E-Book, Deutsch, 128 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
Zegelin / Segmüller / Bohnet-Joschko Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger (QuartupA)
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-8426-8878-0
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Herausforderungen und Chancen für Kommunen und Pflege-Unternehmen. Strategische Überlegungen und praktische Netzwerkarbeit
E-Book, Deutsch, 128 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
ISBN: 978-3-8426-8878-0
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ende April 2016 wurde der Referentenentwurf für das Pflegestärkungsgesetz III vorgestellt. Die Vernetzung von Kommunen und Pflegeanbietern ist der Kern.
Doch wie funktioniert das überhaupt?Welche finanziellen
Mittel müssen dafür eingeplant werden? Was
müssen Pflegeanbieter und Kommunen jetzt wissen,
um sich bereits heute zu vernetzen und z.B. auch das
PSG III ziel- und kostenorientiert umzusetzen?
Dieses Buch zeigt anhand eines Praxisprojektes in
NRW (Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger
– QuartupA), was zu tun ist, was es kostet
und welche Strukturen geschaffen werden müssen.
Auf den Punkt gebracht:
Das erste Buch zum aktuellen Thema "Quartiersentwicklung in der Pflege“.
Mit detaillierten Modellrechnungen & allen Arbeitsschritten.
Verständlich geschrieben, praxisnah & handlungsorientiert.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Altenpflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Public Health, Gesundheitsmanagement, Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik
- Geisteswissenschaften Philosophie Angewandte Ethik & Soziale Verantwortung Wirtschaftsethik, Unternehmensethik
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Pflegeforschung, Pflegemanagement
Weitere Infos & Material
EINLEITUNG
Deutschland gehört zu den Gesellschaften »langen Lebens« und diese gute Entwicklung ist vielen Errungenschaften der letzten 50 Jahre zu verdanken. Es ist heute kein Problem mehr, mit chronischen Krankheiten Jahrzehnte weiter zu leben, auch wenn es Einschränkungen im Alltag gibt. In der letzten Lebensdekade führen diese Einschränkungen häufig zur Pflegebedürftigkeit, also einem Unterstützungsbedarf in alltäglichen Aspekten. Dabei zieht eine Einschränkung oft andere Schwierigkeiten nach sich. Pflegebedürftigkeit nimmt zu, über 2,8 Millionen (September 2016), die in die in die gesetzliche Pflegeversicherung eingestuft sind (Statistisches Bundesamt, 2015; weitere Daten siehe Teil 2). Bekannt ist nur etwas über Leistungsempfänger der Pflegeversicherung, vermutlich gibt es darüber hinaus vielmehr häusliche Pflegesituationen. Es ist selbstverständlich, dass Menschen trotzdem so lange wie möglich in ihrer eigenen Umgebung bleiben möchten. Vielfach benötigen sie dabei die Hilfe ihrer Angehörigen, egal ob die Familie direkt im Umfeld oder entfernt wohnt. Über Zweidrittel der Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt und nicht in einem Heim, dies entspricht auch dem Motto von Politik und Kostenträgern »ambulant vor stationär«. Allerdings kommt auf die pflegenden Angehörigen eine Menge an Aufgaben zu, nicht selten wächst sich eine langdauernde häusliche Pflege zu einer Belastung aus, zahlreiche Studien bestätigen dies. Zwar agieren eine Menge Dienstleister im Feld, z. B. ambulante Pflegedienste – alle arbeiten allerdings in festgelegten Handlungskorridoren und können eine »Rund-um-die Uhr«-Pflege nicht bieten. Zudem haben sich Pflegeleistungen zu einem