E-Book, Deutsch, Band 335, 384 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
Waters / Bianchin / Hart Romana Exklusiv Band 335
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-0318-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Traumziele der Liebe
E-Book, Deutsch, Band 335, 384 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
ISBN: 978-3-7515-0318-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die erste Schreibmaschine, an der die Zehnjährige Geschichten schrieb, stammte von ihrem Großvater; später schenkten die Eltern ihr ein brandneues Modell, auf dem sogar kleine Bücher entstanden. Heute verdient Jane Waters als Autorin ihren Lebensunterhalt. Ihren Laptop nimmt sie auf viele Reisen rund um den Globus einfach mit, denn Schreiben geht immer und überall! Sie hat für sich den weltbesten Beruf gefunden, den sie mit niemandem tauschen möchte.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“ Lächelnd beobachtete Lizzy, wie Jack sich zu Grace hinabbeugte, um sie zu küssen. Es war nur ein flüchtiger Kuss, aber Lizzy war sich sicher, dass die beiden in diesem Moment alles um sich her vergessen hatten. Die Glückliche, dachte Lizzy und fragte sich ein wenig sehnsüchtig, wann sie an der Reihe wäre. Wann würde sie jemanden finden, der so zu ihr gehörte wie Jack zu Grace? Natürlich gab es wichtigere Dinge, über die sie sich Gedanken machen musste. Zum Beispiel darüber, dass sie einen Job brauchte. Sich zu verlieben wäre wunderbar, doch davon würden die Kreditkartenrechnungen nicht bezahlt werden. Ich hätte diese Schuhe nicht kaufen sollen, dachte Lizzy und blickte schuldbewusst an sich hinunter. Sie waren der reinste Luxus, passten allerdings perfekt zu ihrem Kleid, und sie musste doch schön aussehen für Grace’ Hochzeit. Schließlich heiratete ihre kleine Schwester nicht jeden Tag. Egal, sagte sich Lizzy, ich werde heute nicht über meinen Kontostand nachdenken. Heute ist Grace’ Tag. Lizzy blickte sich in dem alten Schuppen um. Es schien, als wären die Gäste aus dem ganzen Distrikt angereist, um zuzusehen, wie Grace Jack Henderson heiratete. Alle Gesichter waren Lizzy vertraut, und auf allen lag ein Lächeln. Mit einer Ausnahme. Er stand allein da, redete nicht, lächelte nicht, beobachtete nur mit einem Anflug von Zynismus, der ihn mehr als seine Größe und seine schroffen Gesichtszüge von der Menge abhob. In gewisser Weise fühlte Lizzy sich von dem Fremden bedroht, und sie erschauerte leicht. Der Fotograf rief sie herbei, um sie mit dem Brautpaar zu fotografieren. Während sie gehorsam in die Kamera lächelte, versuchte sie, den geheimnisvollen Fremden über die Schulter des Fotografen hinweg im Auge zu behalten. Sie bemerkte, dass auch die anderen Gäste ihn misstrauisch betrachteten und einen großen Bogen um ihn machten. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, die spürte, dass er anders war, gefährlich, aber dennoch anziehend. Als der Fotograf fertig war, begrüßte Lizzy die Gäste, die darauf warteten, Jack und Grace zu gratulieren. Gleichzeitig beobachtete sie den Mann. Wer war er? Sein Haar war dunkel und kurz, sein Gesicht markant und furchteinflößend. Obwohl er genauso wie all die anderen Männer im Raum gekleidet war unterschied er sich von ihnen. Es hatte mit dem harten Zug um seinen Mund zu tun, mit der Kraft, die er