E-Book, Deutsch, Band 320, 384 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
Thompson / Stevens / Power Romana Exklusiv Band 320
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-4886-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 320, 384 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
ISBN: 978-3-7337-4886-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nancy Robards Thompson, die bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, lebt in Florida. Aber ihre Fantasie lässt sie Reisen in alle Welt unternehmen - z. B. nach Frankreich, wo einige ihrer Romane spielen. Bevor sie anfing zu schreiben, hatte sie verschiedene Jobs beim Fernsehen, in der Modebranche und in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie studierte Journalismus, musste jedoch feststellen, dass ihr die Tätigkeit als Reporterin nicht liegt. Erst das Schreiben von Liebesromanen machte sie rundum glücklich und zufrieden.
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1. KAPITEL Langsam fuhr Riva an der Steinmauer vorbei und parkte ihren Wagen am äußersten Ende der Straße. Das Anwesen musste einmal ein florierendes Landgut gewesen sein, dem großen alten Herrenhaus nach zu urteilen, das am Ende der langen Einfahrt lag. Jetzt allerdings waren die Fenster mit Brettern vernagelt und ein „Zu verkaufen“-Schild baumelte an einem der rostigen Torflügel. Als sie aus dem Auto gestiegen war und den kiesbestreuten Innenhof überquerte, fiel ihr Blick auf das Gebäude unmittelbar vor ihr – das ehemalige Kutschenhaus. Inzwischen wurde das Gebäude anscheinend von den Besitzern bewohnt. Außer ihrem eigenen Auto standen noch mehrere andere Fahrzeuge davor – unter ihnen ein schwarzer Porsche. Rivas ohnehin gute Laune besserte sich noch, als sie, begleitet vom fröhlichen Zwitschern der Vögel, durch den Frühlingssonnenschein auf die Eingangstür zumarschierte. Ihr erster richtig großer Auftrag! Und man ließ ihr völlig freie Hand bei der Gestaltung des Zimmers, sowohl bei der Möblierung als auch bei der Auswahl der Farben und Stoffe! Was für eine unglaubliche Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Ihre Hand zitterte vor Aufregung, als sie auf den glänzenden Messingknopf der Türklingel drückte. Offensichtlich hatten ihre Entwürfe bei irgendjemand Aufsehen erregt. So großes Aufsehen, dass man für das Projekt speziell nach ihr gefragt hatte. Wenn sie den Auftrag zur Zufriedenheit ausführte, musste sie sich um ihre Karriere keine Sorgen mehr machen! Nie wieder von der Hand in den Mund leben. Nie wieder Angst um das Dach über ihrem Kopf haben. Und wenn man sie für so gut hielt, dass man ihr die Chance gab, an einem solchen Projekt zu arbeiten – wer weiß? Vielleicht würde sie ja eines Tages sogar ihren Traum von einem eigenen Innenarchitekturbüro verwirklichen können. Dann wären endlich alle Qualen der letzten paar Jahre überwunden. „Madame Duval?“, erkundigte sie sich, als eine gut aussehende junge Frau im stylishen dunkelgrauen Kostüm ihr die Tür öffnete. „Nein, Madame ist nicht da.“ Mit einem spöttischen Lächeln musterte die Blondine Rivas weniger klassisches Outfit. „Aber man erwartet Sie schon. Miss Singleman, nicht wahr?