E-Book, Deutsch, Band 1917, 144 Seiten
Reihe: Romana
Thompson Plötzlich Prinzessin, plötzlich verliebt
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86349-800-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1917, 144 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86349-800-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nancy Robards Thompson, die bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, lebt in Florida. Aber ihre Fantasie lässt sie Reisen in alle Welt unternehmen - z. B. nach Frankreich, wo einige ihrer Romane spielen. Bevor sie anfing zu schreiben, hatte sie verschiedene Jobs beim Fernsehen, in der Modebranche und in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie studierte Journalismus, musste jedoch feststellen, dass ihr die Tätigkeit als Reporterin nicht liegt. Erst das Schreiben von Liebesromanen machte sie rundum glücklich und zufrieden.
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1. KAPITEL „Sind alle Vorkehrungen getroffen?“ Luc Lejardin stand auf, ging um den antiken Schreibtisch herum, durchquerte sein großzügiges Büro und trat ans Fenster. Gerade ging die Sonne über dem Mittelmeer unter und ließ die strahlend weißen Fassaden der Häuser der Hauptstadt von St. Michel in einem eindrucksvollen Farbenspiel aufleuchten. Der Amerikaner am anderen Ende der Telefonleitung zögerte einen nahezu unmerklichen Moment. „So gut wie.“ Verärgert runzelte Luc die Stirn. Er besaß eine hervorragende Menschenkenntnis, und die Unsicherheit seines Gesprächspartners war ihm nicht entgangen. Zu seinen Aufgaben bei Hof gehörte es, Falschheit, Illoyalität und Lügen aufzudecken. Blindes Vertrauen konnte er sich nicht leisten, insbesondere in Fragen der nationalen Sicherheit. Nach der schrecklichen Tragödie, die zu verhindern ihm nicht gelungen war, durfte ihm diesmal auch nicht der kleinste Fehler unterlaufen. „Das genügt mir nicht, Monsieur. Ich erwarte, dass Sie Ihren Auftrag vollständig erledigt haben, ehe ich in zwei Stunden in die USA aufbreche.“ „Kein Problem. Ich maile Ihnen die letzten Fotos in den nächsten Minuten.“ Luc beendete das Telefonat und steckte den BlackBerry zurück in die Brusttasche seines Armani-Anzugs. Seufzend lehnte er den Kopf an den Fensterrahmen und schloss die Augen. Ich hätte das Feuer verhindern müssen, dachte er traurig. Der verheerende Brand war Prinz Antoine und seiner Familie zum Verhängnis geworden. Zwar hatte der Prinz über eigenes Sicherheitspersonal verfügt, doch die Männer, die bei dem Unglück ebenfalls ums Leben gekommen waren, unterstanden letztendlich ihm als Protokollchef. Ihr Blut klebte für immer an seinen Händen – wenngleich König Bertrand darauf beharrte, dass er sich nichts vorzuwerfen hatte. Der Herrscher war überzeugt davon, dass ein Fluch auf dem Haus Founteneau lag. Er weigerte sich, die Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen, die diversen Schicksalsschläge, die ihn seiner gesamten Familie beraubt hatten, könnten absichtlich herbeigeführt worden sein. Luc als Realist sah das anders. Er argwöhnte, dass es sich bei der jüngsten Katastrophe um Mord handelte, ebenso wie bei den anderen unerwarteten Todesfällen der letzten dreiunddreißig Jahre. Jemand hatte sich sehr viel Mühe gegeben und jeden einzelnen Anschlag perfekt als Unfall getarnt, sodass weder dem Kronrat noch seinem eigenen Vater, bis zu seinem Tod vor drei Jahren Protokollchef am Königshof