Buch, Deutsch, 263 Seiten, GB, Format (B × H): 250 mm x 320 mm, Gewicht: 1300 g
Ethnische Säuberung und Widerstand
Buch, Deutsch, 263 Seiten, GB, Format (B × H): 250 mm x 320 mm, Gewicht: 1300 g
Reihe: Verbrechen gegen die Menschlichkeit
ISBN: 978-3-88975-156-0
Verlag: Zambon Verlag & Vertrieb
Der vorliegende fünfte Band der Reihe “Verbrechen gegen die
Menschlichkeit” ist im Anschluss an die vorhergehenden, die in
chronologischer Reihenfolge die Themen Auschwitz, Hiroschima,
Vietnam und Lateinamerika behandelten, nun Palästina gewidmet.
Die Entscheidung, Palästina in eine Reihe aufzunehmen, die
mit Auschwitz beginnt, war für uns nicht einfach. Einige Leser
werden, und dies in gutem Glauben, mit unserer Wahl nicht einverstanden
sein. In der Tat ist ein Teil der öffentlichen Meinung
geneigt, jedes von Israel begangene Verbrechen (Vertreibungen,
Enteignungen von Häusern, Grund und Boden, Massenexekutionen,
Gefängnisstrafe für zehntausende Palästinenser)* im Namen
eines durchaus gerechtfertigten Schuldgefühls hinzunehmen, das
jeder in Europa angesichts der furchtbaren Verbrechen, die der
Nazifaschismus an den Juden begangen hat, hegen sollte.
Die fast automatische Solidarität mit Israel ist jedoch kein spontaner
Akt. Sie wird von einer Propaganda erzeugt, mit der die
verschiedenen Medien die Bürger überhäufen. Sie basiert zudem
keineswegs auf vernünftigen politischen und ethischen Überlegungen,
die allein zu gerechten Entscheidungen führen können,
sondern auf emotionalen und nicht selten interessengeleiteten
Entscheidungen.
Aufgrund einer skurrilen Ironie der Geschichte sind es heute gerade
dieselben ökonomischen Kräfte, welche in der Vergangenheit
die kriminellen Unternehmungen des Faschismus unterstützt
hatten, die jetzt enthusiastisch und widerspruchslos die Rolle des
„Philosemiten“ spielen und den Staat Israel durch eine unablässige
und betäubende Kampagne der von ihnen kontrollierten Medien
unterstützen.
Zielgruppe
Leser von 14-80 Jahre
Politisch Interessierte
Nahostinteressierte
Journalisten
Lehrer, Dozenten, Erwachsenenbuldung
Volkshochschule
Gewerkschafter
Zionisten
Weitere Infos & Material
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Verlegers
1. Der Ort
2. Die ältere Geschichte
3. Die osmanische Zeit
4. Die zionistische Einwanderung
Die Zukunft der Juden
Palästina und der Zionismus - Die Ansichten der englischen Juden
Die angeku¨ndigte Tragödie
Abschließende Empfehlungen der King-Crane-Kommission zu Palästina
Die Bodenlegende
5. Widerstand und Revolte der Palästinenser gegen die Besatzung
6. Der Volksaufstand 1936-1939
7. Die zionistische Enklave
Haj Amin al-Husseini
Die Praxis des Terrorismus
8. Der Teilungsplan
9. Nakba
Deir Yassin
Geschichten einzelner Dörfer
Die ethnische Säuberung in Palästina (1948-1949)
Der Ursprung des Flu¨chtlingsproblems
Ramla und Lydda
Erinnerungen an eine verlorene Kindheit
Eine beispielhafte Geschichte
10. Auswirkungen der NAKBA
Die Besetzung Gazas 1956
11. Ganz Palästina besetzen
1967 - Nach dem Krieg am Jordan
Mythen zum Sechstagekrieg
Die Palästinensische Nationalcharta 1968
Rede von George Habbash vor amerikanischen, englischen und deutschen Journalisten
im Hotel Jordan in Amman, 12. Juni 1970
Bertrand Russell: Gegen die Scheinheiligkeit
12. Die Intifada
Wie die Intifada begann
Unabhängigkeitserklärung des Staates Palästina 15. November 1988
13. Nach Madrid
14. Von der Gru¨ndung der PA bis zur zweiten Intifada
Wie die Mossad es schafft, palästinensische Informanten zu gewinnen
Absolutes Verbot Folter und Misshandlungen an palästinensischen Gefangenen
B‘Tselem- und HaMoked-Bericht (Mai 2007)
15. Aufteilen und annektieren. Der Sieg der Hamas
16. Vom Angriff auf Libanon bis zum angriff auf Gaza
Blockaden, Checkpoints, Absperrungen: das tägliche Leben
Gaza Juli 2009: Der Herd der Katastrophe glu¨ht weiterhin
Bibliographische Hinweise
ANHANG
I Ein weiteres Opfer des Zionismus: Das internationale Recht.
Israel: Kann ein ethnischer/konfessioneller Staat demokratisch sein?
