Zweyer | Das Verrätermal | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 6, 404 Seiten

Reihe: Von Linden.-Saga

Zweyer Das Verrätermal


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-6906-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 6, 404 Seiten

Reihe: Von Linden.-Saga

ISBN: 978-3-7562-6906-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hattingen um 1773. Das Land an der Ruhr befindet sich im Umbruch. Räuberbanden treiben ihr Unwesen. Mit allen Wassern gewaschene Geschäftsleute versuchen, von der geplanten Schiffbarmachung der Ruhr zu profitieren. Demjenigen, der zuerst Schiffe und Besatzungen bereitstellen kann, winkt das große Geld. Auch Paul von Linden, erfolgreicher Transport-kaufmann und Zechenbesitzer, beteiligt sich an diesem Wettlauf. Der Kaufmann lebt allein in seinem Haus in Hattingen. Überraschend kehrt sein Zwillings-bruder aus Russland zurück und wird einige Tage nach seiner Rückkehr ermordet. Haben ihn tatsächlich Räuber auf dem Gewissen, wie die Obrigkeit annimmt? Oder steckt doch mehr hinter seiner Ermordung? Paul von Linden forscht nach.. Der sechste Band der von Linden-Saga

Jan Zweyer wurde 1953 in Frankfurt am Main geboren. Mitte der Siebzigerjahre zog er ins Ruhrgebiet, studierte erst Architektur, dann Sozialwissenschaften und schrieb als ständiger freier Mitarbeiter für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Er war viele Jahre für verschiedene Industrieunternehmen tätig. Heute arbeitet Zweyer als freier Schriftsteller in Herne. Nach zahlreichen zeitgenössischen Kriminalromanen hat er sich mit der Goldstein-Trilogie Franzosenliebchen, Goldfasan und Persilschein das erste Mal historischen Themen zugewandt. Es folgte die von Linden-Saga, eine Familiengeschichte aus dem Ruhrgebiet (bisher fünf Bände, zuletzt: Schwarzes Gold und Alte Missgunst, Ein Königreich von kurzer Dauer, beide Grafit-Verlag). 2020 veröffentliche Zweyer den Öko-Thriller Der vierte Spatz, 2021 den Polit-Thriller Fake News.