von St. Michel, jemals Zweifel gekommen waren. Mit Prinz Antoine war der letzte direkte Nachkomme von König Bertrand verstorben – zumindest der letzte offiziell bekannte – und Luc war fest entschlossen, ihn zu rächen, mit oder ohne Rückendeckung durch König und Kronrat. Zunächst musste er jedoch eine andere, nicht minder wichtige Aufgabe erledigen: Er musste die Sicherheit des einzigen verbliebenen Thronfolgers von St. Michel gewährleisten, dessen Existenz bis gestern niemandem außer dem König bekannt gewesen war. Ein eiskalter Wind pfiff an diesem grauen Novembermorgen durch die Straßen, und der erste Schnee des Winters fiel. Wieder einmal war Sophie Baldwin zu spät von zu Hause zur Arbeit aufgebrochen. Dass sie dennoch vor Tina’s Boutique stehenblieb, lag nicht an dem entzückenden Kleid in der Auslage, sondern an dem Anblick, den ihr Spiegelbild im Schaufenster bot: Sie sah nicht die schlanke, attraktive, junge Frau vor sich, für die sie sich hielt, sondern … Du meine Güte! dachte sie erschrocken und trat einen Schritt näher ans Fenster heran. Leider handelte es sich nicht um eine optische Täuschung. In dem weiten gelbgrünen Wollmantel, den sie vor nicht allzu langer Zeit erstanden hatte, ähnelte sie fatal einem Glas Löwensenf! Das liegt nicht allein an dem Mantel, gestand sie sich nach genauerer Betrachtung ein. Dem braunen Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel, fehlte es an Spannkraft, ihre grünen Augen wirkten trüb und matt. Sie sah abgespannt, sorgenvoll und elend aus und viel älter als ihre dreiunddreißig Jahre. Wie lange geht das schon so, und wieso ist es mir nicht eher aufgefallen? fragte sie sich entsetzt. Einen Besuch im Kosmetikstudio hatte sie sich nach der Scheidung nicht mehr leisten können. Stammkundin war sie dort allerdings noch nie gewesen, das hatte sie bei ihrem natürlichen guten Aussehen nicht nötig gehabt. Heißt es nicht, das Äußere ist der Spiegel der Seele? Sie seufzte traurig. Noch vor wenigen Jahren hätte sie den grässlichen Mantel keines Blicks gewürdigt. In die engsten Jeans gezwängt, hatte sie Nächte auf absurd hohen sexy Stilettos durchtanzt, als Mittelpunkt jeder Party. Damals war sie jung und verliebt gewesen und überzeugt, in Frank die große Liebe gefunden zu haben. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass er sich nach fünfzehn Ehejahren wieder den frischen, frechen Achtzehnjährigen zuwenden könnte, dass er seine Familie, seine Verantwortung, eintauschen würde gegen Geliebte, die nur wenig älter als seine vierzehnjährige Tochter Savannah waren. Ein eisiger Windstoß ließ sie erschauern, und sie schlug den Mantelkragen hoch. Bisher hatte sie bei ihrer Garderobe dezente Töne bevorzugt. Wieso habe ich mich plötzlich für helle, kräftige Farben entschieden? fragte sie sich. Wollte sie sich damit etwa vormachen, ihr Leben nach der Scheidung sei fröhlicher als zuvor? Sie seufzte tief, riss sich von ihrem Spiegelbild los und eilte die Main Street entlang, bis sie das Sozialamt von Trevard, North Carolina, erreichte, wo sie arbeitete. Dabei nahm sie sich vor, ihren Kleiderschrank zu durchforsten und alles allzu Bunte wegzugeben. Bis auf den Mantel – einen neuen gab ihr Portemonnaie nicht her. Ihr Budget war so knapp bemessen, dass sie sparte, wo sie nur konnte, und trotz der frostigen Temperaturen zu Fuß zur Arbeit ging, anstatt den Bus zu nehmen. Mit vor Kälte klammen Fingern zog sie die schwere