwände?“ Gene zog die dicken dunklen Augenbrauen über dem goldenen Rahmen seiner Brille zusammen. „Es wird wahrscheinlich ein gewaltiger Auftrag.“ „Aber vermutlich nicht größer als der letzte, und den habe ich bestens bewältigt.“ „Aber auch nur zusammen mit Eli“, konterte Gene. Er kramte weiterhin in der Schublade. „Außerdem schadet es nicht, eine Woche zu warten, bis ich zur Verfügung stehe.“ Wider Willen spürte Noah Verärgerung in sich aufsteigen. „Wie du sehr gut weißt, grenzt es an ein Wunder, dass Roxie deinen Freund überreden konnte, auch nur an eine Renovierung zu denken. Deshalb will sie ihm den Kostenvoranschlag unter Dach und Fach präsentieren. Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Du hast selbst gesagt, dass der Zustand des Hauses ziemlich schlecht ist.“ Endlich fand Gene das Gesuchte und zog mit seiner fleischigen Hand eine Plastikflasche mit Tabletten aus der Schublade. „Genau das ist der Grund, weswegen ich den Auftrag nicht von irgendwem ausführen lassen kann.“ Du sollst Vater und Mutter ehren? Manchmal ist das verdammt schwer! „Ich bin nicht irgendwer“, entgegnete Noah geduldig. „Ich bin dein Sohn. Und ich versuche nur, dich zu entlasten.“ Gene mühte sich mit dem kindersicheren Verschluss ab. „Ich brauche weder dich noch sonst wen zum Entlasten. Hast du vergessen, dass du immer noch mein Angestellter bist?“ „Als ob du mich das je vergessen ließest! Gib mir das Ding.“ Noah beugte sich über den Schreibtisch und griff nach der Flasche, bevor sein Vater sich beim Öffnen verletzen konnte. „Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder überträgst du mir die Sache jetzt, oder du riskierst, dass Charley es sich anders überlegt und uns das Geschäft durch die Lappen geht.“ „Ich nehme an, seine hübsche Nichte hat nichts damit zu tun, dass du dich so um den Job reißt?“ Noah beschäftigte sich eingehend mit dem Verschluss der Flasche. „Roxie? Sie mag mich nicht mal.“ Das entsprach vollauf der Wahrheit – zumindest ihrem Verhalten nach zu urteilen. Seit Roxie vor einigen Monaten nach Tierra Rosa zurückgekehrt war, waren sie sich zwar nur selten begegnet, aber sie war stets sehr ablehnend gewesen. Ihn hingegen hatte das erste Wiedersehen total umgehauen. Keine andere Frau hatte jemals eine so heftige Reaktion bei ihm ausgelöst. Er verstand es nicht, es gefiel ihm nicht, und auf keinen Fall wollte er sich eingestehen, dass ihm angesichts der Vorstellung, mit Roxanne Ducharme zusammenzuarbeiten, der kalte Schweiß ausbrach. Ihm, der ein Leben lang hemmungslos mit potenziellen Gefahren geflirtet hatte! „Gibt es einen bestimmten Grund, warum sie dich nicht ausstehen kann?“ „Nicht, dass ich wüsste.“ Man hätte meinen können, dass ihre unerklärliche Antipathie gegen ihn Roxies Wirkung auf ihn schmälerte, doch dem war nicht so. „Ist damals in der Highschool etwas vorgefallen?“ „Das ist zwölf Jahre her! Außerdem war sie nur ein einziges Jahr hier und ist nicht mal in meine Klasse gegangen.“ „Aber ihr habt genau gegenüber voneinander in derselben Straße gewohnt.“ „Trotzdem.“ Noah reichte seinem Vater die geöffnete Tablettenflasche zurück. „Ich bezweifle, dass wir in der ganzen Zeit mehr als zehn Worte miteinander gewechselt haben. Sie ist eine potenzielle Kundin, nichts weiter.“ Gene schüttelte sich mehrere Tabletten in die Hand, steckte sich eine in den Mund und kaute. „Vergiss nicht, dass uns die Vergangenheit immer einholt.