Bachmann | Schauer der Vorwelt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Bachmann Schauer der Vorwelt


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96944-740-6
Verlag: KOVD Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-96944-740-6
Verlag: KOVD Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Bachmanns Erzählungen gleichen dunkel-schimmernden Perlen, in deren Kern ein nebulöser Inhalt verborgen ist.'- Markus K. Korb ... so auch in diesem Band, der dreizehn teilweise längst vergriffene Kurzgeschichten im lovecraftschen Gewand vereint.Dabei sind Bachmanns Besuche bei 'Papa Lovecraft' stets eigenständig und aus dem Bestreben heraus geschrieben, den Schauern der Vorwelt zu entkommen.Sämtliche Geschichten wurden exklusiv für diesen Band überarbeitet. Abgerundet wird die Sammlung durch das persönliche Vorwort 'Lovecraft und ich'.

Tobias Bachmann wurde 1977 in Erlangen geboren und lebt seit 2009 mit seiner Familie in einer kleinen Ortschaft im Fränkischen Seenland. Seit 1998 veröffentlichte er weit über fünfzig Erzählungen und über zehn Romane, darunter Dagons Erben, der als bester deutschsprachiger Horrorroman 2009 mit dem Vincent Preis ausgezeichnet wurde. Seine Erzählung Die letzte Telefonzelle wurde 2011 für den deutschen Science-Fiction-Preis nominiert, sein Buch Liebesgrüße aus Arkham erhielt 2017 den Vincent Preis als beste Storysammlung. 2018 schuf er mit EISkalt (Amrûn Verlag) einen packenden Coming-of-Age-Krimi mit Thriller-Elementen, dem 2019 der Steampunk-Roman Gynoid (Fabylon Verlag) folgte. Zwischendurch schreibt er Gruselnovellen für die Reihe Gespenster-Krimi des Bastei Verlags.Bachmann ist Mitglied in den Autorenvereinigungen PAN (Phantastik-Autoren-Netzwerk e.V.) und DAS SYNDIKAT (Verein zur Förderung Deutschsprachiger Kriminalliteratur). Darüber hinaus ist er als Musiker in verschiedenste Projekte involviert.Weitere, ausführliche Informationen, unter: www.tobias-bachmann.de

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Der Hausvermesser
(Das Arkham-Sanatorium, 2008) War es Zufall? Vielleicht hatte ich es geträumt. War alles nur ein Traum, der stetig wiederkehrte? Ein böser und schlechter Traum, den mir der Alb, der während des Schlafes auf meiner Brust wachte, in den Kopf gepflanzt hatte? Fest stand, wenn ich dies alles wirklich und wahrhaftig erlebt und es mit eigenen Augen gesehen hatte, mir dies wirklich widerfahren war, dann widerlegte es meinen Glauben an jeglichen Gott oder den Glauben an ein Jenseits, gleich welcher Art. Eine bekannte Immobilienagentur beauftragte mich in einem Brief, ein Haus zu vermessen, das etwas weiter Abseits von Dunwich lag. »Es ist ein sehr geräumiges und altes Anwesen«, hieß es darin, »schwer zugänglich in den Bergen gelegen, dessen Gesamtwohnfläche kaum geschätzt werden kann. Sie werden sicherlich einige Tage für diese Aufgabe benötigen, weswegen wir Sie dazu einladen, für die gesamte Dauer ihrer Arbeit auf Watheley-Castle bei freier Kost und Logis (neben Ihrem üblichen Honorar) zu wohnen.« Es war absolut keine Frage, ob ich über dieses Angebot nachdenken musste und so nahm ich den Auftrag dankend an. Die Fahrt dorthin erwies sich als beschwerlicher als von mir angenommen. Dunwich lag in Massachusetts, in den Vereinigten Staaten. Gleich nach Dean’s Corners, an der Kreuzung des Aylesbury Pike nahm ich eine Abzweigung und erreichte ein mir einsam erscheinendes Land. Die Straße stieg neben kaum bebauten Feldern immerwährend an und die Häuser machten auf mich einen alten, verwahrlosten Eindruck. Ich wagte es nicht, die wenigen, einfältigen Einheimischen zu fragen, ob ich auf dem richtigen Weg sei. Schließlich stieg die