Theißen / Merz | Der historische Jesus | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 570 Seiten

Theißen / Merz Der historische Jesus

Ein Lehrbuch
4. veränderte Neuauflage 2011
ISBN: 978-3-647-99584-7
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Lehrbuch

E-Book, Deutsch, 570 Seiten

ISBN: 978-3-647-99584-7
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das Lehrbuch will auf möglichst sachliche und verständliche Weise über die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung zum historischen Jesus informieren. Jesus wird als eine auch heute noch erkennbare, tief im Judentum verwurzelte, profilierte Gestalt dargestellt. Es wird verständlich, dass seine Anhänger ihn als Messias und Gottessohn verehrten.

Gerd Theißen ist Professor Emeritus für Neutestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg.
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VORWORT

Die Beschäftigung mit dem historischen Jesus war in der vergangenen Generation oft mit der Botschaft verbunden, es sei theologisch nicht wichtig, sich mit ihm intensiv auseinanderzusetzen. Entscheidend sei der verkündigte Christus, bei dem man sich nur vergewissern müsse, daß er nicht in Gegensatz zu dem stehe, was wir vom historischen Jesus wissen – und das sei sehr wenig. Diese Botschaft hat gewirkt. Viele sind heute hilflos, wenn es darum geht, argumentativ zu klären, was wir vom historischen Jesus wissen, was wir nur vermuten und was wir nicht wissen können. Enthüllungsbücher, die den wahren Jesus hinter kirchlichen Verfälschungen hervorholen wollen, stoßen ebenso in diese Marktlücke des Wissens wie erbauliche Werke, die aus den religiösen Sehnsüchten und ethischen Werten unserer Zeit einen neuen Jesus schaffen. Von beiden Seiten wird die geduldige Arbeit der Wissenschaft geringgeschätzt. Und doch gibt es zu ihr in einer aufgeklärten Gesellschaft und einer offenen Kirche, die sich über ihre eigenen Grundlagen Rechenschaft ablegen will, keine Alternative.

Dies Lehrbuch will wissenschaftliche Jesusforschung vermitteln – nicht nur ihre Ergebnisse, sondern auch den Prozeß des Wissenserwerbs. Es ist in der Überzeugung geschrieben, daß 200 Jahre historisch-kritischer Jesusforschung und die in dieser Zeit enorm vermehrten Quellen zu Jesus und seiner Umwelt wichtige Erkenntnisse gebracht haben. Zum Wissenschaftsprozeß gehört freilich viel, was Lesern und Leserinnen Geduld abverlangt, die primär an unmittelbar einleuchtenden Ergebnissen interessiert sind.

Wissenschaft sagt nicht: »So war es«, sondern: »So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein.« Deshalb besprechen wir alle relevanten Quellen – nicht nur die kanonischen, sondern auch die apokryphen Evangelien, nicht nur christliche, sondern auch nicht-christliche Texte, die Jesus erwähnen. Auch sonst wird immer die Textbasis vorgestellt, die den Schlußfolgerungen und Überlegungen zugrunde liegt.

Wissenschaft sagt nie: »So ist es«, sondern nur: »So stellt es sich uns auf dem Stand der Forschung dar.« Und das heißt im Klartext: »auf dem Stand unseres derzeitigen Wissens und Irrens.« Wir geben deshalb zu jedem wichtigen Thema einen kurzen Forschungsüberblick. Die klassischen Positionen, die in Variationen immer wiederkehren, werden knapp referiert. Das soll auch dazu helfen, die in diesem Buch vertretenen Entscheidungen einordnen, bewerten und relativieren zu können.

Wissenschaft sagt nicht: »Das ist unser Ergebnis«, sondern: »Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Methoden.« Der Weg, auf dem sie zu ihrem Ziel gelangt, ist ihr genauso wichtig wie das Ziel – oft sogar noch wichtiger. Denn der Weg kann richtig sein, auch wenn sich das Ziel als Zwischenstation erweist, die man wieder verlassen muß. Es finden sich daher in diesem Buch oft methodische und hermeneutische Überlegungen. Angesichts der Skepsis, ob man überhaupt etwas vom historischen Jesus weiß, ist das angebracht. Ein ganzer Paragraph (§ 4) beschäftigt sich mit dieser Frage.

Wissenschaft weiß schließlich, daß ihre Resultate vergänglicher sind als die Probleme, auf die sie eine Antwort zu geben versucht. Das gilt auch für die Jesusforschung. Trotz der ungeheuren Fülle von Meinungen und Positionen kehren einige Grundprobleme immer wieder. Sie bilden Konstanten. Daher ist unsere Darstellung problemorientiert. Schon aus Gründen der Durchsichtigkeit und Klarheit sagen wir aber jeweils, wo – auf dem Stand unseres Wissens und Irrens – die Lösungen liegen könnten.

Weil Wissenschaft nicht einfach von der Wirklichkeit »erzählen« kann, sondern über Quellen, Forschungslagen, Methoden und Probleme reflektiert, ist sie ein kompliziertes Geschäft. Wir sehen darin eine Herausforderung für die Wissenschaftsdidaktik. Unser Buch möchte differenziertes Problemwissen so klar wie möglich vermitteln und auch etwas von der Freude, die es macht, innerhalb des Wissenschaftsprozesses an der Suche nach Wahrheit und der Korrektur unserer Irrtümer teilzunehmen. Wir haben als Leserinnen und Leser auch interessierte Laien im Auge, die sich über Jesus informieren wollen. Deshalb ist allen griechischen und hebräischen Zitaten und Worten eine Übersetzung beigegeben. Deshalb bemühen wir uns, der akademischen Neigung, Tiefsinn und Unklarheit zu verwechseln, so wenig wie möglich nachzugeben. Deshalb ist unser Buch stark von didaktischen Überlegungen bestimmt. Es ist aus »Intensivkursen zum Neuen Testament« hervorgegangen, die der Autor als Lehrer durchführte und an denen die Autorin vor längerer Zeit als Studierende teilnahm. Wir haben bewußt ein Lehrbuch geschrieben, das auch zum Selbststudium in kleinen Gruppen oder in Einzelarbeit geeignet ist.

