E-Book, Deutsch, 324 Seiten
Zicari / Keller / Werthe Vampire sind überall
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-942229-41-8
Verlag: net-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Anthologie
E-Book, Deutsch, 324 Seiten
ISBN: 978-3-942229-41-8
Verlag: net-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was erwartet Sie hier in diesem Vampirbuch: Das Leben mehrerer Vampirgruppen untereinander, Machtkämpfe, Vampire als Jäger, aber auch Liebe zwischen den Vampiren. Einige Geschichten spielen in der heutigen Gesellschaft und zeigen das Leben von Vampiren als Integrationsmöglichkeit auf. Natürlich sind Liebe zwischen Mensch und Vampir und auch die Leiden eines Vampirdaseins Mittelpunkte von vielen Geschichten. Etwas ausgefallenere Kurzgeschichten zu Halbvampiren und vampirähnlichen Wesen runden unsere Kurzgeschichtensammlung hervorragend ab. Spannung, Tragik und Begegnungen zwischen Liebe und Hass werden Ihnen die blutigen Lesestunden versüßen ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Greta Zicari
Motto: Tanz der Vampire
Niedergeschlagen schaute ich aus dem Fenster. Wenigstens das Wetter hatte etwas Mitleid mit mir, denn es goss wie aus Strömen. Wassertropfen donnerten auf das Dach, Pfützen bildeten sich, und vorbeifahrende Autos bespritzten mit dem Regen kämpfende Fußgänger, die ihnen daraufhin wild hinterhergestikulierten und vermutlich fluchten. Doch das konnte ich durch das geschlossene Fenster nicht hören. Mein Handy hatte ein paar Mal vibriert, doch ich hatte es ignoriert. Ich wollte mit niemandem reden. Was gab es schon groß zu sagen? Außer dem Regen war nur die Musik in meinem Zimmer zu hören. Deprimierende Musik. An diesem Donnerstagabend brauchte ich nichts als den Regen, die traurige Musik und mein Zimmer. Gerade als ich diesen Gedanken gefasst hatte, klopfte es auch schon wieder an meine Zimmertür. Das musste meine Mutter sein. Sie kam vorhin schon mal mit einem Tablett Mitleidskeksen und einem Glas Milch vorbei. »Ja, Mama, mir geht’s gut, ich brauche nichts«, rief ich, den Blick noch immer fest auf das Fenster gerichtet. Die Tür öffnete sich trotzdem, und ich wollte schon genervt etwas erwidern, als eine laute Stimme dröhnte: »Kathy, du kannst nicht den ganzen Tag hier so rumlungern. Auf, ich habe Neuigkeiten! Warum gehst du auch nicht ans Handy?« Entsetzt drehte ich mich um. Lizzy. Meine beste Freundin. »Was ... was tust du denn hier?«, fragte ich verdattert. Ich musste die Klingel wegen der Musik überhört haben, deshalb stellte ich die Stereoanlage auch sofort etwas leiser. Musste ja nicht jeder im Haus mitbekommen, was los ist. »Ich wusste ja, dass du dich hier vermutlich versteckst und dir die Seele aus dem Leib heulst. Da dachte ich, komme ich mal lieber vorbei und bring dir Taschentücher«, antwortete Lizzy und warf mir eine rosa Taschentuchpackung zu. Rosa? Ich sah zu ihr auf. »Bahar«, erklärte sie sofort. Trotz der Situation zuckten meine Mundwinkel ein bisschen, wie um ein Lächeln anzudeuten. Typisch Bahar. Die Dritte bei uns im Bunde war diejenige, der alles, was glitzert, plüschig und rosa ist, total gefällt. Must have. »Du siehst ja scheußlich aus«, sagte Lizzy. So ist sie eben, immer ehrlich. »Na danke«, antwortete ich bloß und blickte zu Boden. Sie ließ sich neben mir fallen. »Du kannst Nico nicht ewig nachtrauern«, setzte Lizzy an, und beim Klang seines Namens muss ich hart schlucken. Natürlich habe ich pausenlos an nichts anderes gedacht, aber die Menschen im Haus, meine Eltern und mein jüngerer Bruder, haben vermieden, seinen Namen zu erwähnen, seit es passiert ist. Seit er mich betrogen hat. Es ist wirklich schwer, das vor sich selbst zuzugeben, und dann auch noch vor anderen ... »Lizzy, wir waren fast vier Jahre zusammen«, schluchzte ich. »Ja, schön«, erwiderte sie. »Aber das letzte Jahr hat er ja Melanie verführt, das Jahr solltest du also schon mal streichen.« Ich weiß, dass sie nur das Beste für mich will, und zwar, dass ich ihn vergesse, aber ihre Worte verletzten mich. Als ob ich nicht selbst schon wüsste, dass Nicos Liebe zu mir verblasst wäre, reibt sie es mir noch mal unter die Nase. »Und dann auch noch mit Melanie«, murmelte ich schwach. »Melanie ist der hässlichste Mensch der Welt«, verkündete Lizzy, doch ich weiß, dass sie das nur sagt, um mich aufzuheitern. Melanie hat eine sportliche Figur und eine wirklich ansehnliche Oberweite – wie kann Nico so einem Mädchen schon widerstehen? »Ich habe etwas dabei, um dich aufzuheitern«, fuhr Lizzy fort. Für einen Moment überkam mich die Angst und gleichzeitig eine stille Hoffnung, dass sie einen bösen Racheplan vorbereitet hätte, dass wir losziehen würden und ihr Zahnpasta in den Briefkasten schmieren oder die Reifen von ihrem Fahrrad zerstechen würden. Doch es war nichts dergleichen. Geheimnisvoll griff sie in ihre giftgrüne Handtasche und zwinkerte mir zu: »Du wirst begeistert sein.