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1
Merklinde und Bommern, 30. März 1773
Stiehl war der unangefochtene Anführer der Bande. Er saß am Kopfende des schweren Eichentisches und hielt ein Weinglas in der Hand. Die grüne Lederweste mit den silbernen Knöpfen trug er offen, darunter ein weit geschnittenes Hemd ohne Kragen, welches ursprünglich weiß gewesen war, jetzt aber gräulich aussah. Entgegen der Mode reichten ihm seine Hosen bis zu den Knöcheln. Ein Strick diente als Gürtel und verhinderte, dass die eigentlich zu großen Beinkleider rutschten. Sein grauer Filzhut lag neben ihm auf dem Tisch. Er strich mit der rechten Hand über sein struppig braunes Haar und meinte: »Herz Hammerich, erzähl uns, was du ausbaldowert hast.« Stiehls kölscher Dialekt war unüberhörbar. Mit blitzenden Augen schaute er in die Runde. Sieben Bandenmitglieder waren seinem Ruf gefolgt und hockten nun eng nebeneinander. Natürlich wusste der Gauner, was kam. Hammerich hatte ihm vor einer Woche alles berichtet und Stiehl plante, den Überfall heute durchzuführen. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass die Männer dem Vorschlag folgten. Er war der unbestrittene Hauptmann und hatte der Bande bei ihren letzten Unternehmungen ein stolzes Sümmchen beschert. Warum sollte es diesmal anders sein? Hammerich stotterte leicht. »Wir sollten uns das Gut Frielinghaus vornehmen. Bei Frie … Frie …« »Frielinghaus«, rief jemand dazwischen. Hammerich warf dem Zwischenrufer einen finsteren Blick zu. Er wusste, was er sagen wollte und hasste es wie die Pest, von Gesprächspartnern wie ein kleines Kind korrigiert zu werden. »Da ist jede Menge Kies zu holen. Der Bauer ist stinkreich. Ihm gehören nicht nur das Anwesen, sondern auch Beteiligungen an Zechen unten im Muttental und in Annen.« »Was ist mit der Bewachung? Wenn dieser Frielinghaus so viel Zaster in seinem Haus versteckt, hat er doch wohl Bewaffnete zum Schutz?« »Nein«, ergänzte Herz Hammerich. »Ein, zwei Knechte, nicht mehr. Einige Frauen halten sich ebenfalls im Gebäude auf.« »Und wenn der Nachbar zu Hilfe kommt? Wie weit ist der entfernt?« »Tausend Schritt mindestens.« »Wie viele Leute brauchen wir?«, fragte ein Anderer. »Wir acht reichen«, schaltete sich Stiehl in die Planungen ein. »Sechs gehen ins Haus, zwei stehen Schmiere.« »Flinten?« »Nur für die, die draußen bleiben. Die anderen nehmen Pistolen.« »Und sonst?« »Ein Rammholz. Das habe ich vor Tagen im nahen Wald versteckt. Ich werde es holen. Zusätzlich Brecheisen, Stricke und Messer.« »Wie hauen wir ab?« Stiehl breitete eine Skizze aus. »Das Gut liegt auf einer Anhöhe und ist hier.« Er zeigte auf ein Kreuz. »Darunter fließt die Ruhr. Das ist diese gekringelte Linie. Wir schlagen uns zum Fluss durch, folgen ihm erst in östliche Richtung, überqueren ihn über die Brücke bei Bommern und halten uns anschließend nördlich, bis wir Tuckermanns Gasthof erreichen. Ihr kennt den Weg. Nach dem Teilen der Beute ist jeder auf sich selbst gestellt. Er kann einfach in der Gaststube sitzen bleiben, sich in der Grube verstecken oder nach Hause durchschlagen.« »Was ist mit den Pferden?« »Die bleiben im Stall. Wer reitet schon nachts als Einzelner durch die Gegend? Das würde sofort auffallen. Sind viele böse Menschen unterwegs in diesen Zeiten.« Sie lachten. Reinhard Stiehl hatte die Bande in Tuckermanns Gasthaus südlich von Merklinde unweit der Straße nach Castrop versammelt. Die versteckt liegende Kaschemme suchten Durchreisende selten auf und diente seit Jahren Stiehl und seinen Kumpanen als sicherer Rückzugsort. Hier planten sie in aller Ruhe ihre Raubzüge, feierten Erfolge und bejammerten Niederlagen. Tuckermann verdiente gut an den verwegenen Gestalten. Er war gelernter Fischer, der einen Gasthof eröffnet hatte, als die Erträge seines Berufs nicht mehr zum Leben reichten. Der Stall hinter dem Wirtshaus war durch eine Hintertür in der Küche zu erreichen. Dort standen ständig vier gesattelte Pferde, die von Tuckermann und seiner Frau versorgt wurden. Falls tatsächlich Soldaten oder Gerichtsbüttel die Schenke kontrollierten, war mit den Gäulen eine schnelle Flucht möglich. Außerdem hatte Stiehl in einem neben dem Haus wuchernden Unterholz eine Grube buddeln lassen, die mit Holzbalken, Brettern und darauf liegenden Grassoden abgedeckt war. Dort fanden sich Kerzen, Decken, Dörrfleisch und Wasserschläuche, die ständig frisch gefüllt waren. Ein, zwei Tage bot diese Höhle ein recht sicheres Versteck, falls ein Entkommen mit den Pferden scheiterte. Allerdings durfte niemand, der darin hockte, eine empfindliche Nase haben, denn die Notdurft musste in einer Ecke der Grube verrichtet werden. Selbst aus geringer Entfernung war die Abdeckung nicht auszumachen, so gut passte sich das darauf liegende Gras an die Umgebung an. Nur wer zufällig auf die Stelle trat, erkannte vielleicht am Klang seiner Schritte, dass sich unter ihm ein Hohlraum verbarg. »Seid ihr einverstanden?