unübersichtlichen und konkurrenten Markt entwickelt. Die Versicherungen haben zwar stückchenweise nachgebessert, trotzdem ist es nicht leicht, ein gutes häusliches Pflegearrangement aufzustellen ohne allzu großen finanziellen Aufwand. So sieht sich unsere Gesellschaft seit einigen Jahren vor die (neue) Herausforderung gestellt, auch im Alter eine gute und menschenwürdige Pflege sicherzustellen – in diesem Fall durch deutliche Unterstützung der pflegenden Angehörigen und auch wenn es nur um die Herauszögerung eines Heimeinzugs geht. Familienstrukturen haben sich geändert, Frauen sind überwiegend berufstätig – die Angehörigen müssen Erwerbsarbeit und Pflege vereinbaren. Oft wohnen Familien weit verstreut, der Arbeitsplatz diktiert den Wohnort. Inzwischen ist es auch normal geworden, dass Angehörige nach dem Renteneintritt ihre hochaltrigen Verwandten pflegen. Es fehlen Informationen Über alleinlebende Pflegebedürftige ist kaum etwas bekannt, in dieser prekären Situation sind Menschen ganz auf professionelle Dienstleiter angewiesen. Wir brauchen mehr Pflegefreundlichkeit in unserer Gesellschaft. Von den Betroffenen wird sie kaum eingefordert, weil sie keine Zeit haben und unabkömmlich sind. Zudem wird familiale Pflege als persönliches Schicksal, oft auch schambesetzt, erlebt. Es gilt, die Lage irgendwie zu bewältigen. Dabei ist die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen ein Teil der Gesundheitsfürsorge. Besonders dieser Teil kann nur gemeinsam durch Familien, Dienstleister, Nachbarschaft und Ehrenamt, Versicherer, aber auch durch die öffentliche Hand bewältigt werden. Den Kommunen kommt hier eine Koordinations- und Steuerungsfunktion zu. Zum Projekt »Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger« Im Jahr 2011 startete die nordrhein-westfälische Landesregierung aus Mitteln des NRW-EU Ziel 2-Programms und als EFRE-Förderung den Projektaufruf »Altersgerechte Versorgungsmodelle, Produkte und Dienstleistungen«. Bei der Ausschreibung ging es um die Entwicklung innovativer Projekte, die aus der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Organisationen des Gesundheitswesens entstehen sollten. Die Projekte wurden schon in der Anfangsphase (Projektskizze, Antragsstellung, Projektplanung usw.) eng vom Projektträger ETN in Jülich begleitet. Nach Abgabe des Projektantrages Mitte Dezember 2012, kam die Bewilligung des Projektes Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger (Quart-UpA) dann Ende Februar 2013, sodass das Projekt ab März 2013 starten konnte. Der Projektträger empfahl, für die Umsetzung des Projektes Arbeitspakete zu bilden. Zwei zuvor mit eingeplante Arbeitspakete (Familienmoderation als Trägermodell aufbauen und Verbesserungen für erwerbstätige pflegende Angehörige) wurden aus Zeitmangel gestrichen. Vom Ministerium wurde vorgegeben, dass Kreise aus NRW teilnehmen sollten. Die meisten Menschen in Nordrhein-Westfalen wohnen in Kreisen, meist in kleineren Städten. Der Unterschied zeigt sich u. a. in Finanzierungen und Zuständigkeiten im Vergleich zu größeren (nicht kreisangehörigen) Städten. Vorgegeben wurde auch die Ausrichtung am »Quartier«, am Wohnviertel. Quartiersprojekte sind »in«, die kleinräumige Orientierung dienst quasi als Gegenentwurf zu einer Globalisierung. Lebensqualität hängt vielfach vom Nahraum ab. Definition: Quartier Unter Quartier wird hier der subjektiv empfundene Lebensraum (auch Viertel, Kiez) um die Wohnung herum verstanden, alltagsgebundenen Aktivitäten wie Einkäufe usw. finden hier statt. Gute Quartiere