ausstrahlte, mit seinen kühlen, wachsamen Augen. Mum wird wissen, wer er ist, dachte Lizzy. Sie drehte sich um, doch ihre Mutter redete mit dem Pfarrer. Als Lizzy sich wieder umwandte, sah sie dem Fremden direkt in die Augen. Sie waren durchdringend hell und so kalt, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte und ihr der Atem stockte. Sie fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Es schien ihr, als hätte er ihren Blick eine Ewigkeit festgehalten. Und dann lächelte er, ein flüchtiges, ironisches Lächeln, das ihr aus unerfindlichen Gründen die Röte ins Gesicht trieb. Demonstrativ wandte sie ihm den Rücken zu. Ihr Herz hämmerte. Es war kein freundliches Lächeln gewesen. Nicht wirklich. Sie würde sich nicht erkundigen, wer er war. Von jetzt an würde sie ihn einfach ignorieren. Doch sie schaffte es nicht. Sie erfüllte ihre Pflichten als Brautjungfer, ging von einer Gruppe zur nächsten, umarmte alte Freunde, lachte, verteilte Küsschen, stimmte den Gästen zu, dass Grace wunderschön aussehen würde und Jack und sie füreinander bestimmt wären. Aber der Fremde schien immer da zu sein, am Rand ihres Blickfelds. Merkwürdigerweise vermisste sie ihn, sobald sie ihn aus den Augen verlor. Auf dem Weg zurück von der Bar, die an einem Ende des Schuppens aufgebaut war, blieb sie stehen und nippte an ihrem Champagner. Mit leicht gerunzelter Stirn ließ sie den Blick über die Menge schweifen. Wo war er? „Suchen Sie mich?“, fragte eine Stimme an ihrem Ohr. Lizzy wirbelte herum, ihr Champagner schwappte über. Aus der Nähe wirkte der Fremde noch zynischer. Nun bemerkte sie, dass seine Augen hellgrau waren. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass diese Augen geradewegs durch sie hindurchsehen konnten. „Warum sollte ich Sie suchen?“, fragte Lizzy betont kühl. „Ich bin die einzige Person hier, die Sie nicht zur Begrüßung umarmt und geküsst haben“, sagte er. „Sie möchten doch niemanden übergehen, oder?“ Sie schluckte. „Ich küsse nur Leute, die ich kenne, und Sie kenne ich nicht.“ „Wir könnten uns einander vorstellen. Obwohl ich schon weiß, wer Sie sind.“ Das brachte sie aus der Fassung. „Tatsächlich?“ „Ich habe mich nach Ihnen erkundigt. Sie sind Elizabeth Walker, genannt Lizzy, ältere Schwester der Braut und ein sehr nettes Mädchen.“ „So würde ich mich selbst nicht beschreiben.“ „Wie denn?“ „Als eine erwachsene Frau, die im Beruf ihren Mann steht“, antwortete Lizzy stolz und nicht ganz ehrlich. „Ich mache Pressearbeit.“ „Aha.“ Er nickte und sah auf ihre Füße. „Das erklärt die Schuhe.“ Ganz gegen ihren Willen fand sie ihn gar nicht mehr so unsympathisch. Er war der Einzige, der ihre Schuhe bemerkt hatte. Sie folgte seinem Blick und lächelte. Schuhe hatten irgendetwas. Wenn man ein solches Paar Schuhe trug, musste man sich einfach gut fühlen. „Sind sie nicht wunderschön?“, erkundigte sie sich. Der Fremde ließ den Blick langsam höher gleiten. Für Grace’ Hochzeit hatte sie ein traumhaftes Kleid gefunden, das ihre sanften Rundungen und den Schimmer ihrer Haut betonte. Das royalblau unterstrich ihre Augenfarbe und bildete einen schönen Kontrast zu ihrem kinnlangen, gewellten blonden Haar. „Wunderschön“, stimmte der Fremde zu. Irgendetwas an seinem Tonfall ließ sie erröten, und sie sah schnell weg. Sie war erleichtert, als er wieder ihre Schuhe betrachtete. „Aber nicht sehr praktisch“, fügte er hinzu. Lizzy merkte, dass sie die Luft angehalten hatte, und atmete tief durch. „Es gibt wichtigere Dinge im Leben als die Frage, ob etwas praktisch ist“, erklärte sie. Seine Augen funkelten amüsiert. „Sie müssen die einzige Person in diesem Schuppen sein, die so denkt.