E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 280 mm
Reihe: Leitlinien der Ergotherapie
Tomchek / Koenig / AOTA Menschen mit einer Autismus–Spektrum–Störung
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-456-95778-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Leitlinien der Ergotherapie, Band 1
E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 280 mm
Reihe: Leitlinien der Ergotherapie
ISBN: 978-3-456-95778-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Leitlinien der Ergotherapie - Instrumente für Praxis, Lehre und Wissenschaft Praxis verbessern, Versorgungsqualität steigern, Kosten sparen und Zufriedenheit der Klienten erhöhen: Die Anforderungen an die therapeutischen Gesundheitsfachberufe sind hoch. Praxisleitlinien stellen Informationen und Interventionen bereit - systematisch und evidenzbasiert.Band 1: Menschen mit einer Autismus-Spektrum-StörungMenschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sind in ihrer Entwicklung -beeinträchtigt: Sie haben Schwierigkeiten im Verständnis sozialer Signale und Kommunikation, zeigen stereotype Verhaltensweisen bei eingeschränkten Interessen. Für die Evaluation von Klienten mit ASS braucht es typischerweise ein kombiniertes Bottom-up- und Top-down-Vorgehen und die Beobachtung von Klienten in verschiedenen Kontexten, um deren Bedürfnisse an sozialer, betätigungs- oder arbeitsorientierter Partizipation oder Teilhabe zu erfüllen. Die Leitlinie umfasst:Gegenstandsbereich und Prozess der ErgotherapieÜberblick zu Autismus-Spektrum-StörungenErgotherapeutischer Prozess bei Klienten mit Autismus-Spektrum-StörungenBest Practice und Zusammenfassung der EvidenzSchlussfolgerungen für Praxis, Ausbildung, ForschungEvidenzbasierte Praxis und Übersicht zur EvidenzGlossar aus dem Occupational Therapy Practice Framework (OTPF, 2014) des AOTA in deutscher Sprache
Zielgruppe
Ergotherapeuten in Praxis, Lehre, Forschung und Wissenschaft
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Autismus und Asperger-Syndrom
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychosomatische Medizin
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Physiotherapie, Physikalische Therapie Ergotherapie, Kreativtherapie (z. B. Kunst, Musik, Theater)
Weitere Infos & Material
1;Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung;2
1.1;Nutzungsbedingungen;6
1.2;Inhalt;7
1.3;Danksagung;9
1.4;Geleitwort;11
1.5;1 Einführung;15
1.5.1;1.1 Zweck und Verwendung dieser Veröffentlichung;15
1.5.2;1.2 Gegenstandsbereich und Prozess der Ergotherapie;16
1.5.2.1;1.2.1 Gegenstandsbereich;16
1.5.2.2;1.2.2 Prozess;16
1.6;2 Zusammenfassung;21
1.6.1;2.1 Hintergrund;21
1.6.2;2.2 Ergotherapie bei Klienten mit Autismus-Spektrum-Störung;22
1.6.3;2.3 Praxisleitlinien;22
1.6.4;2.4 Zusammenfassung der Hauptergebnisse;23
1.6.4.1;2.4.1 Empfehlungen und Schlussfolgerungen für die ergotherapeutische Praxis;25
1.6.4.2;2.4.2 Fazit;26
1.7;3 Überblick zu Autismus-Spektrum-Störungen;27
1.7.1;3.1 Medizinische Diagnose und Berechtigungsansprüche für pädagogische Maßnahmen;27
1.8;4 Der ergotherapeutische Prozess bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung;35
1.8.1;4.1 Settings;35
1.8.2;4.2 Überweisung;36
1.8.3;4.3 Evaluation;37
1.8.3.1;4.3.1 Betätigungsprofil;37
1.8.3.2;4.3.2 Analyse der Betätigungsperformanz;38
1.8.3.3;4.3.3 Betätigungsbereiche;40
1.8.3.4;4.3.4 Performanzfertigkeiten und Performanzmuster;47
1.8.3.5;4.3.5 Klientenfaktoren;51
1.8.3.6;4.3.6 Kontext und Umwelt;53
1.8.4;4.4 Intervention;55
1.8.4.1;4.4.1 Umsetzung der Interventionen;55
1.8.4.2;4.4.2 Überprüfung der Intervention und Monitoring der Ergebnisse;55
1.8.5;4.5 Abschluss, Entlassungsplanung und Fortsetzung;56
1.9;5 Best Practice und Zusammenfassung der Evidenz;59
