Wimmer-Puchinger / Riecher-Rössler | Postpartale Depression | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 170 Seiten, eBook

Wimmer-Puchinger / Riecher-Rössler Postpartale Depression

Von der Forschung zur Praxis
1. Auflage 2006
ISBN: 978-3-211-29956-2
Verlag: Springer Wien
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Von der Forschung zur Praxis

E-Book, Deutsch, 170 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-211-29956-2
Verlag: Springer Wien
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Die Geburt eines Kindes gehört für viele Frauen zu den besonders glücklichen Ereignissen in ihrem Leben. Doch es bedarf auch günstiger Bedingungen, um die neue Verantwortung für ein Kind tatsächlich als Glück und Bereicherung empfinden zu können. Für etwa 15 bis 20 Prozent der Frauen trifft das nicht zu. Aufgrund von psychosozialen Vorbelastungen, finanziellen Problemen, Überlastung, Partnerschaftskonflikten oder seelischen Krisen kann es bei ihnen nach der Geburt zum Auftreten von Depressionen kommen. Das Buch informiert über die verschiedenen Aspekte von Therapie und Prävention postpartaler Depression aus der Praxis der betroffenen Berufsgruppen wie ÄrztInnen, Hebammen, PsychotherapeutInnen, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen. Wichtige internationale Präventionsprojekte und die daraus abgeleiteten nachhaltigen Maßnahmen zur Verhinderung von postpartaler Depression werden dargestellt.
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Zielgruppe


Professional/practitioner

Weitere Infos & Material


Geburtenrückgang und Geschlechterverhältnisse — Eine Zwischenbilanz.- Was ist postpartale Depression?.- Prävention von postpartalen Depressionen — Ein Pilotprojekt des Wiener Programms für Frauengesundheit.- Implementierung eines nationalen Screening-Programmes für perinatale mentale Gesundheit: beyondblue National Postnatal Depression Program.- Postpartale Depression — Darauf sollten Gynäkologlnnen achten.- Die pharmakologische Therapie von postpartalen Depressionen.- Postpartale Depression aus psychotherapeutischer Sicht und Strategien der Behandlung.- Psychotherapeutische Aspekte in der Behandlung der postpartalen Depression in der Praxis.- Postpartale Depression — was tun? Das Wiener Modell.- Postpartale Depression und Säuglingspsychosomatik — Interaktion und Therapie.- Postpartale Depression — Praxis-Erfahrungen aus der Sozialarbeit.- Die Rolle der Hebamme in der Arbeit mit psychisch belasteten Frauen oder Frauen mit einem Risiko für eine Erkrankung.


CLAUDIA REINER-LAWUGGER

Postpartale Depression – was tun? Das Wiener Modell (S. 119-120)

Einleitung

Auch in Österreich gibt es viele Mütter, die sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt eine psychische Krise durchleben. Hierzulande ist allerdings die Selbstverständlichkeit, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, in der Form wie z.B. in den USA nicht gegeben. Nach wie vor ist der Schritt, zu einer PsychiaterIn zu gehen und damit einzugestehen, dass es einem psychisch nicht gut geht, mit viel Scham verbunden. Jungen Müttern, denen gesellschaftlich suggeriert wird, dass sie mit einem Baby glücklich sein müssten, fällt dieser Schritt besonders schwer.

Aus internationalen Studien wissen wir, dass ca. 10 bis 15 Prozent aller Frauen in der Zeit zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr an einer Depression erkranken. Schwangere und Mütter sind davon nicht ausgenommen. Der Unterschied besteht hier lediglich in der Besonderheit des Zeitpunkts der Erkrankung. Gerade dieser Zeitpunkt ist für die Patientinnen besonders bitter, da sie natürlich für ihr Baby da sein wollen, durch die Erkrankung im Kontakt zu ihrem Kind aber behindert sind. Die gesellschaftliche Akzeptanz einer Depression in dieser Zeit ist noch geringer als normalerweise, und die Wahrnehmung der Umwelt ist viel mehr auf das Baby gerichtet als auf die Mutter. Viele der postpartalen Depressionen werden deshalb nicht wahrgenommen oder erst spät erkannt. Rund ein Promille der Mütter entwickelt postpartal eine Psychose, viele dieser Frauen waren vorher noch nie in psychiatrischer Behandlung.

Aber auch Frauen, die an psychiatrischen Grunderkrankungen leiden, werden schwanger, viele von ihnen sind in der Lage ihre Kinder gut aufzuziehen. Oft brauchen aber gerade diese Mütter bereits in der Schwangerschaft engmaschige psychiatrische Unterstützung und auch in dieser Zeit eine psychopharmakologische Therapie. Eine ganz andere Problematik haben Eltern, deren Kinder unruhig sind, wenig schlafen und viel weinen. Wenn diese Situation anhält, kommt es rasch zu einer Erschöpfung des Betreuungssystems, zu reaktivem Verhalten und schließlich zu Interaktionsstörungen zwischen Mutter und Kind.

