von der Linde / von der Heyde Psychologie für Führungskräfte
3. Auflage 2011
ISBN: 978-3-648-02527-7
Verlag: Haufe
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 221 Seiten, E-Book
Reihe: Kienbaum bei Haufe
ISBN: 978-3-648-02527-7
Verlag: Haufe
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Boris von der Linde, Dipl.-Psychologe, ist Geschäftsführer der Schustereit & von der Linde HR Consulting GmbH. Zuvor war er viele Jahre als Berater bei Kienbaum Management Consultants tätig. Herr von der Linde ist Experte für Managementdiagnostik und Psychologie im Führungskontext. Er trainiert Mitarbeiter und Führungskräfte in den Bereichen Führung, Kommunikationspsychologie und Personalauswahl.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Organisationstheorie, Organisationssoziologie, Organisationspsychologie
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Coaching, Training, Supervision
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologische Disziplinen Wirtschafts-, Arbeits- und Organisationspsychologie
- Sozialwissenschaften Pädagogik Berufliche Bildung Coaching, Training, Supervision
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Bereichsspezifisches Management Personalwesen, Human Resource Management
Weitere Infos & Material
1;Cover;1
2;Inhaltsverzeichnis;5
3;Schnelleinstieg – Was Ihnen dieses Buch bietet;8
4;Wichtige Kompetenzen einer Führungskraft;12
4.1;1. Analysevermögen;13
4.2;2. Handlungs- und Resultatsorientierung;14
4.3;3. Motivationsfähigkeit;15
4.4;4. Zielorientierung;15
4.5;5. Durchsetzungs- und Konfliktfähigkeit;16
4.6;6. Einfühlungsvermögen und soziale Flexibilität;17
4.7;7. Kommunikations- und Überzeugungskraft;18
4.8;8. Unternehmerisches und strategisches Denken;19
4.9;9. Selbstreflexion und Veränderungsbereitschaft;20
5;1 Psychologische Grundbausteine für Führungskräfte;22
5.1;1.1 Das Vier-Typen-Modell – praxisnahe Theorie für jeden Tag;23
5.2;1.2 Das Selbstwertgefühl des Menschen;29
5.3;1.3 Einstellungen und Verhalten;33
5.4;1.4 Das Rollendilemma – als Führungskraft die Balance finden;41
5.5;1.5 Führungstheorien und die Frage nach dem wirksamen Führungsstil;48
6;Extra: Führen in Krisen und Veränderungsprozessen;67
6.1;Ursachen der Abwehrreaktionen und wie Sie darauf reagieren können;69
6.2;Überblick: Verhaltenstypen in Veränderungsprozessen;73
6.3;Wie Sie Veränderungsprozesse erfolgreich vermitteln;75
7;2 Menschen einschätzen können;77
7.1;2.1 Was bedeutet Menschenkenntnis im Beruf?;77
7.2;2.2 Den Ist-Zustand erfassen;83
7.3;2.3 Interpretieren Sie Informationen richtig;89
7.4;2.4 Wie Sie Verhalten beschreiben und erklären;94
7.5;2.5 Verbessern Sie Ihre Menschenkenntnis;99
7.6;2.6 Welche Instrumente können Sie nutzen?;102
8;3 Die Psychologie der Motivation;117
8.1;3.1 Was ist Motivation?;117
8.2;3.2 Welche Bedürfnisse hat der Mensch?;122
8.3;3.3 Motivation als Prozess;129
8.4;3.4 Welche Arten der Motivation gibt es?;138
8.5;3.5 Demotivation und Remotivierung;143
8.6;3.6 Ihre Aufgaben im Motivationsprozess;149
9;4 Setzen Sie auf Teamarbeit;164
9.1;4.1 Meinungsbildung und Entscheidungen in Gruppen;164
9.2;4.2 Teamarbeit in der Praxis;171
9.3;4.3 Wie aus einer Gruppe ein Team wird;180
10;5 Wie Sie Konflikte geschickt managen;186
10.1;5.1 Welche Arten und Ursachen gibt es?;187
10.2;5.2 Die individuellen Voraussetzungen für Konflikte;192
10.3;5.3 Auseinandersetzungen zwischen Gruppen;198
10.4;5.4 Wie Sie Konflikte bewältigen und nutzen können;202
11;Formulare und Arbeitsmittel;210
12;Stichwortverzeichnis;216
13;Alle 14 Kompetenztests auf einen Blick;27
13.1;Test 1: Typen in der Entwicklung fördern;27
13.2;Test 2: Stärken Sie das Selbstwertgefühl;32
13.3;Test 3: Reflektieren Sie Ihre Rollen;42
13.4;Test 4: Was wird von Ihnen erwartet?;46
13.5;Test 5: Reifegrad Ihrer Mitarbeiter;57
13.6;Test 6: Situative Führung im Alltag;60
13.7;Test 7: Prüfen Sie Ihr Führungsverhalten;60
13.8;Test 8: Persönliche Verhaltenstendenz;64
13.9;Test 9: Bestimmen Sie Ihren Standort;64
13.10;Test 10: Persönlichkeitskonstrukte;98