1.9.1;5.1 Interventionen: Soziales Verhalten;66
1.9.1.1;5.1.1 Soziale Fertigkeiten und Fähigkeiten;66
1.9.1.2;5.1.2 Soziale Kommunikation;69
1.9.1.3;5.1.3 Eingeschränkte Interessen und stereotype Verhaltensmuster;72
1.9.1.4;5.1.4 Spielperformanz und Freizeitpartizipation;73
1.9.2;5.2 Interventionen: Sensorische Integration und SBI;74
1.9.2.1;5.2.1 Interventionen zur sensorischen Integration;74
1.9.2.2;5.2.2 Sensorik basierende Interventionen;76
1.9.3;5.3 Interventionen zur Performanzverbesserung;78
1.9.3.1;5.3.1 Arbeit;78
1.9.3.2;5.3.2 ADLs und IADLs;79
1.9.3.3;5.3.3 Schule;81
1.9.4;5.4 Interventionen mit Eltern und Familien;82
1.9.4.1;5.4.1 Elterntraining, Lernangebote und Coaching;82
1.9.4.2;5.4.2 Verhaltenstherapeutische Interventionen;84
1.9.4.3;5.4.3 Andere Interventionen;85
1.10;6 Schlussfolgerung für Praxis, Ausbildung und Forschung;87
1.10.1;6.1 Schlussfolgerung für die Praxis;87
1.10.2;6.2 Schlussfolgerung für die Ausbildung;90
1.10.3;6.3 Schlussfolgerung für die Forschung;91
1.11;7 Anhänge;93
1.11.1;A Vorbereitung und Qualifikation von Ergotherapeuten und Ergotherapie-Assistenten;93
1.11.2;B Selected ICD–9 and ICD-10 Codes;95
1.11.3;C Selected CPT™ Codes for Occupational Therapy Evaluations and Interventions for Individuals With ASD;97
1.11.4;D Ein kurzer historischer Überblick über die Diagnose Autismus und Prävalenzen;100
1.11.5;E Evidenzbasierte Praxis;102
1.11.6;F Übersicht zur Evidenz;106
1.12;Sachwortverzeichnis;173
1.13;Literatur;177
1.14;Glossar;197
1.14.1;Literaturhinweise zum Glossar;203
1.15;Personenindex;205
4 Der ergotherapeutische Prozess bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (S. 33-34)
Der ergotherapeutische Prozess besteht aus Handlungen und Klinischem Reasoning von Ergotherapeuten, um Dienstleistungen zum Betätigungsengagement im Alltag anzubieten. Dieser Prozess ist holistisch, im Bezug auf Klienten und ihre Familien klientenzentriert und bezieht die Interaktion zwischen Klienten und Kontext mit ein. Ob direkt oder konsultativ, Dienstleistungen für Personen im Autismus- Spektrum beginnen damit, dass Gesundheit, Wohlbefinden und Partizipation durch Betätigungen im Alltag unterstützt werden sollen (AOTA 2014b). Diese Dienstleistungen beinhalten Evaluation und Intervention zur Zielerreichung, verlaufen innerhalb der (im AOTA Framework genannten) ergotherapeutischen Gegenstandsbereiche und werden durch die verschiedenen Perspektiven von Ergotherapeuten als Folge von deren Reasoning-Prozessen, den Aktivitäts- und Betätigungsanalysen und der Zusammenarbeit mit dem Klienten gestaltet.
Die Evaluation beinhaltet das Sammeln, Interpretieren und Zusammenführen von Informationen, die für das frühere oder aktuelle Betätigungsengagement, die Betätigungsperformanz oder die erwünschten Zielsetzungen und Prioritäten bezüglich der Partizipation wichtig sind. Förderfaktoren oder Hindernisse für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Partizipation werden durch die Evaluation identifiziert.
Ergotherapeutische Interventionen sind individuell ausgerichtet, um das gewünschte oder erwartete Eingebundensein in Betätigungen oder die Partizipation eines Klienten zu verbessern. Dabei werden Techniken oder Verfahren direkt an den Klienten, an Aktivitäten oder an der Umwelt angewandt. Beim Zusammenstellen der Interventionen beziehen Ergotherapeuten immer den Einfluss des Kontextes und der Umwelt, die Aktivitätsanforderungen und die Klientenfaktoren mit ein. Es gehört auch zum ergotherapeutischen Prozess, die Interventionsfortschritte zu überwachen und zu re-evaluieren, den Interventionsplan zu modifizieren und die Interventionsresultate, die relevant und bedeutungsvoll für den Klienten/in sind, zu messen und zu dokumentieren.