Alle Mütter mit den oben genannten Erkrankungen brauchen professionelle Hilfe. Vor allem bei leichten depressiven Erkrankungen können viele Probleme in niederschwelligen Einrichtungen wie Eltern-/Kindzentren, in Beratungsstellen und bei mit dem Thema vertrauten KinderärztInnen und GynäkologInnen gelöst werden. Rund 25 Prozent der erkrankten Mütter brauchen aber spezielle psychiatrische und therapeutische Hilfe. Bereits 1948 gab es in England die erste psychiatrische Mutter-Kind-Einheit. In den vergangenen 20 Jahren hat sich dieses Modell in Großbritannien etabliert. In jeder größeren Stadt sind solche Spezialabteilungen eingerichtet, derzeit sind etwa 200 Betten dafür vorgesehen. Es gibt Einheiten, die an psychiatrische Abteilungen angeschlossen sind, und solche, die als hochspezialisierte Einrichtungen selbstständig geführt werden. Weltweit wurden die unterschiedlichsten Versorgungsmodelle entwickelt (z.B.: Australisches Modell, s. Beitrag von Justin Bilszta). In Wien wurde leider bis dato keine eigene psychiatrische Mutter- Kindstation errichtet.

Da sich die ökonomischen Bedingungen im Gesundheitswesen deutlich verschlechtert haben und Innovation in Spitälern nur durch Schließung und Umstrukturierung anderer Einheiten zu erreichen ist, ist hier auch wenig Chance auf Veränderung in den nächsten Jahren zu erwarten. Der Bedarf an psychiatrischer Betreuung für Mütter mit peripartalen psychischen Krisen ist aber in Wien genauso hoch wie in allen anderen Ländern. Durch die Initiative zweier – ursprünglich nicht miteinander verknüpfter – Einrichtungen, die sogar in unterschiedlichen Spitälern untergebracht sind, konnte aber in den vergangenen fünf Jahren ein neues Modell für die Versorgung dieser Patientinnen geschaffen werden.


Beate WIMMER-PUCHINGERa.o. Univ.-Prof., Universität Salzburg, Dr. phil., geb. 1948; Psychologin, Wissenschaftliche Leiterin des LBI für Frauengesundheitsforschung; Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien; 1976 Assistentin am Institut für Tiefenpsychologie und Psychotherapie, Wien; 1978 bis 1990 wissenschaftliche Mitarbeiterin am LBI für Geburtenregelung und Schwangerenbetreuung an der Semmelweis Frauenklinik, Wien; 1985 Habilitation, venia docendi für Psychologie; von 1989 bis 1992 Vorsitzende der Klinischen Psychologen im Berufsverband für Psychologen; seit 1990 Leitung des Ludwig Boltzmann Instituts für Frauengesundheitsforschung an der Semmelweis Frauenklinik, Wien; 1993 Verleihung des Titels "Außerordentliche Universitätsprofessorin" an der Universität Salzburg; 1994 WHO Country Coordinator für Women´s Health; 1996 Ernennung zur Leiterin der europäischen Studiengruppe "Parenting – Elternunterstützung" durch den Europarat; 1999 Ernennung zur Frauengesundheitsbeauftragten der Stadt Wien; seit 2000 Professorin zum Modul Frauengesundheit im Rahmen der Postgraduate Ausbildung zu Public Health, Schweiz; 2000 und 2002 Gastvorlesungen School of Public Health, Yale University, USA; 2004 Fortbildung an der Harvard Summer School of Public Health, USA; 2005 Gastprofessorin an der Donau-Universität Krems; Mitglied des ExpertInnenbeirates des Gender Gesundheitsberichtes der Schweiz; Verfasserin zahlreicher verschiedener wissenschaftlicher Publikationen und Bücher, wissenschaftliche Leitung zahlreicher Forschungsprojekte.Anita RIECHER-RÖSSLERProf. Dr. med., geb. 1954 in Tübingen/D; Chefärztin der Psychiatrischen Poliklinik des Universitätsspitals Basel und Ordinaria für Psychiatrie an der Universität Basel; Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Psychoanalytikerin; Studium in Heidelberg und London; langjährige klinische Erfahrung in der Inneren Medizin und Neurologie in Heidelberg, v.a. aber in derPsychiatrischen Klinik und später der Psychosomatischen Klinik des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim; Schwerpunkt der Forschungsarbeiten: Geschlechtsunterschiede bei psychischen Erkrankungen und psychische Erkrankungen bei Frauen; Präsidentin der Section of Women’s Mental Health der AEP (Assoziation Europäischer Psychiater), Vizepräsidentin der GPGF (Gesellschaft für die psychische Gesundheit von Frauen) und assoziiertes Vorstandsmitglied der Section of Women’s Mental Health der WPA (World Psychiatric Association) sowie der IAWMH (International Association of Women’s Mental Health).



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