E-Book, Deutsch, Band 1762, 160 Seiten
Reihe: Romana
Way Im Land der Sehnsucht
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-86349-354-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1762, 160 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86349-354-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Holt McMaster, steinreicher Besitzer einer imposanten Ranch in Queensland, findet Marissa Devlin einfach hinreißend. Mit ihrer sympathischen Ausstrahlung hat die junge Nanny nicht nur sein Herz, sondern auch die Zuneigung seiner kleinen Stieftochter Georgia im Sturm gewonnen. Behutsam wirbt Holt um die schöne Engländerin. Mit Erfolg! Marissa, die es bisher nicht leicht gehabt hat, ist glücklich an seiner Seite und genießt das Leben mit ihm in der herrlichen Natur Australiens. Doch da taucht seine Exfrau auf. Wird ihre brennende Eifersucht alles zerstören?
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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1. KAPITEL Sie waren schon fast eine Ewigkeit auf der Landstraße unterwegs – Marissa Devlin, ihr siebenjähriger Halbbruder Riley und dessen tapferer, immer verteidigungsbereiter Hütehund Dusty, ein Queensland Blue Heeler. Dusty war der geborene Wachhund, und er konnte sprechen, was Marissa immer wieder veranlasste, ihm ihre Gedanken und Überlegungen mitzuteilen. Es hatte für sie etwas Tröstliches und Beruhigendes, denn sie fürchtete noch immer, mit ihrem Entschluss, die Hauptstadt Brisbane mit dem endlosen Outback zu vertauschen, einen großen Fehler gemacht zu haben. Riley und Dusty wurden nicht von derartigen Zweifeln geplagt. Für sie war alles ein großes Abenteuer. Sie ahnten nicht, was für ein Risiko Marissa einging. Früher hatte Dusty die Aufgaben eines Hütehundes erfüllt und auf einer Ranch in Nordqueensland beim Viehtreiben geholfen – ein verantwortungsvoller Job, doch nicht halb so verantwortungsvoll wie der, den er nun ausübte. Jetzt wachte er über seine „Familie“, die aus Riley und Marissa bestand. Alles, was davor lag, hätte Marissa am liebsten vergessen, wenn das möglich gewesen wäre. Leider ließ sich die Vergangenheit nicht einfach auslöschen. Man trug sie ein Leben lang mit sich herum. Marissa musste sich zwingen, nur noch an die Zukunft zu denken, besonders jetzt, wo es das nächste Straßenschild zu lesen galt. Es war so verwittert, dass die Buchstaben kaum noch zu entziffern waren und sich zu unaussprechlichen Wortgebilden zusammenfügten. Appilayarowie? Balukyambut? Cocatatocallen? Alles Namen aus der Sprache der Aborigines, aber warum auch nicht? Schließlich befand sie sich im Landesinnern, im „Dreamtime country“. Auf Ortsangaben verließ man sich hier besser nicht. Genauso gut hätte man Riley die Augen verbinden und ihn auffordern können, in irgendeine Himmelsrichtung zu zeigen. Rechts von der Straße tauchte ein Wäldchen mit Geistereukalypten auf, genau der richtige Ort für eine Pause. Marissa saß schon so lange am Steuer, dass ihr die Hände vom Lenken wehtaten. Sie bog von der Straße ab und parkte den roten Kombi mit dem schwarzen Panther auf der Außenseite der Tür im Schatten der Bäume. Irgendwo hatte sie gelesen, dass es etwa sechshundert Eukalyptusarten in Australien gab. Sie machten fast den gesamten Baumbestand des Landes aus und erfreuten sich eines weltweiten Rufs. Während der Tageshitze wandten sich die schlaffen blaugrauen Blätter von der Sonne ab. Sie gaben dadurch weniger Schatten, verströmten