E-Book, Deutsch, 289 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
Werner Praxishandbuch Alltagsbegleitung
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-456-95497-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen im Alltag begleiten und entlasten
E-Book, Deutsch, 289 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
ISBN: 978-3-456-95497-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Pflegebedürftigkeit, Erkrankungen sowie Behinderung schränken die Fähigkeit von Menschen ein, ihren Alltag selbst zu gestalten, sicher zu strukturieren und kompetent zu bewältigen. Das Praxishandbuch beschreibt übersichtlich wo, wie und warum pflegebedürftige Menschen Hilfen benötigen, um ihren Alltag kompetent und sicher zu bewältigen, klärt zentrale Begriffe der Alltagsbegleitung, vermittelt Wissen, um Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz in den verschiedenen häuslichen und stationären Umgebungen zu begleiten, stellt Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten vor mit denen Alltagsbegleiter herausfordernde Alltagssituationen bewältigen und für sich selbst sorgen können, beschreibt wie Alltagsbegleiter pflegende Angehörige entlasten, beraten, informieren und unterstützen können. Unterstützt Alltagsbegleiter darin, Menschen mit einer eingeschränkten Alltagskompetenz zu verstehen, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und entsprechend zu handeln, beschreibt verständlich, welche Erkrankungen die Alltagskompetenz beeinträchtigen von Demenz, über Depressionen, Gebrechlichkeit, Parkinson, Schlaganfall, Selbstvernachlässigung bis hin zu Sucht, klärt ethische, qualifikatorische und rechtliche Grundlagen der Alltagsbegleitung. Aus dem Inhalt: - Was bedeutet 'Alltagsbegleitung'? - Warum ist Alltagsbegleitung notwendig? - Welche Kompetenzen benötigen Alltagsbegleiter? - Wie können Menschen im Alltag begleitet werden? - Ethisch, rechtliche und qualifikatorische Grundlagen der Alltagsbegleitung.
Zielgruppe
Pflegefachpersonen, Heilpädagogen, Alltagsbegleiter
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Praxishandbuch Alltagsbegleitung;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;6
1.2;Vorwort;12
1.3;Danksagung;14
2;1. Was bedeutet «Alltagsbegleitung»?;16
2.1;1.1 Wohnformen;16
2.1.1;1.1.1 Leben zu Hause;16
2.1.2;1.1.2 Leben im Heim;17
2.1.3;1.1.3 Beispiele fu¨r sonstige Lebens- und Wohnformen;18
2.2;1.2 Alltagsbegleitung nach dem Normalitätsprinzip;18
2.3;1.3 Alltagskompetenz und Bedu¨rfnisse;20
3;2. Warum ist Alltagsbegleitung notwendig?;24
3.1;2.1 «Alltagskompetenz» und «eingeschränkte Alltagskompetenz»;24
3.2;2.2 Gesundheit, Krankheit, Behinderung und Pflegebedu¨rftigkeit;25
3.2.1;2.2.1 Gesundheit und Krankheit;25
3.2.2;2.2.2 Behinderung;26
3.2.3;2.2.3 Pflegebedu¨rftigkeit;26
3.3;2.3 Einschätzen der Alltagskompetenz (ATL, IATL);27
3.3.1;2.3.1 Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL);27
3.3.2;2.3.2 Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IATL);29
3.3.3;2.3.3 Wie kann die Einschätzung erfolgen?;29
3.4;2.4 Menschen mit Demenz im Alltag begleiten;33
3.4.1;2.4.1 Krankheitsbild;33
3.4.2;2.4.2 Die wesentlichen demenziellen Erkrankungen im Überblick;35
3.4.3;2.4.3 Bedu¨rfnisse von Menschen mit Demenz;40
3.4.4;2.4.4 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;41
3.4.5;2.4.5 Begleiten, nicht bevormunden;50
