E-Book, Deutsch, 221 Seiten
Balke-Holzberger Gesunder Rücken durch Zittern
Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes.
ISBN: 978-3-608-11630-4
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rückenschmerzen mit Faszien-Stress-Release lindern und auflösen
E-Book, Deutsch, 221 Seiten
ISBN: 978-3-608-11630-4
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Faszien-Stress-Release ist ein neuer, einfach anwendbarer Ansatz in der Schmerztherapie und wird in diesem Buch leicht und verständlich in seiner Anwendbarkeit und Wirksamkeit erklärt. Rückenschmerzen können damit gelindert, reduziert oder gänzlich aufgelöst werden.
Das neurogene Zittern löst fasziale und muskuläre Spannungszustände auf und lindert sanft stressbedingte Körperschmerzen. Das vorliegende Buch beschreibt die Wirksamkeitsprinzipien, erklärt die Grundlagen der Schmerzentstehung und des Faszienaufbaus und liefert eine einfache Selbsthilfe zur nachhaltigen Schmerzreduktion. Kernstück des Buches ist die ausführliche und differenzierte Beschreibung der Übungsanleitung. Die Zeichnungen stellen die Übungen und ihre Varianten Schritt für Schritt so dar, dass ein Soforteinstieg auf einfache Weise möglich ist. LeserInnen können sofort mitmachen und die wohltuenden Auswirkungen unmittelbar erleben.
Sie erhalten:
- Tipps für die konkrete Umsetzung
- eine angeleitete Achtsamkeitsübung zur Selbstwahrnehmung beim Zittern
- einen Schmerztest in Form einer Checkliste, der zur Selbstdokumentation dient
Dieses Buch richtet sich an:
- Menschen mit Rückenschmerzen
- PsychotherapeutInnen
- PhysiotherapeutInnen und OsteopathInnen
- ÄrztInnen und HeilpraktikerInnen
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
3. Zittern will trainiert sein –
die Vorbereitung
Die Vorübungen – Zielsetzung und Herkunft
Die FSR-Vorübungen unterstützen und lösen aktiv die genetisch vorhandene Selbstregulationskompetenz des Körpers, das unwillkürliche neurogene Zittern aus. Den Zittermechanismus, der dazu führt, dass die verspannten und schmerzhaften Rückenregionen entspannter, beweglicher und schmerzfreier werden. Aufwärmen, lockern, dehnen Spannung aufbauen, und los geht es mit dem Zittern. Nach diesem Prinzip funktioniert das FSR-Trainingsprinzip, und die Vorübungen sind entsprechend ausgewählt. Die Übungskette orientiert sich an den klassischen vier Trainingsprinzipien der allgemeinen Fasziengymnastik: A. Bewegen und Mobilisieren B. Formen und Dehnen C. Versorgen und Beleben D. Spüren und Kommunizieren. Diese Trainingsprinzipien unterscheiden sich, gehören aber zusammen. Auf diese Weise werden sämtliche Typen von Fasziengewebe, auch die in den tieferen Schichten und in übergreifenden myofaszialen Ketten stimuliert (vgl. Schleip 2014, S. 89). Zur Vorbereitung des Zitterns findet ein einfaches, leichtes Aufwärmtraining statt. Muskel- und Fasziengewebe werden gelockert und gedehnt, bevor aktiv Spannung aufgebaut wird. Einige Vorübungen aktivieren und mobilisieren gezielt über das myofasziale Leitbahnensystem (S. 149). Andere Vorübungen mobilisieren die häufig verhärteten und schmerzhaften Rückenregionen rund um die große Rückenfaszie und Schulter-Nackenfaszie. Eine zentrale Rolle bei den Vorübungen spielt der Psoas-Muskel (s. Kap. 7, S. 176). Einige Übungen lockern, dehnen und mobilisieren ihn, andere setzen Spannungsimpulse an der Psoas-Muskulatur. Das Lösen der Spannungsenergie in der großen Rückenfaszie mobilisiert den Psoas-Muskel, die dort gelöste Energie mittels neurogenen Zitterns löst unwillkürliche Bewegungen aus, die in den Ober- und Unterkörper übergehen. Das ist die Absicht der Faszien-Stress-Release Arbeit, regelmäßiges Training und Zittern beansprucht und entlastet das Fasziengewebe gleichzeitig. Probleme des Bewegungsapparates können zitternd behoben werden. Zittern können wir. Das müssen wir nicht lernen – doch wir müssen es uns erlauben. Was wir wieder erlernen müssen, ist Vertrauen. Unserem Körper vertrauen und erlauben, das Zittern im Körper entstehen zu lassen. Am einfachsten gelingt es, wenn wir uns dabei freundlich und wohlwollend begegnen. Woher kommen die Übungen?