“ Auch das ist wohl richtig, dachte Lizzy. Sie sah die Menschen an, mit denen sie aufgewachsen war. Sie waren alle wunderbar, und sie liebte sie innig, doch sie verstanden nichts von Schuhen. „Man muss praktisch veranlagt sein, wenn man im Busch lebt.“ Fast herausfordernd begegnete Lizzy nun seinem Blick. „Ich lebe jetzt in der Stadt.“ „Das habe ich gehört.“ „Sie scheinen alles über mich zu wissen, aber ich habe immer noch keine Ahnung, wer Sie sind.“ „Ich bin Tye Gibson“, sagte der Mann und lächelte zynisch, als er ihren Gesichtsausdruck sah. „Ja, der Tye Gibson“, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage. „Hat Ihnen denn niemand erzählt, dass das schwarze Schaf des Distrikts wieder da ist?“ „Nein“, gab Lizzy zu. Tye Gibson! Niemand hatte ihn gesehen, seit er vor fast zwanzig Jahren die Farm seiner Familie verlassen hatte, aber natürlich kannten sie alle die Geschichte. Tye hatte den Kontakt zu seinem Vater abgebrochen und war ausgezogen, um ein Vermögen zu machen. Sie wusste nur, dass seine Firma GCS etwas mit Kommunikation zu tun hatte, ein weltweit agierender Konzern war und der Name Tye Gibson für Skrupellosigkeit stand. Für einen Jungen aus Barra Creek hatte er viel erreicht, doch niemand wollte ihn zum Helden erklären. Es schien, dass jeder, der mit ihm zu tun hatte, es anschließend bereute, und auch die Presse mochte ihn nicht. Tye Gibson weigerte sich, Interviews zu geben oder sich fotografieren zu lassen. Offenbar war es ihm egal, wenn die Leute ihn für herzlos und unmoralisch hielten, und je reicher er wurde und je mehr er sich zurückzog, desto mehr Gerüchte kursierten über ihn. Nun war er offenbar zurückgekehrt – und der Grund war leicht zu erraten. „Sind Sie nicht ein wenig zu spät gekommen?“, fragte Lizzy. Tye zog die dunklen Brauen hoch. „Was meinen Sie?“ „Die Beerdigung Ihres Vaters war vor einer Woche.“ „Und?“ „Und konnten Sie sich nicht die Mühe machen, rechtzeitig hier zu sein?“ Seine Miene wurde härter. „Das wäre wohl ein wenig heuchlerisch gewesen, nicht? Mein Vater und ich hatten seit zwanzig Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt. Warum hätte ich an seinem Sarg Krokodilstränen vergießen sollen? Außerdem“, fuhr er fort und ließ den Blick umherschweifen, „bezweifle ich, dass ich sehr willkommen gewesen wäre. Das hat man mir heute deutlich zu verstehen gegeben.“ „Überrascht Sie das?“ „Nicht im Mindesten. Hier hat sich nichts verändert. Ich habe nie damit gerechnet, als der verlorene Sohn begrüßt zu werden.“ „Wenn Sie zurückgekommen wären, als Ihr Vater noch lebte, dann hätte man Sie so empfangen“, erwiderte Lizzy scharf. Sie musste mehr Champagner getrunken haben, als sie vermutet hatte. Für gewöhnlich hatte sie ein sonniges Gemüt und wollte, dass jeder sie mochte, aber irgendetwas an Tye Gibson ging ihr unter die Haut und verärgerte sie. „Er wollte Sie sehen“, sagte sie zu Tye, der nur ungläubig eine Augenbraue hochzog. „Tatsächlich?“ „Nun … das habe ich zumindest gehört. Er soll Sie gebeten...