Wilhelm / Jessen-Klingenberg | Formationen der Stadt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 132, 354 Seiten

Reihe: Bauwelt Fundamente

Wilhelm / Jessen-Klingenberg Formationen der Stadt

Camillo Sitte weitergelesen
1. Auflage 2005
ISBN: 978-3-7643-7676-5
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Camillo Sitte weitergelesen

E-Book, Deutsch, Band 132, 354 Seiten

Reihe: Bauwelt Fundamente

ISBN: 978-3-7643-7676-5
Verlag: Springer
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HerausgeberschaftElisabeth Blum, Jesko Fezer, Günther Fischer, Angelika SchnellDie nicht zu Unrecht legendär genannte Schriftenreihe zu Geschichte und Theorie von Architektur und Städtebau wurde 1963 von Ulrich Conrads gegründet und seit den frühen 1980er Jahren zusammen mit Peter Neitzke herausgegeben. Sie ist mit inzwischen über 150 Bänden die umfangreichste deutschsprachige Buchreihe zu diesen Themen. Mit dem Tod der beiden langjährigen Herausgeber Ulrich Conrads (2013) und Peter Neitzke (2015) hat ein neues HerausgeberInnengremium seine Arbeit aufgenommen: Elisabeth Blum, Jesko Fezer, Günther Fischer, Angelika Schnell. Als künftige HerausgeberInnen versuchen wir auf Kurs zu bleiben. Die ursprüngliche Zielsetzung der Reihe, eine Bestandsaufnahme der baulichen und städtebaulichen Ideen und Realisierungen des 20. Jahrhunderts zu leisten, wurde bereits in herausragender Weise erfüllt. Die Bauwelt Fundamente repräsentieren geradezu die Ideengeschichte des Planens und Bauens jener Zeit bis in die Gegenwart hinein. Diese gilt es in die Zukunft hinein fortzuschreiben. In gleicher Weise besteht der zweite, direkt im Namen verankerte Anspruch der Reihe unvermindert fort: nicht Tagesmeinungen, sondern Fundamente – Verbindliches und Grundlegendes – aber auch Thesen- und Streitschriften zu den brennenden architektonischen und städtebaulichen Themen der Zeit zu veröffentlichen. Komplexe Zusammenhänge zu durchdringen und probeweise einzuordnen bildet die Voraussetzung fruchtbarer Diskurse und zukunftsfähiger Auseinandersetzungen. Die Bauwelt Fundamente-Reihe legt als Forum solcher Diskurse und Beiträge ihren Fokus unvermindert auf die Bereiche Architektur und Urbanismus, ergänzt durch die immer notwendige historische Aufarbeitung wichtiger Fragen und Texte und den Blick darüber hinaus in andere kulturelle und gesellschaftliche Gefilde. Eine stärker internationale Ausrichtung und der Wunsch nach mehr Autorinnen sind hierbei selbstverständlich. Die grafische Gestaltung der Reihe von Helmut Lortz wird in Bezug auf seine ursprünglichen Anliegen beibehalten: Wie sich das für eine Arbeitsbücherei gehört, bleiben die Bauwelt Fundamente einfach ausgestattet: Schwarz/weiß das Signet sowie die Bildmotive von Vorder- und Rückseite und der 11-Zeiler mit konzentrierter Information zum Inhalt. Damit wenden sich die Bauwelt Fundamente auch weiterhin an alle, die Anteil nehmen an der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung, in deren Kontext Städte, Häuser und Dinge entstehen und die wiederum Kontexte schaffen für die Welt. „Architekten hätten sich, heißt es – oder hofft man – immer schon, über die Grenzen ihres Berufs hinaus, für die Welt interessiert." (1) (1) Peter Neitzke, Manuskript seiner Rede „Nicht mit dem Rücken zur Gesellschaft" anlässlich der 50-Jahrfeier der Bauwelt Fundamente in Berlin, 2013
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Weitere Infos & Material


1;Vorbemerkung;7
2;Ordnungsmuster der Stadt. Camillo Sitte und der moderne Städtebaudiskurs;15
2.1;Wien ist anders;15
2.2;Das Erbe der Romantik;16
2.3;Künstlerischer Städtebau und Conditio humana;34
2.4;Hygieias Erben oder Gesundung der Stadt;42
2.5;Urbane Psychogeographien;52
2.6;Großstadt – Landschaft – Seelenheilung;56
2.7;Mittelpunkt Europas: Weltstadt Wien;66
2.8;Individualisierungen: Großstadt und „kleine Leute“;77
2.9;Perspektivenwechsel;82
3;Detlef Jessen-Klingenberg. Camillo Sitte als „leidenschaftlicher Verehrer des Barock“. Zur Rezeption im Umfeld Werner Hegemanns;97
3.1;Posthume Rezeptionen in Deutschland und den USA
;100
3.2;Hegemanns Position als Architekturkritiker;106
3.3;Der Wettbewerb zum Ulmer Münsterplatz 1924/1925;108
4;Bibliographie zu den beiden vorstehenden Texten;119
5;Dokumente;129
5.1;Biographische Nachrufe und Korrespondenzen;129
5.2;Künstlerischer Städtebau: Formen idealer Raumbeherrschung;154
5.3;Weltstadt Wien: Formierung alter und neuer Attraktionen;186
5.4;Ränder der Weltstadt: Formationen der Stadtfl ucht;272
5.5;Chiffren der Großstadt: Formen realer Raumbeherrschung;312
6;Bibliographie zu Camillo Sitte;334
6.1;Personenverzeichnis;339
6.2;Orts- und Sachverzeichnis;344
6.3;Personenregister;347
6.4;Ortsregister;351