« Dann hielt sie mir die Karte entgegen. »W... Was ist das?«, wollte ich wissen, denn sie hielt mir das Stück Pappe so nah ans Gesicht, dass ich bloß Farben erkennen konnte. »DAS ist eine Eintrittskarte zu der angesagtesten Faschingsparty des Jahres!«, rief sie begeistert und erwartete eine Reaktion. Doch ich stand anscheinend auf dem Schlauch, denn sie fuhr leicht genervt fort: »Mensch Kathy, hast du noch nie von Quartier Latin gehört? Der Faschingsparty der Uni Frankfurt?« Irgendwo im Hinterkopf klingelte es. »Ich bin sicherlich schon einmal an den Werbeplakaten vorbeigefahren.« Doch Lizzy hatte sich bereits wieder den Karten zugewandt: »Ich habe uns Karten für diesen Samstag besorgt: Bahar, Jenny du und ich. Na, was sagst du?« Was ich sage? Dass ich ganz und gar nicht in Partystimmung bin, doch so kann ich das Lizzy natürlich nicht sagen. Also versuchte ich es auf die sanfte Tour: »Lizzy, das ist echt nett von dir, aber ich glaube, ich brauche erst mal ein bisschen Ruhe ...« »Nein, das ist die falsche Einstellung! Du musst dich ablenken – Party machen!« Lizzy sprang auf und fing an, in meinem Zimmer auf- und abzutanzen, wobei sie lauthals ein Lied sang, das ihr durch den Kopf ging, was eindeutig besser zu ihrem Tanz passte, als meine Deprimusik. »Und ... müssen wir verkleidet gehen?«, schrie ich zu ihr hinauf, damit sie mich durch ihren Gesang und das Getrampel hörte. »Es gibt ein Motto: Tanz der Vampire!« Sie hielt inne und sah mich erwartungsvoll an. Schon wieder. »Meine armen Nachbarn«, sage ich stattdessen, »du hast sie bestimmt zu Tode getanzt.« Lizzy grinste. Sie wusste, wie ich das meinte. Na ja, wenigstens hatte das Motto »Tanz der Vampire« ja etwas Positives. Ich konnte schön finster auftreten. So finster, wie ich mich fühlte. »Und was ziehst du an?«, fragte ich, während ich die Eintrittskarte in meinen Fingern drehte. »HA! Ich wusste, ich könnte dich überzeugen!«, rief Lizzy, als wäre diese einfache Kostümfrage ein Ja gewesen. Sie fiel mir in den Arm, und in dem Moment wusste ich, dass ich meiner besten Freundin so etwas nicht abschlagen konnte. Ich seufzte. Für Lizzy würde ich also trotz Liebeskummer auf eine Party gehen und mich trotz einer großen Abneigung für Fasching verkleiden. Am Freitag ging ich nicht zur Schule. Ich wollte keine Fragen beantworten oder dumm angemacht werden wegen dem, was passiert war. Außerdem wollte ich weder Melanie noch Nico sehen. Früher hatte ich immer die Vorteile daran geschätzt, dass Nico und ich auf dieselbe Schule gingen. Man sah sich öfters, auch in den Pausen. Jetzt sollte ich also die Schattenseiten eben dieses Phänomens kennenlernen. Stattdessen verbrachte ich den Nachmittag mit meinen drei Freundinnen in verschiedenen Geschäften auf der Suche nach Kostümen. »Das Motto dient ja nur zur Orientierung«, hörte ich Bahar sagen. »Das heißt, man kann sich ja auch als was anderes verkleiden. Wie wäre es mit diesem süßen Erdbeerkostüm?« »Vergiss es, Bahar«, antworteten Lizzy und ich ihr fast gleichzeitig. »Ich fasse es immer noch nicht, dass Mel dir so was angetan hat«, sagte Jenny, während sie zwei sehr knappe Röcke in der Hand hielt und beide abwägend musterte. »Rot oder schwarz?« »Rot ist mehr Hexenrot. Nimm schwarz«, bestimmte ich. Sie musterte den ausgefransten roten Rock noch ein letztes Mal und hing ihn dann an eine Stange mit Polizeikostümen. »Der gehört doch da gar nicht hin«, platzte Bahar heraus. »Jemand wird’s schon wegräumen«, erwiderte Jenny ruhig. Typisch Bahar und Jenny. Ich musste schmunzeln. »Ist der Rock nicht ein bisschen kurz?«, fragte Bahar schließlich, als sie den verbliebenen Rock in Jennys Hand musterte. »Ich will ja auch kein gruseliger Vampir sein«, erklärte diese. »Ich will ein sexy Vampir sein. Sonst guckt mich doch dort keiner mit dem Arsch an, wenn ich mich vollkommen in einen dunklen Umhang verhülle.« Dann wandte sie sich an mich: »Süße, das ist deine Gelegenheit, da werden unzählige heiße Studenten auftauchen, du musst dir einen krallen.« »Aber Nico und ich, wir ... es ist doch erst ...«, platzte es aus mir heraus. Doch Jenny unterbrach mich: »Du hast immer noch Hoffnung, dass er zurückkommt? Vergiss es! Der Typ ist für uns gestorben und Melanie auch, klar?« Ich...