4.1 Settings
Ergotherapeuten arbeiten mit Klienten und ihren Familien in einer Vielzahl verschiedener Settings. Das sogenannte Praxissetting ist der Ort, an dem sich die Ergotherapie vollzieht (Pendleton & Schultz-Krohn, 2013). Dabei fokussiert die Ergotherapie in den meisten Settings auf dasselbe: Personen dabei zu unterstützen, sich in Aktivitäten und Betätigungen im Alltag einzubringen, um Gesundheit, Wohlbefinden und Partizipation zu erreichen. Normalerweise bestimmt die Institution/Dienstleistungsanbieter10 und das Alter der Person mit ASS das Praxissetting und die Rolle des Ergotherapeuten oder der Ergotherapeutin darin. Setting kann Zuhause, in der Schule, in einer Klinik, am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum oder ein anderer Raum des Gemeinwesens bedeuten. Die Art der Rollenausgestaltung und der Einfluss des Settings auf die Rolle der Ergotherapeutin werden in der nachfolgenden Diskussion zum Evaluationsprozess beleuchtet.
Screening
Der Begriff Screening bezeichnet in der Ergotherapie den Prozess der Verwendung von relevanten Informationen um festzustellen, ob ein potentieller Klient eine ergotherapeutische Evaluation benötigt oder, falls dies nicht der Fall ist, ob es eine Weiterweisung zu anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen braucht (AOTA, 2013). Ein Screening kann kurz sein und sich auf die Sichtung von Dokumenten eines Klientens oder einer Klientin zur Zeit der Verordnung beschränken, um so festzustellen, ob Dienstleistungen benötigt werden. Ergotherapeuten können aber auch mehr formal an Screenings im Rahmen von Routineuntersuchungen teilnehmen (zum Beispiel bei Screenings für Entwicklungsverzögerungen) oder bei spezielleren Screenings, wenn das Vorkommen einer Autismus-Spektrum-Störung vermutet wird. Die Kenntnisse im Bereich der Kindesentwicklung prädestinieren Ergotherapeuten spezifisch dazu, Screenings zuhause, in Kindertagesstätten oder anderen Frühförderprogrammen durchzuführen. Dabei können allgemeine Entwicklungsscreenings (zum Beispiel Ages and Stages Questionnaire [Squires & Bricker, 2009]) zum Einsatz kommen oder die Ergotherapeuten beachten autismusspezifische Früherkennungszeichen (zum Beispiel die fehlende Fähigkeit auf etwas zu zeigen, verzögerte Sprachentwicklung, reduzierter Augenkontakt und verminderter gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokus) und verwenden dann spezifische Autismusscreenings (zum Beispiel, Modifed Checklist for Autism in Toddlers–Revised [Robins, Fein, & Barton, 2009]; Screening Tool for Autism in Toddlers and Young Children [Stone & Ousley, 2008]). Legen die Screenings eine Entwicklungsverzögerung oder den Verdacht auf ASS nahe, werden die Kinder zur Diagnoseabklärung weitergeleitet.
4.2 Überweisung
Diagnostische Assessments versus Assessments zur Interventionsplanung
Der ergotherapeutische Prozess beginnt üblicherweise mit einer Überweisung, oft durch einen Arzt oder die Schule, seltener11 durch Eltern oder andere Betreuungspersonen. Ergotherapeutische Dienstleistungen werden nachgefragt, wenn es bei Personen (mit Verdacht auf ASS) zu Einschränkungen bei Betätigungen oder in der Partizipation/ sozialen Teilhabe kommt. Beispielweise kann es zu einer ergotherapeutischen Überweisung bei einem jüngeren Kind mit einem Spielentwicklungsrückstand oder bei einem Schulkind mit Schreibschwierigkeiten kommen. Ergotherapeutische Unterstützung kann auch bei einem Studenten gewünscht werden, der soziale Partizipation oder Selbstständigkeit im Alltag als herausfordernd erfährt.
Deshalb ist der Grund der Überweisung oft abhängig vom Setting, in dem die Ergotherapeutin arbeitet.