Wilson | Die Hälfte der Erde | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 257 Seiten

Wilson Die Hälfte der Erde

Ein Planet kämpft um sein Leben
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-406-69786-9
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Planet kämpft um sein Leben

E-Book, Deutsch, 257 Seiten

ISBN: 978-3-406-69786-9
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Hälfte der Erdoberfläche der Natur zu überlassen – das ist die Forderung des weltberühmten Biologen Edward O. Wilson. Sein Buch ist das Testament eines großen Forschers und Schriftstellers, der wie kein anderer erkannt hat, dass der Mensch trotz aller unübersehbaren Fortschritte eine biologische Spezies bleibt, die den früheren Lebensbedingungen auf unserem Planeten besser angepasst ist als der Umwelt, die wir gerade erschaffen. Geschichte zu haben ist kein Privileg des Menschen. Und dennoch ignorieren wir die Geschichten von Millionen anderen Arten, die durch unser Verhalten vom Aussterben bedroht sind. Wilson ist davon überzeugt, dass wir nur dann den lebendigen Anteil unserer Umwelt retten und die für unser eigenes Überleben nötige Stabilität herstellen können, wenn wir den halben Planeten zum Naturschutzgebiet erklären. Wenn die Menschheit sich nicht sehr viel mehr Wissen über die globale Lebensvielfalt aneignet und sich nicht schnell dazu entschließt, sie zu schützen, dann werden wir schon bald die meisten Arten, in denen sich das Leben auf der Erde manifestiert, unwiederbringlich verlieren.

Wilson Die Hälfte der Erde jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;257
4;Über den Autor;257
5;Impressum;4
6;Motto;5
7;Inhalt;7
8;Vorwort;9
9;Teil I: Das Problem;13
9.1;1 Die Welt geht zweimal unter;15
9.2;2 Die Menschheit braucht eine Biosphäre;19
9.3;3 Über wie viel Biodiversität verfügen wir noch?;27
9.4;4 Nachruf auf das Nashorn;37
9.5;5 Apocalypses now;43
9.6;6 Gleichen wir Göttern?;55
9.7;7 Die Beschleunigung des Artensterbens;61
9.8;8 Die Auswirkungen des Klimawandels: Land, Meer und Luft;75
9.9;9 Die gefährlichste Weltanschauung;81
10;Teil II: Die Wahre Lebende Welt;91
10.1;10 Umweltwissenschaft;93
10.2;11 Die Herrgott-Spezies;107
10.3;12 Die unbekannten Netze des Lebens;113
10.4;13 Die völlig fremde Wasserwelt;127
10.5;14 Das unsichtbare Reich;135
10.6;15 «Best Places» der Biosphäre;147
10.7;16 Umdeutung der Geschichte;169
11;Teil III: Die Lösung;181
11.1;17 Das Erwachen;183
11.2;18 Renaturierung;189
11.3;19 Die Hälfte der Erde: So retten wir die Biosphäre;199
11.4;20 Der Weg durch den Engpass;205
11.5;21 Was zu tun ist;225
11.6;Die Hälfte der Erde;229
12;Anhang;232
12.1;Kleines Glossar;232
12.2;Danksagung;233
12.3;Zitierte Literatur und Literaturhinweise;234
12.4;Bildnachweis;245
12.5;Register;248