3.4.6;2.4.6 Selbstständigkeit erhalten und Ressourcen nutzen;51
3.4.7;2.4.7 Veränderungen in Wahrnehmung und Sprache bei Demenz;52
3.4.8;2.4.8 Validation;53
3.4.9;2.4.9 Kommunikationsmöglichkeiten auf nonverbaler Ebene;57
3.4.10;2.4.10 Umgang mit herausforderndem Verhalten;58
3.5;2.5 Ältere Menschen mit einer Depression im Alltag begleiten;62
3.5.1;2.5.1 Krankheitsbild;62
3.5.2;2.5.2 Bedu¨rfnisse von älteren Menschen mit einer Depression;64
3.5.3;2.5.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;65
3.5.4;2.5.4 Motivieren und aktivieren;67
3.6;2.6 Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen im Alltag begleiten;68
3.6.1;2.6.1 Krankheitsbilder von Alkohol- und Medikamentenmissbrauch;68
3.6.2;2.6.2 Bedu¨rfnisse von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen;71
3.6.3;2.6.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;72
3.6.4;2.6.4 Abhängigkeitserkrankungen in der Pflege und Begleitung thematisieren;75
3.7;2.7 Menschen, die sich selbst vernachlässigen, begleiten;77
3.7.1;2.7.1 Selbstvernachlässigung versus «Verwahrlosung»;77
3.7.2;2.7.2 Bedu¨rfnisse bei Menschen mit Selbstvernachlässigung;80
3.7.3;2.7.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;81
3.7.4;2.7.4 Wann und wie intervenieren;82
3.8;2.8 Menschen mit Trisomie 21 begleiten;84
3.8.1;2.8.1 Was bedeutet Trisomie 21?;84
3.8.2;2.8.2 Bedu¨rfnisse von Menschen mit Trisomie 21;85
3.8.3;2.8.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;87
3.8.4;2.8.4 Möglichkeiten der Alltagsbegleitung und Inklusion;89
3.9;2.9 Menschen mit einem Schlaganfall begleiten;90
3.9.1;2.9.1 Krankheitsbild;90
3.9.2;2.9.2 Bedu¨rfnisse von Menschen mit einem Apoplex;92
3.9.3;2.9.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;93
3.9.4;2.9.4 Ressourcen nutzen und Selbstständigkeit fördern;95
3.9.5;2.9.5 Hilfsmittel zielgerichtet einsetzen;97
3.9.6;2.9.6 Psychosoziale Begleitung;99
3.10;2.10 Menschen mit einem Morbus Parkinson begleiten;100
3.10.1;2.10.1 Krankheitsbild;100
3.10.2;2.10.2 Bedu¨rfnisse von Menschen mit Morbus Parkinson;103
3.10.3;2.10.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;104
3.10.4;2.10.4 Begleitung im Alltag;105
3.11;2.11 Menschen mit Multipler Sklerose im Alltag begleiten;108
3.11.1;2.11.1 Krankheitsbild;108
3.11.2;2.11.2 Bedu¨rfnisse von Menschen mit Multipler Sklerose;110
3.11.3;2.11.3 Einschränkung in der Alltagskompetenz;111
3.11.4;2.11.4 Begleitung im Alltag;112
3.12;2.12 Hochaltrige, gebrechliche Menschen begleiten;114
3.12.1;2.12.1 Gebrechlichkeit (engl. «frailty») und Sarkopenie verstehen;114
3.12.2;2.12.2 Bedu¨rfnisse hochaltriger, gebrechlicher Menschen;115
3.12.3;2.12.3 Einschränkungen in der Alltagskompetenz;116
3.12.4;2.12.4 Bewegungsförderung;119
3.12.5;2.12.5 Ernährungsförderung;120
3.12.6;2.12.6 Sich ku¨mmern um die Verku¨mmernden;122
3.13;2.13 Sonstige Einschränkungen im Alltag;126
3.13.1;2.13.1 Erkrankungen des Bewegungsapparates;126
3.13.2;2.13.2 Herz-Kreislauferkrankungen;127
3.13.3;2.13.3 Diabetes mellitus;129
3.13.4;2.13.4 Übermedikation im Alter;133
3.14;2.14 Angehörige pflegebedu¨rftiger Menschen begleiten;134
3.14.1;2.14.1 Die Situation und Rolle der Angehörigen;134
3.14.2;2.14.2 Belastungen pflegender Angehöriger;135
3.14.3;2.14.3 Entlastung pflegender Angehöriger;137
4;3. Welche Kompetenzen benötigen Alltagsbegleiter?;140
