E-Book, Deutsch, Band Band 078, 237 Seiten
Reihe: Novum Testamentum et Orbis Antiquus /Studien zur Umwelt des Neuen Testaments (NTOA/StUNT)
Theißen / Küchler Von Jesus zur urchristlichen Zeichenwelt
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-647-55023-7
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
»Neutestamentliche Grenzgänge« im Dialog. EBook
E-Book, Deutsch, Band Band 078, 237 Seiten
Reihe: Novum Testamentum et Orbis Antiquus /Studien zur Umwelt des Neuen Testaments (NTOA/StUNT)
ISBN: 978-3-647-55023-7
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Bibelwissenschaften Neues Testament: Exegese, Geschichte
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Bibelwissenschaften Historisch-Kritische Jesusforschung
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Systematische Theologie
Weitere Infos & Material
1;Front Cover;1
2;Title Page;4
3;Copyright;5
4;Table of Contents;6
5;Body;8
6;Einleitung;8
7;1. 40 Jahre Arbeiten zum Neuen Testament 1969–2009. Ein Werkbericht über meine Arbeiten;16
8;2. Die semiotische Kathedrale des Urchristentums. Zu U. Luz: Der frühchristliche Christusmythos.;70
9;3. System und Konflikt im Urchristentum. Zu H. Räisänen: Eine Kathedrale aus dem Chaos?;84
10;4. Sozialgeschichte und Postminimalismus in der Jesusforschung. Zu Bengt Holmberg: Von der Jesusbewegung zu Jesus;92
11;5. Kynische und urchristliche Wandercharismatiker. Zu W. Stegemann: „Hinterm Horizont geht’s weiter“;102
12;6. Pauperismus und paulinisches Urchristentum. Zu A. Merz: G. Theißens Beiträge zur Sozialgeschichte;118
13;7. Literaturgeschichte und Literaturästhetik. Zu D. Trobisch: Das Neue Testament als literaturgeschichtliches Problem;129
14;8. Neutestamentliche Literaturwissenschaft. Zu O. Wischmeyer: Was meint „Literaturgeschichte“?;139
15;9. Innovation in der Religionsgeschichte. Zu M. Leiner: Rekapitulation des israelitischen Zeichensystems;148
16;10. Antike Psychologie und Anachronismusverdacht. Zu P. v. Gemünden: Psychologische Auslegung;160
17;11. Zwischen Korrelations- und Performanzhermeneutik Zu E. Parmentier: Die „Zeichensprache des Glaubens“;170
18;12. Angesprochensein als Kriterium der Predigt. Zu H. Schwier: Im Dialog mit der Bibel;180
19;13. Entmythologisierung und Mythenhermeneutik. Zu E. Faust: Globaler Klimawandel;184
20; 14. Biblischer Glaube und Evolution. Der antiselektive Indikativ und Imperativ ;189
21;Back Cover;242
13. Entmythologisierung und Mythenhermeneutik. Zu E. Faust: Globaler Klimawandel (S. 183-184)
Fragen der Mythentheorie und der Entmythologisierung werden meistens abstrakt erörtert, hier dagegen werden sie anhand eines konkreten Beispiels diskutiert. Es geht darum, wie mythische Bilder von Endzeitkatastrophen heute in Wissenschaft und Massenmedien die Diskussion um den Klimawandel beeinflussen. Mythische Denkkategorien haben sich ansonsten in andere Kulturbereiche zurückgezogen.
Die Entzauberung der Welt hat alle göttlichen numina aus der Natur „vertrieben“; es gibt keine besonderen Bezirke mehr, die durch die Anwesenheit von Nymphen und Gottheiten unberührbar gemacht werden. Nur im ästhetischen Erleben und Gestalten lebt die „Verklärung“ der Welt neben einem nüchternen naturwissenschaftlichen Zugang weiter. Hier hat sie ihre Berechtigung und bringt nach wie vor ein authentisches Naturerleben zum Ausdruck, aber sie hat es schwer, ihre Legitimität neben der wissenschaftlichen Analyse der Welt zu behaupten.
Dennoch dringen mythische Bilder von Weltkatastrophen, von Sintflut und Apokalypse angesichts des Klimawandels in die Erklärungen von Wissenschaftlern und Politikern ein – teils um politisch für neue Gesetze, Vereinbarungen und Verhaltensänderungen zu werben, teils um emotionale Zukunftsängste zum Ausdruck zu bringen und zu bewältigen, teils aber auch nur, um mit einem Thema auf dem Markt der Massenmedien Aufmerksamkeit zu erzielen und Profit zu machen.
Dabei verändern sich die wissenschaftlichen Aussagen und werden etwas anderes. Aus der Natur wird eine vergeltende Gottheit, aus Hypothesen werden Gewissheiten, aus Prognosen werden Prophetien, aus Verhaltensempfehlungen unbedingte Imperative. Eberhard Faust zeigt, wie kontraproduktiv diese mythischen Bilder und Aufwertungen für eine verantwortliche und notwendige Klimapolitik sein können.
1) Mythische Bilder machen aus realistisch zu erwartenden begrenzten Katastrophen einen globalen Weltuntergang. Gegen begrenzte Katastrophen kann man etwas tun, gegen den Weltuntergang nichts.
2) Mythische Bilder stimulieren eine irrationale Angst und verhindern dadurch eine distanzierte kognitive Analyse der Probleme.
3) Mythische Übertreibungen dementieren sich auf Dauer selbst: Geht die Welt ihren alltäglichen Gang weiter, werden selbst berechtigte Problemanzeigen als übertriebene „Spinnerein“ bagatellisiert.
Nun hat E. Faust vorwiegend mythische Katastrophenbilder im gegenwärtigen Klimadiskurs untersucht. Die Frage ist, ob deren ambivalente Wirkungen wirklich Auswirkung des mythischen Denkens per se sind oder nur einiger mythischer Bilder, die einseitig aus dem Kontext mythischer Weltinterpretationen gelöst und reaktiviert werden: Weltuntergang und Weltschöpfung gehören im mythischen Denken zusammen. In der jüdischen Apokalyptik ist das Ende der alten Welt Durchgang zu einer neuen Welt. Im Urchristentum beginnt diese neue Welt schon hier und jetzt. Die mythischen Bilder stehen hier immer in größeren Zusammenhängen. Auch die Schreckensbilder haben einen Ort, der sie relativiert.