« Die Männer nickten. »Alles klar«, meinte Stiehl zufrieden. »Vor Mitternacht geht's los. Lasst uns die Aufgaben verteilen und die Details besprechen.« Sie rollten die Flinten in alte Pferdedecken, die Pistolen steckten sie sich hinter ihrem Rücken in den Hosenbund und die restlichen Utensilien verstauten sie in Jutesäcken, in denen sie auch ihre Beute abzutransportieren gedachten. Stiehl glaubte zwar nicht, dass ihnen um diese nachtschlafende Zeit jemand begegnete, aber um nicht aufzufallen, verließen sie den Gasthof jeweils zu zweit im Abstand von einigen Minuten. Zwei Männer erregten weniger Aufsehen als acht. Als Treffpunkt wählten sie den Waldrand oberhalb des Gutes. Dass es leicht regnete, war ihnen nur recht. Das fahle Mondlicht durchbrach die Wolkendecke kaum. Teilweise war es stockdunkel und sie stolperten blindlings durch die Nacht. So benötigten sie für den Weg länger als tagsüber. Erst vier Stunden nach ihrem Aufbruch erreichten die letzten zwei Räuber den vereinbarten Sammelplatz. »Jeder weiß, was er zu tun hat?«, flüsterte Stiehl. Die Bandenmitglieder bejahten seine Frage. Er klopfte ihnen aufmunternd auf die Schulter. »Haltet euch an den Plan. Keine Eigenmächtigkeiten und wir schwimmen im Zaster. Benutzt eure Waffen nur im Notfall. Ich will keine Toten.« Sie schlichen den Hang hinunter zum Haupthaus. Das aus Ruhrsandstein erbaute Gebäude ähnelte im Dunkeln einer Burg, denn an einer Seite überragte ein dreigeschossiger Turm den Herrensitz. Bemüht, kein unnötiges Geräusch zu verursachen, näherte sich die Bande dem Wohnhaus, blieb an einer Ecke stehen und lauschte in die Dunkelheit. Erst als sie sicher waren, nicht entdeckt worden zu sein, huschten sie weiter Richtung Eingang. Der war zu gut gesichert. Deutlich ertastete Stiehl die schweren Nieten, die von innen die Auflager hielten, auf denen das Kantholz zum Verriegeln der Tür lag. Da gab es kein Durchkommen. »Zum Fenster«, flüsterte Stiehl. »Zwei bleiben hier und beobachten die Umgebung. Solltet ihr Lichter auf dem Weg sehen, der von der Ruhr hochführt, warnt uns sofort. Verstanden?« Kurz darauf drückten sich die Ganoven an die schmale Gebäudeseite. Die eisenbeschlagenen Fensterläden des Hauses waren fest verschlossen. Doch sie fanden einen Ansatzpunkt für das Brecheisen. Stiehl schob das Eisen in den Spalt zwischen den Läden, fixierte es und wandte sich an seine Kumpanen. »Das verursacht gleich ein wenig Lärm, aber wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Sobald wir im Haus sind, steckt die Kerzen an. Alles klar?« Er drückte kräftig gegen das Brecheisen. Es knirschte, dann gab der Laden quietschend nach. Die Glasscheibe dahinter stellte kein Hindernis mehr dar und Sekunden später stand das Fenster offen. Im Inneren des Gebäudes blieb es still. Sie hatten die Bewohner nicht aufgeweckt. »Los, rein.« Einer nach dem anderen kroch durch die Öffnung und verschwand im Haus. Stiehl kletterte als letzter hinein und zog die Läden hinter sich zu, ohne sie zu verschließen. »Jetzt die Kerzen«, befahl er. Die Tür zum Hausflur war nicht verschlossen, drei andere schon. Sie führten zur Stube und zu zwei weiteren Kammern. Aus ihnen war lautes Schnarchen zu hören. Stiehl gab seinen Männern ein Zeichen. Je drei versammelten sich vor einem der Räume und auf sein Kommando rammten sie die eine Tür mit dem mitgebrachten Rennbaum auf, gegen die andere warfen sich zwei von ihnen. Krachend schlugen die Türblätter auf und Stiehl und seine Männer stürmten die Zimmer. Johann Henrich Oberste Frielinghaus überwältigten die Eindringlinge im Bett. Der Sechzigjährige erhielt einen heftigen Schlag mit dem Pistolenknauf. Das brach seinen Widerstand. In der Kammer daneben schliefen der...



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