4.1;3.1 Was versteht man unter «Kompetenz»?;140
4.1.1;3.1.1 Sozialkompetenz;140
4.1.2;3.1.2 Fachkompetenz;140
4.1.3;3.1.3 Methodenkompetenz;141
4.1.4;3.1.4 Persönliche Kompetenz;146
4.1.5;3.1.5 Personzentrierte Alltagsbegleitung;146
4.2;3.2 Biografisch orientierte Alltagsbegleitung;148
4.2.1;3.2.1 Was ist Biografiearbeit?;148
4.2.2;3.2.2 Biografiearbeit in der Alltagsbegleitung;149
4.3;3.3 Man kann nicht nicht kommunizieren;151
4.3.1;3.3.1 Wir hören auf «vier Ohren»;152
4.3.2;3.3.2 Kommunikation im Team;153
4.3.3;3.3.3 Kommunikation mit Angehörigen;155
4.4;3.4 Beziehungen gestalten, Vertrauen schaffen;157
4.4.1;3.4.1 «Vertrauen» – Balanceakt zwischen Nähe und Distanz;157
4.4.2;3.4.2 «Beziehungspflege» als Basis fu¨r Vertrauen;159
4.5;3.5 Selbstfu¨rsorgekompetenz in der Alltagsbegleitung;160
4.5.1;3.5.1 Stressphysiologie;161
4.5.2;3.5.2 «Entschleunigung»;164
4.5.3;3.5.3 Selbstfu¨rsorge;165
4.5.4;3.5.4 Stresskompetenz entwickeln;169
4.5.5;3.5.5 Ganzheitliches Stressmanagement;171
4.5.6;3.5.6 Beispiele zur Selbstfu¨rsorge;172
5;4. Wie können Menschen im Alltag begleitet werden?;176
5.1;4.1 Sich selbst versorgen können (ATLs und IATLs);176
5.1.1;4.1.1 Selbstversorgungsdefizit und Begleitung;177
5.2;4.2 Sich verständigen können;177
5.2.1;4.2.1 Kommunikation mit hörgeschädigten Menschen;177
5.2.2;4.2.2 Kommunikation mit seheingeschränkten Menschen;181
5.2.3;4.2.3 Kommunikation mit Menschen mit Spracheinschränkungen;182
5.3;4.3 Mobil sein und Bewegung fördern;185
5.3.1;4.3.1 Immobilität und Folgen;186
5.3.2;4.3.2 Mobilisation und Bewegungsförderung;187
5.4;4.4 Hauswirtschaft und Ernährung;190
5.4.1;4.4.1 Hauswirtschaftliche Tätigkeiten;190
5.4.2;4.4.2 Lebensmittel einkaufen;192
5.4.3;4.4.3 Nahrung zubereiten;193
5.4.4;4.4.4 «Ich habe keinen Appetit.» – Wenn ältere Menschen das Essen ablehnen;193
5.5;4.5 Raum und Zeit gestalten – sich beschäftigen;198
5.5.1;4.5.1 Spielerische Aktivitäten;198
5.5.2;4.5.2 Kreativ sein;200
5.5.3;4.5.3 Musik und Tanz;201
5.5.4;4.5.4 Die Sinne anregen;202
5.5.5;4.5.5 Soziale Kontakte pflegen;206
5.6;4.6 Umgebung gestalten – sich sicher fu¨hlen und verhalten;210
5.6.1;4.6.1 Milieutherapie;210
5.6.2;4.6.2 Tiere als Medium in der Milieugestaltung;213
5.6.3;4.6.3 Natur- und pflanzengestu¨tzte Begleitung;216
5.6.4;4.6.4 Sicherheit in der Umgebung;218
5.6.5;4.6.5 Wie viel Hygiene ist nötig?;222
5.7;4.7 Sinn finden im Werden, Sein und Vergehen;227
5.7.1;4.7.1 Sinn finden;227
5.7.2;4.7.2 Selbstwirksamkeit fördern;228
5.7.3;4.7.3 «Optimismustraining» in der Alltagsbegleitung;229
5.7.4;4.7.4 Umgang mit existenzbedrohenden Erfahrungen im Alltag;231
5.7.5;4.7.5 Glaube und Spiritualität;232
5.7.6;4.7.6 Am Ende des Lebens;232
5.7.7;4.7.7 Trauer in der Alltagsbegleitung;235
6;5. Rechtlicher Überblick;242
6.1;5.1 Allgemeine Grundlagen;242
6.1.1;5.1.1 Heimgesetz (HeimG) bzw. Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz;242
6.1.2;5.1.2 Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (Behindertengleichstellungsgesetz, BGG);243
6.1.3;5.1.3 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG);244
6.1.4;5.1.4 Pflegeversicherung (SGB XI);244
6.1.5;5.1.5 «Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen» – SGB IX;247
6.1.6;5.1.6 Hilfsmittel und Hilfsmittelversorgung;247
6.2;5.2 Rechtliche Betreuung;249
6.2.1;5.2.1 Bestellung eines Betreuers;249
