E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 215 mm
Zeisler / Robles Salgado Fifty-fifty-Eltern
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8426-1643-1
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Raus aus der "Mama ist für alles da"-Falle. So gelingt euch die gleichberechtigte Elternschaft
E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 215 mm
ISBN: 978-3-8426-1643-1
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gleichberechtigt Elternsein – diesen Wunsch haben viele Paare, die Um-setzung ist aber gar nicht so leicht! Obwohl heute auch Väter Elternzeit nehmen, Frauen Führungspositionen inne haben und ein gleichberechtigtes Familienleben oft erfüllter für alle ist, schleicht sich bei vielen Paaren nach der Geburt des ersten Kindes doch eine traditionelle Rollenverteilung ein. Wie kann man es schaffen, als Eltern gleichberechtigt(er) zu leben? Welche Hürden muss man dafür überwinden, welche Rollenbilder im Kopf bearbeiten? Diese und viele weitere Fragen beantworten Marie Zeisler und Isabel Robles Salgado in ihrem Ratgeber. Sie entlarven Vorurteile, Denkfehler und Fallstricke und geben Ideen und Inspirationen, wie man diese überwinden kann. Für ein gleichberechtigtes und glückliches Familienleben
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EINLEITUNG: SO KANN GLEICHBERECHTIGTE ELTERNSCHAFT GELINGEN Ziemlich bald nach dem positiven Schwangerschaftstest, nach den Vorsorgeuntersuchungen und der ersten großen Freude über das Baby, das die kleine Familie erweitern wird, stellen sich Paare die Frage: Wie machen wir das mit unseren Jobs? Wer bleibt wie lange zu Hause? Wer nimmt Elternzeit? Wer kümmert sich in Zukunft um was? Ihr werdet nicht sofort die passenden Antworten finden, denn es gibt keine Musterlösungen, die auf alle Situationen passen. Erwartet also nicht zu viel – Familie werden und in die Gleichberechtigung finden, ist ein Prozess. Wir möchten euch ein wenig auf dem Weg dorthin begleiten. Echt fifty-fifty?
Während noch bis vor Kurzem für die meisten Paare in Deutschland feststand: Mama macht die Elternzeit und kehrt danach maximal in Teilzeit in ihren Erwerbsjob zurück, wünschen sich heutzutage immer mehr Paare eine wirklich gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit. Die Realität sieht allerdings (noch) anders aus. Der Löwenanteil der Kindererziehung und all der Familienarbeit, die gemacht werden muss, fällt meistens in die Hände einer Person – und zwar in die der Frau. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Gender-Pay-Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, spielt eine Rolle – denn es ist eine Tatsache, dass Frauen weniger verdienen, und zwar satte 21 Prozent (Stand 2018, Quelle: Statistisches Bundesamt). Das ist außerdem seit 2002 nahezu unverändert so, was zeigt: Dieses Ungleichgewicht gerät auch nicht so schnell ins Wanken. Hinzu kommt der etwas weniger bekannte Gender-Care- Gap, also der Unterschied an Zeit, die auf das Kümmern entfällt. Frauen wenden im Durchschnitt rund 52 Prozent mehr Zeit pro Tag für unbezahlte Sorgearbeit auf – sei es Kindererziehung, die Pflege kranker Angehöriger oder Arbeiten im Haushalt wie Putzen, Abspülen, Kochen. Prägungen sind ebenfalls wichtig, denn wer selbst mit einer Vollzeit- Mutter aufgewachsen ist, bekommt dieses Bild schwer aus seinem Kopf heraus. Bei Vätern herrscht dafür oft „Versorgerdruck“. Dazu kommen Steuergesetze wie das Ehegattensplitting