E-Book, Deutsch, 86 Seiten
Wagner Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Eine unternehmerische Betrachtung der Vergabe, Durchführung und Organisation im Rahmen des CSR-Managements und ethischer Aspekte
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-346-73099-2
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 86 Seiten
ISBN: 978-3-346-73099-2
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Masterarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich BWL - Unternehmensethik, Wirtschaftsethik, Note: 2,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Über die Jahre fiel Kritik auf den Weltfußballverband, der Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Einzelne Korruptions- und Geldwäscheskandale waren zum Beispiel das Vergabeverfahren 2006 um die Weltmeisterschaft (WM) in Deutschland mit Franz Beckenbauer, die Veruntreuung von Geldern der WM 2010 in Südafrika oder die Sponsoring- und Vermarktungsrechte im Zuge der WM 2014 in Brasilien. Weitere Kritik entstand über die Vergabe der WM nach Katar dieses Jahr oder der WM nach Russland 2018. Letztere ist der Schwerpunkt dieser Arbeit. Bei sportlichen Großereignissen wie die Olympischen Spiele oder eine Fußball-Weltmeisterschaft sind eine transparente Vergabe, Organisation und Durchführung von immenser Bedeutung. Ethische und moralische Werte sollten hier unter allen Umständen gewahrt werden, da eine Vielzahl von verschiedenen Kulturen, Bevölkerungsschichten, Fans und Mitarbeiter aufeinandertreffen und beteiligt sind. Vor allem die Arbeitsbedingungen und Ausbeutung im Zuge der Vorbereitungen auf die WM in Katar erzeugten hohe mediale Aufmerksamkeit, sodass sogar der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Herr Theo Zwanziger die Vergabe nach Katar als einen der größten Fehler, den es jemals im Sport gab, kritisierte. Herr Zwanziger hat hier verstanden, dass die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung auch im Bereich des Sports angewendet werden muss, da die Verbände Teil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Organismus sind. Das Gastgeberland steht bei einer solchen Großveranstaltung immer im Rampenlicht. Aktuell wird Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine hart von Sanktionen anderer Länder und Unternehmen getroffen. Die UEFA reagiert ebenfalls und entzieht Russland das für 2022 geplante Champions League Finale in St. Petersburg. Darüber hinaus sagt der Ski-Verband die Weltcups in Russland ab, die Formel 1 streicht das Rennen in Sotschi und russische Fußballmannschaften werden aus dem aktuellen Europa-Pokal Turnier sowie der anstehenden Weltmeisterschaft gestrichen, um nur eine kleine Anzahl an Auswirkungen auf den Sport zu nennen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht denkbar, eine der genannten Veranstaltungen umzusetzen. Vor gerade einmal vier Jahren präsentierte sich Russland als Gastgeber der WM. Gab es damals schon abseits der aktuellen Lage Bedenken zum CSR-Management und ethischer Aspekte?
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3. Corporate Social Responsibility
Die Ethik oder vielmehr eine Art Wertemanagement, insbesondere die Unternehmensethik hat großen Einfluss auf die CSR. Die Wissenschaft hat aber für diese keine einheitliche Definition, da für manche jedes freiwillige Engagement als CSR zählt, für andere aber nicht. Die einen behaupten, soziale Spenden seien kein CSR, andere zählen Nachhaltigkeit nicht in die Kreise von CSR. Viele Unternehmen vergessen hierbei, dass auch die Strategie oder das Management zum CSR zählen und nicht nur gesellschaftliche Verantwortung. Demnach hat jedes Unternehmen eigene CSR Schwerpunkte, welche sich je nach Region und Motivation abgrenzen. Übergeordnet wird CSR auch als unternehmerische Sozialverantwortung übersetzt. Dies beinhaltet den freiwilligen Beitrag eines Unternehmens in ihren normalen Geschäftstätigkeiten und darüber hinaus in den Bereichen wie Umwelt, im Umgang mit Arbeitnehmern sowie den Beziehungen zu weiteren Stakeholdern.