“ Nickend folgte Riva der von einer Wolke Parfüm umhüllten Frau die Stufen hinauf in den Hauptteil des Gebäudes. Mit ihren gerade mal ein Meter sechzig fühlte sie sich winzig klein neben der hochgewachsenen blonden Schönheit. Vielleicht hätte sie doch ein Paar hochhackige Schuhe anziehen sollen? Und einen Blazer. Aber ein solcher Stil, den sie insgeheim „die Geschäftsuniform“ nannte, lag ihr nun einmal nicht. Bis eben hatte sie sich auch eigentlich recht gut angezogen gefühlt in ihrer schwarz-grau gestreiften Tunika mit dem schwarzen Rock, zu dem sie einen schwarzen Gürtel, dunkle Leggings und Ballerinas trug. „Wenn Sie so nett wären, einen Augenblick hier zu warten …“ Nachdem die Blondine den lichtdurchfluteten Salon verlassen hatte, sah Riva sich neugierig um. Wer auch immer für die Einrichtung dieses Zimmers verantwortlich war, besaß eindeutig Geschmack! Dekor und Möblierung harmonierten perfekt. An den Wänden hingen einige erlesene Fotodrucke – die Luftaufnahme einer Südseeinsel, ein Bild mit exotisch bunten Fischen und eines, das einen atemberaubend schönen, von Palmen gesäumten schneeweißen Strand zeigte. „Na, sieh mal einer an! Wenn das nicht Miss Riva Singleman ist.“ Die samtig tiefe Stimme und der nur allzu vertraute Akzent versetzten jede Faser ihres Körpers in Alarmbereitschaft. Mit einer heftigen Bewegung fuhr sie herum. Dabei stieß sie gegen ein kleines Ziertischchen, auf dem eine teuer aussehende Porzellanvase thronte. „Ich hoffe, derartige Unfälle sind bei dir nicht an der Tagesordnung.“ Groß, braun gebrannt, mit markanten Gesichtszügen, die nicht im konventionellen Sinn schön zu nennen waren. Der Mann, der im dunklen Maßanzug in der Tür lehnte, entsprach genau dem Bild ihrer Erinnerung: makellos gekleidet, das schwarze Haar glatt nach hinten gekämmt. Auch sein Gesicht hatte sich nicht verändert. Die hohe Stirn, die fein modellierten Wangenknochen, die gerade Nase und der sinnliche Mund, um den eine gewisse Härte lag und den er nun zu einem spöttischen Grinsen verzog. Falls er überrascht war, sie wiederzusehen, verbarg er es gut. Jeder Zentimeter seines schlanken, muskulösen Körpers strahlte Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein aus. Genau wie sein geschmeidiger Gang, als er ins Zimmer trat, den Blick forschend auf sie gerichtet. Oh, diese schwarzen Augen! Schon einmal war sie seinem durchdringenden Blick verfallen. Und bereute es bis heute, Damiano jemals vertraut zu haben. „Ich dachte …“ Nervös spielte sie mit der schwarz-grauen Perlenkette, die über ihren kleinen, festen Brüsten lag. Was zum Kuckuck hatte er in diesem Haus zu suchen? Wenn man der Klatschpresse Glauben schenken konnte, wohnte er in einem Apartment im derzeit angesagtesten Vorort Londons. Nicht auf einem stillen, ländlichen Anwesen wie diesem. „Was dachtest du?“ Ihrem Blick folgend, sah er über die Schulter. „Meine Sekretärin“, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage. „Sie kümmert sich um meine Termine.“ Und vermutlich noch um einiges mehr! Ärgerlich schob Riva den Gedanken an die lange Liste prominenter Frauen beiseite, mit denen die Regenbogenpresse ihn in den letzten Jahren abgelichtet hatte. An einen Artikel erinnerte sie sich besonders gut. Darin behauptete Magenta Boweringham, Society-Girl, Erbin eines Supermarkt-Imperiums und neueste Exgeliebte des dynamischen Italieners, dass es auf der Welt wohl keine Frau gab, die Damiano D’Amico auf längere Zeit halten könne. Er sei einfach viel zu schnell gelangweilt. „Madame Duval …?“, begann Riva und schüttelte verwirrt den Kopf. „Meine Großmutter“, erklärte er gelassen. „Anscheinend hat man dir nicht gesagt, dass sie zurzeit auf Reisen ist.