Adams / Rowohlt / Cleese | Autobiografie eines Lügners | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 255 Seiten

Adams / Rowohlt / Cleese Autobiografie eines Lügners


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-942989-18-3
Verlag: Haffmans & Tolkemitt
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 255 Seiten

ISBN: 978-3-942989-18-3
Verlag: Haffmans & Tolkemitt
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Hier kommt die irrwitzige, wahre, surreale, traurige, saukomische, teils erstunken und erlogene Lebensgeschichte des früh verstorbenen Monty Python-Gründungsmitglieds Graham Chapman, dem Brian aus Das Leben des Brian. Aufgeschrieben von ihm selbst, mit Unterstützung von Douglas Adams. Grahams Autobiografie hat alles, was die Bezeichnung pythonesk ausmacht: Schrägen, schwarzen, krassen Humor, absurde Szenen ohne Pointe, grafische Elemente, fantastische Einschübe und gleichzeitig etwas sehr Gebildetes und Britisches. Die Autobiografie eines Lügners erzählt von Chapmans Jugend in der Provinz als Sohn eines einfachen Polizisten, von seinen Jahren in Eton und Cambridge, von seiner Liebe zu den Bergen und seiner fatalen Beziehung zum Alkohol. Von der Arbeit der Pythons auf Tourneen und bei Dreharbeiten. Und von seiner recht spät entdeckten Liebe zum gleichen Geschlecht. Hier treten sie alle auf: Die schrägen Lehrer und verrückten Polizisten, die John Cleeses und Michael Palins, die Oscar Wildes und G.K. Chestertons, die den Python-Kosmos bevölkern. Ein in Deutschland bisher unbekanntes Stück Monty Python eine großartige, längst überfällige Entdeckung. Aufgrund der unzähligen Anspielungen und scheinbar nicht übertragbaren Witze, hat sich seit dem Erscheinen des Buchs in England 1980 ein Jahr, nachdem Das Leben des Brian in die Kinos kam kein deutscher Übersetzer an das Buch gewagt. Harry Rowohlt beweist nun, dass eine Übersetzung sehr wohl möglich ist (wenn man es kann) und damit auch wieder einmal, dass er der beste und komischste Übersetzer und Nachdichter ist und bleibt. Die Autobiografie eines Lügners wird gerade von den restlichen Monty Pythons und mit Hilfe von 15 Trickfilmstudios verfilmt - der erste Film aus dem Umfeld der Pythons seit Ein Fisch namens Wanda. Kinostart: 2012.

Graham Arthur Chapman (1941 - 1989), britischer Schauspieler, Mitglied der Komiker-Gruppe Monty Python, lernte während seines Medizin-Studiums in Cambridge seine späteren Kollegen John Cleese und Eric Idle kennen. Er litt jahrelang an Alkoholismus und Nikotinsucht und starb letztendlich daran.Harry Rowohlt, geb. am 27. März 1945 in Hamburg 13, lebt heute als Autor, Übersetzer und begnadeter Vortragskünstler in Hamburg Eppendorf. Nebenbei brilliert er unregelmäßig als Penner Harry in der Fernsehserie 'Lindenstrasse'. 1999 erhielt er den Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Im Januar 2001 erhielt er den Satirepreis 'Göttinger Elch'.