aber weiter ihren würzigen Duft. Er war Marissa vertraut und wirkte beruhigend auf sie, genauso wie der des landestypischen Boroniaöls, von dem sie abends immer einige Tropfen auf ihr Kopfkissen träufelte. Die Düfte der Natur hatten sie schon immer fasziniert, mochten sie nun von Eukalypten, Akazien, Silberbäumen, einheimischen Büschen oder Wildblumen stammen. Spaziergänge über die sanft geschwungenen Hügel außerhalb von Brisbane waren schon immer Marissas heimliche Leidenschaft gewesen. Im Frühling, wenn die weißen und gelben Blütendolden der Akazien ihren süßen Wohlgeruch verströmten, fand sie es dort besonders schön. Leider bekam ihre Cousine Lucy davon Heuschnupfen, ein willkommener Vorwand, um Marissa nicht auf ihren kleinen Wanderungen begleiten zu müssen. Inzwischen lag Brisbane weit hinter ihr, irgendwo im Osten, wo sie einmal gelebt hatte. Hier, im Südwesten von Queensland, dem wahren Outback, tat sich eine neue Welt auf. Man hätte sich auf den fernen Planeten Pluto versetzt fühlen können. Akazien fand man in dieser Gegend nicht mehr. So weit das Auge reichte, bedeckte gelbliches Spinifex-Gras den ausgedörrten Boden. Ein Glück, dass Riley und Dusty bei ihr waren. Im „Never Never“, wie das Outback auch genannt wurde, sollte es Geister geben, die einem Fremden nicht unbedingt wohlgesinnt waren. Sie beobachteten jeden Eindringling mit feindseligen Blicken und jagten ihm dadurch eine unbestimmte Angst ein. Als geborene Städterin war Marissa für die geheimnisvollen Stimmungen dieses öden, trockenen Hinterlandes besonders empfänglich. Sie sog sie mit jedem Atemzug ein und ahnte, dass diese innere Unruhe noch zunehmen würde, je mehr sie sich dem „Roten Herzen“ des Kontinents näherten. Mit jedem Tag drangen sie tiefer in das Channel Country ein, das Land der Rinderbarone, das bis an die Grenzen der Simpson Desert reichte. Marissa hatte die Absicht, auf einer der größeren Rinderfarmen als Erzieherin zu arbeiten. Nur so konnte sie Riley bei sich behalten, bis er alt und gefestigt genug war und sie ihn auf ein Internat schicken konnte. Dafür würde sie zwar die restliche Geldsumme, die sie von ihrer Großmutter mütterlicherseits geerbt hatte, hergeben müssen, aber dazu fühlte sie sich verpflichtet. Außerdem war sie dem Schicksal unendlich dankbar, dass es sie so unerwartet mit Riley zusammengeführt hatte. Den Aufgaben einer Erzieherin fühlte sich Marissa durchaus gewachsen. Sie hatte ein Examen in Pädagogik abgelegt, im „Saint Catherine’s“ in Brisbane als Lehrerin gearbeitet und nebenbei für den Titel „Magistra Artium“ studiert. Die Begegnung mit Riley hatte ihren diesbezüglichen Bemühungen vorläufig ein Ende gesetzt, aber sie war entschlossen, ihr Studium später erfolgreich abzuschließen. Dr. Eleanor Bell, die Direktorin vom „Saint Catherine’s“, wo Marissa unterrichtet hatte, war bei der Kündigung sehr verständnisvoll gewesen. „Wenn Sie in Schwierigkeiten kommen, werden Sie hier immer willkommen sein“, hatte sie Marissa versprochen. „Deshalb betrachte ich diesen Abschied auch nicht als endgültig. Versuchen Sie Ihr Glück, und lassen Sie in jedem Fall von sich hören.“ Die gute Eleanor! Sie hatte sich immer für Marissa eingesetzt und verdiente es, zu gegebener Zeit von ihrem Schützling zu hören. Seit sie Direktorin war, herrschte im „Saint Catherine’s“ genau die warmherzige Atmosphäre, die Marissa zu Hause immer vermisst hatte. Wie das klang … zu Hause! Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Marissa kein Zuhause mehr gehabt. Ihre Verwandten hatten sie zwar bei sich aufgenommen, ihr aber keine Liebe entgegengebracht. Erst mit dem Wechsel auf die Schule hatten sich alle familiären Probleme von selbst gelöst. Marissa hatte seitdem ein freies, selbstständiges Leben geführt, bis Riley auf der Bildfläche erschienen war. Damit hatte sich alles schlagartig verändert. Marissa schüttelte die Erinnerungen ab. Sie stieg aus, reckte und streckte sich, um den Körper zu lockern. Dusty war mit einem Sprung draußen und jagte davon. Eine Schar weißer Kakadus fühlte sich gestört und flog kreischend auf. Es kam selten vor, dass jemand den stolzen Vögeln mit der gelben Federhaube das Revier streitig machte. „Tob dich ordentlich aus!“, rief Riley seinem Freund nach. „Die Bewegung wird dir guttun.“ „Du solltest dir auch die Beine vertreten“, meinte Marissa. Sie nahm eine Straßenkarte aus dem Handschuhfach und warf Riley dabei einen flüchtigen Blick zu. Er litt unter Asthma, und sie war ständig in Sorge um ihn. Nach Meinung des Spezialisten, den sie nach Rileys letztem schweren Anfall zu Rate gezogen hatte, würden sich die beängstigenden Symptome mit der Pubertät verlieren, doch Riley war erst sieben und hatte noch einige kritische Jahre vor sich. Die klare, trockene Luft des Outback war nach Ansicht des Arztes genau richtig für ihn, und Marissa setzte große Hoffnung darauf. Schon jetzt spürte sie den Unterschied zur Stadt. Hier draußen ließ es sich viel leichter und freier atmen. Riley gehorchte bereitwillig. Er war fügsam, und sein Verhalten war immer einwandfrei. Ihr gemeinsamer Vater hatte ihn ausgezeichnet erzogen. „Geht es dir gut?“, erkundigte sie sich wie nebenbei und berührte leicht seine Schulter. Er war klein für sein Alter und hatte einen zarten Körperbau. Das Leben war nicht besonders freundlich mit ihm umgegangen. Marissa vermutete, dass es in der Vergangenheit dunkle Punkte gab, von denen sie noch nichts wusste. Umso mehr bewunderte sie ihn wegen seiner inneren Haltung, die bei einem siebenjährigen Jungen ungewöhnlich war. Marissa war stolz, so einen Bruder zu haben. Das Wort „Halbbruder“ hatte sie inzwischen aus ihrem Vokabular gestrichen. „Na klar.“ Riley strahlte sie mit seinen blauen Augen an, die von dichten schwarzen Wimpern umsäumt waren. „Deine Stimme klingt etwas rau“, stellte Marissa besorgt fest. Sie wusste aus Erfahrung, wie schnell sich Rileys Zustand verschlechtern konnte. „Meine Kehle ist trocken“, beruhigte Riley sie. „Mach dir keine unnötigen Sorgen, Ma. Wenn mir das Atmen schwererfällt, melde ich mich. Kann ich etwas zu trinken bekommen?“ „Natürlich. In der Kühltasche ist kaltes Mineralwasser. Ich werde dir Gesellschaft leisten, und Dusty muss auch was haben, wenn er zurückkommt.“ „Falls er zurückkommt“, verbesserte Riley sie. Er öffnete den Kofferraum, nahm zwei kleine Flaschen aus der Kühltasche und gab Marissa eine davon. Dann zeigte er auf das Straßenschild. „In welcher Richtung mag ‚Wungalla‘ liegen?“ „Eine gute Frage“, erwiderte Marissa. Sie stürzte das Wasser hinunter, als wäre es himmlischer Nektar. „Wenn man die Neigung des Wegweisers berücksichtigt, kann es in jeder Richtung liegen … sogar dort, wo wir herkommen.“ „Wir sind eben im Outback“, meinte Riley stolz. „Du wirst dich daran gewöhnen, Ma.“ Er hatte sie wieder „Ma“ genannt. Obwohl Marissa ihn diverse Male aufgefordert hatte, sie mit ihrem vollen Vornamen anzureden, tat er es...