TEIL I Das Problem
Die wahre Vielfalt der Lebensformen auf der Erde ist der Wissenschaft bis heute weitgehend unbekannt. Die Arten aber, die ausreichend erforscht sind, insbesondere Wirbeltiere und Blütenpflanzen, nehmen zahlenmäßig in zunehmendem Tempo ab – und schuld daran ist fast ausschließlich der Mensch. Verschiedene Pilze. Franciscus van Sterbeeck, 1675. 1. Die Welt geht zweimal unter
Vor 65 Millionen Jahren krachte ein Asteroid von zwölf Kilometern Durchmesser mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Kilometern pro Sekunde in den Erdboden nahe der heutigen Ortschaft Chicxulub auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Er grub einen zehn Kilometer tiefen Krater mit einem Durchmesser von 180 Kilometern und schüttelte den Planeten kräftig durch. Es folgten Vulkanausbrüche, Erdbeben, saurer Regen und ein gigantischer Tsunami rund um die Welt. Rußwolken hingen am Himmel, verdeckten die Sonne und verhinderten damit die Photosynthese. Es blieb so lange dunkel, dass der Großteil der Pflanzenwelt ausstarb. Im tödlichen Dämmerlicht sanken die Temperaturen in ungeahnte Tiefen, auf dem Planeten herrschte ein vulkanischer Winter. Siebzig Prozent aller Arten verschwanden, darunter auch die letzten Dinosaurier. Bakterien, Pilze und Aasfliegen konnten den Nahrungsüberfluss nutzen und profitierten eine Zeitlang von den vielen abgestorbenen Pflanzen und Tierleichen; schon bald aber ging es auch für sie bergab. Es war das Ende des Mesozoikums, des Zeitalters der Reptilien, und der Anfang des Känozoikums, des Zeitalters der Säugetiere. Höhepunkt und potenzielles Endprodukt des Känozoikums sind wir. Geologen gliedern das Känozoikum in sieben Epochen, die sich durch die jeweilige Verbindung charakteristischer Umwelten mit den darin lebenden Pflanzen- und Tierarten definieren. Die älteste dieser Epochen war das Paläozän, ein Zeitabschnitt von zehn Millionen Jahren, in dem die Vielfalt des Lebens nach dem Massenaussterben am Ende des Mesozoikums einen neuen Aufschwung nahm. Es folgten Eozän, Oligozän, Miozän und Pliozän. Die sechste Epoche war dann das Pleistozän, in dessen Verlauf sich die Kontinentalgletscher ausdehnten und wieder zurückzogen. Die letzte von den Geologen ausdrücklich anerkannte Epoche, in der wir noch immer leben, ist das Holozän. Es begann vor 11.700 Jahren, als die letzten Kontinentalgletscher sich allmählich zurückzogen, brachte milderes Klima und eine kurzzeitige Artenvielfalt, die in der Geschichte des Lebens womöglich einen absoluten Höhepunkt darstellt. Zu Beginn des Holozäns hatte sich auch der Mensch in einem Großteil der bewohnbaren Gebiete auf der Erde ausgebreitet. Alle drei Organisationsebenen des Lebens sahen sich nun einer neuen Bedrohung mit dem Zerstörungspotenzial des Chicxulub-Einschlags gegenüber. Bis heute sind diese Organisationsebenen zunächst die Ökosysteme, etwa Korallenriffe, Flüsse und Wälder; dann die Arten, also Korallen, Fische und Eichen als lebendige Teile der Ökosysteme; und schließlich die Gene, die die Merkmale jeder einzelnen Art festlegen. Denkt man in geologischen Maßstäben, dann sind Aussterbewellen gar keine besondere Seltenheit. In der gesamten Geschichte des Lebens traten sie in allen erdenklichen Ausmaßen immer wieder auf. Wirklich apokalyptisch ging es freilich nur etwa alle hundert Millionen Jahre zu. Fünf solche Massenaussterben lassen sich dokumentieren, das jüngste davon war Chicxulub. Die Erde brauchte nach diesen Ereignissen jeweils etwa zehn Millionen Jahre, um sich davon zu erholen. Die vom Menschen verursachte Aussterbewelle nennt man häufig das sechste Massenaussterben. Viele Autoren sind der Meinung, die Erde habe sich bereits so verändert, dass man das Holozän für beendet erklären und stattdessen eine neue geologische Epoche ansetzen sollte. Als Bezeichnung dafür wird vorzugsweise ein Begriff verwendet, den der Wasserbiologe Eugene F. Stoermer Anfang der 1980er Jahre prägte und der Atmosphärenchemiker Paul J. Crutzen im Jahr 2000 popularisierte: das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen. Hinter der Definition des Anthropozäns als eigener Epoche steht eine robuste Logik. Verdeutlichen lässt diese sich mit einem Gedankenexperiment. Nehmen