und andere strukturelle Faktoren, die althergebrachte Rollenbilder stützen und ihre Abschaffung erschweren. Auf diese Faktoren wollen wir in diesem Buch nicht vertiefend eingehen, auch wenn wir finden, dass viele Gesetze dringend reformiert werden müssen. Bis im deutschen Arbeits-, Steuer- und Familienrecht die Gleichberechtigung stärker berücksichtigt wird, liegt es an den Familien, selbst für mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Natürlich gibt es keine absolut richtigen oder objektiv besseren Lebensmodelle. Familie ist bunt. Es gibt Patchwork- und Regenbogen-Familien, Alleinerziehende, getrennt Erziehende und viele weitere Konstellationen. Familie ist da, wo Liebe ist – heutzutage muss niemand mehr eine Kleinfamilie gründen, wenn er oder sie das nicht möchte, oder dieses Konstrukt nicht funktioniert. Dieser Ratgeber richtet sich dennoch primär an heteronormative Paare, die das Modell „Vater-Mutter-Kind(er)“ anvisieren. Dieses Buch versteht sich als eine Handreichung für alle Paare, die möglichst gleichberechtigte Eltern sein wollen. Für sie haben wir es geschrieben. Vielleicht hältst du es in den Händen, weil ein Baby unterwegs ist, vielleicht bist du auch schon seit Jahren Mutter bzw. Vater und willst das Thema nun endlich einmal angehen. Wir hoffen aber, dass wir allen Eltern etwas mit auf den Weg geben können. Und dabei geht es, obwohl im Titel der Begriff fifty-fifty-Eltern vorkommt, gar nicht darum, jede Tätigkeit mit der Stechuhr genau hälftig zu teilen. Sondern es geht darum, alle Bedürfnisse gelten zu lassen, und eine Familienstruktur zu schaffen, die alle glücklich macht. Denn so richtig fifty-fifty – das ist wirklich schwierig. Alleine schon, weil man nicht alle Aufgabenbereiche genau bewerten kann: Wie viele gewechselte Windeln sind gleichzusetzen mit einer Stunde Fenster putzen? Zudem sind Menschen unterschiedlich belastbar, die Gehälter sind in der Regel nicht gleich hoch, die Interessen, Talente und Vorlieben sind ebenfalls unterschiedlich. Wir hoffen aber, euch dabei helfen zu können, zumindest ansatzweise fifty-fifty zu leben. Das Ziel ist, dass ihr das Gefühl habt, eine gleichberechtigte, gerechte und gut aufgeteilte Partnerschaft zu führen. Denn Gleichberechtigung ist gut für eine Beziehung! Eine solche Aufteilung ist in der Regel erfüllender und fühlt sich fairer an. Zudem sind die glücklichsten Gesellschaften der Welt allesamt in Ländern (Norwegen, Dänemark, Finnland), in denen Gleichberechtigung einen hohen Stellenwert hat. Man kann also vielleicht sogar behaupten, dass sie glücklich macht! Gleichberechtigung statt herkömmlicher Rollenverteilung
Die Sorge, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen, die berühmte „Vereinbarkeitsfrage“ also, plagt traditionell eher die Mütter als die Väter. Männer machen sich auch viel weniger Gedanken darüber, mit wie vielen Stunden sie wieder in den Job zurückkehren möchten. Im Umkehrschluss bleiben die unbezahlte Arbeit, das „Kümmern“ und nicht zuletzt der Haushalt eher an der Frau hängen. Warum ist das so, dass es bei vielen Paaren in Deutschland nach der Geburt des Kindes zu einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen, also zu einem Zurückfallen in die althergebrachte Rollenverteilung, kommt? Dass dem so ist, ist erwiesen. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2018 arbeiten rund 94 Prozent der erwerbstätigen Väter in Vollzeit, bei den Müttern sind es nur 34 Prozent – ein eklatanter Unterschied, besonders, wenn man bedenkt, dass die Vollzeitquote ohne den Faktor Elternschaft bei Männern bei 91 Prozent, bei Frauen bei 52 Prozent liegt und sich so vor allem für Arbeitnehmerinnen mit der Geburt des ersten Kindes alles ändert. Oft ist es ein Mix aus Strukturen und Gewohnheiten, aus Traditionen und äußeren Umständen. Sie macht schon vorher mehr im Haushalt und das bleibt dann auch so. Da die Hausarbeit sich exorbitant vermehrt, sobald ein Kind da ist, steigt auch die Zahl der Stunden, die auf diese unbezahlte Arbeit entfallen, stetig an. Viele Frauen fühlen sich auch von vornherein stärker verantwortlich für das Kind, denn sie hatten es ja im Bauch. Sie stillen – und nehmen ein Jahr Elternzeit, er, wenn überhaupt, nur zwei Monate. Und die werden dann gerne für einen langen Urlaub genutzt. Sie geht nach der Elternzeit in Teilzeit, er wird befördert. Ihr Gehalt schrumpft zusammen, seines steigt. Diese Prozesse sind alle wissenschaftlich untersucht, es gibt Begriffe wie „Motherhood Lifetime Penalty“ (zu Deutsch etwa: lebenslange Strafe für Mutterschaft) und „Fatherhood Premium“ (in etwa: Vaterschafts-Bonus) – denn je nach Alter verdienen Männer sogar häufig mehr, wenn sie Kinder bekommen. Frauen natürlich nicht, laut einer neuen Bertelsmann Studie erhalten sie nach dem ersten Kind nach dem Wiedereinstieg in den Job sogar 43 Prozent weniger Gehalt als gleichaltrige Männer, nach dem zweiten Kind vergrößert sich die Lücke auf 54 Prozent und nach dem dritten sogar auf 68 Prozent. Die Geburt eines Kindes führt für Frauen also zu großen sozialen Ungleichheiten. Jahrelange Auszeiten aus dem Job, sowie Teilzeitanstellungen haben massive Auswirkungen auf das Lebenseinkommen – Mutterschaft ist finanziell gesehen eine Strafe. Dadurch wird es mit den Jahren auch immer schwerer, eine Beziehung „auf Augenhöhe“ zu führen. Bei Paaren, die sich in einem traditionellen Modell wiederfinden, obwohl sie insgeheim vielleicht immer noch den idealistischen Anspruch der ersten Tage haben, driften die Leben der Partner immer mehr auseinander, die Enttäuschung über die neue Lebensrealität wächst. Das klassische Familienmodell – der Mann ist der Ernährer der Familie und die Frau Hausfrau – ist eigentlich ein Auslaufmodell, allein schon, weil ein Gehalt meistens gar nicht mehr reicht, um eine Familie zu versorgen. Sehr viele Paare wollen so auch nicht mehr leben. Das in Deutschland in heteronormativen Familien am häufigsten gelebte Modell ist die Zuverdiener-Ehe (oder eheähnliche Partnerschaft): Er arbeitet in Vollzeit, sie in Teilzeit. In vielen Fällen übernimmt die Frau zusätzlich zu ihrem Teilzeitjob aber auch noch den Großteil aller familiären Aufgaben, des Haushalts und der Mental Load, und sie investiert in der Regel auch mehr Zeit in die Betreuung der Kinder. Diese Zuverdiener-Aufteilung ist in vielen Fällen fast noch ungerechter als das „ganz klassische“ Modell, denn Frauen übernehmen extrem viel Verantwortung, sind entsprechend häufig völlig überlastet, verdienen aber proportional deutlich weniger Geld und bekommen in der Regel auch wenig Anerkennung in ihrem Teilzeitjob. Dafür gibt es den Begriff „Doppelbelastung“. Und, wie der Name schon sagt: Das kann unheimlich anstrengend sein. Fifty-fifty ist auch Einstellungssache. Wer den anderen Partner und seinen Job wirklich als gleichberechtigt wahrnimmt, wird automatisch anders handeln. Wenn das der Fall ist, wird...