Eingangstür auf und eilte ins Warme. So, wie eben in dieses Gebäude, bin ich kürzlich auch in einen neuen Lebensabschnitt eingetreten, schoss es ihr unvermittelt durch den Kopf. Seit einem knappen Jahr war sie eine alleinerziehende Mutter. Launen und Träume konnte sie sich nicht mehr leisten. Stattdessen hieß es, Vernunft und Bodenständigkeit zu beweisen, um ihrer Tochter das bestmögliche Leben bieten zu können. Es bedeutete auch, ihr die schmutzigen Details der Scheidung zu ersparen, obwohl das zur Folge hatte, dass Savannah ihr die Schuld daran gab und ihren Vater auf ein Podest stellte. Seinen Unterhaltsverpflichtungen kam Frank nicht nach, er war zumeist arbeitslos. Sophie hielt ihm jedoch zugute, dass er zumindest den Kontakt zu seiner Tochter aufrechterhielt und sich mit ihr traf, wann immer er in der Stadt war. Zum Glück habe ich einen Job und bin finanziell nicht auf ihn angewiesen, dachte sie erleichtert. Sie eilte zum Fahrstuhl, dessen Türen soeben auseinanderglitten. Im Eintreten presste sie den Knopf für den dritten Stock und wandte sich um. Während die Türen sich langsam schlossen, erhaschte sie einen Blick auf die große Uhr im Foyer an der Wand gegenüber. Sie zeigte acht Uhr zwanzig. Ihr blieben somit trotz ihrer Verspätung noch zehn Minuten bis zu ihrem ersten Termin. Was für ein Glück! Vielleicht gelang es ihr sogar, sich unbemerkt in ihr Büro zu schleichen. Zwar hasste sie es, unpünktlich zu sein, konnte es aber nicht immer vermeiden. Wie so häufig hatte sie auch in der letzten Nacht nur drei Stunden Schlaf gefunden. Sie hatte bis tief in die Nacht in Bob’s Steak House gekellnert – ihrem zweiten Job. Der Morgen hatte dann mit der hektischen Suche nach einer Hausaufgabe begonnen, die Savannah am Vorabend auf dem Küchentisch vergessen hatte, gefolgt von einer Gardinenpredigt über die Notwendigkeit, sich alles rechtzeitig zurechtzulegen. Es widerstrebte Sophie zutiefst, die nötige Strenge herauszukehren, während Frank den coolen Typen mimte, der nach Kalifornien zog und sich ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ein Tattoo stechen und die Ohren piercen ließ, als sie ihrer Tochter einen Bauchnabelring untersagte. Als sich die Aufzugstüren auf dem Stockwerk öffneten, auf dem sich ihr Büro befand, entdeckte sie zu ihrem großen Schrecken ihre Chefin Mary Matthews, die am Empfangstisch mit der Rezeptionistin Lindsay Bingham, Sophies bester Freundin, sprach. Mary unterbrach sich mitten im Satz und warf einen demonstrativen Blick auf ihre Armbanduhr. „Wie nett, dass Sie auch noch erscheinen! Haben Sie verschlafen?“ Sobald der Flieger Reiseflughöhe erreicht hatte, zog Luc den dicken Ordner aus seiner Aktentasche, schlug ihn auf und holte die Fotos hervor, die er erst fünfundvierzig Minuten vor dem Abflug erhalten hatte – viel zu kurzfristig für seinen Geschmack. Sofort erregte eine Porträtaufnahme von Sophie Baldwin seine Aufmerksamkeit. Die Frau mit dem schulterlangen dunklen Haar, den leuchtend grünen Augen und dem sympathischen Lächeln wirkte auf eine natürliche Art sehr attraktiv. Damit entsprach sie gar nicht dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte. Kein Wunder, dachte er, schließlich ist sie nicht für die Rolle erzogen worden, die sie bald einnehmen soll. Und sie würde auf überzogene Erwartungen treffen, denen kein Sterblicher je gerecht werden konnte, und sich damit ebenso auseinandersetzen müssen wie ihre...