Straße noch weiter an, und über tiefen Wäldern konnte ich die Berge sehen, wobei sich in mir gleichzeitig ein Gefühl des Unbehagens breitmachte. Ich überquerte unsichere, morsche Holzbrücken und die Anzahl tiefer Schlaglöcher stieg kontinuierlich. Dann fiel der Weg wieder etwas ab, und ich fuhr lange Zeit, an mir unwirklich erscheinendem Marschland vorbei. Aufgrund der schwülen Sommerhitze kurbelte ich mein Fenster runter und lauschte somit zwangsläufig dem unbeholfenen allabendlichen Schreien der Ziegenmelker, die sich meinem Sichtfeld entzogen, so als seien sie unsichtbar. Dann war ich in Dunwich. Ein beunruhigender Ort. Die Häuser wirkten verlassen und gleichfalls verfallen, wie jene, die etwas außerhalb des Örtchens lagen. Ich erreichte einen alten, unsorgsam eingerichteten Kaufmannsladen, der mir nur deshalb auffiel, weil er von einer Kirche beherbergt wurde, deren Turm auf wundersame Weise geborsten war. Über alledem lastete ein Geruch von äonenalter Fäulnis und Pestilenz. Anders vermag ich diese Widerwärtigkeit gar nicht zu umschreiben. Die Aufforderung, hierher zu reisen lag bereits eine Woche zurück und nun fand ich mich in einer Gaststätte ein, wo ich bei einem Glas Wein auf die Ankunft des Dieners wartete, der mich zu dem Anwesen geleiten würde. Der Erwartete erschien erst eine halbe Stunde nach der verabredeten Zeit, und so hatte ich bereits ein weiteres Glas bestellt, was ihn dazu bewog, sich zu mir zu setzen, ebenfalls etwas zu bestellen und ein paar Worte mit mir zu wechseln. »Sie kommen also aus Arkham, ja?«, begann er das Gespräch, »und waren noch nie in dieser Gegend?« Ich bedauerte, meinte aber scherzhaft, dass ich es ja nun doch geschafft hätte. Der Diener jedoch, Christopher war sein Name, schien gar nicht so erfreut darüber zu sein. »Sehen Sie, in unserem Dorf geschehen viele eigenartige Dinge«, sagte er. »Welcher Art?«, wollte ich wissen. Er überlegte und es schien mir einen Wimpernschlag lang, als wolle er nicht so gerne darüber reden. Dann erzählte er: »Die Bewohner von Dunwich entstammen nur ein paar wenigen Familien. Niemand ist hier jemals zugereist, allerhöchstens weggezogen. Wer einmal hier lebt, kommt nur schwer fort, doch hierher zu finden ist gar nicht so leicht.« »Nun, ich habe dieses Örtchen eigentlich sehr schnell gefunden. Immerhin ist es auf der Landkarte verzeichnet.« »Ich habe es anders gemeint. Ach, Sie verstehen es ja doch nicht.« Und so zog sich das Gespräch weiter hin. Christopher machte rätselhafte Andeutungen, erzählte dann aber doch nichts. Er war ein seltsamer Kauz, ähnlich den übrigen Bewohnern Dunwichs, von denen sich ebenfalls einige in der Gaststätte eingefunden hatten. Sie alle waren von grenzenloser Hässlichkeit, einem knorrigen Eindruck voll einsiedlerischer Verschrobenheit. Schließlich hatten wir unsere Gläser ausgetrunken, der Diener beglich die Rechnung und wir machten uns daran, zu Fuß die nahen Berge zu begehen. »Wir werden ein ganzes Stück laufen müssen«, prophezeite Christopher und half mir mit meinem Gepäck. Ich wusste ja, dass es sich um unwegsames Gelände handelte, in dem sich das Anwesen befand. Aber wie die Immobilienagentur ein Gebäude zu vermitteln gedachte, dass so weit abgelegen war, wollte mir beim besten Willen nicht in den Sinn kommen. Fast zwei Stunden waren wir unterwegs. Anfangs passierten wir Felder, die wie unfruchtbar dalagen. Später, als es anfing zu dämmern, steiles Waldgebiet, in dem ganze Wolken von Glühwürmchen aufstiegen. Am Ende kamen wir zu einem Anwesen, bei dessen Anblick mir sofort klar wurde, warum mich meine Auftraggeber dazu einluden, gleich mehrere Tage hier zu verbringen. Es war riesig. Ein unbeschreiblich