13.11;Test 11: Motivationale Disposition;136
13.12;Test 12: Schaffen Sie ideale Bedingungen;148
13.13;Test 13: Wie ist Ihr Delegationsverhalten?;152
13.14;Test 14: Top-Down-Zielkaskadierung;156
2 Psychologische Grundbausteine für Führungskräfte
Die Einzigartigkeit von Menschen ist eine der Grundtatsachen des Lebens. Keiner ist dem anderen in Aussehen, Gestik, Mimik, im allgemeinen Auftreten, in seinen Denkweisen, Meinungen und Einstellungen, in der Sprache und im Verhalten gleich. Jeder reagiert in seiner ganz eigenen Weise auf seine Umwelt und die Mitmenschen. Bereits unmittelbar nach der Geburt sind individuelle Besonderheiten offenkundig, die sich mit zunehmendem Lebensalter weiter verstärken. Die Summe der Faktoren des Temperaments, der menschlichen Werte und Einstellungen, des emotionalen und sozialen Verhaltens machen das Wesen der Persönlichkeit aus. Der Versuch, diese schillernde Vielfalt zu klassifizieren und in einem Raster greifbar zu machen, hat die Menschheit schon immer fasziniert – auch wenn die Ergebnisse schematisch bleiben und ein Individuum selbst nie vollständig erfassen können.
Wie alle Menschen befinden sich Führungskräfte in ständiger Interaktion mit ihrer Umwelt, mit Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeitern, Kunden etc. Sie müssen sich in die verschiedenen Partner einfühlen und deren Signale frühzeitig erkennen, um auf jede Situation adäquat reagieren zu können. Wollen sie ihren täglichen Anforderungen und Aufgaben gerecht werden, müssen sie die Ressource Mensch kennen und verstehen.
Das Wissen um die psychologischen Grundlagen kann ihnen dazu verhelfen, sich selbst und andere besser zu verstehen und kennenzulernen. Die Theorien, die im Folgenden vorgestellt werden, zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht unnötig komplex sind und gleichzeitig ein praxisrelevantes Informationsspektrum abdecken.
2.1 Das Vier-Typen-Modell – praxisnahe Theorie für jeden Tag
Es gibt unzählige Persönlichkeitstheorien, die den Anspruch haben, Menschen zu charakterisieren, sie einzuordnen, um in der Folge ihr Verhalten im Alltag berechenbarer zu machen. Für den Erfolg einer Führungskraft ist es entscheidend, das Wesen der Persönlichkeit mit den individuellen Einstellungen und Werten, den emotionalen und sozialen Verhaltensweisen zu verstehen. Dabei geht es einerseits darum, die eigenen Verhaltens- und Wirkungsweisen in der speziellen Führungssituation zu reflektieren, andererseits um die Fähigkeit, sich in die verschiedenen Mitarbeitertypologien einzufühlen und sensibel auf Signale zu reagieren.
2.1.1 Einblicke in die Persönlichkeitsstruktur Ihrer Mitarbeiter
Das Vier-Typen-Modell ist geeignet, um Personen nach einem sehr pragmatischen Grundschema zu klassifizieren, Verhaltenstendenzen einzuordnen und so zwischenmenschliche Interaktionen zielfördernd zu gestalten. Die Arbeit mit diesem Modell ermöglicht es:
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sich selbst und andere besser zu verstehen,
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grundsätzliche Verhaltenstendenzen einzuordnen,
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individuelle Stärken und Schwächen zu erkennen und
-
persönliche Entwicklungsmaßnahmen zielgerichtet abzuleiten.
Vorteile des Vier-Typen-Modells
Das Vier-Typen-Modell ist nur einer von vielen möglichen Klassifizierungsansätzen. Es wird an dieser Stelle berücksichtigt, weil es Verhaltensdimensionen, die in der Praxis beobachtet wurden, sowie Persönlichkeitsmerkmale, die in theoretischen Hypothesen postuliert werden, zusammenfasst. Anders als andere, komplexere Theorien lässt sich dieses Modell leicht in den Führungsalltag transferieren und kann praktisch angewandt werden. Wir möchten an dieser Stelle allerdings bemerken, dass das Vier-Typen-Modell zwar im Rahmen von Trainings oder beim besseren Verständnis des Führungshandelns praktikabel erscheint. Wichtig ist es aber zu betonen, dass Kienbaum dieses Modell niemals in der Personaldiagnostik einsetzt. Hier kommen fundierte Verfahren zum Einsatz.