“ Damit spielte er vermutlich auf die zahlreichen flüchtigen Affären an, die seiner Meinung nach Noahs allgemeine Unfähigkeit bewiesen, sich auf etwas festzulegen. Und so misstraute ihm sein Vater auch in geschäftlichen Angelegenheiten. Dass Noah umfassende Fachkenntnisse besaß – er arbeitete seit seinem vierzehnten Lebensjahr in der Schreinerbranche –, zählte offensichtlich nicht viel. „Wenn du allerdings Eli mit ins Boot holen willst …“ „Vergiss es! Eli ist mit seinem Neugeborenen total ausgelastet und hoffnungslos übernächtigt. Außerdem schaffe ich es allein, Dad. Jetzt sag mir lieber, warum du diese Pillen einwirfst, als wären es Bonbons. Fehlt dir was?“ Gene rieb sich das Brustbein und stieß auf. „Davon abgesehen, dass ich noch zwei Wochen Arbeit an einem Projekt vor mir habe, das in sechs Tagen fertiggestellt sein soll, könnte es nicht besser sein. Allerdings ist mir der Burrito, den ich vor einer halben Stunde verschlungen habe, nicht gut bekommen.“ Er seufzte. „Außerdem treibt deine Mutter mich fast zum Wahnsinn. Aber wage ja nicht, ihr zu erzählen, dass ich das gesagt habe.“ Abgesehen von der Tatsache, dass seine Eltern sich ständig in die Haare bekamen, was sie vermutlich zusammenschweißte, hielt Noah es manchmal für klüger, sich dumm zu stellen. „Worum geht’s denn diesmal?“ „Um Urlaub.“ Gene verzog das Gesicht, stieß erneut auf und schüttelte die Tablettenflasche. „An Tagen wie diesen braucht ein Mann seine kleinen Helferlein. Es ist nicht der erste Termindruck, den ich verkrafte.“ „Wenn du nicht besser auf dich achtest, könnte es aber der letzte sein.“ „Oh Gott, nicht auch noch du!“ „Kannst du dich überhaupt erinnern, wann du das letzte Mal im Urlaub warst?“ „Sicher. Als wir die Schwester deiner Mutter in Dallas besucht haben. Vor zwei Jahren.“ „Das war vor fünf Jahren. Und Familienbesuche zählen nicht. Außerdem hast du jeden Tag mindestens zehnmal zu Hause angerufen und dich nach dem Stand der Dinge erkundigt. Und ganz abgesehen davon, ob du Urlaub brauchst oder nicht – hast du schon mal daran gedacht, dass Mom vielleicht mal wegfahren möchte? Allein mit dir?“ „Donna hat nie ein Wort darüber verloren.“ „Wann bittet Mom denn je um etwas für sich selbst?“, konterte Noah. „Ich glaube, sie weiß gar nicht mehr, wie das geht. Falls sie es je wusste.“ Seine Kehle war wie zugeschnürt. „Sie macht sich Sorgen um dich.“ Er deutete auf die Säureblocker. „Offensichtlich aus gutem Grund.“ Vater und Sohn tauschten einen langen Blick, bevor Gene murmelte: „Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr euch solche Sorgen macht.“ „Wenn du gelegentlich mal deine persönlichen Schwierigkeiten mit mir außer Acht lassen würdest, wüsstest du es.“ „Ich verstehe einfach nicht …“ „Das weiß ich. Und einerseits tut es mir echt leid. Andererseits … Nun, es wäre nett, wenn du dich dazu durchringen könntest zu akzeptieren, dass ich nicht wie du bin. Oder wie deine anderen Söhne. Also, wann ist der Termin?“ Nach langem Zögern sagte Gene: „Um zwei.“ Noah sah auf die Uhr und schnappte sich sein Klemmbrett vom Schreibtisch. „Dann mache ich mich jetzt auf den Weg.“ Er nahm seine Lederjacke vom Haken bei der Tür und ging hinaus. „Ruf mich an, falls du irgendwelche Fragen hast, hörst du?“, rief Gene ihm nach. Auf dem Weg zu Charleys Haus, das gerade einmal zwei Häuserblocks entfernt stand, verblasste der Glanz des kleinen Sieges rasch. Denn Noah wurde bewusst, was er sich da eingehandelt hatte. Roxie hätte sich vermutlich schlappgelacht, wenn sie gewusst hätte, dass sein Verstand jedes Mal aussetzte, sobald er sie erblickte. Dass er von allen guten Geistern verlassen war. Er bog um die letzte Ecke und stieg...