Apfalter / Stefan / Höfner | Grundbegriffe der Integrativen Therapie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Apfalter / Stefan / Höfner Grundbegriffe der Integrativen Therapie

Ein Nachschlagewerk
2. korrigierte Auflage 2023
ISBN: 978-3-8463-6117-7
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Nachschlagewerk

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-8463-6117-7
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Integrative Therapie wurde in den 1960er Jahren von Hilarion Petzold, Johanna Sieper, Ilse Orth und Hildegund Heinl grundgelegt. Sie versteht sich als „Humantherapie“, die den ganzen Menschen in den Blick nimmt. In diesem Kompendium werden die zentralen Begriffe der Integrativen Therapie erklärt - ein nützlicher Begleiter für Ausbildung sowie Praxis.
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Bb Beelterung: ?Parenting Begegnung: In der Integrativen Therapie drückt Begegnung eine Modalität der Relationalität aus, ein existenzielles Aufeinandertreffen, in dem Menschen sich wechselseitig erfassen und verstehen. Obwohl in jeder Begegnung Kontakt vorhanden sein muss, ist nicht jeder Kontakt Begegnung. Begegnung ist wechselseitiges empathisches Erfassen, ein Vorgang, in dem sich Intersubjektivität lebendig und leibhaftig realisiert. Alle Menschen sind mit der Potenzialität für Begegnung ausgestattet. Begegnungsfähigkeit ist uns also angeboren, sie muss aber entwickelt und entfaltet werden. Ungünstige Entwicklungsbedingungen können sie beeinträchtigen. Im Laufe einer gesunden Entwicklung wächst aus Kontaktfähigkeit Begegnungsfähigkeit (ab dem 2. Lebensjahr). Begegnung setzt ein, wenn so viel an Subjekthaftigkeit ausgebildet ist, dass ein Erfassen des Anderen möglich ist – indem der Andere als Subjekt in seiner Historizität (Geschichtlichkeit) zugänglich wird – und gleichzeitig ein Bewusstsein der eigenen Subjektivität vorhanden ist. ?Intersubjektivität, ?Modalität, ?Relationalität, ?Subjekthaftigkeit I.A. Quelle: Petzold (2003a, S. 783–787). Behandlungstechnik: ?Technik Behaviorismus: (engl. behavior = Verhalten) Behaviorismus ist ein Ansatz der Psychologie, dessen Gegenstandsbereich auf äußerlich beobachtbares Verhalten beschränkt ist. Es handelt sich dabei um den Versuch, größtmögliche wissenschaftliche Objektivität nach Vorbild der Physik auch für die Psychologie zu erreichen. Scheinbar private mentale Vorgänge und Zustände wie Überzeugungen, Wünsche oder Emotionen sind nicht Gegenstand dieser Forschungsrichtung, die allerdings in dieser Ausschließlichkeit heute kaum noch vertreten wird (Kim, 2010). Der Behaviorismus lag den ersten Ansätzen der Verhaltenstherapie zugrunde, welche aber nach der kognitiven Wende spätestens in den 1970er- Jahren mentale Vorgänge, insbesondere unter dem Begriff der Kognition, in Theorie und Praxis (Kognitive Verhaltenstherapie) aufgenommen hat. ?Erkenntnistheorie, ?Mentales, ?Verhaltenstherapie, ?Wissenschaftstheorie R.S. Quelle: Kim (2010). Beistand, innerer: Die Persönlichkeit des Menschen wird nach Petzold von interiorisierten positiven und negativen Menschen, inneren Beiständen und Feinden, bevölkert. Die interiorisierten Beistände beeinflussen das Denken, die Gefühle und das Verhalten. Die entsprechenden mentalen Repräsentationen können in der Therapie exploriert und aktiviert bzw. ins Bewusstsein gehoben werden. Die angeleitete bildliche Darstellung mit diversen kreativen Medien kann diese Einflüsse erkennbar werden lassen, sie können entschärft oder genutzt werden. In der Verwendung als mediengestützte Technik sollen Patient*innen interiorisierte positive Personen, die sie in ihre Innenwelt aufgenommen haben, bildlich darstellen. Dadurch werden deren Atmosphären und Botschaften sichtbar, die bis zum aktuellen Augenblick das Denken, Fühlen und Handeln der Patient*innen maßgeblich beeinflussen. ?Interiorisierung, ?Prozess, therapeutischer, ?Repräsentation, mentale, ?Techniken, mediengestützte I.A., R.S. Quellen: Leitner (2010, S. 224), Petzold & Orth (1994a). Bernštejn, Nikolaj Aleksandrovic (1896–1966) war ein russischer Physiologe und Biomechaniker. Er galt als scharfer Kritiker seines berühmten Landsmannes Iwan Petrowitsch Pawlow, dem wesentlichen Wegbereiter des Behaviorismus. In seiner Forschungsarbeit untersuchte Bernštejn Bewegung und Verhalten, insbesondere ganz basale Phänomene wie das Gehen. Nach Bernštejns (1967) Ansicht sind solche Bewegungsabläufe nur als Strukturganzheiten zu verstehen, er vertrat damit eine durchaus eigenständige Variante von Embodiment, lange bevor dieser Begriff in der gegenwärtigen Embodiment-Forschung und Kognitionswissenschaft entstand. Petzold hat Bernštejns Arbeiten gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern der russischen Schule, wie Alexander R. Lurija, sehr früh rezipiert, weshalb gegenwärtige Ansätze der Embodiment-Forschung, insbesondere auch zur antizipativen Kognition, äußerst anschlussfähig an die integrative Theoriebildung sind (Stefan & Petzold, 2019). ?Embodiment, ?Lurija, Alexander Romanowitsch, ?russische Schule R.S. Quellen: Bernštejn (1967), Stefan & Petzold (2019). Bewegung: »Leben