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KAPITEL NULL
11 Uhr, 26. Dezember 1977
Ich wollte es durchstehen, diesmal auf kaltem Wege. Keine Drogen, um die Symptome des Entzugs zu lindern. Ich hatte eine schlaflose Nacht verbracht, geschwitzt und gezittert. Vielleicht hatte ich geschlafen und träumte jetzt, daß ich nicht geschlafen hatte, und schlief jetzt folgerichtig. Ich drehte mich um, drosch das Kopfkissen in die richtige Form und versuchte mich zu entspannen. Zehen und Schienbeine waren taub. Ich versuchte zu überprüfen, ob nicht doch Gefühl drin war, erst mit einem Fuß gegen den anderen, dann mit zitternden Händen. Je mehr ich mich anstrengte, die Hände ruhig zu kriegen, desto unkontrollierbarer wurden sie. Das wird schon wieder, wenn man einfach im Bett bleibt. Heute braucht man nichts zu tun, man braucht niemanden zu treffen, mit niemandem zu reden, nichts zu essen oder zu trinken. Einfach im Bett bleiben und durchhalten. Es war egal, daß ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Ich konnte den ganzen Tag schlafen, und selbst wenn ich heute nicht schlafen konnte, konnte ich, falls nötig, eine ganze Woche im Bett verbringen. Das würde ich tun. Ich fühlte mich besser, setzte mich auf. Ich streckte die Hand nach meiner Pfeife aus, nahm sie aus dem Aschenbecher. Das war gut. Das war mir gelungen. Ich hob eine Schachtel Streichhölzer auf –, meine Hände zitterten nur ganz leicht. Ich steckte mir die Pfeife an, schüttelte das Streichholz, um es auszumachen, versuchte es mit Pusten, ließ meine Pfeife fallen, warf das Streichholz in den Aschenbecher und sah ihm zu, wie es abbrannte. Ich hob die Pfeife wieder auf, versuchte, sie in den Aschenbecher zu legen, und verfehlte ihn um mehrere Zentimeter, wodurch der Aschenbecher auf den Fußboden gekippt wurde. Vergiß doch die Pfeife und den Aschenbecher. Nichts brennt. Liegen lassen. Ich legte mich wieder aufs Kissen zurück, wich aber plötzlich aus, weil sich eine Nachttischlampe darauf vorbereitete, mich anzugreifen …, es dann aber doch ließ. Sie blieb, wo sie war. Das furchtbare Jucken fing wieder an. Jetzt fiel es mir ein –, das hatte mich wach gehalten. Ich war über und über mit Insekten bedeckt. Auf dem Flur draußen konnte ich immer noch die Standuhr hören; das leise, tröstliche, regelmäßige »Tack«. Es gab kein »Tick«, die Uhr sagte nur »Tack«. Ich lauschte angestrengt auf das »Tick«. Es gab keins, und ich wußte natürlich, warum. Die Regelmäßigkeit ihrer geklopften Botschaft hatte mich fuchsteufelswild gemacht –, nicht »tick-tack«, sondern diese Bausteine aus gepreßter Schlacke, »Ytong, Ytong, Ytong« (ich hatte sogar versucht, mich auf »Teepott, Teepott« umzuschulen), so daß ich die Uhr in ein anderes Zimmer getragen und mit Kissen bedeckt, beide Türen geschlossen hatte und wieder ins Bett gegangen war. Deshalb konnte ich nur das leise, entfernte »Tack« hören, »Tack … Tack … Tack … Tack … Ticktack … Tick? … Tack … Ticktack … Ytong … Ytong«, verdammt, laß mich zufrieden … Ich begrub meinen Kopf in den Kissen. Ich konnte nichts hören. Ich strengte mich an. Nichts …, nur das entfernte »Ytong, Ytong«. Ich setzte mich auf. Die Schlafzimmertür war offen. Die Uhr stand immer noch auf dem Etagenabsatz. Mir fiel ein, daß ich gegen sie gestoßen war, als ich an ihr vorüber wankte, nachdem ich mich das letzte Mal übergeben hatte. Und die Kissen –, sie lagen immer noch auf dem Bett. Es mußte ein Traum gewesen sein. Also hatte ich geschlafen. Also gut –, ich werde aufstehen und nach unten gehen und einfach den ganzen Tag fernsehen. Niemand wird da sein, außer John, David und Batch. Die hatten mich alle schon mal mit Flattermann gesehen, und ich hatte überall herumerzählt, daß ich über Weihnachten verreist war … Wenn man nicht sicher ist, ob man sich übergeben wird oder nicht, ist das Letzte, was man braucht, jemanden, der Umstände macht: »Geht es dir gut? Du siehst ein bißchen blaß aus. Wie wär’s mit einer schönen Tasse Tee? Und vielleicht einer dünnen Scheibe Toast mit pochiertem Ei obendrauf?« Ich wollte gerade beschließen aufzustehen, als David hereinkam und mich fragte, wie es mir ging, und ob ich vielleicht irgendwas wollte, wie zum Beispiel eine schöne … »Nein«, schnappte ich. Aber die Wörter für den übrigen Satz, obschon im Kopf bereits gebildet, ließen sich einfach nicht artikulieren. »Mir … Ich … L-l-l-l-laß mich einfach … Ma … Mo … ment. Vuvi-vielleicht schapupäter … Steh auf geht gut ….« »Vichy-Wasser?« »Nein … D-d-doch!« Er schüttelte das Plumeau auf. Ich schreckte zurück. Es war hinter mir her, war mit der Uhr und der Nachttischlampe, der Pfeife, dem Aschenbecher, den Streichhölzern im Bunde. »Bleib einfach da«, sagte er und verließ sehr vernünftig das Zimmer. »D-D-David … Vorhänge … L-l-licht.