E-Book, Deutsch, 148 Seiten
Witzleben Selbstwirksamkeit entfalten
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-647-99259-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Körper, Klang und Stimme mit dem triadischen Prinzip entdecken
E-Book, Deutsch, 148 Seiten
ISBN: 978-3-647-99259-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wie lässt sich Selbstwirksamkeit erfahren und fördern? Dieses Buch leitet die Lesenden körperorientiert durch den persönlichen Selbstbegegnungsprozess. Mittels zahlreicher praktischer Übungen und eigens dafür entwickelten Sounds und Klängen zeigen die Autorin Gabriela von Witzleben und der Komponist Matthias Aeberhard, wie der eigene Körper gezielt zu bestimmten Fragen als Feedbackgeber einbezogen und bewusst genutzt werden kann. Passgenau erfahren die Lesenden, welche Übungen für sie jeweils geeignet sind. Unter Anleitung wird mit dem embodimentalen Navigationsinstrument für jede:n eine maßgeschneiderte Selbstwirksamkeit entworfen. Dafür wird das Ordnungsprinzip der ABS-Logik genutzt - mit den Kernbedürfnissen Autonomie, Beziehung und Sicherheit sowie den Erlebensräumen Bauch, Herz und Kopf (BHK). Das triadische Prinzip schafft die Grundlage für eine gezielte und wirksame Aktivierung des Körpers. Diese ist Voraussetzung, um die eigenen Ziele zu verkörpern und den Dreiklang der Triade im Einklang mit sich selbst zu entfalten. Die 15 Sounddateien werden als Onlinematerial zur Verfügung gestellt. Sie enthalten zu ausgewählten Übungen Audio-Anleitungen und exklusiv improvisierte Musik.
Gabriela von Witzleben, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach und Beraterin, lebt und arbeitet in Konstanz. Sie leitet Seminare und Fortbildungen zum triadischen Prinzip und systemischen Enneagramm. Kontakt: www.von-witzleben-coaching.de
Autoren/Hrsg.
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Wackersteine im Lebensfluss
Wenn die Kernbedürfnisse in einer Person nicht grundsätzlich aus einem Mangel heraus wirken, sondern auch Antrieb und Motivatoren sind, so ist es dennoch möglich, dass etwas in dieser Person als Bremse wirkt und ihr der Zugang zu einem oder mehreren Kernbedürfnissen verstellt ist. Jörg Ascher beschreibt in seinem Buch »Die Entdeckung der Gleichzeitigkeit« (2017), weshalb es sinnvoll ist, mehr Bewusstsein für die drei Kernbedürfnisse zu entwickeln. Er erläutert, dass die Antwort auf das Wozu in unseren Handlungen und auch Nicht-Handlungen am Ende in den drei Kernbedürfnissen enthalten ist. Diese Einsicht hilft zu ergründen, wann ein Kernbedürfnis eingeschränkt ist, bzw. wann es als Haupt-Motivator fungiert. Und das verhindert, dass man in der Beschreibung einer Situation oder Befindlichkeit steckenbleibt, da man eine Orientierung darüber erhält, um welches Kernbedürfnis es im aktuellen Kontext geht. Es kann sein, dass etwa das Kernbedürfnis Autonomie nicht so gut ausgeprägt ist, wie man sich das wünscht, oder man traut den eigenen Impulsen nicht oder findet keinen selbstverständlichen Zugang zu ihnen. Es ist auch möglich, dass man von ihnen wie abgeschnitten ist, und dies gar nicht merkt. Oder das Kernbedürfnis Beziehung fühlt sich wackelig an, und man ist verunsichert im Kontakt mit anderen Menschen. Vielleicht versucht man, sein Herz zu schützen aus Sorge, verletzt zu werden. Vielleicht ist man sogar von seinem Herzen wie getrennt, wodurch der Zugang zu sich selbst erschwert ist und keine unwillkürliche Körperresonanz zu dem stattfindet, was man fühlt. Oder es fällt einem generell schwer, sich Überblick und Orientierung zu verschaffen, wodurch das Kernbedürfnis Sicherheit zu wenig repräsentiert ist. Die Einschränkung kommt vielleicht daher, dass man zwar schon längst durch Inhalte oder Informationen überfordert ist, aber dennoch darauf besteht, weitere Informationen zu erhalten oder zu überprüfen. Möglicherweise stellen Sie fest, dass es in einem der Kompetenzbereiche grundsätzlich hakt. Dafür könnten z. B. dysfunktionale Glaubenssätze oder Überzeugungen in Ihnen verantwortlich sein. Manchmal sind es traumatische Erlebnisse, die den Zugang zu einer oder mehreren der drei Ressourcen einschränken oder blockieren. Solche Erfahrungen können sich im Körper über lange Zeit manifestieren. Bessel van der Kolk beschreibt in seinem Buch »Verkörperter Schrecken« (2015), wie traumatische Erfahrungen sich nicht nur mental, sondern vor allem auch körperlich auswirken, dass sie im Körper gespeichert sind und sich in physischen und emotionalen Symptomen manifestieren. Die Beeinträchtigung eines oder mehrerer Kernbedürfnisse kann aber auch durchaus situationsabhängig sein. Dafür kann schon die Fahrt in einer U-Bahn ausreichen: Beispiel: Bahnfahrt Der Bauch ist eingezogen und die Atmung wird flacher, weil der Wagen völlig überfüllt ist. Die Verspätung der U-Bahn stresst den Kopf, weil er keinen Überblick mehr hat. Und das Herz ist traurig, weil es eine unfreundliche Begegnung mit einem Mitreisenden hat. Die Art und Weise, wie sich die Ressourceneinschränkung bemerkbar macht und gestaltet, hat immer mit der Beschaffenheit des jeweiligen Zentrums zu tun: Beim Bauch, dem es um Raum und Autonomie geht, schwingt die Frage mit: Wie viel Raum darf/kann ich mir wie nehmen,