weisen einen Mix an Möglichkeiten auf. Quartiere haben oft »natürliche« Grenzen, entsprechen manchmal auch Stadtteilen –Stadtbezirke sind dagegen eher Verwaltungskategorien. Viele menschliche Aktivitäten sind eher ortsgebunden, Schule, Kindergarten usw. Auch Gesundheitsleistungen werden überwiegend örtlich aufgesucht. Besonders angebunden sind pflegende Familien, niemand hat Zeit (weiter) zu fahren. Viele Kommunen haben begonnen, ihre Quartiere zu beschreiben. In der Regel werden dabei demografische Daten gesammelt, Weg- und Zuzug, evtl. auch Migranten- und Ausländeranteil, Arbeitslosigkeit, Schulen und Kindergärten, vielleicht einige gesundheitlich-soziale Aspekte wie Jugend- und Altentreffs, Kliniken, Altenheime, Inklusionsprojekte für behinderte Menschen. Quartiersentwicklung kann unter ganz verschiedenen Blickwinkeln geschehen, oft städtebaulich oder wirtschaftlich, energetisch oder ökologisch u. a. m. Sozialräumliche und altersfreundliche Strategien sind häufiger zu finden, letztere mit guten barrierefreien Bewegungsmöglichkeiten, Sitzbänken, WCs, Lieferdiensten und Beratungsstellen für Senioren. Viele Kommunen geben (oft in größeren Abständen) entsprechende Ratgeber heraus, in der Regel ist die örtliche Gesundheitswirtschaft mit Ärzten, Apotheken, Therapeuten auch im Internet vertreten (mehr oder weniger aktuell). Pflegefreundlichkeit ist dabei ein weiterer, speziellerer Fokus – besonders im Hinblick auf pflegende Angehörige und ihre Bedürfnisse. Definition: Pflegende Angehörige Unter pflegenden Angehörigen verstehen wir Menschen, die als nicht professionelle Bezugspersonen unentgeltlich im häuslichen Bereich für Pflegebedürftige tätig sind. In der Regel sind dies Familienmitglieder, auch Kinder und darüber hinaus alle Freunde, Bekannte und nahestehenden Personen, die Verantwortung für den pflegebedürftigen Menschen übernehmen, wobei auch mehrere Personen für einen Pflegebedürftigen zuständig sein können. Die Unterstützung erstreckt sich auf alle Bereiche des menschlichen Lebens und reicht von der direkten Pflege (u. a. auch Kommunikation, Bewegung, Ernährung, Körperpflege, hauswirtschaftliche Tätigkeiten) bis hin zu Sozialem und Organisatorischem (Erledigung der Post, Bankgeschäfte). In der Regel geschieht dies mit einer Einschränkung der eigenen Lebensgestaltung. Durch die fließenden Übergänge zwischen familiärer Fürsorge und pflegerischer Unterstützung sind sich viele Angehörige ihrer Rolle als pflegende Angehörige nicht bewusst. Um die Pflege sicherzustellen benötigen sie viele Angebote vor Ort, niedergelassene Ärzte mit kurzen Wartezeiten, Lieferservices z. B. durch die Apotheke, Fahrdienste, zugehende Beratung, Tagespflege und andere entlastende Dienste. Sie brauchen aber auch selbst Unterstützung, um ihre Gesundheit zu erhalten – Gesprächskreise, Entspannungs- und Bewegungsangebote, Kreatives mit Austauschmöglichkeiten und in diesen Zeiten eine gute und verlässliche Versorgung des zu Pflegenden. All dies sollte nicht allein Marktgesetzen überlassen werden, es bedarf hier der Moderation durch eine »neutrale« Instanz. Das Projektteam ist überzeugt, dass ein Schlüssel zur Entwicklung eines pflegefreundlichen Quartiers in einer guten Zusammenarbeit aller in diesem Feld Tätigen liegt. Projektziele • Verbesserung der Situation pflegender Angehöriger • Vernetzung der Anbieter • Angebotslücken schließen und neue Dienstleistungen auf den Weg bringen An zwei Orten in NRW sollten Netzwerke zur quartiersnahen Unterstützung pflegender Angehöriger entstehen,...