6.2.2;5.2.2 Betreuungsverfu¨gung und Vorsorgevollmacht;251
6.3;5.3 Patientenverfu¨gung;251
6.3.1;5.3.1 Patientenverfu¨gung bei Menschen mit geistiger Behinderung;251
6.3.2;5.3.2 Patientenverfu¨gung bei Menschen mit Demenz;253
6.3.3;5.3.3 Aktuelle rechtliche Situation;255
6.4;5.4 Rechtliche Regelungen zur Unterbringung und freiheitsentziehende Maßnahmen;256
6.4.1;5.4.1 Rechtliche Regelungen zur Unterbringung;256
6.4.2;5.4.2 Was sind «freiheitsentziehende Maßnahmen»?;256
6.4.3;5.4.3 Wann sind «freiheitsentziehende Maßnahmen» u¨berhaupt notwendig?;258
6.4.4;5.4.4 Risiken fu¨r den Betroffenen;258
6.4.5;5.4.5 Alternativen fu¨r «freiheitsentziehende Maßnahmen»;259
6.4.6;5.4.6 Mehr Sicherheit durch «Weglaufschutzsysteme» bei Menschen mit Demenz?;260
7;6. Ethische Grundlagen fu¨r die Alltagsbegleitung;262
7.1;6.1 Bedeutung einer Berufsethik;262
7.2;6.2 Charta der Rechte hilfe- und pflegebedu¨rftiger Menschen;262
7.3;6.3 Ethische Kompetenz in der Alltagsbegleitung;264
8;7. Zur Ausbildung von Alltagsbegleitern;266
8.1;7.1 Mindestanforderungen an die Ausbildung;266
8.2;7.2 Kritische Anmerkungen zur Ausbildung;267
9;Literaturverzeichnis;270
10;Anhang;276
10.1;Über die Autorin;280
10.2;Glossar «Praxishandbuch Alltagsbegleitung»;282
10.3;Sachwortverzeichnis;286
10.4;Erstes Pflegestärkungsgesetz;276
10.5;Betreuungskräfte-Rl;277
1. Was bedeutet «Alltagsbegleitung
Aufgrund von demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder auch körperlichen Beeinträchtigungen können Menschen in ihrer Alltagskompetenz auf Dauer erheblich eingeschränkt sein. Sie benötigen Unterstützung und Begleitung im Alltag. In diesem Kapitel werden die wesentlichen Wohnformen von Menschen, die im Alltag Begleitung benötigen, beschrieben. Viele Menschen leben trotz Einschränkungen zu Hause und werden ambulant betreut bzw. begleitet. Ein Teil, besonders ältere Menschen, leben in Pflegeeinrichtungen oder Wohngemeinschaften. Ein ganz wichtiger Aspekt in der Alltagsbegleitung ist eine Begleitung nach dem sogenannten Normalitätsprinzip.
1.1 Wohnformen
Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz haben bezüglich der Wohnform im Allgemeinen die gleichen Bedürfnisse wie Menschen ohne Beeinträchtigungen. Viele Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen haben den Wunsch, in einer eigenen Wohnung zu leben. Die Wohnverhältnisse haben großen Einfluss auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden, besonders bei Menschen, deren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Wohnen bedeutet Beständigkeit, Vertrautheit, Sicherheit und Schutz, Wunsch nach Selbstbestimmung und Selbstdarstellung sowie das Bedürfnis nach Rückzugsmöglichkeiten. (Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin, o. J.) Pflegebedürftigkeit und Behinderung sind oft mit Einschränkungen des Bewegungs- und Handlungsspielraumes verbunden und es müssen technische und personelle Hilfen zur Bewältigung des Alltags zur Verfügung gestellt werden. Grundsätzlich können Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz z. B.
• in einer eigenen Wohnung • in einem Heim • in betreuten Einzelwohnungen • in betreuten Wohngemeinschaften oder • in Wohnstätten
leben.
Heime, Wohngemeinschaften sowie betreute Einzelwohnungen verfügen heutzutage jeweils über eine dem Betreuungs- und Pflegebedarf angepasste Versorgungsstruktur.