« Die Vorhänge waren immer noch zugezogen, aber oben war ein Spalt, durch den mich ein Laserstrahl von der Außenwelt bedrohte …. Ach, scheiß doch auf all das –, du kommst schon wieder auf die Reihe. Reiß dich zusammen, Mann. Zieh dich an. Ich schmiß das erstickende Plumeau beiseite, setzte mich auf, stellte die Füße auf den Fußboden. Ich zog mich langsam an, klammerte mich an alles, was ich zur Stütze finden konnte, wankte durch das Zimmer. Ich zog die Vorhänge auf und fühlte mich besser –, nichts bewegte sich im Zimmer außer mir. Ich nahm meine Pfeife und steckte sie an. Diese schlichte, für mich automatische, Aktion gab mir Selbstvertrauen. Ich bekam mich unter Kontrolle. Für gewöhnlich setzte es etwa eine halbe Stunde nach dem morgendlichen Aufstehen, wenn es mir nicht gelungen war, mindestens fünf Einheiten Gin zu kippen, einen Hustenanfall, der von trockenem Würgen, nochmal Husten, kaltem Schweiß und unkontrollierbarem Zittern begleitet war. Aber es war bereits halb zwölf, vielleicht war ich lange genug im Bett geblieben, um diesen täglichen Kniefall mit wiederkäuendem Gebet über der Kloschüssel zu verpassen. Der Schlafzimmertürpfosten schlug nach mir, als ich an ihm vorüberging: eine milde Halluzination. Ich rang um genug Gleichgewicht für meinen Gang treppab –, eine Treppe hinab, wie ich wußte, deren Stufen entweder aufhörten, bevor ich unten angekommen war, oder danach noch weiter nach unten führten, mit einem Geländer, das nie so ganz am selben Ort angebracht war, Eckpfosten, die plötzlich nach mir ausholten, hofften, daß meine Konzentration nachließ und ich mir den Kopf an Schatten stieß. Aber ich war zu schnell für die Schatten und duckte mich, mit dem Ergebnis, daß ich direkt in einen rechten Uppercut vom Eckpfosten rannte, der mich mit seiner cleveren Beinarbeit umrundet hatte. Zurück ins Bett. Vierundvierzig Stunden fiebriger Paranoia, sowie akustischer und taktiler Halluzinationen folgten in diesem unruhigen Bett. Die reine Erschöpfung siegte, ich schlief ein paar Stunden, und diesmal wußte ich, daß ich geschlafen hatte. Ich hatte es ausgeschwitzt. Das Schlimmste war vorüber. Sogar die Treppenstufen hatten ihre Feindseligkeiten eingestellt. Es gelang mir, eine Tasse Tee zu trinken, ein paar Vitaminpillen und eine Scheibe Toast mit pochiertem Ei obendrauf bei mir zu behalten. Ich war frei. Ich ging ins Eßzimmer, schritt ganz gelassen an drei Regalen mit Weihnachtsschnaps vorbei und rief Bernard und Jane an, meine Sekretärin, um die beiden auf einen Drink zu mir zu bitten –, vorausgesetzt, fügte ich selbstgefällig hinzu, daß sie den Anblick ertragen konnten, wie ich Tonic-Water trank. Sie kamen vorbei. Ich schenkte ihnen einen Drink ein und entschuldigte mich für meine ganz leicht zittrigen Hände. Sie waren beide erfreut, wie schnell ich mich erholt hatte, und während ich mir ein gepflegtes kalorienarmes Tonic einschenkte, erklärte ich ihnen, wie sehr viel zuversichtlicher ich jetzt war, für immer ohne Alkohol auskommen zu können, da ich es auf die harte Tour geschafft hatte. Als ich mein Getränk anfaßte, kippte ich eine Weihnachtskarte um. Ich stellte mein Glas ab und versuchte, die Weihnachtskarte wieder aufzurichten. Meine Finger wollten nicht stillhalten. »Laß sie doch liegen«, sagte Bernard. »Setz dich hin.« Ich konnte sie nicht liegen lassen. Sie war das Einzige, was zählte. Ich mußte diese Weihnachtskarte wieder aufstellen. Je mehr ich mich anstrengte, desto schlimmer zitterte ich. »Ga-ga-geht … scha-scha-schon.« Das Zittern war jetzt ein rhythmisches Schaudern, das zu einem plötzlichen Krampf wurde, und ich ging zu Boden, wobei ich einen Haufen Gläser, Flaschen und Bernard mitriß. Als ich aufwachte, blitzten blaue Lichter. Draußen war ein Krankenwagen. Was wollte der hier? Ich fühlte mich gut, und ich hatte schon mal schlimmere Schnittverletzungen gehabt. Ein jeder überredete mich, daß das Krankenhaus vielleicht das Beste wäre. Jane glotzte, als wäre sie gerade Zeugin eines Exorzismus gewesen. Ich wurde ins Krankenhaus geschafft und wußte, daß ich meinen heldenhaften Kampf mit den Brennereien dieser Welt verloren hatte. Vielleicht waren zwei Flaschen Gin pro Tag ein bißchen zu heftig gewesen. Bernard erläuterte mir später, daß ich in den letzten sechs Monaten, weil ich en gros eingekauft hatte, zu den kneipengroßen Flaschen übergegangen war, das sind pro Stück 1,13 Liter, was einen durchschnittlichen Tagesverbrauch von vier Kaiserlich Britischen pints oder zweieinhalb US-quarts ausmacht. Es reichte aus, um einen Kadaver zu konservieren – oder sechs...


Graham Arthur Chapman (1941 - 1989), britischer Schauspieler, Mitglied der Komiker-Gruppe Monty Python, lernte während seines Medizin-Studiums in Cambridge seine späteren Kollegen John Cleese und Eric Idle kennen. Er litt jahrelang an Alkoholismus und Nikotinsucht und starb letztendlich daran.Harry Rowohlt, geb. am 27. März 1945 in Hamburg 13, lebt heute als Autor, Übersetzer und begnadeter Vortragskünstler in Hamburg Eppendorf. Nebenbei brilliert er unregelmäßig als Penner Harry in der Fernsehserie 'Lindenstrasse'. 1999 erhielt er den Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Im Januar 2001 erhielt er den Satirepreis "Göttinger Elch".



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