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Uketsu | HEN NA E - Seltsame Bilder | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 271 Seiten

Uketsu HEN NA E - Seltsame Bilder

Kriminalroman | Die Sensation aus Japan: Platz 1 der Krimibestenliste Mai 2025 Deutschlandfunk Kultur
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7478-9
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman | Die Sensation aus Japan: Platz 1 der Krimibestenliste Mai 2025 Deutschlandfunk Kultur

E-Book, Deutsch, 271 Seiten

ISBN: 978-3-7517-7478-9
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.

»Ich habe das Geheimnis der drei Bilder entschlüsselt. Welches Leid du ertragen musstest, kann ich nicht ermessen. Wie schwer die Schuld wiegt, die du auf dich geladen hast, ist mir nicht klar. Ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde dich immer lieben.«

Ein bewegender Blogeintrag mit Zeichnungen, die viele Rätsel aufgeben. Eine Kinderzeichnung mit einem seltsamen Haus darauf. Die letzten Skizzen eines Zeichenlehrers, der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Hängen alle diese Bilder zusammen? Zumal immer wieder Menschen sterben, die mit ihnen zu tun haben? Zwei Journalisten kommen dem Geheimnis auf die Spur. Kurz darauf ist einer von ihnen tot...



Uketsu begann als Autor für die japanische Website Omokoro zu schreiben und ist inzwischen ein äußerst beliebter YouTuber. Er trägt eine weiße Maske und einen schwarzen Ganzkörperanzug, seine Identität bleibt ein Rätsel. Er ist der erfolgreichste Vertreter eines neuen Trends in Japan: des »Sketch Mystery«-Romans, in dem sich Text und Zeichnungen zu einem spannenden Rätselkrimi verbinden. Seine Bücher haben das Krimi-Genre in Japan entscheidend verändert.

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Naomi Konno


In düsterer Stimmung begann Naomi Konno das Abendessen vorzubereiten. Sie zog die äußere Haut der Frühlingszwiebeln ab und hackte sie dann mit einem Messer fein. Die ganze Zeit über war Naomis Aufmerksamkeit aber auf den Nachbarraum gerichtet. Im Wohnzimmer war es still. Wahrscheinlich saß Yuta mit weinerlichem Gesicht schmollend auf dem Sofa. Sie stellte die Bratpfanne auf den Herd und goss Öl hinein. Dann fügte sie die klein geschnittenen Frühlingszwiebeln hinzu und begann sie zu braten. In ihrem Kopf prallten lauter verschiedene Gedanken aufeinander.

›Vielleicht bin ich zu streng gewesen.‹

›Aber das war eine wichtige Lektion.‹

›Hätte ich es nicht auch anders sagen können?‹

›Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht nett sagen.‹

Von den angebratenen Frühlingszwiebeln stieg süßer Duft auf. Naomi nahm Hackfleisch aus dem Kühlschrank und gab es zu den Zwiebeln in die Pfanne.

Yuta liebte es zu malen. Als er klein war, hatte er mit viel Spaß immer nur an Regenwürmer erinnernde wellenförmige Linien gemalt, aber inzwischen konnte er auch Menschen, Tiere, Fahrzeuge und viele andere Dinge zeichnen. In jüngster Zeit hatte er gelernt, auch Zeichenwerkzeuge zu benutzen. Am besten gefielen ihm die Zeichenschablonen.

Auf der rechteckigen transparenten Schablone gab es Löcher in Kreis-, Dreiecks- und Sternform. Mit dem Stift an der Innenseite dieser Löcher entlangfahrend, konnte selbst ein Kind sehr schöne Formen zeichnen. Yuta schien das sehr viel Spaß zu machen. Das war ja auch schön und gut. Auf sein Malpapier durfte er alles malen, was er wollte.

Aber warum nur auf den Fußboden …? Ausgerechnet mit einem Ölfarbstift! Und das war auch nicht zum ersten Mal passiert! Vor Kurzem an die Wand der Toilette, davor an einen Stützpfeiler … Naomi hatte mit Putzmitteln geschrubbt und geschrubbt, aber die Bilder verblassten nur wenig und verschwanden nie ganz.

»Die Neugier der Kinder ist grenzenlos. Selbst Kritzeleien sind eine wichtige Form der Selbstdarstellung. Niemand sollte jemals dafür getadelt werden.« So stand es in einem Buch über Kindererziehung, das sie einmal gelesen hatte. Der Verfasser wohnte sicher in seinem eigenen Haus.

»Ob er das wohl auch sagen könnte, wenn er zur Miete wohnen würde?«, dachte Naomi verbittert.

Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass das Hackfleisch gar war, nahm sie ein Stück Seidentofu und schnitt es direkt auf ihrem Handteller in kleine Stücke, die sie dann in die Pfanne gleiten ließ. Es zischte laut. Sie öffnete eine Packung Mapo-Tofu, nahm das Päckchen mit der Soße heraus, die mit reichlich Szechuan-Pfeffer gewürzt war, und gab diese über das Essen. Naomi mochte es scharf. Als sie jung war, hatte sie geglaubt, süßes Essen sei einfach nichts für sie. Aber seit der Geburt des Kindes hatte sie gelernt, dass eine milde süße Soße auch sehr köstlich sein konnte. Als das Tofugericht so richtig blubberte, erklang die Melodie des Reiskochers, die ihr anzeigte, dass der Reis nun gar war.

Naomi stieß einen Seufzer aus, zwang sich zu einem Lächeln, um sich in eine bessere Stimmung zu versetzen, und ging ins Wohnzimmer.

»Yuta, das Essen ist fertig.«

Yuta schaute vom Sofa mit fragenden Blicken zu Naomi herüber und versuchte zu ergründen, ob sie jetzt besser gelaunt oder immer noch wütend auf ihn war.

›Ob ich als Kind wohl auch so dreingeschaut habe, wenn meine Eltern mit mir geschimpft hatten?‹

Mit einer liebevolleren Stimme als sonst munterte Naomi ihn auf: »Mama ist nicht mehr wütend auf dich. Komm, lass uns essen!« Sie lächelte.

»Okay.«

Allmählich wich die Anspannung aus Yutas Gesicht.

Nach dem Essen badete Naomi ihn und brachte ihn ins Bett, um anschließend das Geschirr zu spülen und die Wäsche zu falten. Als sie dann endlich Zeit zum Luftholen fand, war es 23 Uhr. Kaum hatte sie sich auf das Sofa sinken lassen, wurde sie schon von der Müdigkeit des Tages übermannt. Sie war eben keine junge Frau mehr. Ob sie es wohl schaffen würde, dieses Kind allein großzuziehen? Mit dem geringen Einkommen aus dem Teilzeitjob und dem Kindergeld war es so gut wie unmöglich zu sparen. Die Wohnung, in der sie lebten, war zwar eine der billigeren im Stadtzentrum, doch die monatliche Miete zu zahlen, fiel Naomi schwer.

Würde sie genügend Geld aufbringen können, um Yutas Wechsel in die weiterführende Schule, seine Schulaufnahmeprüfungen, seine Jobsuche – all die Meilensteine in seinem Leben, die auf ihn warteten – zu finanzieren? Würde sie in der Lage sein, ihn zu beschützen?

Es war ganz so, als liefe sie einen Langstreckenmarathon ohne Zielgerade.

Nicht nur vor der Zukunft hatte sie Angst. In den letzten Tagen hatte eine große Unruhe Naomi erfasst.

»Jemand verfolgt mich.« Dieses Gefühl hatte sie zum ersten Mal am Abend vor zwei Tagen überfallen. Als sie Yuta nach der Arbeit von der Kita abgeholt hatte und gerade mit ihm nach Hause ging, hatte sie unterwegs plötzlich Blicke in ihrem Rücken gespürt. Sie hatte sich zwar umgedreht, aber niemanden gesehen. Vielleicht hatte sie es sich ja auch nur eingebildet.

Doch auch am folgenden Tag erfasste sie auf dem Heimweg wieder dieses bedrohliche Gefühl, dass ihnen jemand folgte.

Und heute nun wurde die Ahnung zur Gewissheit. Sie hatte auf dem Rückweg mit Yuta noch im Supermarkt in der Nähe ihrer Wohnung ein paar Einkäufe erledigt. Als sie ins Freie traten, hielt vor dem Geschäft ein Kleinwagen. Da es ein Autotyp war, den man hier in der Gegend eher selten sah, wunderte sich Naomi.

Kaum waren sie losgegangen, setzte sich das Auto langsam in Bewegung, so, als wolle es ihnen folgen. Spannung lag in der Luft. Das Auto blieb hinter ihnen, fuhr langsam weiter und hielt immer denselben Abstand zu ihnen. Das war ganz klar verdächtig. Sollten sie schnell wegrennen? Oder besser einfach stehen bleiben? Oder sich umdrehen? Alles schien ihr zu gefährlich zu sein, weshalb sie Yuta fest an die Hand nahm und immer weiterlief.

Nach einer Weile kam das Wohnhaus in Sicht, in dem sie lebten.

»Yuta, komm schnell!«

Naomi zog ihn an der Hand und beschleunigte ihre Schritte. Wie auf der Flucht rannten sie schließlich in den Eingangsbereich. Kurz nachdem sie das Haus betreten hatten, beschleunigte das Auto plötzlich und fuhr davon. Es war ihnen also tatsächlich gefolgt.