großer Bau, der schon diverse Anbauten und Erweiterungen über sich hatte ergehen lassen. Alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten, stellenweise sogar in verschiedenen Epochen erbaut. Christopher zeigte mir mein Zimmer und wenig später lag ich müde und unbekümmert in einem bequemen Bett. Der Kamin war erloschen und als Lichtquelle diente mir eine alte Petroleumlampe, denn elektrischen Strom oder eine Heizanlage besaß das Anwesen noch nicht. Durch das, aufgrund der Sommerhitze weit geöffnete Fenster, vernahm ich von einem nahe gelegenen Teich den schrillen Gesang von Ochsenfröschen. Am nächsten Tag machte ich mich, nach einem wohlschmeckenden Frühstück, an meine Arbeit. Ich begann, wie ich es gelernt hatte, in den obersten Stockwerken des Hauptgebäudes. Danach kamen die darunterliegenden Stockwerke und ihre Zimmer an die Reihe und erst, nachdem ich das gesamte Gebäude vermessen hatte, machte ich mich daran, Dachboden und Keller zu erforschen. Diese Herangehensweise hatte ich mir im Laufe der Jahre, in denen ich den Beruf eines Haus- und Landvermessers nachging, angeeignet. Es hing damit zusammen, dass es eine Leidenschaft von mir war, in alten Dachböden oder Kellern herumzustöbern. Meistens vergaßen ehemalige – und verstorbene natürlich zwangsweise – Hausbesitzer die unglaublichsten Dinge in eben diesen Bereichen ihres Hauses. Der Vorteil war, dass wenn ich etwas finden sollte, das mir gefiel und der oder die Auftraggeber nichts dagegen hatten, was meist der Fall war, durfte ich das entsprechende Teil behalten. Schätze, die auf diese Art und Weise in meinen Besitz gerieten, waren vielfältig. Ein alter Globus etwa, der in einem rustikalen aber schönen Holztisch eingearbeitet war, und in dessen Inneren man seine Hausbar unterbringen konnte. Er zierte eine Ecke in meinem Wohnzimmer, ebenso ein antiquierter, schon über hundert Jahre alter Stuhl, der mir sehr ans Herz gewachsen war. So verging der erste Tag. Außer Christopher schien ich der einzige Bewohner Watheley-Castle’s zu sein, zumindest traf ich niemand weiteren an. Christopher war eine Art Mädchen für alles. Er bereitete die Mahlzeiten zu, fungierte als Gärtner und besserte die kleineren Beschädigungen des Hauses aus. Abends saßen wir bei gutem Wein, Käse und Brot beisammen und unterhielten uns über die verschiedensten Themen. So brachte ich einmal das Gespräch zurück auf jene Scheuseligkeiten des Dorfes, von denen er mir berichtet hatte. Doch wie bereits am Tag zuvor, wich Christopher jeder direkten Frage aus. Nähere Einzelheiten, als alte Gespenstermärchen, von Inzest geprägte Familiengeschichten und mittelalterlich anmutende Sagen brachte ich nicht aus ihm heraus. Am nächsten Abend - ich schaffte das rechte Nebengebäude, sowie den Verbindungsflur, mitsamt Erkern und bislang unverzeichneten Transportschächten - lenkte ich unser Gespräch wieder zurück auf Dunwich. Hierbei erfuhr ich von Christopher, dass ein entsetzliches Geschöpf, ein Mitglied der Familie Watheley, die auch dieses Anwesen hier erbauen ließen, ein grausiges Monstrum gewesen sei. Diese kaum beschreibbare Kreatur solle eines Nachts während eines einzigen Blitzschlages getötet worden sein. Seitdem erfülle dieser schreckliche Gestank die Luft in und um Dunwich. Ein wütender Sturm sei aufgekommen und habe Bäume, Gras und Gebüsch wie nie zuvor gepeitscht, und danach sei das Laub zu einem kränklichen Gelb-grau verdorben. Auf den Feldern und Wäldern habe es die Kadaver vieler Vögel geregnet. »Der Gestank war früher noch viel schlimmer«, versicherte mir Christopher, »aber seitdem ist Dunwich nicht mehr, wie es einmal...



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