Jeder Paragraph beginnt mit einer kurzen Einführung und vorbereitenden Aufgaben, die oft dazu dienen, wichtige Texte kennenzulernen. Texte außerhalb des Alten und Neuen Testaments werden dabei meist zitiert. Diese Texte sollten auch Leser zur Kenntnis nehmen, die keine Zeit haben, die dazu gestellten Aufgaben zu bearbeiten. Denn sie sind für die Sachprobleme wichtig. Die gelegentlich an dieser Stelle gegebenen Lektürevorschläge sind dagegen keine Voraussetzung für das Verständnis des jeweiligen Paragraphen. Wer sich jedoch intensiver, etwa im Rahmen von Prüfungsvorbereitungen, mit einem Thema beschäftigen möchte, sollte diese grundlegenden Beiträge zur Kenntnis nehmen.

Der Hauptteil des jeweiligen Paragraphen enthält einen Überblick über Texte und Probleme zum jeweiligen Thema in möglichst klar gegliederter Form. Tabellen, Gegenüberstellungen und Skizzen sollen wichtige Probleme anschaulich machen. Aufgliederungen in Punkte und Unterpunkte – mit hervorgehobenen Stichworten – sollen helfen, komplizierte Sachverhalte für das Gedächtnis zu »verknappen«.

Am Ende jedes Hauptteils steht eine skizzenhafte Zusammenfassung, die sich von der (künstlichen) Einteilung in Punkte und Unterpunkte löst. Hier soll angedeutet werden, wie wissenschaftliche Ergebnisse in eine Bildungssprache für Schule, Kirche und Gesellschaft übersetzt werden könnten. Es folgen Anregungen zur hermeneutischen Reflexion. Einerseits sollen sie die sachliche Darstellung entlasten, denn zur historischen Arbeit gehört nicht unmittelbar die Frage, wie wir mit ihren Ergebnissen heute umgehen können. Andererseits sind sie Teil des didaktischen Konzepts: Wissen wird nur lebendiges Wissen, wenn wir uns mit ihm persönlich auseinandersetzen und es mit unserem Denken und Erleben vermitteln.

Am Ende jedes Paragraphen stehen Aufgaben zur Lernkontrolle, bei denen auch neue Probleme aufgeworfen werden – besonders dort, wo Transferleistungen von vorher Entfaltetem auf Unbekanntes verlangt werden. Auch diese Zusatzaufgaben gehören zur Behandlung des Themas. Zu allen Aufgaben werden am Ende des Buches Lösungen gegeben.

Bei der Gestaltung der einzelnen Paragraphen hatten wir das Ziel, jedes Thema in sich abzurunden. Wer sich z.B. mit dem letzten Mahl Jesu beschäftigt, soll eine in sich geschlossene Darstellung seiner Probleme erhalten, ohne daß er das ganze Buch gelesen haben muß. Daher kann man beim Lesen des Buches Paragraphen überschlagen. Wer der Meinung ist, alle Beschäftigung mit dem historischen Jesus müsse mit dem Osterglauben beginnen, kann auch hier einsetzen.

Auch ein Lehrbuch, das Jesusforschung vermitteln will und nicht die Lieblingsideen der beiden Verfasser, ist von einem bestimmten Jesusbild geprägt. Es ist ein kontextuelles Jesusbild. Jesus wird verstanden im Kontext des Judentums und der lokalen, sozialen und politischen Geschichte seiner Zeit. Auch hinter diesem Buch stehen »Vorverständnisse« und »Interessen«. So sind wir davon überzeugt, daß man über den historischen Jesus einen von Sympathie bestimmten Zugang zum Judentum finden kann, daß die Auseinandersetzung mit seiner Botschaft das soziale Gewissen schärft und die Begegnung mit ihm die Frage nach Gott verändert.

Das Buch ist eine Gemeinschaftsarbeit. Alle Abschnitte werden in ihrer Endgestalt von beiden Autoren verantwortet, aber wir haben uns die Arbeit aufgeteilt. Der größte Teil der Paragraphen 1.4–5.7–16 stammt von Gerd Theißen. Die Paragraphen 2–3.6 hat Annette Merz verfaßt. Von ihr stammen auch die Aufgaben und die auf S. 497528 dazu aufgeführten Lösungen, ferner einzelne Abschnitte in den übrigen Kapiteln.1 Das Manuskript war September 1995 abgeschlossen. Danach erschienene Literatur konnte nicht mehr eingearbeitet werden.

Wir haben einzelne Teile anderen zur Probe vorgelegt. Für Hinweise und Lektüre einzelner Teile oder des Ganzen danken wir: Petra v. Gemünden (Genf), Michaela Höckel (Göttingen) und Christa Theißen (Heidelberg). Dörte Bester (Heidelberg) hat große Teile des Buches gründlich studiert und eine Fülle von Verbesserungsvorschlägen aus studentischer Perspektive eingebracht, die wir dankbar aufgegriffen haben. Unser Dank gilt ferner Matthias Walter und Heike Göbel für das Lesen der...



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