1.1.1 Leben zu Hause
Jeder Mensch wünscht sich wohl, bis zu seinem Lebensende selbstständig zu Hause zu leben. Das Zuhause bedeutet Geborgenheit und Sicherheit. Jeder gestaltet es sich nach seinem eigenen Geschmack, damit er sich wohlfühlt. Grundsätzlich haben Menschen mit Beeinträchtigungen in der Alltagskompetenz auch das Recht, selbst über ihr Leben und ihre Wohnform zu entscheiden. Sie können selbst bestimmen, wo und mit wem sie leben möchten. Auch ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen wollen z. B. so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben. Dabei sollte die Wohnung ihren Bedürfnissen angepasst sein. Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz benötigen ein besonderes Wohnumfeld, das ihren Einschränkungen entspricht und so gestaltet ist, dass sie selbstständig im Alltag agieren können. (s. Abb. 1-1) Bezüglich der Alltagsgestaltung neigen die meisten Menschen dazu, ihre Verhaltens- und Erlebnisstile, die sie in ihrer Biographie aufgebaut und entwickelt haben, auch bei eingeschränkter Alltagskompetenz möglichst beizubehalten.
«Der Alltag ist das Selbstverständliche, das Nichtbesondere. Gewohnheiten und Routinehandlungen machen den Alltag aus.» (Tschan, 2010: 19) Verschiedene Erkrankungen und Behinderungen können auf vielfältige Weise den Lebensalltag von Menschen und deren Beziehungs- und Interaktionsfähigkeit zu ihrer sozialen Umwelt beeinflussen. Körperliche und geistige Behinderungen können zu dauerhaften Beeinträchtigungen im Alltagsleben führen. Dies wirkt sich auch auf die Fähigkeit zur selbstständigen Lebensführung zu Hause und die Lebensqualität aus. Aber auch diese Menschen möchten am Leben teilhaben und ihren Alltag so lange wie möglich selbst gestalten. In vielen Fällen sind es pflegende Angehörige, die sich um die Betroffenen kümmern, sie soweit wie nur möglich in den häuslichen Alltag einbeziehen und ein Leben zu Hause ermöglichen. Es gibt aber mittlerweile auch unterschiedliche Unterstützungsangebote, die ein Leben mit eingeschränkter Alltagskompetenz zu Hause ermöglichen. Beispielsweise können Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz und bestätigtem Anspruch auf zusätzliche Betreuungsleistungen gem. § 45b SGB XI Unterstützung im Rahmen einer «Alltagsbegleitung» erhalten.
1.1.2 Leben im Heim
Für pflegebedürftige Menschen bzw. Menschen mit einer Behinderung, die auf ein Betreuungs- bzw. Pflegeangebot rund um die Uhr angewiesen sind, stehen Heime zur Verfügung. Das Heimangebot kann auch von Menschen mit Behinderung in Anspruch genommen werden, die entweder tagsüber einer Arbeit oder einer Beschäftigung nachgehen, beispielsweise in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, oder auf eine sonstige Tagesstrukturierung angewiesen sind. (Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin, o. J.) Auch wenn ein Leben im Heim für viele Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz nicht erstrebenswert ist, kommt diese Form manchmal als einzige Alternative in Betracht.
Es gibt z. B.:
• Wohnheime für Behinderte, die tagsüber in Werkstätten für Behinderte beschäftigt sind
• Wohnheime mit integriertem Beschäftigungsangebot
• Wohnheime mit gesteigertem ganztägigen Pflegeangebot
• Mischformen
• Pflegeheime.
Menschen, die schwer pflegebedürftig bzw. unter starken körperlichen und/oder geistigen Behinderungen leiden und auch mit ambulanter Unterstützung nicht zu einer selbständigen Lebensführung in der Lage sind, werden in Heimen voll versorgt (Unterkunft, Verpflegung, Wäsche usw.). Hier erhalten sie die erforderliche Anleitung, Unterstützung und Hilfe für die Verrichtungen des täglichen Lebens. Sie werden gepflegt und/oder beaufsichtigt, bekommen notwendige Therapien und erhalten Hilfe bei individueller oder gemeinsamer Freizeitgestaltung und Beschäftigung. Das Ziel solcher Einrichtungen ist es, eine möglichst familienähnliche Atmosphäre zu schaffen.
Das sogenannte «Trainingsheim» ist z. B. eine Sonderform, in dem Menschen mit einer Behinderung in zwei bis drei Jahren gezielt auf ein selbstständigeres Leben in einer Wohngemeinschaft vorbereitet werden.