ist Bewegung« – dieses unmittelbar einsichtige, aber als solches noch wenig aussagekräftige Diktum charakterisiert das heraklitische Verfahren der Integrativen Therapie in besonderer Weise (Petzold, 2003a). Man war in der Philosophie und der philosophischen Anthropologie bis zum Aufkommen der Leibphilosophie hauptsächlich mit den Bewusstseins- und Vernunftleistungen des Menschen beschäftigt. Zunächst durch Friedrich Nietzsche und dann vor allem mit Maurice Merleau-Ponty (1966) wurde der Fokus auf das sich bewegende, praktisch handelnde Leibsubjekt gelegt. Die Bewegungserfahrung des Leibes ist nach Merleau-Ponty nicht eine dem Bewusstsein nachgelagerte Erfahrung, das Bewusstsein ist ursprünglich nicht ein Denken, sondern ein Können oder Handeln. Bewegung ist damit die spezifische Weise des Selbst- und Weltbezugs und jedes Erkennen ist immer nur aus einer leiblichen Bewegung zu verstehen. Begriffe im Denken wie »vorne«, »unten«, »hinter« resultieren ursprünglich aus Bewegungen des Leibes. Bewegung wird in der Integrativen Therapie daran anschließend nicht bloß als Bewegung von Gegenständen oder Körpern aufgefasst, sondern mit erkenntnistheoretischen, ontologischen und anthropologischen Implikationen versehen. Es ist damit nicht nur eine Bewegung des Leibes auf die im Außen erfasste Welt hin zu verstehen, sondern auch die im Organismus ständig stattfindende Bewegtheit. Alle Sinne kommunizieren immer schon miteinander im Leibsubjekt. Bewegung ist daher sowohl als materiell als auch als mental zu verstehen. Dies kommt nach Petzold (2003a) in Begriffen wie der Gedankenbewegung, der Gefühlsbewegung, des bewegten Miteinander, der geistigen Beweglichkeit oder der Suchbewegung zum Ausdruck. Bewegung »schließt gedankliche Beweglichkeit, die ›movements of thought‹ ein. Geistige Regsamkeit und innere Bewegtheit, die Bewegungen im sozialen Miteinander, Zu-neigungen oder Ab-neigungen, Hin-wendung oder Weg-wendungen […]. Diese Formulierungen verweisen auf die ganze Breite eines solchen Bewegungskonzeptes, das die intrapersonale und die interindividuelle Ebene einbezieht, den Mikrobereich wie den Makrobereich« (S. 978). Unter entwicklungspsychologischer Perspektive betrachtet ergibt sich, dass Bewegung die Erfahrung von Raum und Zeit eröffnet, und das sind die Koordinaten, in deren Schnittpunkt sich in sozialen Interaktionen Identität ausbildet. Der Begriff der Bewegung wird gegenwärtig in den kognitiven Neurowissenschaften, insbesondere im Embodiment-Paradigma, stark aufgenommen und der Erforschung von kognitiven und mentalen Prozessen zugrunde gelegt. Vor dem Hintergrund der aufs Kollektiv zielenden Axiome der Integrativen Therapie ist Bewegung immer auch eine Bewegung zum Anderen. Sie ist Kommotilität und Kokreativität, eine mit dem anderen Subjekt gemeinsame Bewegung. ?Embodiment, ?Intentionalität, ?Kommotilität, ?Leib, ?Phänomenologie, ?Weg R.S. Quellen: Merleau-Ponty (1966), Petzold (2003a, S. 978). Bewusstsein: Die Essenz von Bewusstsein ist nach Blasche (1996a), dass dabei Gegebenheiten oder Ereignisse gewusst werden. Daher rührt die oft verwendete Aussage, dass Bewusstsein immer »Bewusstsein von etwas« ist. Mit »Bewusstsein« bezeichnet man oftmals Phänomene der Wachheit, Introspektion, Berichtbarkeit, des Selbstbewusstseins, der Aufmerksamkeit, der willentlichen Kontrolle und anderes mehr. Es kann zum einen einfach »Wissen« bedeuten, zum anderen, und das ist der kompliziertere Fall, ein Wissen vom Wissen. Wenig scheint auf den ersten Blick vertrauter als Bewusstsein. Dennoch wird gerade in der naturwissenschaftlich orientierten Bewusstseinsforschung das Phänomen des Bewusstseins oftmals als das größte, vielleicht sogar für immer unlösbare Rätsel bezeichnet (McGinn, 1999). Dies resultiert aus dem Umstand, dass es bis dato nicht möglich ist, Bewusstsein, insbesondere das subjektive Gefühl, bewusst zu sein, durch physikalische oder neurobiologische Prozesse hinreichend zu erklären (Chalmers, 1996, 2018). In der phänomenologischen Forschungstradition ist Bewusstsein kein unergründbares Rätsel, sondern gemäß Husserl (1900) das Vertrauteste überhaupt. Es ist dasjenige, was als Medium zur Welt fungiert, und es ist phänomenologisch zu ergründen, wie Bewusstseinserlebnisse zu solchen werden. In diesem basalen Sinne ist Bewusstsein (noch) kein Wissen, sondern ein Spüren oder bewegliches Können. Insbesondere in der Phänomenologie des Leibes wird Bewusstsein nicht als körperloses mentales Phänomen aufgefasst, sondern als leibliche Verflechtung mit der Welt (Merleau-Ponty, 1966). Bewusstsein wird entsprechend in der Integrativen Therapie als eine »Qualität des Lebendigen in seinem strukturellen, d. h. lebensweltlichen Bezug gesehen« (Petzold, 2003a, S. 225), der hermeneutisch und metahermeneutisch zu durchdringen ist. Bereits unter der Aufmerksamkeitsschwelle ist das Bewusstsein eingeflochten in die Textur der Lebenswelt. Es ist stets in seinen umgebenden Kontext eingebettet (embedded) und ausgedehnt (extended), gleichwohl es sich in Gedanken, Tagträumen oder etwa Meditation zum Teil weit aus diesen aktualen lebensweltlichen Bezügen herauszulösen...