Grundzüge des Modells
Das Modell unterscheidet vier grundlegende Verhaltensmuster, die sich in jedem Menschen wiederfinden – allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.
Überträgt man diese Verhaltensmuster in ein Koordinatensystem, ergibt sich ein Vier-Typen-Modell, das in den einzelnen Quadranten folgende vier Persönlichkeitstypologien, nämlich den Treiber, den Analytiker, den Ausdrucksvollen und den Zuverlässigen beschreibt.
Das Vier-Typen-Modell
2.1.2 Was die vier Typen auszeichnet
Die folgenden Beschreibungen der vier Typen erfolgen bewusst sehr pointiert, um die Unterschiede deutlich hervorzuheben. Allerdings gibt es in der Praxis keine Reinformen. Generell zeigt jeder Mensch Verhaltensweisen aus jedem der Quadranten. Je nach Situation und Rolle im beruflichen oder privaten Umfeld tritt jedoch einer dieser Stile öfter zutage.
Wie Sie den Treiber erkennen
Treiber zeigen ein sachliches und extravertiertes Verhalten. Sie orientieren sich an Zielen und Resultaten; ihre Konzentration im Handeln liegt auf dem „Was“.
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In der Beziehung zu anderen Menschen erscheinen Treiber ergebnisorientiert, entschlossen und manchmal aggressiv.
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Sie lieben Herausforderungen und abwechslungsreiche Tätigkeiten, reagieren rasch auf Veränderungen.
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Sie zögern nicht, die Äußerungen und Handlungsweisen anderer zu korrigieren, zu verbessern, zu modifizieren oder ihnen zu widersprechen.
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Ihr Auftreten ist selbstsicher und unabhängig.
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Sie werden als geradlinig angesehen, handeln rasch, sind voller Energie und weisen opportunistische Züge auf.
Treiber erreichen ihre Ziele am besten, wenn sie Verantwortung tragen und die Dinge steuern können. Besonders gern entwerfen sie Pläne, die dann andere Personen ausführen. Wenn sie ihre Ideen realisieren, nehmen sie jedes Risiko in Kauf.
Merkmale eines Analytikers
Analytiker sind sachlich und introvertiert. Sie orientieren sich an Analysen und Qualität; ihre Konzentration im Tun liegt auf dem „Warum“.
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Analytiker gelten als überlegt, zurückhaltend und logisch.
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Sie lieben festgelegte Vorgehensweisen.
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Sie wägen alle Alternativen sorgfältig und lange ab und bleiben ihren Zielsetzungen verhaftet.
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Analytiker sind disziplinierte Menschen, die anderen gern die Initiative überlassen und unabhängig bleiben wollen.
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Ihre Haltung ist eher verschlossen und ernsthaft.
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Angesicht ihres perfektionistischen Anspruchs werden sie in Diskussionen oft als dickköpfig und überkritisch erlebt.
Analytiker kommen am besten ans Ziel, wenn sie Risiken von Anfang an ausschalten können und für einen reibungslosen Ablauf ihrer Projekte genügend Daten zur Verfügung haben. Sie streben eher nach Vollständigkeit als nach schnellen Ergebnissen.
Verhaltensweisen von Ausdrucksvollen
Ausdrucksvolle zeigen ein emotionales und extravertiertes Verhalten. Diese Menschen orientieren sich an Personen und dem Arbeitsumfeld, ihre Konzentration liegt auf dem „Wer“.
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Ausdrucksvolle gelten als initiativ, emotional und mitreißend.
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Sie sind freundlich und fühlen sich äußerst wohl in Interaktionen mit anderen bzw. vor Publikum.
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Sie brauchen Applaus, Aufmerksamkeit und Anerkennung als wichtige Belohnung für ihre Leistungen.
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Entscheidungen treffen sie aus dem Bauch heraus und stützen sich dabei auf ihre Gefühle.
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Ihre grundlegende Haltung ist offen und optimistisch.
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Für Neues und Unbekanntes können sie sich selbst sehr schnell begeistern, aber auch andere motivieren.
Ausdruckvolle lassen sich am meisten motivieren, wenn sie sich für die Aufgabe begeistern können und sie viel Gestaltungsraum und Möglichkeit zur Kreativität erhalten. Zugleich müssen aber zwischendurch klare Kontrollen stattfinden, da sich dieser Typ schnell verzettelt und in seiner Herangehensweise eher unorganisiert ist.
Kennzeichen des Typus Zuverlässiger
Der Zuverlässige zeigt ein emotionales und introvertiertes Wesen. Für...