E-Book, Deutsch, 180 Seiten
Zigmond / Cottrell Wie Buddha das Intervallfasten erfand
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-432-11038-7
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Und warum es dir heute beim Abnehmen hilft
E-Book, Deutsch, 180 Seiten
ISBN: 978-3-432-11038-7
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Fachgebiete
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Einführung:
Buddha war schlank
Es gibt sicher vieles, was Sie nicht über Buddha wissen. Zuallererst: Buddha war schlank. Die pummeligen Statuen, die Sie im Chinarestaurant und im Yogastudio angrinsen, zeigen nicht den echten Buddha – bzw. nicht den Buddha, der einst im alten Indien lebte, viel meditierte und letztlich auch damit begann, das zu lehren, was wir heute Buddhismus nennen. Das mollige Kerlchen dagegen stellt einen legendären Mönch dar, der mindestens 1.000 Jahre später auf dem chinesischen Land unterwegs war, um kleine Zaubereien vorzuführen und den Menschen die Zukunft vorherzusagen. Im Laufe der Jahre entwickelte er sich zu einem Volkshelden, einem Symbol für Freude und Glück. Besonders in Japan ist er heute noch beliebt, dort wird er Hotei genannt und als lustiger alter Mann dargestellt, der wie ein Weihnachtsmann Geschenke verteilt – allerdings kein Spielzeug, sondern Glück. Hotei selbst trug mit einem Gedicht, das er auf seinem Sterbebett verfasste, zu dieser Verwirrung bei. Darin ließ er anklingen, er sei womöglich die Wiedergeburt eines anderen Buddha. Der Original-Buddha war er aber definitiv nicht. Statuen und Gemälde des echten Buddha stellen diesen schlank und muskulös dar – wie einen verhätschelten Prinzen (mehr dazu später). Allen Berichten nach war er ein ziemlich gut aussehender Typ. Im Laufe seines Lebens war Buddha vieles – doch fett war er nie. Tatsächlich kann man sogar Abbildungen von Buddha finden, auf denen er bis aufs Skelett abgemagert ist. Damit werden die Jahre illustriert, in denen er Diät hielt. Ja, richtig: Buddha versuchte sich auch an Diäten. Und mit Erfolg – um nicht zu sagen, mit zu viel Erfolg. Es hieß, er habe »dermaßen abgenommen, dass seine Rippen so hervorstachen wie die Dachsparren einer uralten Scheune ohne Dach«(1), und habe man seinen Bauch berührt, dann habe man seine Wirbelsäule spüren können.(2) In anderen Worten: Er war extrem dünn. Buddha hielt nicht etwa Diät, um in der Badehose eine gute Figur zu machen. Zu jener Zeit war er noch nicht einmal der weltbekannte Buddha, sondern ein ganz normaler junger Mann, der vom Leben etwas überfordert war. Damals gab es in Indien schon die lange Tradition, den Geist durch das Besiegen des Körpers befreien zu wollen. Unser modernes Yoga hat seine Wurzeln in diesen asketischen Praktiken. Dazu gehörte nicht nur, den Körper in vorgeschriebene Positionen zu dehnen, sondern auch, auf einem Nagelbett zu schlafen, sich mit Reisigbündeln zu geißeln, den Atem für viele Minuten anzuhalten und für Tage, Wochen oder sogar Monate am Stück zu fasten. Genau das hat auch Buddha versucht. Wer verstehen möchte, wie er überhaupt dazu kam, muss seinen Lebensweg etwas genauer verfolgen. Geboren wurde er vor etwa 2.500 Jahren als Spross einer königlichen Familie. Er erhielt den vielversprechenden Namen Siddhartha, was ungefähr so viel heißt wie »Der, der sein Ziel erreicht.«(3) Verschiedene Wunder ereigneten sich um seine Geburt herum und ein ansässiger Wahrsager prophezeite Siddhartha eine Zukunft entweder als mächtiger Herrscher oder als großer Weiser. Für seinen Vater und seine Mutter war es keine Frage: Da sie beide dem königlichen Geschlecht angehörten, sollte er selbstverständlich als einflussreicher Herrscher in ihre Fußstapfen treten. In der Folge entwickelten sie sich zu wahren Helikopter-Eltern. Sie taten alles, um Siddhartha vor dem winzigsten Schmerz und den kleinsten Unannehmlichkeiten zu bewahren und ihn gleichzeitig sanft hin zu einem weltlichen Lebensstil zu lenken. Sie hielten alles von ihm fern, was ihn irgendwie auf den spirituellen Weg leiten könnte, stellten sogar Wachen an den Toren auf, die alle unglücklichen Menschen abwiesen. Sie boten ihm allen nur erdenklichen Luxus. Wie die meisten Versuche, unsere Kinder zu behüten, funktionierte das auch eine Weile – und dann irgendwann nicht mehr. Siddhartha wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass das Leben aus mehr bestehen müsse als Spaß und Spiel. Eines Tages konnte er seinen Diener davon überzeugen, ihm beim Entwischen aus dem Palast zu helfen. Auf dem Weg hoch zu Ross durch die Stadt hatte er dann seine erste Begegnung mit echtem menschlichen Leid. Er sah Krankheit, Armut, Alter und Tod. Urplötzlich wurde ihm klar, dass er das Leben im künstlichen Shangri-La, dem Paradies seiner Eltern, nicht weiterführen könne und schwor, etwas Grundlegendes zu ändern. Er erblickte einen der wandernden Asketen, die das Land durchquerten, und beschloss, dieser Art zu leben eine Chance zu geben. Auf