wie viel/was kann ich selbst bestimmen? Beim Herz, dem es um Beziehung und Austausch geht, schwingt die Frage mit: Wie ist mein Kontakt zu (z. B.) einer anderen Person,
wie reagiert sie auf mich, wie ist unsere Beziehung? Beim Kopf, dem es um Überblick und Orientierung geht, schwingt die Frage mit: Kenne ich mich aus, wie einschätzbar ist eine Situation,
wie sicher bin ich (mir)? Da wir alle in fortwährender Wechselwirkung zu verschiedenen Systemen und Personen standen und stehen, ist es unvermeidbar, dass wir dadurch beeinflusst wurden und werden. Solche Einflüsse können stärkend, nährend, stabilisierend sein, aber auch als »Verunreinigungen« auf die eigene Psyche einwirken. Derartige Beeinträchtigungen sind unter Umständen gering, vielleicht sind es nur ein paar Sandkörner. Doch manchmal haben sich schon Sedimente abgelagert oder es sind ganze Steinblöcke, die den Zugang zu einem oder mehreren der drei Kernbedürfnisse erschweren. Dann sind die Ressourcen womöglich verschüttet oder eben nicht mehr direkt zugänglich. Das heißt in keinem Fall, dass die Quellen nicht mehr existieren. Sie können (und sollten) wieder freigeräumt werden. Psychosomatische Knoten
Abbildung 6: Die fünf psychosomatischen Knoten (PS-Knoten) Psychosomatische Knoten (kurz: PS-Knoten) schränken die Ressourcen der drei Zentren (Bauch, Herz, Kopf) respektive die Kernbedürfnisse ein. Die Bezeichnung »PS-Knoten« weist darauf hin, dass diese Blockaden zwar psychischen Charakter haben, aber letztlich im Körper wirksam sind, also embodimental wirken. Sie sind nicht nur mental vorhanden, sondern behindern auch den natürlichen Fluss der Selbstorganisation im Körper. Das Modell der PS-Knoten geht auf Michael Bohne und die von ihm entwickelte Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie (kurz: PEP) zurück. Zum Einstieg in diese höchst effiziente Methode empfehlen sich seine Bücher »Bitte klopfen! Anleitung zur emotionalen Selbsthilfe« (2019) und »Feng Shui gegen das Gerümpel im Kopf« (2018). Bohne nennt die fünf PS-Knoten die Big Five der Lösungsblockaden: Selbstvorwürfe, Fremdvorwürfe, Erwartungen, mangelndes Echtzeitalter und Loyalitäten (s. Abbildung 6). Schnellcheck der PS-Knoten: 1.Haben Sie Selbstvorwürfe? 2.Gibt es Vorwürfe an andere? 3.Gibt es Erwartungen an andere? 4.Fühlen Sie sich so alt, wie es in Ihrem Ausweis steht, d. h. stehen Ihnen die Erfahrungen und das Wissen Ihres tatsächlichen Alters zur Verfügung? 5.Haben Sie Loyalitäten, die eher blockierend sind? Wenn man sich selbst abwertet (Selbstvorwurf) und auch von anderen genervt ist (Fremdvorwurf), dabei Erwartungen hat, dass die anderen etwas erfüllen oder unterlassen sollten, man sich hilfloser oder ohnmächtiger fühlt als man ist (mangelndes Echtzeitalter), und sich auch noch – ob bewusst oder unbewusst – verpflichtet sieht, mit den Ansprüchen oder Vorstelllungen anderer loyal zu sein, man also tatsächlich von allen fünf PS-Knoten betroffen ist, dann hat man, wie Bohne es nennt, ein »Fullhouse-Syndrom«. Natürlich darf man in etwas besser sein wollen als man ist, aber es hilft niemandem, wenn man sich deshalb abwertet, das kostet nur unnötig Energie. Natürlich kann man aus gutem Grund etwas nicht gut finden, das von jemand anderem ausgeht, aber den Stress, den Vorwürfe auslösen, hat der eigene Körper. Natürlich sind Erwartungen an andere oft sehr berechtigt, aber indem man mit ihnen ein Ziel definiert, für dessen Erfüllung man nichts unternehmen kann, macht man sich abhängig und fühlt sich nicht gut, währenddessen der Adressat möglicherweise in bester Stimmung ist. Die PS-Knoten fungieren als innerpsychische rote Ampeln. Die Dysbalance, die durch sie verursacht wird, kann zu einer Endlosschleife aus negativen Emotionen und Gedanken, körperlichen Beschwerden und psychischem Druck führen und so die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Falls bei jemandem einer oder mehrere dieser PS-Knoten aktiv sind, kann die Aktivierung der Körperzentren in der BHK-Triade sehr anstrengend bzw. besonders zäh werden. Es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man entweder gar keine Körperreaktionen wahrnimmt oder in allen Zentren von negativen Emotionen überflutet wird. Selbstvorwürfe im Tarnkleid von Ärger Selbstvorwürfe nehmen in der Betrachtung der fünf PS-Knoten eine besondere Stellung ein, da »sich über sich selbst ärgern« oder »mit sich unzufrieden sein« auch zu diesem Formenkreis gehören. Die Expert:innen dafür scheinen sie für unerlässlich zu halten, um in irgendetwas besser zu werden. Würde die Menge der Selbstvorwürfe tatsächlich im Zusammenhang mit einer Leistungssteigerung stehen, wären viele dieser Menschen regelrechte Überflieger. Zudem haben Selbstvorwürfe manchmal eine Doppelfunktion: Einerseits fungieren sie als Antreiber, die einen dazu motivieren sollen, sich...