»Ach, wenn doch nur Takeshi noch da wäre …«, murmelte Naomi mit Blick auf den kleinen buddhistischen Hausaltar in einer Ecke des Zimmers. Es war ein vergeblicher Wunschtraum, doch er überkam sie Abend für Abend. Takeshi, Yutas Vater, lächelte nur noch auf dem gerahmten Foto.

Schwerfällig erhob sich Naomi, nahm das Schälchen mit dem Mapo-Tofu, das sie auf den Hausaltar gestellt hatte, brachte es in die Küche, deckte es mit Klarsichtfolie ab und stellte es in den Kühlschrank. Das würde sie morgen zum Frühstück essen. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, faltete vor dem Foto noch einmal die Hände zum Gebet, um schließlich ins Schlafzimmer zu gehen.

Yuta schlief bereits tief und fest. Sicher war er vom vielen Weinen erschöpft gewesen. In jüngster Zeit wurde er im Gesicht Takeshi immer ähnlicher. Es wäre schön, wenn er auch so ein guter Mensch werden würde! Erfüllt von diesem Wunsch legte Naomi sich auf ihren Futon.

»Hören Sie, ich kaufe immer in diesem Supermarkt ein. Aber wenn ich hier so unfreundlich behandelt werde, dann will ich nie mehr hierherkommen. Das verstehen Sie doch, oder?«

Die ältere Kundin, der es offenbar missfiel, in welcher Reihenfolge Naomi ihre Einkäufe für sie in Tüten einpackte, schimpfte fast fünf Minuten auf Naomi ein.

»Sie sollten besser von der Pike auf lernen, wie man einen Kunden zu bedienen hat! Zeigen Sie mir doch einmal Ihr Namensschild! Aha, Frau Konno also. Ich werde das nachher der Geschäftsleitung melden. Sie haben mir ja völlig die Laune verdorben!«

Mit gesenktem Kopf blickte Naomi der Frau nach, die sich laut schimpfend entfernte. Ein Blick auf die Uhr an der Kasse verriet Naomi, dass es schon nach 18 Uhr war, dem Ende ihrer Arbeitszeit.

Sie stempelte sich mit ihrer Stechkarte aus, zog sich um und verließ eilig den Supermarkt. Yutas Kita war bis 19 Uhr geöffnet. Doch die meisten Kinder wurden bereits kurz nach 18 Uhr abgeholt. Diejenigen, deren Eltern später kamen, blieben allein mit ihrer Erzieherin im Gruppenraum der Kita zurück und mussten dort warten. Sie gaben ein trauriges Bild ab. Naomi hatte es schon oft gesehen. Sie wollte nicht, dass Yuta sich noch mehr allein fühlte, als er es mit ihr als Alleinerziehender wahrscheinlich ohnehin schon tat. Entschlossen rannte sie los.

Kurz vor 18 Uhr 15 kam sie an.

Kaum hatte sie das Tor der Kita durchquert und den Spielplatz betreten, erschallte ein süßes Stimmchen: »Oh! Yutas Mama ist da!« Ein Mädchen mit Zöpfen und ein großer bärtiger Mann kamen Naomi entgegen. Es waren Miu Yonezawa aus Yutas Gruppe und ihr Vater. Wie es hieß, vertrug sich Miu in der Gruppe besonders gut mit Yuta. Naomi beugte sich leicht zu ihr herunter und begrüßte sie lächelnd: »Guten Abend, Miu!« Dann hob sie ihren Blick und wandte sich dem Vater zu.

»Guten Abend, Herr Yonezawa.«

»Frau Konno, Guten Abend! Sie hatten offenbar auch einen langen Tag.«

»Ja, in der Tat.«

»Da fällt mir ein, dass wir im nächsten Monat bei uns eine Grillparty geben wollen. Wir würden Sie und Yuta gern dazu einladen … Wir werden so viel Rindfleisch vorbereiten, dass wir es nicht schaffen werden, alles aufzuessen! Schließlich heißen wir Yonezawa.«

»Bitte?«

»Na ja, Sie wissen schon, es gibt doch das berühmte...


Uketsu
Uketsu begann als Autor für die japanische Website Omokoro zu schreiben und ist inzwischen ein äußerst beliebter YouTuber. Er trägt eine weiße Maske und einen schwarzen Ganzkörperanzug, seine Identität bleibt ein Rätsel. Er ist der erfolgreichste Vertreter eines neuen Trends in Japan: des »Sketch Mystery«-Romans, in dem sich Text und Zeichnungen zu einem spannenden Rätselkrimi verbinden. Seine Bücher haben das Krimi-Genre in Japan entscheidend verändert.



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