Buch, Deutsch, 144 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 145 mm, Gewicht: 255 g
Reihe: Perlen
35 Jahre Architekturgalerie München
Buch, Deutsch, 144 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 145 mm, Gewicht: 255 g
Reihe: Perlen
ISBN: 978-3-948974-01-5
Verlag: Schiermeier, Franz
Weitere Infos & Material
Freiräume
Zeigten wir im ersten Band der Mu¨nchner Perlen, der zum 25-jährigen Bestehen der Architekturgalerie Mu¨nchen erschien, besondere Bauten in Mu¨nchen, so haben wir uns jetzt, 1 O Jahre später, mit Architektinnen und Landschaftsarchitektinnen auf die Suche nach ihren Lieblingsfreiräumen in der Stadt begeben. Nicht erst das Jahr 2020, in dem der öffentliche Raum zeitweise zum einzigen legalen Bewegungs-, Begegnungs- und Kulturraum der Stadtbewohner wurde, zeigt deutlich den Wert und die Notwendigkeit von wohnungsnahen Erholungsflächen, Gärten, Parks und Plätzen. Seit Jahrhunderten sind es die Freiräume, die die Städte prägen und gliedern, sie ökologisch versorgen und dem öffentlichen Leben Raum geben. Sie bezeichnen Lagen und Adressen in der Stadt, sie sichern die Orientierung und bestimmen maßgeblich die Wahrnehmung und das Bild von Städten. Weltweit bekannt ist Mu¨nchen fu¨r seinen Englischen Garten und die Theresienwiese, fu¨r repräsentative und historische Plätze wie den Odeons-, Marien- oder Königsplatz, die Prachtstraßen der bayerischen Könige Ludwig 1. und Maximilian II. und auch fu¨r neue Kultorte wie die Eisbachwelle oder den Gärtnerplatz. Die Qualität der Stadt findet sich aber nicht nur hier. Wir suchten und fanden mit den Freundinnen der Architekturgalerie Mu¨nchen weitere besondere Freiräume in der Stadt: Orte der persönlichen Entdeckungsfreude und des individuellen Ru¨ckzugs. Orte, die u¨brig geblieben sind und sich herausgebildet haben, nachdem die Stadt um sie herum gewachsen ist. Orte, die sorgfältig gestaltet wurden und doch unentdeckt geblieben sind und solche, die niemand gestaltet hat und die erst dem aufmerksamen Betrachter ihre Eigenart offenbaren. Die Architektinnen und Landschaftsarchitektinnen schildern ihre Liebe zu den großen öffentlichen, zu alltäglich genutzen und zu kleinen privaten Räumen: zu Landschaften und Parks, zu Flussufern, Inselspitzen und Bru¨cken, zu gemeinsam genutzten Innenhöfen und Dachterrassen, zu Straßenecken, Parkplätzen, Sitzstufen, Steinbänken und Baumkronen. All diese Orte, gleich ob sie den gemeinsamen Raum der Stadtgesellschaft oder einen persönlichen Mikrokosmos thematisieren, sind Teil des Mosaiks der Freiflächen, die fu¨r die Lebensqualität und das Lebensgefu¨hl Mu¨nchens unentbehrlich sind. Allen Perlensucherinnen danken wir sehr fu¨r die Wahl von einzigartigen Orten, ihre persönlichen Beschreibungen und der Unterstu¨tzung dieses Buch- und Ausstellungsprojektes zum 35-jährigen Jubiläum der Architekturgalerie Mu¨nchen. Herzlich danken wir auch Michael Heinrich, Markus Lanz und Sebastian Schels, die wieder mit ihrem Blick als Fotografen und Stadtforscher den genius loci der ausgewählten Lieblingsorte eingefangen haben und durch ihre Abbildungen der FreiraumPerlen eine weitere Wahrnehmungsebene schaffen. Ein Freiraum in Mu¨nchen liegt uns ganz besonders am Herzen, es ist der Innenhof der Tu¨rkenstraße 30, der seit 28 Jahren täglich ganz verschiedene Gesichter hat: meist ein beschaulicher Wohnhof, blu¨hender Garten mit Gemu¨sezucht, Fahrradstellplatz und Werkstatt, manchmal Fankurve bei Bayernspielen, sommerlicher Grillplatz fu¨r Hoffeste, dann Ausstellungsfläche fu¨r Architekturinstallationen, Laufsteg weltberu¨hmter Architekturikonen, urbane Plattform fu¨r dichtgedrängte Vernissagengäste, Bu¨hne fu¨r die Balkonlogen der Bewohner des Vorderhauses: ein lebendiger Ort fu¨r den Architekturdiskurs in Mu¨nchen. Zu dieser Innenhof-Perle im Kunstareal mit seinen angrenzenden Galerieräumen hat sich ein neuer Ort der Baukultur in Mu¨nchen etabliert: der Bunker an der Blumenstraße 22. Unterstu¨tzt vom Planungsreferat und vom Kommunalreferat bespielt die Architekturgalerie Mu¨nchen den Bunker seit 2017 mit Ausstellungen, Diskussionen und Installationen, schafft einen Ort der Vermittlung architektonischer Positionen und des Austauschs zwischen der Fachwelt und der Öffentlichkeit, fördert interdisziplinäre Zusammenarbeit und bietet eine neue kulturelle Plattform im Herzen der Stadt. Mit der Ausstellung dieser Freiraum-Perlen zur OpenArt 2020 im Bunker wird ein weiterer Schritt getan, das hermetische Gebäude zu einem neuen Freiraum, einem Zentrum fu¨r Architektur, Stadt, Landschaftsarchitektur und Kunst in Mu¨nchen zu transformieren.
Nicola Borgmann