[35] Dass keine allgemeine Definition vorhanden ist, bedeutet auch, dass die Aussage von Dow Votaw aus dem Jahr 1972 heute noch aktuell ist: „The term is a brilliant one; it means something, but not always the same thing to everybody. To some it conveys the idea of legal responsibility or liability; to others it means socially responsible behavior in an ethical sense; to still others, the meaning transmitted is that of ‘responsible for’, is a casual mode; many simply equate it with a charitable contribution.”[36] Da CSR ein dynamisches Konzept ist, funktioniert dieser Begriff auch ohne feste Definition. An diese Auslegung wagte sich die europäische Kommission 2001, wobei diese das social in CSR als soziale Verantwortung und nicht wie es richtig ist als gesellschaftliche Verantwortung übersetzten. 2011 setzte die Kommission fest, dass neben gesellschaftlichen und ökologischen Motiven auch ethische Themen inklusive der Menschenrechte in der Geschäftsstrategie aufgenommen werden sollen, was als CSR angesehen wird. Das Ziel soll daraus sein, einen gesellschaftlichen Mehrwert für Unternehmen sowie auch Gesellschaft zu generieren. Dies wurde auch als Basis für die Entwicklung der Internationalen Organisation für Normung (ISO) 26000 herangezogen. Darin wird das Augenmerk auf die Verantwortung der Unternehmen, auf Effekte der Entscheidungen, auf die Gesellschaft und Umwelt gelenkt. Ethische Ausrichtungen dienen der Nachhaltigkeit, welche im internationalen Recht liegen sollen und den Erwartungen der Stakeholder entsprechen. Diese ISO 26000 wird erst erfüllt, wenn diese im gesamten Unternehmen gelebt werden. Weiter vertieft wird dies durch verschiedene Prinzipien wie Transparenz oder Rechenschaftspflichten, welche von regionaler Einbindung und fairer Betriebs- und Geschäftspraktiken umrahmt werden.[37] Aufgrund der vielen Einflüsse auf die CSR können verschiedene Bereiche in theoretischen Ansätzen wie folgt dargestellt werden: Abbildung 2: CSR - theoretische Ansätze[38] In der betriebswirtschaftlichen Sichtweise ist der primäre Gedanke, ob Unternehmen aus ökonomischen Gründen CSR Ansätze verfolgen. Darüber hinaus wird in der Volkswirtschaft der gesellschaftliche Nutzen aufgezeigt. Die Verantwortung der Unternehmen betrifft auch die Soziologie in Form von soziokulturellen Einflüssen, da die Gesellschaft Teil von Unternehmen ist. Als Investition in Sozialkapital wird das gesellschaftliche Engagement wie Spenden oder Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen verstanden, was ein Vorteil für die Gesellschaft, aber auch für das eigene Unternehmen zur Folge hat. Dieser Teil fällt unter Corporate Citizenship, welche in Abschnitt 3.1 fundierter beschrieben wird.[39] 3.1 CSR – eine Begriffsabgrenzung
Wie erläutert ist der Begriff CSR schwer zu greifen und einheitlich zu deuten. So gibt es viele weitere verwandte Akronyme, welche sich abgrenzen lassen. Viele haben sich der CSR stark angenähert oder werden in dieser impliziert. Zu nennen sind hier Corporate Citizenship (CC), Corporate Cultural Responsibility (CCR), Social Responsibility (SR), Corporate Responsibility (CR), Corporate Sustainability (CS), Sustainable Development (SD) und Diversity Management (DiM).[40] Die Nachhaltigkeit geht Hand in Hand mit der CSR. Die beiden Auslegungen von CSR und Nachhaltigkeit haben sich über die Jahre angenähert und verbunden. Grund dafür ist die über die Jahre stark wachsende Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. So ist laut Schneider 1969 bei der ersten Idee zur Ökosozialen Marktwirtschaft, dem Aufkommen des Begriffes CSR sowie der UN-Umweltkonferenz in Stockholm 1972 die Nachhaltigkeit noch nicht in der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung enthalten, nähert sich jedoch über den Brundtland-Report 1987 stark an. Die oben angesprochene CSR Definition der EU 2011 und die Klimakonferenz 2012 in Rio de Janeiro schließen die Lücke der Annäherung beider Begriffe und Auslegungen. So soll die nachhaltige Entwicklung alles geben, was die heutige Generation benötigt, ohne die kommenden Generationen in ihrem