II Die Kolonisierung der Gebiete
III Das Wasserproblem
IV Die Friedensstifter und ihre Feinde
V Ju¨dische Stimmen
A) Die ju¨dische Opposition in Israel und in der Diaspora gegen die Unterdru¨ckung der Palästinenser
B) Löscht den Namen meines Grossvaters in Yad Vashem
C) Philosemitische Deutsche und „antisemitische“ Juden?
D) Wir feiern den Geburtstag Israels nicht
E) Zorn und Hoffnung
F) Sie haben mir einen Stern gestohlen
VORWORT DES VERLEGERS
Der vorliegende fünfte Band der Reihe “Verbrechen gegen die
Menschlichkeit” ist im Anschluss an die vorhergehenden, die in
chronologischer Reihenfolge die Themen Auschwitz, Hiroschima,
Vietnam und Lateinamerika behandelten, nun Palästina gewidmet.
Die Entscheidung, Palästina in eine Reihe aufzunehmen, die
mit Auschwitz beginnt, war für uns nicht einfach. Einige Leser
werden, und dies in gutem Glauben, mit unserer Wahl nicht einverstanden
sein. In der Tat ist ein Teil der öffentlichen Meinung
geneigt, jedes von Israel begangene Verbrechen (Vertreibungen,
Enteignungen von Häusern, Grund und Boden, Massenexekutionen,
Gefängnisstrafe für zehntausende Palästinenser)* im Namen
eines durchaus gerechtfertigten Schuldgefühls hinzunehmen, das
jeder in Europa angesichts der furchtbaren Verbrechen, die der
Nazifaschismus an den Juden begangen hat, hegen sollte.
Die fast automatische Solidarität mit Israel ist jedoch kein spontaner
Akt. Sie wird von einer Propaganda erzeugt, mit der die
verschiedenen Medien die Bürger überhäufen. Sie basiert zudem
keineswegs auf vernünftigen politischen und ethischen Überlegungen,
die allein zu gerechten Entscheidungen führen können,
sondern auf emotionalen und nicht selten interessengeleiteten
Entscheidungen.
Aufgrund einer skurrilen Ironie der Geschichte sind es heute gerade
dieselben ökonomischen Kräfte, welche in der Vergangenheit
die kriminellen Unternehmungen des Faschismus unterstützt
hatten, die jetzt enthusiastisch und widerspruchslos die Rolle des
„Philosemiten“ spielen und den Staat Israel durch eine unablässige
und betäubende Kampagne der von ihnen kontrollierten Medien
unterstützen.
Es soll ins Gedächtnis gerufen werden, dass gerade diese fragwürdigen
Herren in den 1930er Jahren den Nationalsozialisten
grünes Licht zu ihren rassischen Verfolgungsprogrammen gegeben
hatten und als Gegenleistung das Versprechen, ihre Privilegien
zu verteidigen und „die Kommunisten auszulöschen“,
erhielten.
Der Gedanke, dass die Palästinenser keinerlei Verantwortung
für die nationalsozialistische Vernichtung tragen, müsste zu der
unmittelbaren Schlussfolgerung führen, dass man sie nicht für
die vom Nationalsozialismus in Europa begangenen Verbrechen
bezahlen lassen darf. Die nach Palästina ausgewanderten Juden
und späteren Bürger des Staates Israel haben das jedoch getan
und tun es noch immer. Die nationalsozialistische Vernichtung
der Juden und Zigeuner schlicht wegen ihrer Zugehörigkeit zu
einer anderen „Rasse“ ist ein Verbrechen, das in Europa entstanden
ist. Sowohl die Mörder als auch die Opfer sind Europäer.
Indem sich Israel zum Rächer dieser Verbrechen gegenüber den
unschuldigen Palästinensern erhebt, begeht es ein Verbrechen gegen
die Menschlichkeit: Seit nunmehr 60 Jahren vertreibt Israel
ununterbrochen die Palästinenser von ihrem Land und aus ihren
Häusern und macht das Leben derjenigen, die Widerstand leisten,
unmöglich. Die nach Palästina ausgewanderten Juden haben mit
der interessengeleiteten Mitwisserschaft Europas und der Vereinigten
Staaten von Amerika einen jüdischen Staat gegründet,
der alle diejenigen ausschließt und diskriminiert, die keine Juden
sind, und der zudem überaus mächtig geworden ist, was Bewaffnung,
Reichtum und politischen Einfluss betrifft. Er bestimmte
und bestimmt die politischen und militärischen Entscheidungen
der größten Weltmacht, der Vereinigten Staaten von Amerika,
und genießt die Komplizenschaft Europas bei seinem von Verachtung
und Unterdrückung gegenüber dem palästinensischen
Volk geprägten kolonialen Verhalten - ein koloniales Verhalten
in der schlimmsten europäisch-amerikanischen Tradition der Eroberung,
Unterwerfung und Ausbeutung. Die ungerechteste aller
Absurditäten stellt die Rechtfertigung dar, die angenommen
wurde, um die Vertreibung der ursprünglichen palästinensischen
Bevölkerung aus ihrem Land zu verteidigen: Die Juden „kehren“
in das Land „zurück“, das Gott einst ihren Vätern verheißen hatte,
und vergessen dabei, dass die Nachfahren dieser „Väter“ in
einer gewissen Weise ausgerechnet die Palästinenser (sic!) sind.