Die grundlegenden Übungen, die in Kapitel 4 beschrieben werden, stammen aus der altindischen Gymnastik – Yoga, Qigong, Tai-Chi und weiteren asiatischen Künsten. Aus dem Bewegungskonzept des funktionellen Trainings stammen darüber hinaus Dehn- und Mobilisationsmöglichkeiten für den Stressmuskel Ileo Psoas – den Hüftbeugemuskel. Das Wissen über die Faszien ist in den letzten Jahren in viele Sport- und Therapieprogramme eingeflossen. Damit können heute »alte« Übungen in ihrer Wirkungsweise erstmalig interpretiert und gezielt eingesetzt werden. Die FSR-Übungen sind in enger Zusammenarbeit mit Orthopäden, Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten, Schmerztherapeuten und Osteopathen ausgewählt und angepasst worden. Sie folgen der Wirkungshypothese, dass über die gezielte Mobilisation entlang der myofaszialen Leitbahnen die dort überschüssige gespeicherte Stressenergie gezielt mobilisiert und besser gelöst wird und darüber der Körper in passive Bewegung kommt. Ganz einfach, fast wie von selbst. Jeder Mensch kann zittern. Sie müssen es nicht lernen. Sie können es! Sie geben einen Startimpuls und lassen Ihren Körper einfach machen. Der Körper weiß, was gut für ihn ist. Vertrauen Sie ihm. Die FSR-Übungen stoßen lediglich den in uns genetisch angelegten Selbstregulationsmechanismus an und ermöglichen so einen körpereigenen Heilungsprozess. Wichtig ist, dass Sie sich zu jedem Zeitpunkt wohlfühlen und ein Gefühl von Sicherheit für Sie wahrnehmbar ist. Was Sie im Moment erleben, soll angenehm für Sie sein und vor allem keine neuen Schmerzen auslösen. Ihr Körper schüttelt, und Sie sind in Ihrer Gedankenwelt unterwegs. Es fallen Ihnen alte Situationen ein, es tauchen Erinnerungen auf, die Sie mit dem aktuellen Schütteln verbinden. Ihre Gedanken sind aber vielleicht gerade bei der Planung eines neuen Projektes, oder Sie überlegen, was Sie gleich einkaufen müssen, um das Abendessen zuzubereiten. Das ist alles in Ordnung. Ihr Körper schüttelt, und Sie sind in Ihre Gefühlswelt eingetaucht. Unterschiedlichste Gefühle können beim Üben entstehen. Egal welcher Art sie sind: Ist Ihr Erleben mit den Gefühlen für Sie angenehm? Manchmal kann Traurigkeit oder das Gefühl von Ärger und Wut sehr entlastend sein. Endlich kann ich es spüren, dem Gefühl Ausdruck verleihen, ihm Platz geben. Wenn es nicht so ist, dann nehmen Sie dies wahr und verändern Sie die Position Ihres Körpers so, dass es wieder angenehm wird. Oder ihr Körper schüttelt, und Sie beobachten ihn dabei. Sie sind in der Körperbeobachtung. Sie fühlen, was gerade passiert. Manchmal kann das eine oder andere sich schnell abwechseln. Oder Sie machen keine emotionalen Erfahrungen und fühlen nach den Übungen eine tiefe angenehme Entspannung. Auch das ist wunderbar und völlig in Ordnung. Egal auf welcher Ebene Sie sich befinden – vielleicht können Sie es nicht so klar zuordnen, wie ich es gerade grob skizziert habe –, auf den körperlichen Prozess hat das im Moment keinen Einfluss. Das Prinzip der absichtsvollen Absichtslosigkeit
Bevor Sie starten, stellen Sie sich bitte die Frage: Wozu möchte ich das Zittern für mich nutzen, was möchte ich lindern, auflösen, optimieren, verändern oder erhalten? Welche Absichten verfolge ich? Erst wenn Sie sich diese Fragen klar beantwortet haben, gilt das Prinzip der achtsamen Absichtslosigkeit. Bei FSR heißt das: aufhören mit dem Wollen. Sie sollten sich nicht vornehmen, hier oder dort zu zittern, sondern Ihren Körper einfach machen lassen. Ihr Körper macht das absolut Richtige, in jedem Augenblick. Entwickeln Sie Vertrauen, lassen Sie sich ins Staunen versetzen. Möglicherweise entdecken Sie bei dieser Arbeit alte Gedanken oder Verhaltensmuster, etwa: »… Wenn ich mich anstrenge, dann bringt es etwas …« »… ich habe solche Schmerzen, die sollen sich auflösen …, nur deswegen tue ich diese Arbeit …« »… jetzt schüttelt mein Körper ganz woanders als dort, wo ich es haben wollte …« Von solchen (möglicherweise tief verankerten) Denkmustern sollten Sie sich lösen. Vielleicht stellen Sie nach dem Üben fest, dass es auch ohne diese Absichten zu einer angenehmen Veränderung kommt – wie von selbst. Der Körper bestimmt den Takt. Er weiß, was an dieser Stelle für Sie nützlich ist, was Sie zulassen können, was gerade in diesem Moment das Beste für Sie ist. Nicht Sie müssen reflektieren, analysieren und dann sorgfältig entscheiden, nach dem Prinzip »… wenn – dann …«, sondern Sie dürfen einfach aufhören zu denken und es Ihrem Körper überlassen, was er gerade für gut befindet. Das heißt auch, sich von eigenen Vorstellungen und Konzepten ein Stück weit zu lösen und dem eigenen Körper zu vertrauen. Es ist eine willentliche Entscheidung, nicht zu wollen. Dieser freie Wille bringt uns dazu, diese Körperarbeit zu machen, er setzt den Prozess in Gang, und dieser freie Wille kann diesen Prozess jederzeit stoppen, dosieren, regulieren und jederzeit unterbrechen. Experimentieren Sie an dieser Stelle mit sich selbst. Wann und wie lange kann ich mich bei dieser Körperarbeit einfach dem Prozess, dieser körperlichen Erfahrung überlassen? Wo entstehen Absichten, Impulse, diesen Prozess zu kontrollieren und ihn zu beeinflussen – ihn anders haben zu wollen? Es ist wunderbar, wenn Sie das erkennen und wahrnehmen – freundlich und achtsam, absichtslos. Jetzt können Sie entscheiden: Handeln Sie nach diesen Impulsen, oder...