diesem Weg kam Siddhartha zu der abenteuerlichen Diät, die ihn bis aufs Skelett abmagern ließ. Wahrscheinlich schätzte er das Diäthalten sogar ebenso wenig, wie Sie es tun. Das Schlimmste daran aber war: Es hat noch nicht einmal funktioniert. Natürlich verlor er an Gewicht – jeder verliert Gewicht, wenn er aufhört zu essen –, aber es brachte ihn der Erleuchtung kein Stückchen näher. Es half ihm noch nicht einmal dabei, weniger zu leiden. Im Gegenteil, er litt noch mehr. Erst, als Siddhartha sich bereits fast zu Tode gehungert hatte, wurde ihm klar, dass er aufhören müsste. Dem Körper die wichtigste Grundlage zu entziehen, war nicht viel besser als der Lebensstil seiner Eltern, in jeder nur denkbaren Annehmlichkeit zu schwelgen. Und er begriff, dass sein Leben bald vorbei sein würde, wenn er auf diese Weise weitermachte. Er würde auf der Stelle sterben, kein bisschen besser oder weiser als zu dem Zeitpunkt, zu dem er sein Zuhause verließ. Glücklicherweise kam genau in diesem Moment ein Mädchen vorbei und sah ihn dort sitzen in seinem erbärmlichen Zustand, kurz vor seinem allerletzten Atemzug. Weil er ihr leidtat, bot die junge Frau ihm etwas Milch an, die er dankbar annahm. Die Milch rettete sein Leben und verlieh ihm wieder genügend Kraft zum Fortsetzen seiner Meditation. In diesem Moment begriff er, dass Essen kein Feind ist, dem man sich widersetzen muss. Essen ist für den Körper lebenswichtig, und sein Körper war notwendig, um ein sinnvolles Leben führen zu können. Es musste einen Mittelweg geben zwischen der Selbstgeißelung eines Asketen und dem Nachgeben jeder Laune, wie es seine Eltern taten. Über diese Erkenntnis erfuhr Siddhartha die Erleuchtung. Er wurde der Buddha, was so viel heißt wie »der Erwachte«. Es war, als habe er sein ganzes bisheriges Leben geschlafen, zwischen süßen Träumen und entsetzlichen Albträumen hin- und hergeworfen, und erwachte erst jetzt. Buddha wurde tatsächlich ein großer Lehrer, wie es ihm vorausgesagt wurde, und reiste im heutigen Indien und Nepal umher, um seinen »Mittleren Weg« zu erläutern. Nach seinem Tod fanden seine Lehren weitere Verbreitung nahezu über den ganzen asiatischen Kontinent. Im 20. Jahrhundert erreichten sie dann Europa, Afrika und Amerika. Buddha lehrte sehr viel. Die älteste Sammlung seiner Lehren umfasst unglaubliche 20.000 Seiten. Die chinesische Version, von der behauptet wird, sie enthalte einige weitere, erst später entdeckte Lehren, hat sogar 80.000 Seiten. Zum Vergleich: Die Bibel füllt etwa 1.000 Seiten. Und die Bibel ist das Werk mehrerer Personen: von Moses, den Propheten, den Aposteln und so weiter. Buddhas Lehren würden also 20 bis 80 Bibeln füllen, je nachdem, wen man fragt, und das alles von einer einzigen Person verfasst. Buddha hat sich zu fast jedem nur erdenklichen Thema geäußert. Doch nachdem er einmal entschieden hatte, dass es nötig sei, hin und wieder etwas zu essen, scheint er an das Essen nicht mehr so viele Gedanken verschwendet zu haben. Auch Sie sollten nicht zu viel darüber nachdenken. Und doch ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Sie es tun. Dieses Buch durchleuchtet Buddhas Mittleren Weg auf seine Aussagen in Bezug auf die Ernährungsweise. Die Buddha-Ernährung (manchmal nennen wir es auch Buddha-Diät) ist weder kompliziert noch kostspielig. Sie müssen weder einem Club beitreten noch spezielle Mahlzeiten, Pulver oder Säfte zu sich nehmen. Es gibt keine Zutaten, die Sie entweder jeden Tag essen oder aber für alle Zeiten aus Ihrer Küche verbannen müssen. Es gilt lediglich ein paar der Richtlinien zu befolgen, die Buddha entwickelt hat. Das wird Ihnen dabei helfen, abzunehmen, Ihr Gewicht stabil zu halten und sich besser zu fühlen. Und letztlich hilft es auch dabei, die Gedanken nicht permanent ums Essen kreisen zu lassen. Aber wieso sollten Sie sich eigentlich darum scheren, was ein Inder vor über 2.000 Jahren über Diäten zu sagen hatte? Haben wir seitdem nicht eine Menge über Essen und Ernährung dazugelernt? Sie werden noch staunen. Vieles von dem, was wir dazugelernt zu haben glauben, hat sich zwischenzeitlich als falsch erwiesen. Zuerst war Cholesterin böse, jetzt ist es das gar nicht mehr so sehr. Wir tauschten Fett gegen Zucker aus, dann fanden wir heraus, dass das der falsche Weg ist. Ob Fleisch nun gesund ist oder nicht oder aber ob Soja besser oder schlechter ist, darüber streitet man sich noch immer. Zahllose fade Diäten kamen und gingen. Und dennoch – oder genau deshalb – werden wir nur dicker und unzufriedener – rundum ungesund. Zum Glück fangen wir auch an, unanfechtbare wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf Essen und Adipositas, also starkes Übergewicht, zu erzielen. Und ob Sie es glauben oder nicht: Viele davon spiegeln die Lehren von Buddha wider. Der ehemalige Prinz hatte einen guten Riecher. Seine Lehren basieren alle auf Mäßigung. Viele von uns sind aber in genau den Extremen gefangen, die Buddha ablehnte:...