Und dieses alles nur, weil es, wenn es wahr ist, dass nach der
Zerstörung des Tempels viele in Gefangenschaft gerieten, deportiert
wurden und emigrieren mussten, es ebenso wahr ist, dass die
Mehrheit der Juden in Palästina blieb, wo sie allmählich größtenteils
in der arabischen und muslimischen Bevölkerung, die aus
dem Süden kam, aufging (vgl. dazu die hochbrisante Publikation
von Shlomo Sand, Die Erfindung des jüdischen Volkes, Propyläen,
2010).
Abgesehen von der Überlegung, dass die große Mehrheit der
jüdischen Siedler in Palästina überhaupt nicht religiös war, hält
eine solche wörtliche Auslegung der Bibel weder ethischen Betrachtungen
noch der modernen Exegese stand. Die Schaffung
des „jüdischen“ Staates ist von den strengsten Gelehrten der
„heiligen“ Schriften nicht hingenommen worden, J. Leibowitz
beispielsweise wies sie wegen der an der ursprünglichen Bevölkerung
begangenen Schuld und wegen der für ihn nicht annehmbaren
Unterordnung des Judaismus als Religion unter die Politik
des jüdischen Staates zurück. Die Schaffung des Staates Israel
ist vielmehr von einem modernen Begriff des Nationenstaats abgeleitet.
Der Nationalismus wurde benutzt, um die furchtbarsten
Blutbäder zu rechtfertigen. Der Nationen-Götze dominierte
selbst die fortschrittlichsten ethischen und politischen Ideen des
Liberalismus und des Sozialismus. Mit der Gründung und Entfaltung
des jüdischen Staates haben die jüdischen Nationalisten
nicht nur ein Verbrechen an Dritten begangen, sondern zugleich
den besten Teil der spirituellen jüdischen Tradition zerstört: den
kosmopolitischen und pazifistischen Internationalismus.
Wir sind angesichts des neonationalsozialistischen und neofaschistischen
Phänomens des Antisemitismus, das sich in verschiedenen
europäischen Ländern zeigt (Deutschland, Frankreich,
Italien und andere), äußerst besorgt, aber wir sind uns auch im
Klaren, dass das national-rassistische Verhalten des israelischen
Establishments, das die Palästinenser verfolgt und die eigene Jugend
mit der Erziehung zur Waffengewalt und zur Verachtung
der Mitbürger und palästinensischen Nachbarn korrumpiert, in
jeder Hinsicht mit dem Antijudaismus vergleichbar ist.
Mit diesem Buch haben wir uns vorgenommen, einige der verbrecherischen
Handlungen des israelischen Establishments an
den Palästinensern und an Israel selbst zu dokumentieren. Wir
sind überzeugt, dass ein genaues Studium der historischen Wahrheit
vielen dazu dienen kann, sich ein eigenes ethisches und
politisches Urteil zu bilden, das nicht an das Herrschaftsinteresse
der Mächtigen gebunden ist. Wir hoffen zudem dazu beizutragen,
die jüdischen Bewohner Palästinas zu bewegen, sich
endlich auf eine zivile Art und Weise in die Gemeinschaft der
Länder einzugliedern, von denen sie umgeben sind, indem sie
ihnen dieselbe Menschenwürde und dieselben bürgerlichen und
politischen Rechte zugestehen: Wenn sich dies verwirklichen
ließe, könnte das Zusammenleben in Zukunft freundschaftlich
werden, wie es in den vergangenen Jahrhunderten vor dem Entstehen
des Zionismus gewesen ist. Doch dafür muss der Zorn
besänftigt werden, den die israelische Politik hervorgerufen und
für 60 Jahre genährt hat. Die Verachtung, die viele israelische
Juden für ihre palästinensischen Nachbarn empfinden, muss sich
in Reue und in eine aufrichtige Bitte um Vergebung umwandeln.
Unser Buch wendet sich auch an die Juden in der Diaspora und
fordert sie dazu auf, die politisch und kulturell untragbare Realität
des heutigen Israels zu betrachten, und an jeden anderen,
der glaubwürdige und sachliche historische Informationen zu
den Ereignissen in Palästina sucht. Informationen, die frei von
den herrschenden propagandistischen Verformungen sind, bilden
eine unverzichtbare Voraussetzung für die Feststellung der jetzt
absoluten politischen Priorität: Gerechtigkeit und Frieden für das
palästinensische Volk. Nur das Bezahlen eines solchen „Preises“
wird es Israel erlauben, seiner gegenwärtigen, überaus traurigen
kulturellen Abdrift ein Ende zu setzen, die es in den Abgrund einer
immer gewalttätigeren und unmenschlicheren Wahrnehmung
der Existenz reißt.
* Mehr als 40 % der männlichen erwachsenen Palästinenser sind
für kurze oder lange Zeit in israelischen Gefängnissen inhaftiert
gewesen.