Lebensstil zu gefährden. Zusammen wird dies als CS verstanden. Ansprüche der lebenden sowie der nachfolgenden Generationen werden mit gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Ansprüchen verbunden. Im Augenmerkt der jeweiligen Unternehmen steht die nachhaltige Unternehmensführung. Davon abzugrenzen sind hier unfreiwillige Aktionen im Sinne der Nachhaltigkeit, welche durch Gesetze oder die Öffentlichkeit vorgegeben werden. Im Triple-Bottom-Line-Ansatz wird ausgesagt, dass nachhaltige Entwicklung nur im Zusammenspiel zwischen Ökologie, Sozialem und der Wirtschaft erfolgreich umgesetzt werden kann. Dazu zählen neben einer langfristigen Wertschöpfung, grünen Produkten und der Mitarbeiterverantwortung viele weitere Punkte. Ebenso wie Nachhaltigkeit wird auch DiM als ein Teil des Managementkonzeptes innerhalb des CSR angesehen.[41] Für erfolgreiche Umsetzungen in diesem Bereich werden Unternehmen mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. In Deutschland haben mehrere Unternehmen die Charta der Vielfalt unterschrieben. Unter Diversität wird die Vielfalt in verschiedenen Punkten verstanden. Dies kann unter anderem das Alter, die Religion, die sexuelle Orientierung, aber auch die Arbeitserfahrung betreffen. Aufgrund der demographischen Veränderungen und der steigenden Migration sowie einer alternden Gesellschaft ist der Schwerpunkt in DiM gestiegen. Gelebtes DiM steigert die Mitarbeiterbindung und erhöht das Image des Unternehmens.[42] Explizit nicht CSR, aber nahe an CSR angegliedert, ist Corporate Governance. Dies ist der Rahmen für Unternehmen zur Kontrolle und Leitung im Sinne der Stakeholder. Darin enthalten sind Wirtschafts- und Steuergesetze oder auch Richtlinien für moralische Werte. Diese unterscheiden sich je nach Land und Branche. Nachfolgend kann die angesprochene Triple-Bottom-Line mit den drei Verantwortungsbereichen rund um Ökonomik, Umwelt und Soziales mit Erklärungen aus der Grafik entnommen werden. Klar erkennbar ist hier, dass CC und Corporate Governance die CSR flankieren und Teil der CR sind. Unter CC fallen Spenden, Unternehmensstiftungen, Sponsoring für lokale Vereine oder das Corporate Volunteering. Darunter versteht man, dass Mitarbeiter für soziale Projekte freigestellt werden oder in diesen unterstützt werden.[43] Abbildung 3: Säulen der Corporate Responsibility[44] Um nun aber CSR klar abzugrenzen, gibt es drei eindeutige Merkmale. Die erste Grenze, das sogenannte CSR 1.0, herrscht vor, wenn gesellschaftliche Aktivitäten geplant werden und wiederkehrend auftreten. Das CSR 0.0 ist somit kein CSR, da zwar gesellschaftliches Engagement auftritt, dieses aber zufällig ist und nicht gesteuert wird. Dieses Modell wird weiterführend in Punkt 3.3 erläutert. Die zweite Grenze ist das im Zusammenhang mit der ISO 26000 angesprochene gesetzesüberschreitende Engagement. Nicht das Gesetz gibt den Rahmen vor, das Unternehmen selbst wählt den Umfang der CSR. Dies soll aus eigener Verantwortung zur Selbstverpflichtung der Unternehmen führen. Die dritte Grenze baut auf der zweiten auf. Das Ende von CSR ist ein jeweiliges Gesetz, welches zu CSR Aktivitäten verpflichtet. Dies wird dann legal compliance genannt. Dadurch verfügt das Unternehmen über weniger Handlungsspielraum und Umsetzungen der Herausforderungen.[45] 3.2 CSR-Management
Im Dezember 2008 hat Prinz Charles die ökologische Krise mit der Finanzkrise verglichen. Die Finanzkrise entstand, indem endlose Kredite von den Banken vergeben wurden und dadurch der Schuldenberg so groß geworden ist, dass der konsumierende Gläubiger diese nicht tilgen konnte. Der Vergleich zur Natur kommt daher, dass das wirtschaftliche Wachstum auf den Schultern der leidenden Natur ausgetragen wurde. Im Endeffekt wurde mehr geschadet als jemals wieder aufgefangen werden kann, was ein hohes Risiko für die kommenden Gesellschaften und der Wirtschaft mit sich bringt. Das Problem der Umweltkrise ist außerdem, dass diese durch das Drucken neuen Geldes nicht behoben werden kann. Daher liegt es nicht nur an der Politik, Treiber für...