wir an, Geologen würden in ferner Zukunft die verkrusteten Ablagerungen auf der Erde aufgraben und bis an die Schichten vorstoßen, die den letzten tausend Jahren unserer Zeit entsprechen. Dort würden sie scharf umgrenzte Schichten von chemisch verändertem Boden vorfinden. Sie würden die physikalischen und chemischen Anzeichen schneller Klimawechsel erkennen. Sie würden große Mengen fossiler Spuren von gezüchteten Pflanzen- und Tierarten aufdecken, die plötzlich und weltweit einen Großteil der prähumanen Fauna und Flora ersetzt hatten. Und sie würden Bruchstücke von Maschinen ausgraben und ein ganzes Museum tödlicher Waffen. «Das Anthropozän», so würden die zukünftigen Geologen vielleicht schließen, «kombinierte leider schnellen technischen Fortschritt mit den schlechtesten Seiten der menschlichen Natur. Wie furchtbar war diese Zeit für die Menschen und die übrigen Formen des Lebens.» Saum eines europäischen Waldes. Alfred Edmund Brehm, 1883–1884. 2. Die Menschheit braucht eine Biosphäre
Die Biosphäre ist die Gesamtheit aller Organismen auf der Erde zu einem gegebenen Zeitpunkt; also alle Pflanzen, Tiere, Algen, Pilze und Bakterien, die leben, während Sie diesen Satz lesen. Die Obergrenze der Biosphäre bilden die Bakterien, die von Stürmen in Höhen von zehntausend Metern und mehr aufgewirbelt werden. Sie stellen zwanzig Prozent der mikroskopisch kleinen Partikel, die sich in diesen Höhen finden (der Rest sind inaktive Staubpartikel). Von einigen dieser Bakterienarten nimmt man an, dass sie Materie recyceln und per Photosynthese reproduzieren sowie tote organische Materie vernichten. Kann man diese fliegende Schicht als Ökosystem bezeichnen? Die Forschung ist sich darüber bis heute nicht einig. Die Untergrenze des Lebens verläuft am unteren Ende der von Wissenschaftlern so genannten tiefen Biosphäre. In über drei Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche oder dem Meeresboden überleben Bakterien und Nematoden (Fadenwürmer) die starke Hitze, die das Magma abstrahlt. Die ganz wenigen fest angesiedelten Arten, die Forscher in diesen höllenheißen Schichten identifizieren konnten, leben von der Energie und von Materie, die sie dem Gestein abgewinnen. Im Vergleich zur großen Masse des Planeten insgesamt ist die Biosphäre hauchdünn und von ihrem Gewicht her vernachlässigbar. Sie liegt wie eine Membran auf der Erdoberfläche auf und lässt sich ohne technische Hilfe eines Raumfahrzeugs außerhalb der Erdatmosphäre nicht beobachten. Indem wir uns als Beherrscher der Biosphäre und ihre größte Meisterleistung ansehen, halten wir uns für berechtigt, mit dem übrigen Leben ganz nach unserem Gutdünken umzuspringen. Hier auf Erden ist unser Name Macht. Gottes spöttische Herausforderungen an Hiob schüchtern uns nicht länger ein (Hiob 38,16–19 und 25): Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen, hast du des Urgrunds Tiefe durchwandert? Haben dir sich die Tore des Todes geöffnet, hast du der Finsternis Tore geschaut? Hast du der Erde Breiten überblickt? Sag es, wenn du das alles
weißt. Wo ist der Weg zur Wohnstatt des Lichts? Die Finsternis, wo hat sie ihren Ort? Wer grub der Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk …? Nun, in der Tat haben wir das alles inzwischen mehr oder weniger geleistet. Forscher tauchen heute auf den Grund des Marianengrabens und beobachten dort, an der tiefsten ...


E. O. Wilson (geb. 1929) forscht und lehrt über Umwelt, Tierverhalten, Evolution und Biodiversität. Unter seinen vielen wissenschaftlichen Auszeichnungen finden sich die amerikanische National Medal of Science und der Crafoord-Preis der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften – der weltweit renommierteste Preis für Ökologie. Für seine Veröffentlichungen erhielt er zweimal den Pulitzer- Preis, für Biologie als Schicksal. Die soziobiologischen Grundlagen menschlichen Verhaltens (1978, dt. 1980) sowie (mit Bert Hölldobler) für Die Ameisen (1990, dt. 1995). Im Verlag C.H.Beck sind von ihm lieferbar: Ameisenroman. Raff Codys Abenteuer (2011); Die soziale Eroberung der Erde. Eine biologische Geschichte des Menschen (2013); Der Sinn des menschlichen Lebens (2015).



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.