“ „Nein, das hat man mir nicht gesagt“, bestätigte sie errötend und ließ abrupt die Halskette los, als sie bemerkte, dass sein Blick auf ihren Fingern ruhte. Seine Großmutter ist Französin? Das war ja das Allerneuste! Ihr gegenüber hatte er davon jedenfalls nie etwas erwähnt. „Wusstest du, dass Redwood Interiors mir das Projekt zugeteilt hat?“ Ihr Name hätte ihm doch wohl auffallen müssen. Er zuckte die Schultern. „Ich wüsste gern, wie jemand, der erst vor wenigen Jahren mit Innenarchitektur angefangen hat, heute schon eine so gehobene Position erreicht haben kann“, wich er ihrer Frage aus. „Durch harte Arbeit!“, rief sie erbost und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. „Ich habe dafür gearbeitet, Damiano. Und das werde ich für dich auf keinen Fall tun!“ Wütend marschierte sie an ihm vorbei Richtung Tür. Dabei streifte ihr Arm seinen. Wie konnte er sie nur verdächtigen, sich hochgeschlafen zu haben! Und wieso brachte die flüchtige Berührung seines Arms sie dermaßen aus der Fassung? Mit zitternder Stimme murmelte sie: „Ich werde Miss Redwood informieren, dass hier ein Fehler passiert ist. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich finde allein hinaus.“ Als sie sich zum Gehen wandte, kämpften die widersprüchlichsten Emotionen in ihr. Doch ehe sie die Treppe erreicht hatte, hielt seine samtige Stimme sie zurück. „Das solltest du lieber nicht tun, Riva.“ Die ruhig gesprochenen Worte enthielten eine kaum verhüllte Drohung. „W… was soll das heißen?“, stotterte sie und drehte sich zu ihm um. In dem schmalen Korridor wirkte er noch größer, noch gebieterischer, als er es ohnehin schon war. Hier stand sie nun und fühlte sich trotz ihrer vierundzwanzig Jahre wieder genauso hilflos wie damals mit neunzehn, hingerissen von seiner Stimme, seinem umwerfenden Aussehen, seiner Intelligenz und seinem unwiderstehlichen Charme! „Es gab gute Gründe, dich mit diesem Projekt zu betrauen. Und ich erwarte, dass du das respektierst. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, deiner Arbeitgeberin mitzuteilen, dass ich mir eine andere Firma suchen werde.“ Das Aufheulen eines Automotors vor dem Haus zerriss die gespannte Stille, die sich über den Raum gesenkt hatte. Seine Sekretärin verließ also gerade das Anwesen. Riva erschauerte. Jetzt war sie mit Damiano allein. Bei dem Gedanken schien das Blut in ihren Adern plötzlich schneller zu pulsieren. Natürlich hatte er recht. Dieser Auftrag war für Redwood Interiors wesentlich wichtiger als sie, eine neue Mitarbeiterin. Und wenn sie sich weigerte, mit Damiano zusammenzuarbeiten, würde man sie für den Verlust eines wichtigen Kunden verantwortlich machen. So viel stand fest. Mit ihren grünen Augen blitzte sie Damiano an. „Soll das heißen, du würdest für meine Entlassung sorgen?“, rief sie halb ungläubig, halb entsetzt. Abermals zuckte er die Schultern. „Das würdest du ganz ohne mein Zutun bewerkstelligen, Riva. Aber du musst den Auftrag ja nicht ablehnen. Es ist ganz und gar deine Entscheidung.“ Und wenn sie nicht die richtige Entscheidung traf, also nicht genau das tat, was er von ihr wollte, würde er ihre Karriere zugrunde richten. So wie er damals ihre arme, verletzliche Mutter zugrunde gerichtet hatte. Ohne seine grausame Einmischung wäre Chelsea Singleman noch am Leben. Davon war Riva überzeugt. „Komm zurück in den Salon“, befahl er in einem Ton, der Widerspruch weder erwartete noch duldete. Alles, wofür sie in den letzten...