E-Book, Deutsch, 322 Seiten, eBook
Zimmermann / Mori / Hinte Zuwanderung und Arbeitsmarkt
2005
ISBN: 978-3-540-26840-6
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Deutschland und Dänemark im Vergleich
E-Book, Deutsch, 322 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-540-26840-6
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Zukunftsaufgabe Migrations- und Integrationspolitik: Lernen vom Ländervergleich.- Die Einwanderungssituation in Deutschland und Dänemark.- Bildung und Ausbildung — Erfolge von Zuwanderern beim Humankapitalerwerb?.- Beschäftigung und Einkommen — Gelingt die Integration der Zuwanderer in den Arbeitsmarkt?.- Selbständigkeit: Vorteile für Einwanderer in Deutschland?.- Sozio-ökonomische Bilanz der Zuwanderung.- Das deutsche Zuwanderungsgesetz — Aufbruch zu neuen Ufern?.- Lektionen für die Zukunft.
5 Selbständigkeit: Vorteile für Einwanderer in Deutschland? (S. 146-147)
Unternehmerische Selbständigkeit erzeugt Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. Sie trägt zu technologischen Innovationen, zur Entstehung von Arbeitsplätzen und wirtschaftlichem Wachstum bei; den Selbständigen verschafft sie häufig ein höheres Einkommen als durch abhängige Beschäftigung und einen höheren sozioökonomischen Status. Für die Fortentwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung ist der konsequente Ausbau der Selbständigkeit deshalb von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
Das gilt auch und gerade für die selbständige Erwerbstätigkeit von Migranten, von der angenommen werden kann, dass sie in besonderer Weise Arbeitsplätze für zugewanderte Arbeitnehmer schafft. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass der Schritt in die Selbständigkeit eine Ausweichreaktion aus einer ansonsten prekären Arbeitsmarktsituation darstellen kann. Über die Selbständigkeit von Zuwanderern in Deutschland und Dänemark ist allerdings noch zu wenig bekannt; wichtige Daten, etwa zu Alter, Aufenthaltsdauer, Geschlecht und Bildungsstand der Unternehmer, vor allem aber zur wirtschaftlichen Bedeutung ihrer Gründungen, fehlen bislang. Auch liegen nur wenige wissenschaftliche Studien hierzu vor.
Beide Länder scheinen auf den ersten Blick ein vergleichbares Klima für Existenzgründungen anzubieten, nimmt man die in etwa gleichauf liegenden Selbständigenquoten zum Maßstab. In Deutschland unterschreitet die Selbständigenquote von Migranten allerdings die ohnehin bereits niedrige Vergleichsquote der einheimischen Bevölkerung, dagegen verhält es sich in Dänemark umgekehrt. Kann dies auf bestimmte Ursachen zurückgeführt werden?
Gegenstand dieses Kapitels ist – nach einer kurzen Situationsbeschreibung für Deutschland und Dänemark – eine Betrachtung der im Rahmen der Erhebungen für dieses Buch erfassten selbständig beschäftigten Einwanderer und ihrer sozio-ökonomischen Merkmale. Auf Basis der Migrantenbefragungen wird zudem für beide Länder bei den gleichen Einwanderergruppen eine Analyse zu den Bestimmungsfaktoren der Selbständigkeit durchgeführt. Ferner werden der monetäre Erfolg der selbständigen Zuwanderer und seine Determinanten untersucht. Welche Migranten nicht-westlicher Herkunft zählen zu den Selbständigen, und was zeichnet sie gegenüber abhängig beschäftigten Migranten aus? Lassen sich einige Einwanderergruppen mit höherer Wahrscheinlichkeit unter den Selbständigen finden als andere? Erreichen selbständige Immigranten in Dänemark oder Deutschland ein höheres Einkommen?
5.1 Selbständigkeit in Deutschland
Deutschland verfügt im Vergleich zu den USA, aber auch zu weniger industrialisierten Ländern über ein „traditionell" niedriges Niveau an unternehmerischer Aktivität. Im Jahr 2002 betrug der Anteil der Selbständigen an der gesamten Erwerbsbevölkerung etwa 10 Prozent, wobei dieser Anteil unter Männern bei 12,5 Prozent und unter Frauen bei gut 6 Prozent lag. Von den Selbständigen in Deutschland arbeiteten im gleichen Jahr 27,1 Prozent in wissensintensiven Dienstleistungsbereichen. Insgesamt stellen die knapp drei Millionen kleineren und mittleren Unternehmen aus den Bereichen Handwerk, Industrie, Handel, Tourismus, Dienstleistungen und den freien Berufen beinahe 70 Prozent aller Arbeitsplätze bereit und tätigen 46 Prozent der Bruttoinvestitionen in Deutschland.
Die Struktur der Selbständigkeit von Immigranten hat sich seit Mitte der 1970er Jahre, als sich nahezu alle Gastarbeiter in abhängiger Beschäftigung befanden, stark gewandelt. In den frühen 1970er Jahren waren lediglich 40.000 Einwanderer als Selbständige registriert, wobei sich ihre Tätigkeitsfelder zumeist auf das Betreiben von Restaurants und die Erfüllung spezifischer Bedürfnisse ihrer Landsleute, also eine Tätigkeit in ethnisch geprägten Selbständigkeitsnischen, beschränkten. Seit Mitte der 1980er Jahre ist jedoch ein starker Anstieg der Anzahl von Geschäftsgründungen durch Ausländer zu verzeichnen.3 Zählten 1970 weniger als 2 Prozent der erwerbstätigen Zuwanderer zu den Selbständigen, vervielfachte sich dieser Wert in den nächsten knapp drei Jahrzehnten auf 9 Prozent im Jahr 1999, um danach wieder leicht zurückzugehen. Im April 2001 waren 257.000 bzw. 8,4 Prozent der rund 3,1 Millionen ausländischen Erwerbstätigen selbständig beschäftigt, ein Jahr später 273.000 oder 9 Prozent. Dies spricht für eine inzwischen erreichte „Sättigung" des Umfangs selbständiger Erwerbstätigkeit unter Zuwanderern.