Karin Wilhelm Ordnungsmuster der Stadt. (S. 15-16)

Camillo Sitte und der moderne Städtebaudiskurs

„Das Individuum existiert nur in einem Netz vielfältiger sozialer Beziehungen, und diese Vielfalt erlaubt ihm, sein Spiel zu entwickeln. Eine hinlängliche Kenntnis der Gesellschaft ist notwendig, um beobachten zu können, wie sich die individuelle Person in ihr konstituiert, […]".1

Wien ist anders

In kaum einer anderen Stadt Europas ist man dem Wechsel der Zeiten zwischen Tradition und Moderne so charmant konfrontiert wie in Österreichs Hauptstadt Wien. Und nirgendwo wird die Nähe alter und neuer Lebensformen als gep. egtes Image der Stadt für den Fremden so kalkulierend subkutan in Szene gesetzt wie in dem Altstadtkern rund um den Stephansdom, in dem die Fiaker zwischen Automobilen und Fußgängern ganz selbstverständlich damit rechnen dürfen, daß sich der Verkehrsfluß des 21. Jahrhunderts in den engen Gassen ihrer langsamen Gangart protestlos unterwirft. Zum Urteil gehört daher die Meinung, daß Wien und alles Österreichische ein wenig zeitverzögert in die modernen, rationalisierten Lebensverhältnisse eingetreten und im 20. Jahrhundert mit dessen Sachlichkeit so recht nie angekommen seien.

Gewohnt, diese Entschleunigung als Zeichen des Wiener Gemüts und österreichischer Gemütlichkeit zu werten, bemerken Unkundige erst spät, daß diese eine besondere, versteckte Art von Geschäftigkeit ist, ein gut durchdachtes Spiel, das die Verkäuflichkeit des alten Stadtraumes mit der ihm eingeprägten Mentalität treffe ich ins Feld zu führen weiß. Erst dem aufmerksamen Beobachter gibt sich die vorherrschende Enge der Kernstadt als Geschäftsstadtbebauung des 19. Jahrhunderts zu erkennen, da die hochbarocke Palast- und Mietshausarchitektur, die das trauliche „Alt-Wien" des Mittelalters schon lange unter sich begraben hat, ihrerseits im forcierten Tertiarisierungsprozeß der Citybildung entlang der großen Verkehrsachsen demoliert wird und die Hauptstadt der k.u.k. Monarchie mit fünf- und sechsgeschossigen Pracht- gebäuden auf zumeist alten und nur partiell verbreiterten Straßenführungen mit imperialer Geste Anschluß an die Großstädte Europas sucht.

Das Geheimnis dieser Innenstadt, die heute den Takt der Pferde mit dem der virtuellen Kommunikation unterschwellig vereint, beruht auf dieser Überlagerung des alten „gewachsenen" Stadtgrundrisses mit den prächtigen Geschäftshäusern aus der Zeit der industriellen Urbanisierung. So gilt auch hier, was Jacques Le Rider in Hinsicht auf die Wiener Moderne bemerkt hat: Sie sei „weniger aggressiv als anderswo"3 aufgetreten. Nicht nur die Literatur der Wiener Moderne zeigt diese Prägung, auch die Architektur offenbart deren Spuren. Produziert wird sie in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in einem vergleichsweise zögerlichen Stadtumbau, der im Kernbereich des alten Wien diese sonderbare Zurückhaltung zwischen Modernisierung und Tradition zu einer eigensinnigen Kipp. gur verschmolzen hat. Das unterscheidet die Hauptstadt Österreichs von der französischen, das macht sie träumerischer gegenüber der englischen und zur gelungenen Synthese im Vergleich mit dem zerrissenen Berlin. Sie ist, bei aller Vorsicht, in dieser wohltemperierten Langsamkeit ein Abbild des von Camillo Sitte propagierten neuen Wien und seines vielgelesenen Buches Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen von 1889. Dessen Entstehungsgeschichte ist mit der Entwicklung der Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eng verknüpft und birgt Geheimnisse, die erst vor dem Hintergrund der vielgestaltigen Einflußfaktoren zu enträtseln sind. (Dokumente S. 187ff)



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