Stefan, Robert
Dr. Robert Stefan, BA MA MSc ist Psychotherapeut in freier Praxis, Fachsektion Integrative Therapie bei dem Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik und bei Caritas. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Department Psychologie und Psychodynamik, Fachbereich Psychodynamik. Wissenschaftliche Schwerpunkte: Leiblichkeit und Subjektivität im Spannungsfeld von phänomenologischer Philosophie und kognitiver Neurowissenschaft sowie historische und systematische Entwicklung der Integrativen Therapie und der psychodynamischen Psychotherapiewissenschaft.

Apfalter, Irene
Mag.a Irene Apfalter, MSc, hat Geschichte und Germanistik in Wien sowie Psychotherapie in Krems studiert. Sie ist Psychotherapeutin (Integrative Therapie), Traumatherapeutin, Skillstrainerin, Poesietherapeutin sowie Autorin und seit vielen Jahren Vortragende im psychotherapeutischen Feld. In ihrer Praxis bei Mödling (NÖ) arbeitet sie schwerpunktmäßig mit Borderline-Betroffenen und traumatisierten Menschen.

Höfner, Claudia
Mag.a Dr.in Claudia Höfner, MSc ist Klinische und Gesundheitspsychologin, Soziologin sowie Psychotherapeutin im Fachspezifikum Integrative Therapie, für die sie von 2016-2019 eine Professur innehatte. Neben Psychotherapieforschung und Lehre liegen die beruflichen Schwerpunkte im klinischen Feld sowie in der psychotherapeutischen Praxis. Seit 2020 ist die Leiterin der Fachsektion für Integrative Therapie beim Österreichischen Arbeitskreis für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik (ÖAGG) in Wien.



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