Whitehead Der letzte Sommer auf Long Island
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-446-23708-7
Verlag: Carl Hanser
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 336 Seiten, Gewicht: 1 g
ISBN: 978-3-446-23708-7
Verlag: Carl Hanser
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jeden Sommer trifft sich auf dem Ferienparadies Long Island die New Yorker Mittelschicht. Wenn Benji und seine Freunde in der afroamerikanischen "Enklave" der Insel eintreffen, werden die neuen Klamotten, der neue Jargon, die neuen Songs diskutiert. Voll Wärme und Komik schildert Colson Whitehead einen ganzen Katalog der Kultur der achtziger Jahre, die Regeln und Riten der Gesellschaft und die Unschuld des Erwachsenwerdens. Sein stimmungsvoller Roman ist eine Liebeserklärung an einen paradiesischen Ort in Amerika - und zugleich ein präzises Porträt der schwarzen Mittelschichtjugend.
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Die Gangster (S. 146-147)
Der ganze üble Scheiß passierte zuverlässig donnerstags. Montags schliefen wir aus, von der Stille im Haus eingelullt. Lärm machten nur die Rossameisen, die sich durch das weiche Holz unter der Terrasse nagten, und das war kein großer Lärm. Wir waren in Sicherheit. Wenn wir uns mit dem Rest der Crew trafen, tauschten wir barocke Ideen darüber aus, was wir auf die Beine stellen würden, ehe die Eltern wieder hierherkamen. Der Rest der Woche war ein riesiger Kontinent, den wir erforschen und erobern konnten.
Dann ging uns plötzlich das Land aus. Mittwochs wachten wir unruhig auf, denn uns wurde klar, dass unser Idyll schon halb vorbei war. Wir machten uns daran, alles hineinzustopfen. Manchmal bauten wir mittwochs Mist, aber es war kein Mist vom Kaliber Donnerstag. Nein, der Donnerstag blieb dem gründlich Vermasselten vorbehalten, Missgeschicken, die Scham, Erste Hilfe und Entschuldigungen erforderten. Der ganze üble Scheiß passierte donnerstags, die Katastrophen, die wir mit eigenen Händen anrichteten, denn freitags kehrten unsere Eltern zurück, und wir hatten nicht mehr die Kontrolle über unsere Katastrophen.
Randy hatte als erster eine Knarre. Woran man hätte erkennen müssen, dass wir auf einen klassischen Donnerstag zusteuerten. Ich ging nie zu Randy – wo er wohnte, konnte man nicht abhängen. Aber alle anderen arbeiteten. Nick im Jonni Waffle oder in der City, wo er Sachen für seine B-Boy-Verkleidung kaufte, Clive als Gehilfe des Barkeepers im Long Wharf Restaurant, Reggie und Bobby im Burger King. Ich hatte das Gefühl, Reggie seit Wochen nicht mehr gesehen zu haben. Wir hatten unterschiedliche Arbeitszeiten, ich in der Stadt, er beim Whoppergrillen in South Hampton.
Wenn wir zufällig zur gleichen Zeit im Haus waren, waren wir zu erschöpft von der Arbeit oder stellten uns gerade auf die nächste Schicht ein, so dass wir uns nicht mal mehr richtig in die Haare gerieten. Mir blieb nichts anderes übrig, als NB, nicht gerade meine erste Wahl, anzurufen, und seine Mutter sagte mir, er sei bei Randy. Normalerweise hätte ich die Sache damit abgehakt, aber es bestand die Möglichkeit, dass sie irgendwohin fuhren, eine Expedition zum Karts-a-Go-Go oder nach Hither Hills unternahmen, und dann würde ich mir anhören müssen, wie sie in den höchsten Tönen davon schwärmten.